Literatur Schöne Lyrik
Ah, liebe Roxanna, das geht ja mitten ins Herz. Wunderschön auch das passende Bild. Wer schon einmal an einem stillen See gesessen und auf die Naturgeräusche gelauscht hat, kann die Worte von Morgenstern nachempfinden.
LG Sirona
LG Sirona
Sommermorgen
Auf Bergeshöhen schneebedeckt,
Auf grünen Hügeln weitgestreckt
Erglänzt die Morgensonne;
Die tauerfrischten Zweige hebt
Der junge Buchenwald und bebt
Und bebt in Daseinswonne.
Es stürzt in ungestümer Lust
Herab aus dunkler Felsenbrust
Der Gießbach mit Getose,
Und blühend Leben weckt sein Hauch
Im stolzen Baum, im niedren Strauch,
In jedem zarten Moose.
Und drüben wo die Wiese liegt,
Im Blütenschmuck, da schwirrt und fliegt
Der Mücken Schwarm und Immen.
Wie sich's im hohen Grase regt
Und froh geschäftig sich bewegt,
Und summt mit feinen Stimmen.
Es steigt die junge Lerche frei
Empor gleich einem Jubelschrei
Im Wirbel ihrer Lieder.
Im nahen Holz der Kuckuck ruft,
Die Amsel segelt durch die Luft
Auf goldenem Gefieder.
O Welt voll Glanz und Sonnenschein,
O rastlos Werden, holdes Sein,
O höchsten Reichtums Fülle!
Und dennoch, ach - vergänglich nur
Und todgeweiht, und die Natur
Ist Schmerz in Schönheitshülle.
Marie von Ebner-Eschenbach
Auf Bergeshöhen schneebedeckt,
Auf grünen Hügeln weitgestreckt
Erglänzt die Morgensonne;
Die tauerfrischten Zweige hebt
Der junge Buchenwald und bebt
Und bebt in Daseinswonne.
Es stürzt in ungestümer Lust
Herab aus dunkler Felsenbrust
Der Gießbach mit Getose,
Und blühend Leben weckt sein Hauch
Im stolzen Baum, im niedren Strauch,
In jedem zarten Moose.
Und drüben wo die Wiese liegt,
Im Blütenschmuck, da schwirrt und fliegt
Der Mücken Schwarm und Immen.
Wie sich's im hohen Grase regt
Und froh geschäftig sich bewegt,
Und summt mit feinen Stimmen.
Es steigt die junge Lerche frei
Empor gleich einem Jubelschrei
Im Wirbel ihrer Lieder.
Im nahen Holz der Kuckuck ruft,
Die Amsel segelt durch die Luft
Auf goldenem Gefieder.
O Welt voll Glanz und Sonnenschein,
O rastlos Werden, holdes Sein,
O höchsten Reichtums Fülle!
Und dennoch, ach - vergänglich nur
Und todgeweiht, und die Natur
Ist Schmerz in Schönheitshülle.
Marie von Ebner-Eschenbach
Danke, liebe Sirona, für die schöne Rückmeldung.
LG
Roxanna
Du bist mein Mond
Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde;
Du sagst, du drehest dich um mich.
Ich weiß es nicht, ich weiß nur, daß ich werde
in meinen Nächten hell durch dich.
Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde;
sie sagen, du veränderst dich.
Allein du änderst nur die Lichtgebärde
und liebst mich unveränderlich.
Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde,
nur mein Erdenschatten hindert dich,
die Liebesfackel stets am Sonnenherde
zu zünden in der Nacht für mich.
Friedrich Rückert
Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde;
Du sagst, du drehest dich um mich.
Ich weiß es nicht, ich weiß nur, daß ich werde
in meinen Nächten hell durch dich.
Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde;
sie sagen, du veränderst dich.
Allein du änderst nur die Lichtgebärde
und liebst mich unveränderlich.
Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde,
nur mein Erdenschatten hindert dich,
die Liebesfackel stets am Sonnenherde
zu zünden in der Nacht für mich.
Friedrich Rückert
Ein Hund und eine Katze - Th. Fontane
Ein Hund und eine Katz’ verloren
schon früh die teuren Eltern beid’,
ein alter Freund mit langen Ohren
erbarmte sich der jungen Leut’.
Ein Esel war’s und beiden Seelen
mit gleicher Liebe zugetan;
die Pflegekinder zu vermählen,
das war von je sein Lieblingsplan.
Zwar sah er zwischen Hund und Katze
oft einen eingefleischten Hass,
doch hing er an dem alten Satze:
Im Ehestande gibt sich das.
