Literatur Schöne Lyrik
Liebe Bärbel,
die Selbsterkenntnis in dem von Dir eingestellten Gedicht von W. Busch ist einfach umwerfend!
LG Sirona
die Selbsterkenntnis in dem von Dir eingestellten Gedicht von W. Busch ist einfach umwerfend!
LG Sirona
Ruine Schloss Lubowitz
An meinem Geburtstage
War ein wunderschöner Garten,
Warm und herrlich aufgetan.
Lenz und Licht des Reisleins harrten,
Daß es wuchs zum Himmel an.
Wie die Blätter ringsum glühten
In der frohen Morgenzeit,
Alle Zweige voller Blüten,
Vögel sangen weit und breit!
Mittag kam, die Blätter hingen,
In dem Wipfel säuselt's kaum,
Wetter stiegen auf und gingen,
Stumm erwartend stand der Baum.
Jetzo sinkt die Abendröte,
Blüte fällt, es schweigt der Sang,
Und ich rausch' wie im Gebete
Mit den Zweigen: Gott sei Dank!
Joseph Freiherr von Eichendorff
War ein wunderschöner Garten,
Warm und herrlich aufgetan.
Lenz und Licht des Reisleins harrten,
Daß es wuchs zum Himmel an.
Wie die Blätter ringsum glühten
In der frohen Morgenzeit,
Alle Zweige voller Blüten,
Vögel sangen weit und breit!
Mittag kam, die Blätter hingen,
In dem Wipfel säuselt's kaum,
Wetter stiegen auf und gingen,
Stumm erwartend stand der Baum.
Jetzo sinkt die Abendröte,
Blüte fällt, es schweigt der Sang,
Und ich rausch' wie im Gebete
Mit den Zweigen: Gott sei Dank!
Joseph Freiherr von Eichendorff
Heute hat Joseph Freiherr von Eichendorff Geburtstag. Geboren ist er am 10.3.1788 in Ratibor/Oberschlesien, verstorben am 26. November 1857 in Neiße/Oberschesien.
Hier noch ein von Ulrich Mühe gesprochenes Gedicht
Roxanna
Der Welt Gesicht sind aller Welt Gesichter
Die Welt hat kein Gesicht von greifbarer Gestalt.
Vor einem Kind malt sie sich stolz und wie ein Held,
Vor einem Greise ohne Durst, wie tausendjährig Holz so alt,
Den Dummen quält die Welt stets kopfgestellt.
Dem Kühlen und dem Stummen ist sie kalt versteint,
Die Schwachen fühlen sie als Tränensack, der greint.
Dem Trotzigen ist sie voll Mühlen, gegen die er ficht,
Dem Gütigen stets wohlgemeint voll Schwergewicht,
Dem Richter ist sie ewiges Weltgericht.
Ein unwirklich und tief Gedicht ist sie dem Dichter,
Verliebten lieblos oder voller Liebe;
Der Welt Gesicht sind aller Welt Gesichter.
Max Dauthendey
Die Welt hat kein Gesicht von greifbarer Gestalt.
Vor einem Kind malt sie sich stolz und wie ein Held,
Vor einem Greise ohne Durst, wie tausendjährig Holz so alt,
Den Dummen quält die Welt stets kopfgestellt.
Dem Kühlen und dem Stummen ist sie kalt versteint,
Die Schwachen fühlen sie als Tränensack, der greint.
Dem Trotzigen ist sie voll Mühlen, gegen die er ficht,
Dem Gütigen stets wohlgemeint voll Schwergewicht,
Dem Richter ist sie ewiges Weltgericht.
Ein unwirklich und tief Gedicht ist sie dem Dichter,
Verliebten lieblos oder voller Liebe;
Der Welt Gesicht sind aller Welt Gesichter.
Max Dauthendey
Frühling
(Th. Fontane 1819 - 1898)
Nun ist er endlich kommen doch
in grünem Knospenschuh;
„er kam, er kam ja immer noch“,
die Bäume nicken sich’s zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuss auf Schuss;
im Garten der alte Apfelbaum,
er sträubt sich, aber er muß.
Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei,
es bangt und sorgt: „Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai.“
O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh:
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag’s auch du.
