Literatur Schöne Lyrik
Neue Liebe
So voll Unruh und zerstreut,
Als käm über Berge selig
Schon die schöne Frühlingszeit?
Weil ein liebes Mädchen wieder
Herzlich an dein Herz sich drückt,
Schaust du fröhlich auf und nieder,
Erd und Himmel dich erquickt.
Und ich hab die Fenster offen,
Neu zieh in die Welt hinein
Altes Bangen, altes Hoffen!
Frühling, Frühling soll es sein!
Still kann ich hier nicht mehr bleiben,
Durch die Brust ein Singen irrt,
Doch zu licht ist′ s mir zum Schreiben,
Und ich bin so froh verwirrt.
Also schlendr′ ich durch die Gassen,
Menschen gehen her und hin,
Weiß nicht, was ich tu und lasse,
Nur, daß ich so glücklich bin.
Joseph Freiherrr von Eichendorff
https://www.allcountrylist.com/theater-in-ethiopia/
Das Theater des Lebens
Regine Merkle
Das Leben ist ein Theater im großen Stil,
es gibt drinnen Lust- und auch Trauerspiel,
es fehlt nicht an Komik und nicht an Tragik,
der eine hat Pech, der andre hat Glück!
Der eine spielt drinnen die Hauptfigur,
ein andrer hat Nebenrollen nur,
den einen schmückt man mit Ruhm und Glanz,
der andre wird ausgepfiffen ganz.
Was nicht mehr gefällt, wird abgetan,
ein neues Stück kommt dafür auf den Plan.
Die meisten schminken sich fürchterlich,
nur wenige geben natürlich sich!
Doch eines mit jedem gemeinsam du hast:
Bei jedem Menschen wird - tüchtig geklatscht!
Ihr Lieben alle hier,
ich komme nicht immer dazu, hier zu danken und zu "herzen", daher hier jetzt von mir ein generales 😁 Dankeschön. 😊
Maikel
Hallo Maikel,
habe vielen Dank für Deine anerkennenden Worte, 👍 die sehr motivierend sind auch weiterhin schöne Gedichte einzubringen. Ich habe volles Verständnis dafür dass es neben dem Forum auch anderes zu erledigen gibt. Es soll lediglich zur Unterhaltung dienen und kein Lebensinhalt sein. 😊
Aber über weitere Herzchen würden sich die Beteiligten bestimmt freuen.
Sei lieb gegrüßt von Helga
Ein Herz, das in Liebe zu Deinem Herzen hält
Ein Stückchen sinkender Mond schaut über den Ackerrand,
Als vergräbt den Mond eine unsichtbare Hand.
Weit ins Land hängt Stern bei Stern in der Luft,
Und sie alle sinken bald wie der Mond in die Ackergruft.
Wo am Tag die Wege, Berge und Brücken winken,
Hocken Laternen im Dunkel, die wie kleine Spiegel blinken.
Sie alle verlöschen und brennen nur ihre Zeit.
Dunkelheit aber steht hinter den Dingen und läßt nichts erkennen,
Als ein dunkles Kommen, Vorüberrennen und Dinge benennen.
Und kein Tag, und kein Licht kann frommen;
Nie wird die Dunkelheit der Welt ganz fortgenommen.
Nur ein Herz, das in Liebe zu Deinem Herzen hält,
Nimmt von Dir die Dunkelheit der ganzen Welt.
Max Dauthendey
***
Verlorene Söhne durchbummeln die Zeit.
Verdammt in alle Ewigkeit.
Erbarm Dich, Herr, unserer Wenigkeit.
Bah! Yah! Yah!
Rudyard Kipling (1865-1936)
Aus: Gentlemen Rankers in Barrack-Room Ballads
***
Das gesamte Gedicht ist um einiges länger, leider fand ich keine rechtefreie Übersetzung, daher > hier das Original.
Den Satz "Verdammt in alle Ewigkeit" (Damned from here to Eternity) wählte James Jones als Titel (From Here To Eternity) für seinen gleichnamigen berühmten Roman. Das war übrigens das zweite bedeutende Buch der Weltliteratur, das ich als junger Mensch las, das erste war 'Der große Regen' von Louis Bromfield. Ein guter Einstieg, wie ich meine. 😊
Der Anlass dieses Beitrages ist, dass ich nächste Woche ein (für mich) neues Buch erwarte: Gedichte von Rudyard Kipling, in der Neuübersetzung von Gisbert Haefs. *freu* 😊
Gisbert Haefs ist übrigens Mitglied der Kipling Society in London
Lieben Gruß
Roxanna
Vergänglichkeit
Charlotte von Ahlefeld
Vergänglich ist das festeste im Leben -
was trauerst Du, dass Liebe auch vergeht?
Lass sie dahin in′s Reich der Zeiten schweben,
leicht, wie des Lenzes Blütenhauch verweht.
Doch halte fest ihr Schattenbild im Herzen,
und segne dennoch freudig Dein Geschick,
schliesst auch sich eine Reihe bittrer Schmerzen
an Deines Glückes kurzen Augenblick.
Du hast gelebt , denn Liebe nur ist Leben!
Sie nur allein webt um den dunklen Traum,
dem wir den Nahmen unsers Daseins geben,
der höchsten Wonne glanzerfüllten Saum.
So zürne nicht des Schicksals finstern Mächten,
wenn sie des Lebens Sonne Dir entziehn.
Nicht ewig lässt sie sich in unsre Bahn verflechten,
ach, sei zufrieden, dass sie einst Dir schien.
Manchmal reicht ein einziges Gedicht, dass man sich einem Dichter lebenslang verbunden fühlt, bei mir war es so, bei dem mir bis vor einigen Jahren völlig unbekannten Max Dauthenday (1867-1918) mit diesem wundervollen Gedicht.
***
Wir gehen am Meer im tiefen Sand
Wir gehen am Meer im tiefen Sand,
Die Schritte schwer und Hand in Hand.
Das Meer geht ungeheuer mit,
Wir werden kleiner mit jedem Schritt.
Wir werden endlich winzig klein
Und treten in eine Muschel ein.
Hier wollen wir tief wie Perlen ruhn,
Und werden stets schöner,
wie die Perlen tun.
***
Gesetzt den Fall, ich tadle mich,
So hab' ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;
Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp' ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;
Und viertens hoff' ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Dass ich ein ganz famoses Haus.
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