Zwar sprach die Katz: „Oh Pflegevater,
lass ab, so du nicht Stein und Erz,
ich lieb’ des Nachbars schwarzen Kater,
und ihm allein gehört mein Herz.“
Es sprach der Hund: „Wohl fühl’ ich Minne,
so wahr als ich ein Pinscher bin.
Doch streben alle meine Sinne
nur nach der Bologneserin.
Umsonst! Trotz allem Widerstreben
und allem Flehn von Katz und Hund,
- der Esel war ein Esel eben -
bestand er auf den Ehebund.
Der Krieg ist da; nachts schleicht die Katze
zu Nachbars schwarzem Kater hin. –
Der Pinscher huldigt seinem Schatze,
der kleinen Bologneserin.
Ein Hund und eine Katz’ verloren
schon früh die teuren Eltern beid’,
ein alter Freund mit langen Ohren
erbarmte sich der jungen Leut’.
Ein Esel war’s und beiden Seelen
mit gleicher Liebe zugetan;
die Pflegekinder zu vermählen,
das war von je sein Lieblingsplan.
Zwar sah er zwischen Hund und Katze
oft einen eingefleischten Hass,
doch hing er an dem alten Satze:
Im Ehestande gibt sich das.
Zwar sprach die Katz: „Oh Pflegevater,
lass ab, so du nicht Stein und Erz,
ich lieb’ des Nachbars schwarzen Kater,
und ihm allein gehört mein Herz.“
Es sprach der Hund: „Wohl fühl’ ich Minne,
so wahr als ich ein Pinscher bin.
Doch streben alle meine Sinne
nur nach der Bologneserin.
Umsonst! Trotz allem Widerstreben
und allem Flehn von Katz und Hund,
- der Esel war ein Esel eben -
bestand er auf den Ehebund.
Der Krieg ist da; nachts schleicht die Katze
zu Nachbars schwarzem Kater hin. –
Der Pinscher huldigt seinem Schatze,
der kleinen Bologneserin.
Liebe Sirona,
das ist die Tragik des Lebens ! So gut wie nie bekommt man das, was man will und sich wünscht .
LG
Roxanna
das ist die Tragik des Lebens ! So gut wie nie bekommt man das, was man will und sich wünscht .
LG
Roxanna
Danke für Eure Lyrik !!![/b](Sylvie46)
Herzlich
Sylvie
Herzlich
Sylvie
Danke für Eure Lyrik !!![/b](Sylvie46)
Herzlich
Sylvie
Sylvie, zu Deinem wunderschönen Bild fand ich dieses Gedicht:
Die Bank des Alten
(Conrad Ferdinand Meyer 1825 - 1898)
Ich bin einmal in einem Tal gegangen,
das fern der Welt, dem Himmel nahe war,
durch das Gelände seiner Wiesen klangen
die Sensen rings der zweiten Mahd im Jahr.
Ich schritt durch eines Dörfchens stille Gassen.
Kein Laut. Vor einer Hütte saß allein
ein alter Mann, von seiner Kraft verlassen,
und schaute feiernd auf den Firneschein.
Zuweilen, in die Hand gelegt die Stirne,
seh ich den Himmel jenes Tales blaun,
den Müden seh ich wieder auf die Firne,
die nahen, selig klaren Firne schaun.
'S ist nur ein Traum. Wohl ist der Greis geschieden
aus dieser Sonne Licht, von Jahren schwer;
er schlummert wohl in seines Grabes Frieden
und seine Bank steht vor der Hütte leer.
Noch pulst mein Leben feurig. Wie den andern
kommt mir ein Tag, da mich die Kraft verrät;
dann will ich langsam in die Berge wandern
und suchen, wo die Bank des Alten steht.
(Conrad Ferdinand Meyer 1825 - 1898)
Ich bin einmal in einem Tal gegangen,
das fern der Welt, dem Himmel nahe war,
durch das Gelände seiner Wiesen klangen
die Sensen rings der zweiten Mahd im Jahr.
Ich schritt durch eines Dörfchens stille Gassen.
Kein Laut. Vor einer Hütte saß allein
ein alter Mann, von seiner Kraft verlassen,
und schaute feiernd auf den Firneschein.
Zuweilen, in die Hand gelegt die Stirne,
seh ich den Himmel jenes Tales blaun,
den Müden seh ich wieder auf die Firne,
die nahen, selig klaren Firne schaun.
'S ist nur ein Traum. Wohl ist der Greis geschieden
aus dieser Sonne Licht, von Jahren schwer;
er schlummert wohl in seines Grabes Frieden
und seine Bank steht vor der Hütte leer.
Noch pulst mein Leben feurig. Wie den andern
kommt mir ein Tag, da mich die Kraft verrät;
dann will ich langsam in die Berge wandern
und suchen, wo die Bank des Alten steht.