Die Kirschen in Nachbars Garten
Als Bübchen mit heißem Verlangen
Sah oft ich zum Nachbar hinein
Dort sah einen Kirschbaum ich prangen
Der lud mich zum Naschen ein
Die Kirschen ganz heimlich gestohlen
Was besseres wusst' ich mir kaum
Ich kroch durch den Zaun, sie zu holen
Und klettert' auf Nachbars Baum
Kaum konnt' ich die Stunde erwarten
Wo sich die Gelegenheit bot
Die Kirschen in Nachbars Garten
Die waren so süß und so rot
Die Kirschen in Nachbars Garten
Die waren so süß
Die waren so süß und so rot
In fremden Revieren zu pirschen
Das lernt' ich auf mancherlei Art
Die Liebe zu fremden Kirschen
Ward stärker je älter ich war
Bald liebt' ich ein Frauchen unsäglich
Ein leichtes und lustiges Blut
Ihr Männchen gar alt und gar kläglich
Vertrug frisches Obst nicht mehr gut
Kaum konnt' ich die Stunde erwarten
Wo sich die Gelegenheit bot
Die Kirschen in Nachbars Garten
Die waren so süß und so rot
Die Kirschen in Nachbars Garten
Die waren so süß
Die waren so süß und so rot
Längst hätt' ich ein Weibchen genommen
Nur eines beängstigte mich
Auch ich werde Nachbarn bekommen
Die grade so klug sind wie ich
Die wollen gleich mir sich erlaben
An Kirschen auf fremdem Revier
Doch ich mag keine Mitesser haben
Und sprach drum im Stillen zu mir
Ich will mit der Ehe noch warten
Ich weiß zu genau, was mir droht
Die Kirschen in Nachbars Garten
Die sind viel zu süß und zu rot
Die Kirschen in Nachbars Garten
Die sind viel zu süß
Die sind viel zu süß und zu rot
Autor: unbekannt
https://www.youtube.com/watch?v=P5rG9xaOilA
Als Bübchen mit heißem Verlangen
Sah oft ich zum Nachbar hinein
Dort sah einen Kirschbaum ich prangen
Der lud mich zum Naschen ein
Die Kirschen ganz heimlich gestohlen
Was besseres wusst' ich mir kaum
Ich kroch durch den Zaun, sie zu holen
Und klettert' auf Nachbars Baum
Kaum konnt' ich die Stunde erwarten
Wo sich die Gelegenheit bot
Die Kirschen in Nachbars Garten
Die waren so süß und so rot
Die Kirschen in Nachbars Garten
Die waren so süß
Die waren so süß und so rot
In fremden Revieren zu pirschen
Das lernt' ich auf mancherlei Art
Die Liebe zu fremden Kirschen
Ward stärker je älter ich war
Bald liebt' ich ein Frauchen unsäglich
Ein leichtes und lustiges Blut
Ihr Männchen gar alt und gar kläglich
Vertrug frisches Obst nicht mehr gut
Kaum konnt' ich die Stunde erwarten
Wo sich die Gelegenheit bot
Die Kirschen in Nachbars Garten
Die waren so süß und so rot
Die Kirschen in Nachbars Garten
Die waren so süß
Die waren so süß und so rot
Längst hätt' ich ein Weibchen genommen
Nur eines beängstigte mich
Auch ich werde Nachbarn bekommen
Die grade so klug sind wie ich
Die wollen gleich mir sich erlaben
An Kirschen auf fremdem Revier
Doch ich mag keine Mitesser haben
Und sprach drum im Stillen zu mir
Ich will mit der Ehe noch warten
Ich weiß zu genau, was mir droht
Die Kirschen in Nachbars Garten
Die sind viel zu süß und zu rot
Die Kirschen in Nachbars Garten
Die sind viel zu süß
Die sind viel zu süß und zu rot
Autor: unbekannt
https://www.youtube.com/watch?v=P5rG9xaOilA
Ach ja, die Kirschen in Nachbars Garten. Wie oft hat man dieses von Peter Alexander gesungene Lied vor langer, langer Zeit im Rundfunk gehört. Hier wird auf eine liebenswerte und schelmische Weise ein Seitensprung thematisiert.
Milan, diese nostalgische Erinnerung hat irgendwie gut getan.
LG Sirona
Milan, diese nostalgische Erinnerung hat irgendwie gut getan.
LG Sirona
Nur einmal bringt des Jahres Lauf
Nur einmal bringt des Jahres Lauf
uns Lenz und Lerchenlieder.
Nur einmal blüht die Rose auf,
und dann verwelkt sie wieder;
nur einmal gönnt uns das Geschick
so jung zu sein auf Erden:
Hast du versäumt den Augenblick,
jung wirst du nie mehr werden.
Drum lass von der gemachten Pein
um nie gefühlte Wunden!
Der Augenblick ist immer dein,
doch rasch entfliehn die Stunden.
Und wer als Greis im grauen Haar
vom Schmerz noch nicht genesen,
der ist als Jüngling auch fürwahr
nie jung und frisch gewesen.
Nur einmal blüht die Jugendzeit
und ist so bald entschwunden;
und wer nur lebt vergangnem Leid,
wird nimmermehr gesunden.
Verjüngt sich denn nicht auch Natur
stets neu im Frühlingsweben?
Sei jung und blühend einmal nur,
doch das durchs ganze Leben!
Richard von Wilpert
Nur einmal bringt des Jahres Lauf
uns Lenz und Lerchenlieder.
Nur einmal blüht die Rose auf,
und dann verwelkt sie wieder;
nur einmal gönnt uns das Geschick
so jung zu sein auf Erden:
Hast du versäumt den Augenblick,
jung wirst du nie mehr werden.
Drum lass von der gemachten Pein
um nie gefühlte Wunden!
Der Augenblick ist immer dein,
doch rasch entfliehn die Stunden.
Und wer als Greis im grauen Haar
vom Schmerz noch nicht genesen,
der ist als Jüngling auch fürwahr
nie jung und frisch gewesen.
