Literatur Schöne Lyrik

silhouette
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Re: Schöne Lyrik
geschrieben von silhouette
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.05.2015, 19:05:06
Weil auf S. 1 Zweifel an der Urheberschaft Rilkes bei einem Gedicht aufgetaucht sind. Oder war es wolke07, die gezweifelt hat. Jedenfalls habe ich einen entsprechenden Beitrag angeklickt, der von dir stammte.
Ohjeohje..................
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf silhouette vom 19.05.2015, 21:08:43
Weil auf S. 1 Zweifel an der Urheberschaft Rilkes bei einem Gedicht aufgetaucht sind. Oder war es wolke07, die gezweifelt hat. Jedenfalls habe ich einen entsprechenden Beitrag angeklickt, der von dir stammte.
Ohjeohje..................


Das ist doch längst geklärt:

Wir sollen nur Gedichte von Dichtern einstellen ,die 70 Jahre tot sind. Das ist Gesetz.

Wolke07 stellte ein Gedicht ein, das ich NICHT in meiner Sammlung hatte. Ich schrieb es Wolke07, ich befürchtete, dass es ein anderer Dichter ist und sie evtl. Schwierigkeiten bekommen könne.

Nun war es doch von Rilke. Es kommt ja vor, dass von einem Dichter immer mal wieder Gedichte auftauchen. Meine Sammlung ist alt, da ich mich seit Jahrzehnten mit ihm beschäftige.

Wolke07 hat entsprechend reagiert.
Mittlerweile sind Gedichte von Hermann Hesse geschrieben worden. Er ist aber erst 1962 verstorben. Ich werde nicht mehr darauf aufmerksam machen, wenn die Leute nur beleidigt sind.

So, und nun lassen wir den Vorgang in Ruhe.

Clematis
silhouette
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Re: Schöne Lyrik
geschrieben von silhouette
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.05.2015, 21:42:55
Ohjeohjeohjeohje...........

Höchste Zeit, mein Helfersyndrom zu unterdrücken.

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Sirona
Sirona
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Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
als Antwort auf silhouette vom 19.05.2015, 22:21:02
Das Ideal – K. Tucholsky

Ja, das möchste:
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;
mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn -
aber abends zum Kino hast dus nicht weit.

Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:
Neun Zimmer - nein, doch lieber zehn!
Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,
Radio, Zentralheizung, Vakuum,
eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,
eine süße Frau voller Rasse und Verve -
(und eine fürs Wochenend, zur Reserve) -
eine Bibliothek und drumherum
Einsamkeit und Hummelgesumm.

Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste,
acht Autos, Motorrad - alles lenkste
natürlich selber - das wär ja gelacht!
Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.

Ja, und das hab ich ganz vergessen:
Prima Küche - erstes Essen -
alte Weine aus schönem Pokal -
und egalweg bleibst du dünn wie ein Aal.
Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.
Und noch ne Million und noch ne Million.
Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.
Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.

Ja, das möchste!
Aber, wie das so ist hienieden:
manchmal scheints so, als sei es beschieden
nur pöapö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
hast du die Frau, dann fehln dir Moneten -
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.

Etwas ist immer.
Tröste dich.

Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Daß einer alles hat:
das ist selten.

Herrlich hat Tucholsky das beschrieben. Bestimmt haben wir auch schon einmal Ähnliches empfunden.

Sirona
Sirona
Sirona
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Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Sirona vom 20.05.2015, 07:56:11
Hund und Katze

Miezel, eine schlaue Katze,
Molly, ein begabter Hund,
wohnhaft an demselben Platze,
hassten sich aus Herzensgrund.

Schon der Ausdruck ihrer Mienen,
bei gesträubter Haarfrisur,
zeigt es deutlich: Zwischen ihnen
ist von Liebe keine Spur.

Doch wenn Miezel in dem Baume,
wo sie meistens hin entwich,
friedlich dasitzt, wie im Traume,
dann ist Molly außer sich.

Beide lebten in der Scheune,
die gefüllt mit frischem Heu.
Alle beide hatten Kleine,
Molly zwei und Miezel drei.

Einst zur Jagd ging Miezel wieder
auf das Feld. Da geht es bumm.
Der Herr Förster schoss sie nieder,
ihre Lebenszeit ist um.

Oh, wie jämmerlich miauen
die drei Kinderchen daheim.
Molly eilt, sie zu beschauen,
und ihr Herz geht aus dem Leim.

Und sie trägt sie kurz entschlossen
zu der eignen Lagerstatt,
wo sie nunmehr fünf Genossen
an der Brust zu Gaste hat.

Mensch mit traurigem Gesichte,
sprich nicht nur von Leid und Streit.
Selbst in Brehms Naturgeschichte
findet sich Barmherzigkeit.
Sirona
Sirona
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Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Sirona vom 21.05.2015, 07:11:47
Der Postillion - Nikolaus Lenau

Lieblich war die Maiennacht,
Silberwölklein flogen,
ob der holden Frühlingspracht
freudig hingezogen.

