Literatur Schöne Lyrik
Danke liebe Sirona, ich habe das gerade gelesen und die Admins um umgehende Löschung gebeten. Danke für den Hinweis, ich habe es nicht gewusst
Herr Winter geh hinter!“ (Frühlingsgedicht)
von Christian Morgenstern.
Herr Winter geh hinter,
der Frühling kommt bald!
Das Eis ist geschwommen,
die Blümlein sind kommen
und grün wird der Wald.
Herr Winter geh hinter,
dein Reich ist vorbei.
Die Vögelein alle,
mit jubelndem Schalle,
verkünden den Mai!
Ich geh auf staub'ger Straße
(Auguste Kurs 1815 – 1892)
Ich geh auf staub'ger Straße
gelockt von Waldesgrün,
da seh' ich durch die Zweige
die Abendsonne glühn.
Es öffnet sich zur Seite
im duft'gen Wald ein Pfad,
so grün, als ob ihn nimmer
des Menschen Fuß betrat.
Da flüstern grüne Halme
im Windeshauche lind,
da winken blaue Glocken,
die blühn, wo Schätze sind.
Wie hat der stille Anblick
so seltsam mich gerührt -
ob das der Pfad wohl wäre,
der hin zum Glücke führt? -
Da kommt desselben Weges
ein müder Wandrer her -
im Auge glüht die Sehnsucht,
der Gang ist matt und schwer.
Sein Blick strebt in die Ferne
er schauet nicht zurück -
so suchen wir denn Beide
vergebens wohl das Glück.
Das Nest - Heriberta von Poschinger
Ein schönes Gedicht. Ich war so frei, es einer Bieffreundin zu schicken, sie schrieb mir daraufhin folgendes:
"Heriberta von Poschinger ist eine spannende Figur: Zunächst der Name: ein halbes Pseudonym, denn sie hieß richtig Henriette (und das ist eigentlich schöner als Heriberta), hat aber auch unter weiteren Pseudonymen geschrieben, darunter auch Heinz Osser (Warum wollte sie wohl ein Mann sein?). Dichten tat sie aber nur so nebenbei, hauptberuflich hat sie für die niederbayerischen Kristallglasfabriken ihres Gatten Designs entworfen, daneben hat sie auch gemalt - und sie war wohl depressiv erkrankt, was man aus einem anderen ihrer Gedichte, einem Weihnachtsgedicht, vielleicht herauslesen kann."
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
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Auguste Kurs
(1815-1892)
Nur eine Stunde im grünen Wald
Nur eine Stunde von Menschen fern,
Nur eine einzige Stunde!
Statt der tönenden Worte des Waldes Schweigen,
Statt des wirbelnden Tanzes der Elfen Reigen,
Statt der leuchtenden Kerzen den Abendstern,
Nur eine Stunde von Menschen fern!
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pixabay
Märztag
Wolkenschatten fliehen über Felder, Blau umdunstet stehen ferne Wälder.
Kraniche, die hoch die Luft durchpflügen, Kommen schreiend an in Wanderzügen.
Lerchen steigen schon in lauten Schwärmen, Überall ein erstes Frühlingslärmen.
Lustig flattern, Mädchen, deine Bänder;
Kurzes Glück träumt durch die weiten Länder.
Kurzes Glück schwamm mit den Wolkenmassen;
Wollt es halten, mußt es schwimmen lassen.
Detlev von Liliencron (1844 - 1909),
Freiherr von Liliencron, deutscher Lyriker des Impressionismus und Naturalismus
Heidenacht
Hermann Ludwig Allmers
Wenn trüb das verlöschende letzte Rot
herschimmert über die Heide,
wenn sie liegt so still, so schwarz und tot,
so weit du nur schauest, die Heide.
Wenn der Mond steigt auf und mit bleichem Schein
erhellt den granitnen Hühnenstein,
und der Nachtwind seufzet und flüstert darein
auf der Heide, der stillen Heide.
Das ist die Zeit, dann mußt du gehn
ganz einsam über die Heide,
mußt achten still auf des Nachtwind's Wehn
und des Mondes Licht auf der Heide:
Was nie du vernahmst durch Menschenmund,
uraltes Geheimnis, es wird dir kund,
es durchschauert dich tief in der Seele Grund.
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
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Karl Friedrich Henckell
(1864-1929)
Ruhe, meine Seele
Nicht ein Lüftchen
Regt sich leise,
Sanft entschlummert
Ruht der Hain;
Durch der Blätter
Dunkle Hülle
Stiehlt sich lichter
Sonnenschein.
Ruhe, ruhe,
Meine Seele,
Deine Stürme
Gingen wild,
Hast getobt und
Hast gezittert,
Wie die Brandung,
Wenn sie schwillt!
Diese Zeiten
Sind gewaltig,
Bringen Herz und
Hirn in Not –
Ruhe, ruhe,
Meine Seele,
Und vergiß,
Was dich bedroht!
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pixabay