Sehnsucht
Es schienen so golden die Sterne,
Am Fenster ich einsam stand
Und hörte aus weiter Ferne
Ein Posthorn im stillen Land.
Das Herz mir im Leib entbrennte,
Da hab ich mir heimlich gedacht:
Ach, wer da mitreisen könnte
In der prächtigen Sommernacht!
Zwei junge Gesellen gingen
Vorüber am Bergeshang,
Ich hörte im Wandern sie singen
Die stille Gegend entlang:
Von schwindelnden Felsenschlüften,
Wo die Wälder rauschen so sacht,
Von Quellen, die von den Klüften
Sich stürzen in die Waldesnacht.
Sie sangen von Marmorbildern,
Von Gärten, die überm Gestein
In dämmernden Lauben verwildern,
Palästen im Mondenschein,
Wo die Mädchen am Fenster lauschen,
Wann der Lauten Klang erwacht
Und die Brunnen verschlafen rauschen
In der prächtigen Sommernacht. -
Joseph Freiherr von Eichendorff
Es schienen so golden die Sterne,
Am Fenster ich einsam stand
Und hörte aus weiter Ferne
Ein Posthorn im stillen Land.
Das Herz mir im Leib entbrennte,
Da hab ich mir heimlich gedacht:
Ach, wer da mitreisen könnte
In der prächtigen Sommernacht!
Zwei junge Gesellen gingen
Vorüber am Bergeshang,
Ich hörte im Wandern sie singen
Die stille Gegend entlang:
Von schwindelnden Felsenschlüften,
Wo die Wälder rauschen so sacht,
Von Quellen, die von den Klüften
Sich stürzen in die Waldesnacht.
Sie sangen von Marmorbildern,
Von Gärten, die überm Gestein
In dämmernden Lauben verwildern,
Palästen im Mondenschein,
Wo die Mädchen am Fenster lauschen,
Wann der Lauten Klang erwacht
Und die Brunnen verschlafen rauschen
In der prächtigen Sommernacht. -
Joseph Freiherr von Eichendorff
Freudvoll
Und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Langen
Und bangen
In schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt;
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.
Johann Wolfgang von Goethe
Und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Langen
Und bangen
In schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt;
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.
Johann Wolfgang von Goethe
Die Dummheit
O krieche lieber in ein waldig Tal,
Entzieh' dein Haupt des Tages holdem Strahl
Anstatt an Menschen dich heranzudrängen,
Die die Beschränktheit hält in ihren Fängen;
Auf Erden gibt es keine größre Qual,
Als von der Dummheit abzuhängen.
O hungre lieber, pflüge selber wacker,
Statt dich zu nähren von der Dummheit Acker;
Es ist, bei Gott! die häßlichste der Sünden,
Auf Dummheit seines Lebens Glück zu gründen.
Begib dich lieber in des Teufels Rachen,
Statt über Dumme dich zum Herrn zu machen;
Soweit verbrochen wird, gibt's kein Verbrechen,
Keins, dessen sich die Dummen nicht erfrechen.
Die Dummheit ist's, die ewigblinde Dirne,
Die Gottes Geißel so zu strafen liebt,
Daß sie ihr Freunde und Gebieter gibt,
Die stets das Dümmste hegen im Gehirne
Und Dummheit üben mit der frechsten Stirne.
Johann Fercher von Steinwand
(1828 - 1902), Pseudonym: Johann Kleinfercher, österreichischer Dichter und Lyriker
PS. Ich möchte damit keinen beleidigen.
Milan
O krieche lieber in ein waldig Tal,
Entzieh' dein Haupt des Tages holdem Strahl
Anstatt an Menschen dich heranzudrängen,
Die die Beschränktheit hält in ihren Fängen;
Auf Erden gibt es keine größre Qual,
Als von der Dummheit abzuhängen.
O hungre lieber, pflüge selber wacker,
Statt dich zu nähren von der Dummheit Acker;
Es ist, bei Gott! die häßlichste der Sünden,
Auf Dummheit seines Lebens Glück zu gründen.
Begib dich lieber in des Teufels Rachen,
Statt über Dumme dich zum Herrn zu machen;
Soweit verbrochen wird, gibt's kein Verbrechen,
Keins, dessen sich die Dummen nicht erfrechen.
Die Dummheit ist's, die ewigblinde Dirne,
Die Gottes Geißel so zu strafen liebt,
Daß sie ihr Freunde und Gebieter gibt,
Die stets das Dümmste hegen im Gehirne
Und Dummheit üben mit der frechsten Stirne.
Johann Fercher von Steinwand
(1828 - 1902), Pseudonym: Johann Kleinfercher, österreichischer Dichter und Lyriker
PS. Ich möchte damit keinen beleidigen.
Milan