Literatur Schöne Lyrik
Liebe Sirona,
schön dieses heitere Gedicht von Fontane . Und wie recht er hat. In der Natur relativiert sich vieles.
Eine gute Woche dir und allen Lesern, herzliche Grüße
Roxanna
schön dieses heitere Gedicht von Fontane . Und wie recht er hat. In der Natur relativiert sich vieles.
Eine gute Woche dir und allen Lesern, herzliche Grüße
Roxanna
Weiß die Natur noch den Ruck,
Da sich ein Teil der Geschöpfe
Abriss vom stetigen Stand?
Blumen, geduldig genug,
Hoben nur horchend die Köpfe,
Blieben im Boden gebannt.
Weil sie verzichteten auf
Gang und gewillte Bewegung,
Stehn sie so reich und so rein.
Ihren tiefinneren Lauf,
Voll von entzückter Erregung,
Holt kein Jagender ein.
Innere Wege zu tun
An der gebotenen Stelle,
Ist es nicht menschliches Los?
Anderes drängt den Taifun,
Anderes wächst mit der Welle, –
Uns sei Blume-sein groß.
aus Gedichten über Natur und Schöpfung
von Rainer Maria Rilke
Da sich ein Teil der Geschöpfe
Abriss vom stetigen Stand?
Blumen, geduldig genug,
Hoben nur horchend die Köpfe,
Blieben im Boden gebannt.
Weil sie verzichteten auf
Gang und gewillte Bewegung,
Stehn sie so reich und so rein.
Ihren tiefinneren Lauf,
Voll von entzückter Erregung,
Holt kein Jagender ein.
Innere Wege zu tun
An der gebotenen Stelle,
Ist es nicht menschliches Los?
Anderes drängt den Taifun,
Anderes wächst mit der Welle, –
Uns sei Blume-sein groß.
aus Gedichten über Natur und Schöpfung
von Rainer Maria Rilke
Was mag Hesse bewogen haben, diese Worte niederzuschreiben? Mit Sicherheit hat jeder Mensch bittere Stunden in seinem Leben durchstehen müssen, in denen er ebenso mit Gott gehadert hat, wie es in diesem anklagenden, verzweifelten und auch trotzigen Gefühlsausbruch zu lesen ist.
Versöhnend am Schluss ist allerdings die begierige Bejahung des Lebens sowie das Eingeständnis, trotz allem Gott und seine Welt zu lieben.
Ja, liebe Sirona, was mag Hesse dazu bewogen haben, solche Worte zu schreiben? Sie berühren sehr. Vielleicht ist es das, was die Mystiker (u.a. Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz) als "dunkle Nacht der Seele" bezeichnen.
LG
Roxanna
LG
Roxanna
Hundekur
Hans Hoffmann 1848 - 1909
Früh war ich aufgewacht verdross’nen Muts;
vom ganzen Tag verhieß ich mir nichts Guts.
Mit Knurren fiel zuerst mein Weib ich an,
dann kam die Magd und dann die Kinder dran.
So ward ein Stündchen um und um gebellt,
und endlich trollt’ ich bissig mich ins Feld.
An einem Bauernhaus stapft’ ich vorbei.
Ei, guter Tyras, welch ein wüst Geschrei!
Ich kam doch oft daher auf diesen Wegen,
mit Wedeln sprang der Hund mir sonst entgegen,
ließ sich behaglich kraun die zott’ge Mähne,
heut aber knurrt’ er muffig fletscht die Zähne,
und allen Ernstes, wenig fehlte nur,
dass schnappend er mir in die Waden fuhr.
Der Bauer schimpft zurück das grobe Tier
Und sprach, sich knapp entschuldigend, zu mir:
„Der kommt nun, merk’ ich, auch zum Schinder bald.
Er ist seit kurzem so. Das Biest wird alt.“
Ich grüßte dankend, schritt nun hast’ger aus
und trollte neu verärgert mich nach Haus.
Ich murrte weiter, Stimmung grau in grau.
Fast ängstlich aber sprach die arme Frau:
„Du bist seit kurzem so. Was hast du nur?“
Ein Schreck da seltsam mir zum Herzen fuhr;
und heimlich dräuend eine Stimme schalt
von seitwärts mir ins Ohr: „Das Biest wird alt.“
Und jählings ward verwandelt mir der Sinn:
Gott Lob und Dank, dass ich so jung noch bin!
Mit sechzig mag man knurren gut und gern;
ich aber bin den Fünfziger noch fern! –
Ich küsste meine Frau, ich lächelt’ heiter.
