Literatur Schöne Lyrik
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Früher, da ich unerfahren
Und bescheidner war als heute,
hatten meine höchste Achtung
Andre Leute.
Später traf ich auf der Weide
Außer mir noch mehre Kälber,
Und nun schätz' ich sozusagen,
Erst mich selber.
Wilhelm Busch
15. 4. 1832-9. 1. 1908
allgemein(Clematis)
Clematis
Und bescheidner war als heute,
hatten meine höchste Achtung
Andre Leute.
Später traf ich auf der Weide
Außer mir noch mehre Kälber,
Und nun schätz' ich sozusagen,
Erst mich selber.
Wilhelm Busch
15. 4. 1832-9. 1. 1908
allgemein(Clematis)
Clematis
Liebe Clematis,
das ist mein "Leib- und Magen-Gedicht"!
Allegra
das ist mein "Leib- und Magen-Gedicht"!
Allegra
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Die fünfte Jahreszeit
Die Natur hält den Atem an;
an andern Tagen atmet sie unmerklich aus leise wogender Brust.
Nun ist alles vorüber:
So vier, so acht Tage -
Und dann geht etwas vor.
Es geht wie ein Knack durch die Luft -
es ist etwas geschehen.
Kurt Tucholsky
Garten(Clematis)
an andern Tagen atmet sie unmerklich aus leise wogender Brust.
Nun ist alles vorüber:
So vier, so acht Tage -
Und dann geht etwas vor.
Es geht wie ein Knack durch die Luft -
es ist etwas geschehen.
Kurt Tucholsky
Garten(Clematis)
Clematis
Liebe Clematis, ich freue mich über Deine Beiträge. Das verwelkte Blatt erinnert schon mahnend an den herannahenden Herbst. Aber noch sind die Tage der Rosen, habe gerade in unserem Garten an einer wunderschönen tiefroten geschnuppert.
Noch sind die Tage der Rosen - Wilhelm Baumgartner (1820-1867)
Noch ist die blühende, goldene Zeit
o du schöne Welt, wie bist du so weit!
Und so weit ist mein Herz, und so blau wie der Tag,
wie die Lüfte durchjubelt vom Lerchen schlag!
Ihr Fröhlichen singt, weil das Leben noch mait.
Noch ist ja die schöne, die blühende Zeit,
noch sind die Tage der Rosen!
Frei ist das Herz und frei ist das Lied,
und frei ist der Bursch, der die Welt durchzieht,
und ein rosiger Kuß ist nicht minder frei,
so spröd und verschämt auch die Lippe sei.
Wo ein Lied erklingt, wo ein Kuß sich beut,
da heißt's: noch ist blühende, goldene Zeit,
noch sind die Tage der Rosen!
Ja im Herzen tief drinnen ist alles daheim,
der Freude Saaten, der Schmerzen Keim.
Drum frisch sei das Herz und lebendig der Sinn,
dann brauset ihr Stürme, daher und dahin.
Wir sind allezeit zu singen bereit:
Noch ist ja die blühende, goldene Zeit,
noch sind die Tage der Rosen!
Stört Euch bitte nicht an der alten Aufnahme, eine neuere habe ich leider nicht gefunden. Dieses Lied ist sicher auch nur noch Senioren aus ihrer Jugendzeit her bekannt.
Ich habe gerade gesehen, dass sich das Videos nicht öffnet, hier ist der Link für YouTube.
https://www.youtube.com/watch?v=rLusvJKBAlk
Noch sind die Tage der Rosen - Wilhelm Baumgartner (1820-1867)
Noch ist die blühende, goldene Zeit
o du schöne Welt, wie bist du so weit!
Und so weit ist mein Herz, und so blau wie der Tag,
wie die Lüfte durchjubelt vom Lerchen schlag!
Ihr Fröhlichen singt, weil das Leben noch mait.
Noch ist ja die schöne, die blühende Zeit,
noch sind die Tage der Rosen!
Frei ist das Herz und frei ist das Lied,
und frei ist der Bursch, der die Welt durchzieht,
und ein rosiger Kuß ist nicht minder frei,
so spröd und verschämt auch die Lippe sei.
Wo ein Lied erklingt, wo ein Kuß sich beut,
da heißt's: noch ist blühende, goldene Zeit,
noch sind die Tage der Rosen!
Ja im Herzen tief drinnen ist alles daheim,
der Freude Saaten, der Schmerzen Keim.
Drum frisch sei das Herz und lebendig der Sinn,
dann brauset ihr Stürme, daher und dahin.
Wir sind allezeit zu singen bereit:
Noch ist ja die blühende, goldene Zeit,
noch sind die Tage der Rosen!
Stört Euch bitte nicht an der alten Aufnahme, eine neuere habe ich leider nicht gefunden. Dieses Lied ist sicher auch nur noch Senioren aus ihrer Jugendzeit her bekannt.
