Literatur Schöne Lyrik
Schlußstück
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns
mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Rainer Maria Rilke
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns
mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Rainer Maria Rilke
Wär schön, wenns so wäre.
Hallo Wilfried_54,
ich stimme dir zu, es wäre schön, hätte Ferdinand von Saar in seiner Aussage zu 100% recht, dann wäre das Alter oft weniger bitter.
Der Stachel des Schmerzes, physisch wie psychisch wird uns fürchte ich ein Leben lang begleiten.
Ich kann nur für mich feststellen, dass mich das Älterwerden mehr Geduld und Nachsicht gelehrt und somit mehr Ruhe und Gelassenheit in mein Leben gebracht hat.
Möglicherweise eine Altersmilde, die der nachlassenden Energie geschuldet ist.😉
Ein gutes Wochenende wünscht dir
Lisa🌞
ich stimme dir zu, es wäre schön, hätte Ferdinand von Saar in seiner Aussage zu 100% recht, dann wäre das Alter oft weniger bitter.
Der Stachel des Schmerzes, physisch wie psychisch wird uns fürchte ich ein Leben lang begleiten.
Ich kann nur für mich feststellen, dass mich das Älterwerden mehr Geduld und Nachsicht gelehrt und somit mehr Ruhe und Gelassenheit in mein Leben gebracht hat.
Möglicherweise eine Altersmilde, die der nachlassenden Energie geschuldet ist.😉
Ein gutes Wochenende wünscht dir
Lisa🌞
Die Klage der Weltweisen
Gedicht von Regine Merkle
Du, Weisheit, hast mich angelockt mit dem Sirenengesang,
daß es wie höhere Musik in meinen Ohren klang:
„Komm an meine Quelle,
sie fließt klar und helle,
sie ist würzig, süß,
trinke und genieß!“
O, ich zauderte auch keinen Augenblick,
denn bei dir nur suchte ich das Glück!
„Komm“, sprachst du, „mit mir in meine Hallen,
denn bei mir wird es dir wohl gefallen!
In dem engen Banne
lebst du doch im Wahne.
Ich allein mach frei,
zeig, was Wahrheit sei!“
Ach, ich suchte Wahrheit, suchte Licht.
Doch was glücklich macht, fand ich bei dir nicht.
Zwar du zeigtest mir des Lebens Sein und Ende.
Ach, wie anders war’s, als wie ich bisher wähnte!
Alle hohen Träume
sind nur hohle Schäume,
sie bestehen nicht
in der Weisheit Licht!
Meine Ideale, an die ich je geglaubt,
hast du, Weisheitsgöttin, alle mir geraubt!
In den Tiefen, in den Höhen, zeigst du nackte Glieder.
Gib, ach gib, o Weisheit, mir die Glaubensträume wieder!
Zwischen Kopf und Herzen
gibt’s nur Streit und Schmerzen!
O, ich armer Tor,
ärmer als zuvor!
Nimm mir alles wieder, du bringst mir kein Glück,
gib dafür mein Herz, mein kindlich Herz zurück!
Nach dem frühen Tod seiner Frau Constanze verfaßte Storm einige Gedichte um seinen Schmerz über den Verlust zu verarbeiten.
Das aber kann ich nicht ertragen,
daß so wie sonst die Sonne lacht;
daß wie in deinen Lebenstagen
die Uhren gehn, die Glocken schlagen,
einförmig wechseln Tag und Nacht;
Daß, wenn des Tages Lichter schwanden,
wie sonst der Abend uns vereint;
und daß, wo sonst dein Stuhl gestanden,
schon andre ihre Plätze fanden,
und nichts dich zu vermissen scheint.
Indessen von den Gitterstäben
die Mondesstreifen schmal und karg
in deine Gruft hinunterweben
und mit gespenstig trübem Leben
hinwandeln über deinen Sarg.
Die Zeit geht schnell
Lieb' Vöglein, vor Blüten
Sieht man dich kaum,
Im dämmernd beglühten
Flüsternden Baum;
Wann in Morgenfunken
Sprüh'n Thäler und Quell,
Singst du feuertrunken –
Aber die Zeit geht schnell.
Wie balde muß lassen
Seine Blätter der Wald,
Die Blumen erblassen,
Die Gegend wird alt,
Erstarrt ist im Eise
Der muntere Quell –
Rüst' die Flügel zur Reise;
Denn die Zeit geht schnell.
Joseph Freiherr von Eichendorff
Frieden
Ricarda Huch
Von dem Turme im Dorfe klingt
ein süßes Geläute;
man sinnt, was es deute,
daß die Glocke im Sturme nicht schwingt.
Mich dünkt, so hört ich‘s als Kind;
dann kommen die Jahre der Schande;
nun trägt’s in die Weite der Wind,
dass Friede im Lande.
Wo mein Vaterhaus einst fest stand,
wächst wuchernde Heide;
ich pflück, eh ich scheide,
einen Zweig mit zitternder Hand.
Das ist von der Väter Gut
mein einziges Erbe;
nichts bleibt, wo mein Haupt sich ruht,
bis ich einsam sterbe.
Meine Kinder verwehte der Krieg;
wer bringt sie mir wieder?
Beim Klange der Lieder
feiern Fürsten und Herren den Sieg.
Sie freuen sich beim Friedensschmaus,
die müß’gen Soldaten fluchen –
Ich ziehe am Stabe hinaus,
mein Vaterland suchen.
Dulde, trage, bessere Tage werden kommen.
Alles muß frommen denen, die fest sind.
Herz, altes Kind, dulde, trage.
Christian Morgenstern (1871 - 1914),