An diesem Tage quält’ ich sie nicht weiter.
Die blaue Blume
Ich suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.
Ich wandre mit meiner Harfe
Durch Länder, Städt und Au'n,
Ob nirgends in der Runde
Die blaue Blume zu schaun.
Ich wandre schon seit lange,
Hab lang gehofft, vertraut,
Doch ach, noch nirgends hab ich
Die blaue Blum geschaut.
Joseph Freiherr von Eichendorff
Ich suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.
Ich wandre mit meiner Harfe
Durch Länder, Städt und Au'n,
Ob nirgends in der Runde
Die blaue Blume zu schaun.
Ich wandre schon seit lange,
Hab lang gehofft, vertraut,
Doch ach, noch nirgends hab ich
Die blaue Blum geschaut.
Joseph Freiherr von Eichendorff
Die Welt ist dumm
Die Welt ist dumm, die Welt ist blind,
Wird täglich abgeschmackter!
Sie spricht von dir, mein schönes Kind,
Du hast keinen guten Charakter.
Die Welt ist dumm, die Welt ist blind,
Und dich wird sie immer verkennen;
Sie weiß nicht, wie süß deine Küsse sind,
Und wie sie beseligend brennen.
Wird täglich abgeschmackter!
Sie spricht von dir, mein schönes Kind,
Du hast keinen guten Charakter.
Die Welt ist dumm, die Welt ist blind,
Und dich wird sie immer verkennen;
Sie weiß nicht, wie süß deine Küsse sind,
Und wie sie beseligend brennen.
Heinrich Heine
Ich kam vom Pflug der Erde
Zum Flug ins weite All
Und vom Gebrüll der Herde
Zum Song der Nachtigall.
Die Welt hat manche Straße,
und jede gilt mir gleich
ob ich ins Erdreich fasse,
ob ins Gedankenreich.
Es wiegt mit gleicher Schwere
Auf Erden jedes Glied,
Ihr gebt mir eure Ähre,
Ich gebe euch mein Lied.
Gerhart Hauptmann
Zum Flug ins weite All
Und vom Gebrüll der Herde
Zum Song der Nachtigall.
Die Welt hat manche Straße,
und jede gilt mir gleich
ob ich ins Erdreich fasse,
ob ins Gedankenreich.
Es wiegt mit gleicher Schwere
Auf Erden jedes Glied,
Ihr gebt mir eure Ähre,
Ich gebe euch mein Lied.
Gerhart Hauptmann
Mit roten Feldmohnblumen
hatt' ich dein Haar geschmückt,
die roten Blumenblätter
die sind nun alle zerdrückt.
Du bist zu mir gekommen
beim Abendsonnenschein,
und als die Nacht hereinbrach,
da ließest du mich allein.
Ich höre die Stille rauschen
und sehe die Dunkelheit sprühn,
vor meinen träumenden Augen
purpurne Mohnblumen blühn.
Hermann Löns
hatt' ich dein Haar geschmückt,
die roten Blumenblätter
die sind nun alle zerdrückt.
Du bist zu mir gekommen
beim Abendsonnenschein,
und als die Nacht hereinbrach,
da ließest du mich allein.
Ich höre die Stille rauschen
und sehe die Dunkelheit sprühn,
vor meinen träumenden Augen
purpurne Mohnblumen blühn.
Hermann Löns
Hast du noch nie...
Hast du noch nie recht bitterlich geweint,
das glühende Tränen dir hervorgedrungen,
noch nie mit einem großen Schmerz gerungen,
noch nie unsäglich elend dich gemeint?
Hat hohe Freude nie dein Herz geschwellt,
durchbrausten nie dich stolze Jubelklänge,
das du fast meintest, deine Brust zerspringe,
und dass du seist der Seligste der Welt?
Wenn solche Schauer nimmer dich durchbebt,
hast du die Feuertaufe nicht bekommen,
des Daseins Strahlenhöhen nicht erklommen,
und sage nicht, du habest schon gelebt.
das glühende Tränen dir hervorgedrungen,
noch nie mit einem großen Schmerz gerungen,
noch nie unsäglich elend dich gemeint?
Hat hohe Freude nie dein Herz geschwellt,
durchbrausten nie dich stolze Jubelklänge,
das du fast meintest, deine Brust zerspringe,
und dass du seist der Seligste der Welt?
Wenn solche Schauer nimmer dich durchbebt,
hast du die Feuertaufe nicht bekommen,
des Daseins Strahlenhöhen nicht erklommen,
und sage nicht, du habest schon gelebt.
Hermann Ludwig Allmers