Nur einmal blüht die Jugendzeit
und ist so bald entschwunden;
und wer nur lebt vergangnem Leid,
wird nimmermehr gesunden.
Verjüngt sich denn nicht auch Natur
stets neu im Frühlingsweben?
Sei jung und blühend einmal nur,
doch das durchs ganze Leben!
Richard von Wilpert
Summa Summarum
Wilh. Busch
Sag, wie wär es, alter Schragen,
wenn du mal die Brille putztest,
um ein wenig nachzuschlagen,
wie du deine Zeit benutztest.
Oft wohl hätten dich so gerne
weiche Arme weich gebettet;
doch du standest kühl von ferne,
unbewegt, wie angekettet.
Oft wohl kam′s, dass du die schöne
Zeit vergrimmtest und vergrolltest,
nur weil diese oder jene
nicht gewollt, so wie du wolltest.
Demnach hast du dich vergebens
meistenteils herumgetrieben;
denn die Summe unsres Lebens
sind die Stunden, wo wir lieben.
Heute, am Geburtstag von Friedrich Hölderlin (20.3.1970 - 7.6.1843), hier zwei seiner Werke
Sei froh! Du hast das gute Los erkoren,
Denn tief und treu ward eine Seele dir;
Der Freunde Freund zu sein, bist du geboren,
Dies zeugen dir am Feste wir.
Und selig, wer im eignen Hause Frieden,
Wie du, und Lieb und Fülle sieht und Ruh;
Manch Leben ist, wie Licht und Nacht, verschieden,
In goldner Mitte wohnest du.
Dir glänzt die Sonn in wohlgebauter Halle,
Am Berge reift die Sonne dir den Wein,
Und immer glücklich führt die Güter alle
Der kluge Gott dir aus und ein.
Und Kind gedeiht, und Mutter um den Gatten,
Und wie den Wald die goldne Wolke krönt,
So seid auch ihr um ihn, geliebte Schatten!
Ihr Seligen, an ihn gewöhnt!
O seid mit ihm! denn Wolk und Winde ziehen
Unruhig öfters über Land und Haus,
Doch ruht das Herz bei allen Lebensmühen
Im heilgen Angedenken aus.
Und sieh! aus Freude sagen wir von Sorgen;
Wie dunkler Wein, erfreut auch ernster Sang;
Das Fest verhallt, und jedes gehet morgen
Auf schmaler Erde seinen Gang.
Johann Christian Friedrich Hölderlin
(deutscher evangelischer Theologe, Dramatiker und Lyriker (begann ab 1841 seine Gedichte mit ›Scardanelli‹ zu unterzeichnen)
Denn tief und treu ward eine Seele dir;
Der Freunde Freund zu sein, bist du geboren,
Dies zeugen dir am Feste wir.
Und selig, wer im eignen Hause Frieden,
Wie du, und Lieb und Fülle sieht und Ruh;
Manch Leben ist, wie Licht und Nacht, verschieden,
In goldner Mitte wohnest du.
Dir glänzt die Sonn in wohlgebauter Halle,
Am Berge reift die Sonne dir den Wein,
Und immer glücklich führt die Güter alle
Der kluge Gott dir aus und ein.
Und Kind gedeiht, und Mutter um den Gatten,
Und wie den Wald die goldne Wolke krönt,
So seid auch ihr um ihn, geliebte Schatten!
Ihr Seligen, an ihn gewöhnt!
O seid mit ihm! denn Wolk und Winde ziehen
Unruhig öfters über Land und Haus,
Doch ruht das Herz bei allen Lebensmühen
Im heilgen Angedenken aus.
Und sieh! aus Freude sagen wir von Sorgen;
Wie dunkler Wein, erfreut auch ernster Sang;
Das Fest verhallt, und jedes gehet morgen
Auf schmaler Erde seinen Gang.
Johann Christian Friedrich Hölderlin
(deutscher evangelischer Theologe, Dramatiker und Lyriker (begann ab 1841 seine Gedichte mit ›Scardanelli‹ zu unterzeichnen)
Frühlings Ankunft
(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben)
Grüner Schimmer spielet wieder
drüben über Wies' und Feld.
Frohe Hoffnung senkt sich nieder
auf die stumme trübe Welt.
Ja, nach langen Winterleiden
kehrt der Frühling uns zurück,
will die Welt in Freude kleiden,
will uns bringen neues Glück.
Seht, ein Schmetterling als Bote
zieht einher in Frühlingstracht,
meldet uns, dass alles Tote
nun zum Leben auferwacht.
Nur die Veilchen schüchtern wagen
aufzuschau'n zum Sonnenschein;
ist es doch, als ob sie fragen:
»Sollt' es denn schon Frühling sein?«
Seht, wie sich die Lerchen schwingen
in das blaue Himmelszelt!
Wie sie schwirren, wie sie singen
über uns herab ins Feld!
Alles Leid entflieht auf Erden
vor des Frühlings Freud' und Lust –
nun, so soll's auch Frühling werden,
Frühling auch in unsrer Brust!