Ich habe gerade gesehen, dass sich das Videos nicht öffnet, hier ist der Link für YouTube.
https://www.youtube.com/watch?v=rLusvJKBAlk
Der Knabe im Moor
O, schaurig ists, übers Moor zu gehn,
wenn es wimmelt vom Heiderauche,
sich wie Phantome die Dünste drehn
und die Ranke häkelt am Strauche.
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
wenn aus der Spalte es zischt und singt -
o, schaurig ists, übers Moor zu gehn,
wenn das Röhricht knistert im Hauche!
Fest hält die Fibel das zitternde Kind
und rennt, als ob man es jage;
hohl über die Fläche sauset der Wind -
was raschelt drüben am Hage?
Das ist der gespenstige Gräberknecht,
der dem Meister die besten Torfe verzecht;
hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!
Hinducket das Knäblein zage.
Vom Ufer starret Gestumpf hervor,
unheimlich nicket die Föhre;
der Knabe rennt, gespannt das Ohr,
durch Riesenhalme wie Speere;
und wie es rieselt und knittert darin!
Das ist die unselige Spinnerin,
das ist die gebannte Spinnlenor',
die den Haspel dreht im Geröhre!
Voran, voran! nur immer im Lauf,
voran, als woll' es ihn holen!
Vor seinem Fuße brodelt es auf,
es pfeift ihm unter den Sohlen
Wie eine gespenstige Melodei.
Das ist der Geigenmann ungetreu,
das ist der diebische Fiedler Knauf,
der den Hochzeitheller gestohlen!
Da birst das Moor, ein Seufzer geht
hervor aus der klaffenden Höhle;
weh, weh, da ruft die verdammte Margret:
"Ho, ho, meine arme Seele!"
Der Knabe springt wie ein wundes Reh;
wär nicht Schutzengel in seiner Näh,
seine bleichenden Knöchelchen fände spät
ein Gräber im Moorgeschwele.
Da mählich gründet der Boden sich,
und drüben, neben der Weide,
die Lampe flimmert so heimatlich,
der Knabe steht an der Scheide.
Tief atmet er auf, zum Moor zurück
noch immer wirft er den scheuen Blick;
ja, im Geröhre war's fürchterlich,
o, schaurig war's in der Heide!
(Annette von Droste-Hülshoff - 1842)
O, schaurig ists, übers Moor zu gehn,
wenn es wimmelt vom Heiderauche,
sich wie Phantome die Dünste drehn
und die Ranke häkelt am Strauche.
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
wenn aus der Spalte es zischt und singt -
o, schaurig ists, übers Moor zu gehn,
wenn das Röhricht knistert im Hauche!
Fest hält die Fibel das zitternde Kind
und rennt, als ob man es jage;
hohl über die Fläche sauset der Wind -
was raschelt drüben am Hage?
Das ist der gespenstige Gräberknecht,
der dem Meister die besten Torfe verzecht;
hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!
Hinducket das Knäblein zage.
Vom Ufer starret Gestumpf hervor,
unheimlich nicket die Föhre;
der Knabe rennt, gespannt das Ohr,
durch Riesenhalme wie Speere;
und wie es rieselt und knittert darin!
Das ist die unselige Spinnerin,
das ist die gebannte Spinnlenor',
die den Haspel dreht im Geröhre!
Voran, voran! nur immer im Lauf,
voran, als woll' es ihn holen!
Vor seinem Fuße brodelt es auf,
es pfeift ihm unter den Sohlen
Wie eine gespenstige Melodei.
Das ist der Geigenmann ungetreu,
das ist der diebische Fiedler Knauf,
der den Hochzeitheller gestohlen!
Da birst das Moor, ein Seufzer geht
hervor aus der klaffenden Höhle;
weh, weh, da ruft die verdammte Margret:
"Ho, ho, meine arme Seele!"
Der Knabe springt wie ein wundes Reh;
wär nicht Schutzengel in seiner Näh,
seine bleichenden Knöchelchen fände spät
ein Gräber im Moorgeschwele.
Da mählich gründet der Boden sich,
und drüben, neben der Weide,
die Lampe flimmert so heimatlich,
der Knabe steht an der Scheide.
Tief atmet er auf, zum Moor zurück
noch immer wirft er den scheuen Blick;
ja, im Geröhre war's fürchterlich,
o, schaurig war's in der Heide!
(Annette von Droste-Hülshoff - 1842)
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Tristan
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ist dem Tode schon anheimgegeben,
Wird für keinen Dienst auf Erden taugen,
Und doch wird er vor dem Tode beben,
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe,
Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen,
Zu genügen einem solchen Triebe:
Wen der Pfeil des Schönen je getroffen,
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen,
Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen,
Und den Tod aus jeder Blume riechen:
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!
