Literatur Schöne Lyrik
Milan, das ist aber makaber. Immerhin typisch Loriot!
Sirona
Sirona
Und hier noch einmal Rilke mit meinem Lieblingsgedicht:
Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben!
Sie zu halten, wäre das Problem.
Denn, wen ängstigts nicht: wo ist ein Bleiben,
wo ein endlich Sein in alledem? -
Sieh, der Tag verlangsamt sich, entgegen
jenem Raum, der ihn nach Abend nimmt:
Aufstehn wurde Stehn, und Stehn wird Legen,
und das willig Liegende verschwimmt -
Berge ruhn, von Sternen überprächtigt; -
aber auch in ihnen flimmert Zeit.
Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt
obdachlos die Unvergänglichkeit.
Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben!
Sie zu halten, wäre das Problem.
Denn, wen ängstigts nicht: wo ist ein Bleiben,
wo ein endlich Sein in alledem? -
Sieh, der Tag verlangsamt sich, entgegen
jenem Raum, der ihn nach Abend nimmt:
Aufstehn wurde Stehn, und Stehn wird Legen,
und das willig Liegende verschwimmt -
Berge ruhn, von Sternen überprächtigt; -
aber auch in ihnen flimmert Zeit.
Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt
obdachlos die Unvergänglichkeit.
https://www.youtube.com/watch?v=BM-VBqCToDc
Aus urheberrechtlichen Gründen nur dieser Link.
Eeinen schönen 2. Advent wünscht Euch derMilan
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Von 2014 aber immer noch güldig.
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Von 2014 aber immer noch güldig.
Eeinen schönen 2. Advent wünscht Euch derMilan
Wie wenn das Leben wär ....
Theodor Storm (1817 – 1888)
Wie wenn das Leben wär nichts andres
als das Verbrennen eines Lichts!
Verloren geht kein einzig Teilchen,
jedoch wir selber gehn ins Nichts!
Denn was wir Leib und Seele nennen,
so fest in eins gestaltet kaum,
es löst sich auf in Tausendteilchen
und wimmelt durch den öden Raum.
Es waltet stets dasselbe Leben,
Natur geht ihren ew'gen Lauf;
in tausend neu erschaffnen Wesen
stehn diese tausend Teilchen auf.
Das Wesen aber ist verloren,
das nur durch ihren Bund bestand,
wenn nicht der Zufall die verstäubten
aufs neu zu einem Sein verband.
Theodor Storm (1817 – 1888)
Wie wenn das Leben wär nichts andres
als das Verbrennen eines Lichts!
Verloren geht kein einzig Teilchen,
jedoch wir selber gehn ins Nichts!
Denn was wir Leib und Seele nennen,
so fest in eins gestaltet kaum,
es löst sich auf in Tausendteilchen
und wimmelt durch den öden Raum.
Es waltet stets dasselbe Leben,
Natur geht ihren ew'gen Lauf;
in tausend neu erschaffnen Wesen
stehn diese tausend Teilchen auf.
Das Wesen aber ist verloren,
das nur durch ihren Bund bestand,
wenn nicht der Zufall die verstäubten
aufs neu zu einem Sein verband.
Storm war kein Kirchengläubiger, dennoch hegte er die Hoffnung dass das Leben in irgendeiner Form weitergehen wird.
LG Sirona
Eine Welke
Leicht, wie nach ihrem Tode
trägt sie die Handschuh, das Tuch.
Ein Duft aus ihrer Kommode
verdrängte den lieben Geruch,
an dem sie sich früher erkannte.
Jetzt fragt sie lange nicht, wer
sie sei (: eine ferne Verwandte),
und geht in Gedanken umher
und sorgt für ein ängstliches Zimmer,
das sie ordnet und schont,
weil es vielleicht noch immer
dasselbe Mädchen bewohnt.
Rainer Maria Rilke
Leicht, wie nach ihrem Tode
trägt sie die Handschuh, das Tuch.
Ein Duft aus ihrer Kommode
verdrängte den lieben Geruch,
an dem sie sich früher erkannte.
Jetzt fragt sie lange nicht, wer
sie sei (: eine ferne Verwandte),
und geht in Gedanken umher
und sorgt für ein ängstliches Zimmer,
das sie ordnet und schont,
weil es vielleicht noch immer
dasselbe Mädchen bewohnt.
Rainer Maria Rilke
Winter
Winter ist es wieder geworden,
tief umhüllt uns der Schatten der Nacht;
Weiter,weiter nach einem neuen Morgen
zieht es uns mit aller Macht.
