Literatur Schöne Lyrik
Zum Neuen Jahr
Zwischen dem Alten,
Zwischen dem Neuen
Hier uns zu freuen,
Schenkt uns das Glück,
Und das Vergangne
Heißt mit Vertrauen
Vorwärts zu schauen,
Schauen zurück.
Stunden der Plage,
Leider, sie scheiden
Treue von Leiden,
Liebe von Lust;
Bessere Tage
Sammlen uns wieder,
Heitere Lieder
Stärken die Brust.
Leiden und Freuden,
Jener verschwundnen,
Sind die Verbundnen
Fröhlich gedenk.
O des Geschickes
Seltsamer Windung!
Alte Verbindung,
Neues Geschenk!
Dankt es dem regen,
Wogenden Glücke,
Dankt dem Geschicke
Männiglich Gut;
Freut euch des Wechsels
Heiterer Triebe,
Offener Liebe,
Heimlicher Glut!
Andere schauen
Deckende Falten
Über dem Alten
Traurig und scheu:
Aber uns leuchtet
Freundliche Treue;
Sehet, das Neue
Findet uns neu.
So wie im Tanze
Bald sich verschwindet,
Wieder sich findet
Liebendes Paar:
So durch des Lebens
Wirrende Beugung
Führe die Neigung
Uns in das Jahr!
Johann Wolfgang von Goethe
Zwischen dem Alten,
Zwischen dem Neuen
Hier uns zu freuen,
Schenkt uns das Glück,
Und das Vergangne
Heißt mit Vertrauen
Vorwärts zu schauen,
Schauen zurück.
Stunden der Plage,
Leider, sie scheiden
Treue von Leiden,
Liebe von Lust;
Bessere Tage
Sammlen uns wieder,
Heitere Lieder
Stärken die Brust.
Leiden und Freuden,
Jener verschwundnen,
Sind die Verbundnen
Fröhlich gedenk.
O des Geschickes
Seltsamer Windung!
Alte Verbindung,
Neues Geschenk!
Dankt es dem regen,
Wogenden Glücke,
Dankt dem Geschicke
Männiglich Gut;
Freut euch des Wechsels
Heiterer Triebe,
Offener Liebe,
Heimlicher Glut!
Andere schauen
Deckende Falten
Über dem Alten
Traurig und scheu:
Aber uns leuchtet
Freundliche Treue;
Sehet, das Neue
Findet uns neu.
So wie im Tanze
Bald sich verschwindet,
Wieder sich findet
Liebendes Paar:
So durch des Lebens
Wirrende Beugung
Führe die Neigung
Uns in das Jahr!
Johann Wolfgang von Goethe
Alles still !
Alles still! Es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.
Alles still! Vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.
Alles still! Die Dorfeshütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.
Alles still! Nichts hör ich klopfen
Als mein Herze durch die Nacht -
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte Winterpracht.
Theodor Fontane (1819-1898)
Der Wegweiser – Winterreise
Wilhelm Müller (1794 – 1827)
Was vermeid ich denn die Wege,
wo die andren Wandrer gehn,
suche mir versteckte Stege
durch verschneite Felsenhöhn?
Habe ja doch nichts begangen,
daß ich Menschen sollte scheun –
welch ein törichtes Verlangen
treibt mich in die Wüstenein?
Weiser stehen auf den Straßen,
weisen auf die Städte zu,
und ich wandre sonder Maßen,
ohne Ruh, und suche Ruh.
Einen Weiser seh ich stehen
unverrückt vor meinem Blick;
eine Straße muß ich gehen,
die noch keiner ging zurück.
(vertont Franz Schubert)
Wilhelm Müller (1794 – 1827)
Was vermeid ich denn die Wege,
wo die andren Wandrer gehn,
suche mir versteckte Stege
durch verschneite Felsenhöhn?
Habe ja doch nichts begangen,
daß ich Menschen sollte scheun –
welch ein törichtes Verlangen
treibt mich in die Wüstenein?
Weiser stehen auf den Straßen,
weisen auf die Städte zu,
und ich wandre sonder Maßen,
ohne Ruh, und suche Ruh.
Einen Weiser seh ich stehen
unverrückt vor meinem Blick;
eine Straße muß ich gehen,
die noch keiner ging zurück.
(vertont Franz Schubert)
(Otto Nowak 1910)
Gute Nacht - Die Winterreise
Müller Wilhelm (1794 – 1827)
vertont: Franz Schubert
Fremd bin ich eingezogen,
fremd zieh' ich wieder aus.
Der Mai war mir gewogen
mit manchem Blumenstrauß.
Das Mädchen sprach von Liebe,
die Mutter gar von Eh', -
nun ist die Welt so trübe,
der Weg gehüllt in Schnee.