Schlummernd lagen Wies´ und Hain,
jeder Pfad verlassen;
niemand als der Mondenschein
wachte auf der Straßen.

Leise nur das Lüftchen sprach,
und es zog gelinder
durch das stille Schlafgemach
all der Frühlingskinder.

Heimlich nur das Bächlein schlich,
denn der Blüten Träume
dufteten gar wonniglich
durch die stillen Räume.

Rauher war mein Postillion,
ließ die Geißel knallen,
über Berg und Tal davon
frisch sein Horn erschallen.

Und von flinken Rossen vier
scholl der Hufe Schlagen,
die durchs blühende Revier
trabten mit Behagen.

Wald und Flur im schnellen Zug
kaum gegrüßt - gemieden;
und vorbei, wie Traumesflug,
schwand der Dörfer Frieden.

Mitten in dem Maienglück
lag ein Kirchhof innen,
der den raschen Wanderblick
hielt zu ernstem Sinnen.

Hingelehnt an Bergesrand
war die bleiche Mauer,
und das Kreuzbild Gottes stand
hoch, in stummer Trauer.

Schwager ritt auf seiner Bahn
stiller jetzt und trüber;
und die Rosse hielt er an,
sah zum Kreuz hinüber:

"Halten muß hier Roß und Rad,
mags euch nicht gefährden;
drüben liegt mein Kamerad
in der kühlen Erden!

Ein gar herzlieber Gesell!
Herr, ´s ist ewig schade!
Keiner blies das Horn so hell
wie mein Kamerade!

Hier ich immer halten muß,
dem dort unterm Rasen
zum getreuen Brudergruß
sein Leiblied zu blasen!"

Und dem Kirchhof sandt´ er zu
frohe Wandersänge,
daß es in die Grabesruh
seinem Bruder dränge.

Und des Hornes heller Ton
klang vom Berge wieder,
ob der tote Postillion
stimmt´ in seine Lieder.-

Weiter ging´s durch Feld und Hag
mit verhängtem Zügel;
lang mir noch im Ohre lag
jener Klang vom Hügel.

Die Post im Walde

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Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Sirona vom 23.05.2015, 09:59:03
Pfingsten Johann Wolfgang von Goethe

Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen;
es grünten und blühten Feld und Wald;
auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken
übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel.
Jede Wiese sprosste von Blumen in duftenden Gründen,
festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.

„Das ist der Tag des Herrn!“


Das ist der Tag des Herrn!
Ich bin allein auf weiter Flur
noch eine Morgenglocke nur -
nun Stille nah und fern.

Anbetend knie ich hier
o süßes Graun, geheimes Wehn
als knieten viele ungesehn
und beteten mit mir.

Der Himmel nah und fern,
er ist so klar und feierlich
so ganz als wollt´ er öffen sich -
Das ist der Tag des Herrn!
(Ludwig Uhland)

Ich wünsche ein schönes Pfingstfest.
LG Sirona
Sirona
Sirona
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Mein Fensterplatz - Elfriede Daum
geschrieben von Sirona
Hier sah ich den Sommer kommen,
hier sah ich den Winter gehen
hier sah ich jeden Frühling
das große Auferstehn

Hier sah ich die Blätter fallen,
die Blätter in neuem Grün,
sah weiße Wolkenschiffchen
am blauen Himmel ziehn

Ich sah das Glück bei mir wohnen
ich sah in Garten und Haus
meine Lieben schalten und walten
und wie man sie trug hinaus

Ich seh sie noch oft in Gedanken
und ihr Blick macht die Seele mir wach,
ich seh sie warten und winken
und bitten: Komm uns bald nach.
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
Eigentlich hatte ich hier mehr Resonanz erhofft. Denn als "Alleinunterhalter" fühle ich mich nicht unbedingt geeignet. Vielleicht fällt Euch doch noch das eine oder andere schöne Gedicht ein?

LG Sirona
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Sirona vom 01.06.2015, 11:14:14
Eigentlich hatte ich hier mehr Resonanz erhofft. Denn als "Alleinunterhalter" fühle ich mich nicht unbedingt geeignet. Vielleicht fällt Euch doch noch das eine oder andere schöne Gedicht ein?

LG Sirona


Aber ja, liebe Sirona, Gedichte, Gedichte....

Es wächst viel Brot in der Winternacht,
Weil unter dem Schnee frisch grünet die Saat;
Erst wenn im Lenze die Sonne lacht,
Spürst du, was Gutes der Winter tat.

Und deucht die Welt dir öd und leer
Und sind die Tage dir rauh und schwer,
Sei still und habe des Wandels acht:
Es wächst viel Brot in der Winternacht.

Friedrich Wilhelm Weber
1813-1894

lieben Gruss und Dank
Clematis
Sommer/Herbst(Clematis)

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