Literatur Schöne Lyrik

Jole
Jole
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RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Jole
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Aus stillen Fenstern!......

Wie oft wirst Du gesehn
aus stillen Fenstern,
von denen du nichts weisst.
Durch wieviel Menschengeist
magst du gespenstern,
nur so im Geh`n…

Christian Morgenstern

 
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Seele
Warst Du das, dieses Wesen?
Damals ungesehen hast Du mich berührt. 
So, als wenn die Sonne mich verführt, 
am Morgen früh, nach dunkler Nacht, 
mit wärme mich erwacht.

Wie ein unbekannte Melodie, 
Berührte mich mit deine Klangen
Hielt mich damit gefangen
Einzigartig,liebevoll, unerhört
Hast Du mich lieblich gestört 

Nun kenne ich Dich, habe dich erkannt.
Du warst die Liebe, ganz leise und still
Nahm mich mit in dein sanftes Spiel
Nun bin ich, nicht mehr die gleiche
Möchte nicht mehr weiche, von deine Seite

Doch zu gross bist Du für mich allein
Liebe, das sollte ich wissen.
Sollte überall für jeden zu finden sein.
Danke du warst mein grosses Glück
Wünschen mir, du kommst einst zurück.

Du warst das, was man nie vergisst.
Wenn nicht da, am meist vermisst
Wie Wörter, die man nicht finden kann.
Etwas , das bleibt ein Leben lang.

V48

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Sirona
Sirona
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RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona

Anno 1839.jpg


Anno 1839 - Heinrich Heine

Oh, Deutschland, meine ferne Liebe,
gedenk ich deiner, wein ich fast!
Das muntre Frankreich scheint mir trübe,
das leichte Volk wird mir zur Last.

Nur der Verstand, so kalt und trocken,
herrscht in dem witzigen Paris -
Oh, Narrheitsglöcklein, Glaubensglocken,
wie klingelt ihr daheim so süß!

Höfliche Männer! Doch verdrossen
geb ich den art'gen Gruß zurück. -
Die Grobheit, die ich einst genossen
im Vaterland, das war mein Glück!

Lächelnde Weiber! Plappern immer,
wie Mühlenräder stets bewegt!
Da lob ich Deuschlands Frauenzimmer,
das schweigend sich zu Bette legt.

Und alles dreht sich hier im Kreise,
mit Ungestüm, wie 'n toller Traum!
Bei uns bleibt alles hübsch im Gleise,
wie angenagelt, rührt sich kaum.

Mir ist, als hört' ich fern erklingen
Nachtwächterhörner, sanft und traut;
Nachtwächterlieder hör ich singen,
dazwischen Nachtigallenlaut.

Dem Dichter war so wohl daheime,
in Schildas teurem Eichenhain!
Dort wob ich meine zarten Reime
aus Veilchenduft und Mondenschein. 


Aus diesem Gedicht ist die Sehnsucht Heines nach Deutschland erkennbar. Und was hätte er 100 Jahre später geschrieben - im Jahr 1939?

1827 schrieb er: „Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön, und wenn man in der Ferne an sie denkt und zufällig dort geboren ist, wird einem wunderlich zu Muthe. Ich bin dort geboren und es ist mir, als müsste ich gleich nach Hause gehn. Und wenn ich sage nach Hause gehn, dann meine ich die Bolkerstraße und das Haus, worin ich geboren bin […]“
Er kehrte nie wieder nach Deutschland zurück und starb in der „Fremde“.





LisaK
LisaK
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RE: Schöne Lyrik
geschrieben von LisaK
Die Heimat1.png
Sirona
Sirona
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RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
Nach Hause.jpg

Bildquelle:
https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-03/ukraine-ueberblick-ereignisse-selenskyj-putin-treffen

Auf dem Nachhausewege 1945 
(Wolfgang Borchert)


Die Apfelblüten tun sich langsam zu
beim Abendvers der süßen Vogelkehle.
Die Frösche sammeln sich am Fuß des Stegs.
Die Biene summt den Tag zur Ruh –
nur meine Seele
ist noch unterwegs.

Die Straße sehnt sich nach der nahen Stadt,
wo in der Nacht das Leben weiterglimmt,
weil hier noch Herzen schlagen.
Wer jetzt noch kein Zuhause hat,
wenn ihn die Nacht gefangen nimmt,
der muss noch lange fragen:
Warum die Blumen leidlos sind –
warum die Vögel niemals weinen –
und ob der Mond wohl auch so müde ist –

Und dann erbarmt sich leis ein Wind des einen,
bis er –im Schlaf– die Welt vergisst. 

 

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Sirona
Sirona
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RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
Hornveilchen.JPG

Die linden Lüfte sind erwacht,
sie säuseln und wehen Tag und Nacht,
sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
man weiß nicht, was noch werden mag,
das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden!
(Ludwig Uhland)



Sirona
Sirona
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Sirona vom 29.02.2024, 12:14:26

Übrigens - Franz Schubert hat diese Verse hinreißend vertont.
 


Viel Spaß und vielleicht singt Ihr sogar mit. 😄
 
Sirona
Sirona
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona

Mai.jpg

Im Frühling – E. Mörike

Hier lieg' ich auf dem Frühlingshügel:
Die Wolke wird mein Flügel,
ein Vogel fliegt mir voraus.
Ach, sag' mir, alleinzige Liebe,
wo  du  bleibst, dass ich bei dir bliebe!

Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.
Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen,
sehnend,
sich dehnend
in Liebe und Hoffen.
Frühling, was bist du gewillt?
Wann werd ich gestillt?

Die Wolke seh’ ich wandeln und den Fluss,
es dringt der Sonne goldner Kuss
mir tief bis ins Geblüt hinein;
Die Augen, wunderbar berauschet,
tun, als schliefen sie ein,
nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.

Ich denke dies und denke das,
ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was:
Halb ist es Lust, halb ist es Klage;
mein Herz, o sage,
was webst du für Erinnerung
in golden grüner Zweige Dämmerung?
Alte unnennbare Tage!


 
LisaK
LisaK
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RE: Schöne Lyrik
geschrieben von LisaK
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Der Kuckuck hat gerufen:
Nun lasst uns fröhlich sein!
Er kündet uns den Frühling
mit seinem Sonnenschein.
Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck!

Der Kuckuck hat gerufen,
er ruft uns fort von Haus,
wir sollen jetzt spazieren
zum grünen Wald hinaus.
Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck!

Der Kuckuck hat gerufen,
und wer's nicht hören mag,
für den ist grün geworden
kein Feld, kein Wald noch Hag.
Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck!

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
 

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