Ich kann zu meiner Reisen
nicht wählen mit der Zeit,
muss selbst den Weg mir weisen
in dieser Dunkelheit.
Es zieht ein Mondenschatten
als mein Gefährte mit,
und auf den weißen Matten
such' ich des Wildes Tritt.
Was soll ich länger weilen,
dass man mich trieb hinaus?
Lass irre Hunde heulen
vor ihres Herren Haus;
die Liebe liebt das Wandern -
Gott hat sie so gemacht -
von einem zu dem andern.
Fein Liebchen, gute Nacht!
Will dich im Traum nicht stören,
wär schad' um deine Ruh',
sollst meinen Tritt nicht hören -
sacht, sacht die Türe zu!
Schreib' im Vorübergehen
ans Tor dir: Gute Nacht,
damit du mögest sehen,
an dich hab' ich gedacht.
Gefror'ne Tränen – Die Winterreise
Wilhelm Müller (1794 – 1827)
vertont: Franz Schubert
Gefrorne Tropfen fallen
von meinen Wangen ab:
ob es mir denn entgangen,
daß ich geweinet hab' ?
Ei Tränen, meine Tränen,
und seid ihr gar so lau,
daß ihr erstarrt zu Eise
wie kühler Morgentau?
Und dringt doch aus der Quelle
der Brust so glühend heiß,
als wolltet ihr zerschmelzen
des ganzen Winters Eis!
Wilhelm Müller (1794 – 1827)
vertont: Franz Schubert
Gefrorne Tropfen fallen
von meinen Wangen ab:
ob es mir denn entgangen,
daß ich geweinet hab' ?
Ei Tränen, meine Tränen,
und seid ihr gar so lau,
daß ihr erstarrt zu Eise
wie kühler Morgentau?
Und dringt doch aus der Quelle
der Brust so glühend heiß,
als wolltet ihr zerschmelzen
des ganzen Winters Eis!
Die Zeit geht nicht
Gottfried Keller (1819-1890)
Die Zeit geht nicht, sie stehet still,
wir ziehen durch sie hin;
sie ist eine Karawanserei,
wir sind die Pilger drin.
Ein Etwas, form- und farbenlos,
das nur Gestalt gewinnt,
wo ihr drin auf und nieder taucht,
bis wieder ihr zerrinnt.
Es blitzt ein Tropfen Morgentau
im Strahl des Sonnenlichts –
ein Tag kann eine Perle sein
und hundert Jahre – nichts!
Es ist ein weisses Pergament
die Zeit, und jeder schreibt
mit seinem besten Blut darauf,
bis ihn der Strom vertreibt.
An dich, du wunderbare Welt,
du Schönheit ohne End,
schreib ich 'nen kurzen Liebesbrief
auf dieses Pergament.
Froh bin ich, dass ich aufgetaucht
in deinem runden Kranz;
zum Dank trüb ich die Quelle nicht
und lobe deinen Glanz!
Guter Mond, du gehst so stille
Guter Mond, du gehst so stille
Durch die Abendwolken hin.
Deines Schöpfers weiser Wille
Hieß auf jene Bahn dich zieh'n.
Leuchte freundlich jedem Müden
In das stille Kämmerlein
Und dein Schimmer gieße Frieden
Ins bedrängte Herz hinein!
Guter Mond, o gieße Frieden
In das arme Menschenherz.
Wende von dem Schmerz hienieden
Uns're Seele himmelwärts.
Mild und freundlich schaust du nieder
Von des Himmels blauem Zelt,
Und es tönen unsre Lieder
Hell hinauf zum Herrn der Welt.
Guter Mond du wandelst leise
An dem blauen Himmelszelt,
Wo dich Gott zu seinem Preise
Hat als Leuchte hingestellt
Blicke traulich zu uns nieder
Durch die Nacht aufs Erdenrund.
Als ein treuer Menschenhüter
Tust du Gottes Liebe kund.
Guter Mond, du gehst so stille
In den Abendwolken hin,
Bist so ruhig, und ich fühle,
Dass ich ohne Ruhe bin.
Traurig folgen meine Blicke
Deiner stillen, heitern Bahn.
O wie hart ist mein Geschicke,
Dass ich dir nicht folgen kann.
Guter Mond, dir will ich's sagen,
Was mein banges Herze kränkt,
Und an wen mit bittren Klagen
Die betrübte Seele denkt!
Guter Mond, du kannst es wissen,
Weil du so verschwiegen bist,
Warum meine Tränen fließen
Und mein Herz so traurig ist.
Ach, daß auch in uns're Herzen
Himmelsruhe zöge ein,
Dass wir immer frei von Schmerzen,
Stets zufrieden möchten sein!