Zurück bleiben die lauen Tage,
die uns beglückt und erfreut -
brachten Müh`, Not uns und Sorge,
Mensch, vergiß nicht, es ist heut`.
Ähnlich wie die Jahreszeiten läuft das Alter,
nur langsamer,wiederstrebender,
jedoch ohne Rast und Ruh,
strebt der Lebensuhr kleiner Zeiger
weiter der ewigen Heimat zu.
Verfasser unbekannt.
Winter ist es wieder geworden,
tief umhüllt uns der Schatten der Nacht;
Weiter,weiter nach einem neuen Morgen
zieht es uns mit aller Macht.
Zurück bleiben die lauen Tage,
die uns beglückt und erfreut -
brachten Müh`, Not uns und Sorge,
Mensch, vergiß nicht, es ist heut`.
Ähnlich wie die Jahreszeiten läuft das Alter,
nur langsamer,wiederstrebender,
jedoch ohne Rast und Ruh,
strebt der Lebensuhr kleiner Zeiger
weiter der ewigen Heimat zu.
Verfasser unbekannt.
Das arme Mädchen
Johann Ludwig Ambühl (1750 – 1800 Schweizer Verwaltungsbeamter und Schriftsteller)
Ich bin ein armes Mädchen,
nur sparsam täglich Brod
verdien' ich noch am Rädchen:
Doch klag ich keine Noth.
Seyd stille, stille, Sorgen!
Was soll das Bangen das?
Heut hab ich gnug, und morgen
giebt's wohl auch, wieder was.
Und ob dem blauen Himmel
wacht Gottes Vatersinn,
wenn ich schon im Getümmel
der Welt vergessen bin.
Er sieht aufs Würmchen nieder,
das zwischen Halmen klimmt:
Nur frisch und rasch ihr Glieder!
Mir ist es so bestimmt.
Die Reichen drückt auch Kummers
hat jedes seinen Theil!
Auf Arbeit folgt doch Schlummer;
währt alles nur ein' Weil.
Dann bringt man mich ins Bettchen,
gemacht aus Erde kühl;
drum rundum, rundum, Rädchen,
kannst dann auch ruhen viel.
Der Winter
Friedrich Hölderlin (1770 – 1843)
Wenn bleicher Schnee verschönert die Gefilde,
und hoher Glanz auf weiter Ebne blinkt,
so reizt der Sommer fern, und milde
naht sich der Frühling oft, indes die Stunde sinkt.
Die prächtige Erscheinung ist, die Luft ist feiner,
der Wald ist hell, es geht der Menschen keiner
auf Straßen, die zu sehr entlegen sind, die Stille machet
Erhabenheit, wie dennoch alles lachet.
Der Frühling scheint nicht mit der Blüten Schimmer
dem Menschen so gefallend, aber Sterne
sind an dem Himmel hell, man siehet gerne
den Himmel fern, der ändert fast sich nimmer.
Die Ströme sind, wie Ebnen, die Gebilde
sind, auch zerstreut, erscheinender, die Milde
des Lebens dauert fort, der Städte Breite
erscheint besonders gut auf ungemeßner Weite.
Gemälde von Johann Joseph Sprick (1838)
„Lebt wohl“
Annette Droste von Hülshoff
Lebt wohl, es kann nicht anders sein!
Spannt flatternd eure Segel aus,
lasst mich in meinem Schloss allein,
im öden geisterhaften Haus.
Lebt wohl und nehmt mein Herz mit euch
und meinen letzten Sonnenstrahl;
er scheide, scheide nur sogleich,
denn scheiden muss er doch einmal.
Lasst mich an meines Sees Bord,
mich schaukelnd mit der Wellen Strich,
allein mit meinem Zauberwort,
dem Alpengeist und meinem Ich.
Verlassen, aber einsam nicht,
erschüttert, aber nicht zerdrückt,
solange noch das heil'ge Licht
auf mich mit Liebesaugen blickt.
Solange mir der frische Wald
aus jedem Blatt Gesänge rauscht,
aus jeder Klippe, jedem Spalt
befreundet mir der Elfe lauscht.
Solange noch der Arm sich frei
und waltend mir zum Äther streckt
und jedes wilden Geiers Schrei
in mir die wilde Muse weckt.
(Das Gedicht entstand nach dem Besuch des Ehepaars Schücking auf der Meersburg 1844)