August von Platen (1796-1835)
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ist dem Tode schon anheimgegeben,
Wird für keinen Dienst auf Erden taugen,
Und doch wird er vor dem Tode beben,
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe,
Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen,
Zu genügen einem solchen Triebe:
Wen der Pfeil des Schönen je getroffen,
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen,
Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen,
Und den Tod aus jeder Blume riechen:
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!
August von Platen (1796-1835)
Michail Lermontow (1814-1841)
Strophen
[Anzeige]
Strophen
Einsam tret ich auf den Weg, den leeren,
Der durch Nebel leise schimmernd bricht;
Seh die Leere still mit Gott verkehren
Und wie jeder Stern mit Sternen spricht.
Feierliches Wunder: hingeruhte
Erde in der Himmel Herrlichkeit...
Ach, warum ist mir so schwer zumute?
Was erwart ich denn? Was tut mir leid?
Nichts hab ich vom Leben zu verlangen
Und Vergangenes bereu ich nicht:
Freiheit soll und Friede mich umfangen
Im Vergessen, das der Schlaf verspricht.
Aber nicht der kalte Schlaf im Grabe.
Schlafen möcht ich so jahrhundertlang,
Dass ich alle Kräfte in mir habe
Und in ruhiger Brust des Atems Gang.
Dass mir Tag und Nacht die süße, kühne
Stimme sänge, die aus Liebe steigt,
Und ich wüsste, wie die immergrüne
Eiche flüstert, düster hergeneigt.
Strophen
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Strophen
Einsam tret ich auf den Weg, den leeren,
Der durch Nebel leise schimmernd bricht;
Seh die Leere still mit Gott verkehren
Und wie jeder Stern mit Sternen spricht.
Feierliches Wunder: hingeruhte
Erde in der Himmel Herrlichkeit...
Ach, warum ist mir so schwer zumute?
Was erwart ich denn? Was tut mir leid?
Nichts hab ich vom Leben zu verlangen
Und Vergangenes bereu ich nicht:
Freiheit soll und Friede mich umfangen
Im Vergessen, das der Schlaf verspricht.
Aber nicht der kalte Schlaf im Grabe.
Schlafen möcht ich so jahrhundertlang,
Dass ich alle Kräfte in mir habe
Und in ruhiger Brust des Atems Gang.
Dass mir Tag und Nacht die süße, kühne
Stimme sänge, die aus Liebe steigt,
Und ich wüsste, wie die immergrüne
Eiche flüstert, düster hergeneigt.
Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
noch träumen Wald und Wiesen;
bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
den blauen Himmel unverstellt,
herbstkräftig die gedämpfte Welt
in warmem Golde fließen.
Eduard Mörike
Im Nebel ruhet noch die Welt,
noch träumen Wald und Wiesen;
bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
den blauen Himmel unverstellt,
herbstkräftig die gedämpfte Welt
in warmem Golde fließen.
Eduard Mörike
Einkehr
Bei einem Wirte wundermild
Da war ich jüngst zu Gaste.
Ein goldner Apfel war sein Schild
An einem langen Aste.
Es war der gute Apfelbaum
Bei dem ich eingekehret
Mit süßer Kost und frischem Schaum
Hat er mich wohl genähret.
Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gäste
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das Beste.
Ich fand ein Bett in süßer Ruh
Auf weichen, grünen Matten
Der Wirt er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.
Nun fragt ich nach der Schuldigkeit.
Da schüttelt er den Wipfel
Gesegnet sei er allezeit
von der Wurzel bis zum Gipfel.
Uhland, Ludwig (1787-1847
Bei einem Wirte wundermild
Da war ich jüngst zu Gaste.
Ein goldner Apfel war sein Schild
An einem langen Aste.
Es war der gute Apfelbaum
Bei dem ich eingekehret
Mit süßer Kost und frischem Schaum
Hat er mich wohl genähret.
Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gäste
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das Beste.
Ich fand ein Bett in süßer Ruh
Auf weichen, grünen Matten
Der Wirt er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.
Nun fragt ich nach der Schuldigkeit.
Da schüttelt er den Wipfel
Gesegnet sei er allezeit
von der Wurzel bis zum Gipfel.
Uhland, Ludwig (1787-1847
Re: Uhland, Ludwig (1787-1847) Einkehr Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Einkehr
Bei einem Wirte wundermild
Da war ich jüngst zu Gaste.
Ein goldner Apfel war sein Schild
An einem langen Aste.
Es war der gute Apfelbaum
Bei dem ich eingekehret
Mit süßer Kost und frischem Schaum
Hat er mich wohl genähret.
Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gäste
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das Beste.
Ich fand ein Bett in süßer Ruh
Auf weichen, grünen Matten
Der Wirt er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.
Nun fragt ich nach der Schuldigkeit.
Da schüttelt er den Wipfel
Gesegnet sei er allezeit
von der Wurzel bis zum Gipfel.
Uhland, Ludwig (1787-1847
Milan, erlaube bitte:
hat mich grad beschäftigt.
Gruss
Clematis