Sanft umströmet uns dein Schimmer,
Klarer milder Mondenschein
Menschenherz, o dass du immer
Wärst wie dieses Licht so rein!
Karl Enslin (1819-1875)
Guter Mond, du gehst so stille
Durch die Abendwolken hin.
Deines Schöpfers weiser Wille
Hieß auf jene Bahn dich zieh'n.
Leuchte freundlich jedem Müden
In das stille Kämmerlein
Und dein Schimmer gieße Frieden
Ins bedrängte Herz hinein!
Guter Mond, o gieße Frieden
In das arme Menschenherz.
Wende von dem Schmerz hienieden
Uns're Seele himmelwärts.
Mild und freundlich schaust du nieder
Von des Himmels blauem Zelt,
Und es tönen unsre Lieder
Hell hinauf zum Herrn der Welt.
Guter Mond du wandelst leise
An dem blauen Himmelszelt,
Wo dich Gott zu seinem Preise
Hat als Leuchte hingestellt
Blicke traulich zu uns nieder
Durch die Nacht aufs Erdenrund.
Als ein treuer Menschenhüter
Tust du Gottes Liebe kund.
Guter Mond, du gehst so stille
In den Abendwolken hin,
Bist so ruhig, und ich fühle,
Dass ich ohne Ruhe bin.
Traurig folgen meine Blicke
Deiner stillen, heitern Bahn.
O wie hart ist mein Geschicke,
Dass ich dir nicht folgen kann.
Guter Mond, dir will ich's sagen,
Was mein banges Herze kränkt,
Und an wen mit bittren Klagen
Die betrübte Seele denkt!
Guter Mond, du kannst es wissen,
Weil du so verschwiegen bist,
Warum meine Tränen fließen
Und mein Herz so traurig ist.
Ach, daß auch in uns're Herzen
Himmelsruhe zöge ein,
Dass wir immer frei von Schmerzen,
Stets zufrieden möchten sein!
Sanft umströmet uns dein Schimmer,
Klarer milder Mondenschein
Menschenherz, o dass du immer
Wärst wie dieses Licht so rein!
Karl Enslin (1819-1875)
Die Winterreise – Erstarrung
Wilhelm Müller (1794 – 1827)
Vertont: Franz Schubert
Ich such' im Schnee vergebens
nach ihrer Tritte Spur,
wo sie an meinem Arme
durchstrich die grüne Flur.
Ich will den Boden küssen,
durchdringen Eis und Schnee
mit meinen heißen Tränen,
bis ich die Erde seh'.
Wo find' ich eine Blüte,
wo find' ich grünes Gras ?
Die Blumen sind erstorben,
der Rasen sieht so blaß.
Soll denn kein Angedenken
ich nehmen mit von hier ?
Wenn meine Schmerzen schweigen,
wer sagt mir dann von ihr?
Mein Herz ist wie erstorben,
kalt starrt ihr Bild darin;
schmilzt je das Herz mir wieder,
fließt auch ihr Bild dahin !
Liebe Roxanna, das von Dir eingestellte Gedicht haben wir früher oft im Schulchor gesungen. Schöne Erinnerung an längst vergangene Zeiten, sie kommen nie wieder. (Seufz)
Der Blick
Schaust Du mich aus Deinen Augen
lächelnd wie aus Himmeln an,
fühl´ ich wohl, daß keine Lippe
solche Sprache führen kann.
Könnte sie´s auch wörtlich sagen
was dem Herzen tief entquillt,
still den Augen aufgetragen
wird es süßer nur erfüllt.
Und ich seh´ des Himmels Quelle,
die mir lang verschlossen war,
wie sie bricht in reinster Helle
aus dem reinsten Augenpaar.
Und ich öffne still im Herzen
alles, alles diesem Blick.
Und den Abgrund meiner Schmerzen
füllt er strömend aus mit Glück.
Joseph Freiherr von Eichendorff
Schaust Du mich aus Deinen Augen
lächelnd wie aus Himmeln an,
fühl´ ich wohl, daß keine Lippe
solche Sprache führen kann.
Könnte sie´s auch wörtlich sagen
was dem Herzen tief entquillt,
still den Augen aufgetragen
wird es süßer nur erfüllt.
Und ich seh´ des Himmels Quelle,
die mir lang verschlossen war,
wie sie bricht in reinster Helle
aus dem reinsten Augenpaar.
Und ich öffne still im Herzen
alles, alles diesem Blick.
Und den Abgrund meiner Schmerzen
füllt er strömend aus mit Glück.
Joseph Freiherr von Eichendorff
Liebe Sirona,
zur Zeit werfe ich auch so manchen Blick nach hinten. Man weiß nicht wo die Jahre geblieben sind. Wie gut, dass es schöne Erinnerungen gibt.
Herzliche Grüße
Roxanna