Literatur Schöne Lyrik
Schlußstück
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns
mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Rainer Maria Rilke
Bild gemeinfrei
Das Gewitter - Gustav Schwab 1828
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind,
in dumpfer Stube beisammen sind;
es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt,
Großmutter spinnet, Urahne gebückt
sitzt hinter dem Ofen im Pfühl –
wie wehen die Lüfte so schwül!
Das Kind spricht: „Morgen ist’s Feiertag.
Wie will ich spielen im grünen Hag,
wie will ich springen durch Thal und Höh’n,
wie will ich pflücken viel Blumen schön;
dem Anger, dem bin ich hold!“ –
Hört ihr’s, wie der Donner grollt?
Die Mutter spricht: „Morgen ist’s Feiertag.
Da halten wir alle fröhlich Gelag,
ich selber, ich rüste mein Feierkleid;
das Leben es hat auch Lust nach Leid,
dann scheint die Sonne wie Gold!“ –
Hört ihr’s, wie der Donner grollt?
Großmutter spricht: „Morgen ist’s Feiertag.
Großmutter hat keinen Feiertag,
sie kochet das Mahl, sie spinnet das Kleid,
das Leben ist Sorg’ und viel Arbeit;
wohl dem, der that, was er sollt’!“ –
Hört ihr’s, wie der Donner grollt?
Urahne spricht: „Morgen ist’s Feiertag.
Am liebsten morgen ich sterben mag:
ich kann nicht singen und scherzen mehr,
ich kann nicht sorgen und schaffen schwer,
was thu’ ich noch auf der Welt?“ –
Seht ihr, wie der Blitz dort fällt?
Sie hören’s nicht, sie sehen’s nicht.
Es flammet die Stube wie lauter Licht:
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
vom Strahl miteinander getroffen sind,
vier Leben endet ein Schlag –
und morgen ist’s Feiertag.
Am 30. Juni 1828 schlug der Blitz in ein von zwei armen Familien bewohntes Haus der württembergischen Stadt Tuttlingen, und tötete von zehn Bewohnern desselben vier Personen weiblichen Geschlechts: Großmutter, Mutter, Tochter und Enkelin, die erste 71, die letzte 8 Jahre alt. Siehe Schwäb. Merkur, 8. Juli 1828, Nr. 163
Das Gewitter - Gustav Schwab 1828
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind,
in dumpfer Stube beisammen sind;
es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt,
Großmutter spinnet, Urahne gebückt
sitzt hinter dem Ofen im Pfühl –
wie wehen die Lüfte so schwül!
Das Kind spricht: „Morgen ist’s Feiertag.
Wie will ich spielen im grünen Hag,
wie will ich springen durch Thal und Höh’n,
wie will ich pflücken viel Blumen schön;
dem Anger, dem bin ich hold!“ –
Hört ihr’s, wie der Donner grollt?
Die Mutter spricht: „Morgen ist’s Feiertag.
Da halten wir alle fröhlich Gelag,
ich selber, ich rüste mein Feierkleid;
das Leben es hat auch Lust nach Leid,
dann scheint die Sonne wie Gold!“ –
Hört ihr’s, wie der Donner grollt?
Großmutter spricht: „Morgen ist’s Feiertag.
Großmutter hat keinen Feiertag,
sie kochet das Mahl, sie spinnet das Kleid,
das Leben ist Sorg’ und viel Arbeit;
wohl dem, der that, was er sollt’!“ –
Hört ihr’s, wie der Donner grollt?
Urahne spricht: „Morgen ist’s Feiertag.
Am liebsten morgen ich sterben mag:
ich kann nicht singen und scherzen mehr,
ich kann nicht sorgen und schaffen schwer,
was thu’ ich noch auf der Welt?“ –
Seht ihr, wie der Blitz dort fällt?
Sie hören’s nicht, sie sehen’s nicht.
Es flammet die Stube wie lauter Licht:
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
vom Strahl miteinander getroffen sind,
vier Leben endet ein Schlag –
und morgen ist’s Feiertag.
Am 30. Juni 1828 schlug der Blitz in ein von zwei armen Familien bewohntes Haus der württembergischen Stadt Tuttlingen, und tötete von zehn Bewohnern desselben vier Personen weiblichen Geschlechts: Großmutter, Mutter, Tochter und Enkelin, die erste 71, die letzte 8 Jahre alt. Siehe Schwäb. Merkur, 8. Juli 1828, Nr. 163
Mondschein liegt tief in das Haus herein
Mondschein liegt tief in das Haus herein
Wie Milch, die über die Dielen lief.
Vor der offenen Tür sitzt Garten und Hain
Voll Schattenköpfe, die keiner rief.
Und Wolken kleben am Mond totstill,
Sie bleiben über den Wegen stehen;
Kein Weg weiß mehr, wohin er will,
Von keinem ist mehr das Ende zu sehen.
Viel tausend Mal mit blauen Mienen
Stand so der Mond freudlos und kahl.
Und tausend Mal ist er lächelnd erschienen,
Abwechselnd, wie ihm Dein Herz befahl.
Max Dauthendey
Spät am Abend bin ich hier gewesen,
und meine 💗 sollen Euch sagen,
daß ich Eure Gedichte gelesen,
die zu meiner Erbauung beigetragen.......😉.
C.S.
Ach, ich hab`s mir doch noch überlegt..............
........ich möchte auch ein Gedicht hier lassen 😉 :
Quelle: pixabay
NACHTS
Ich wandre durch die stille Nacht,
Da schleicht der Mond so heimlich sacht
Oft aus der dunklen Wolkenhülle,
Und hin und her im Tal
Erwacht die Nachtigall,
Dann wieder alles grau und stille.
O wunderbarer Nachtgesang:
Von fern im Land der Ströme Gang,
Leis schauern in den dunklen Bäumen ---
Wirrst die Gedanken mir,
Mein irres Singen hier
Ist wie ein Rufen nur aus Träumen.
(Joseph von Eichendorff)
(ich habe nicht zurückgeblättert, ob es schon mal eingestellt war)
Charlie
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
(Quelle: leipzig-lese.de)
Der Publizist, Kritiker und Verfasser satirischer Werke, Friedrich Nicolai, gehört zu den bedeutendsten Repräsentanten der Berliner Aufklärung. Mit Goethe und Schiller trug er Konflikte aus, weil er nicht in der Lage war, auf die politischen und ideengeschichtlichen Veränderungen seiner Zeit flexibel zu reagieren. Nicolai neigte zur brüsken Ablehnung neuer literarischer Perspektiven und Denkarten. So schrieb er eine Parodie auf „Die Leiden des jungen Werthers", den Bestseller von Johann Wolfgang von Goethe.
Dieser Briefroman soll nach seinem Erscheinen 1774 zahlreiche unglücklich verliebte Jünglinge zum eigenen Selbstmord angeregt haben. Er war unter Goethes Werken das erste und beliebteste Objekt der Parodisten. Nicolai betitelte seine Parodie „Die Freuden des jungen Werthers" und machte das Original verächtlich. Auf dem Höhepunkt war die Pistole Werthers mit Hühnerblut geladen und deshalb war der Schuss nicht tödlich. Dann reichen sich Werther und Lotte die Hände zum Lebensbund. Goethe rächte sich, nicht minder brüsk, mit einem Spottgedicht mit der Überschrift
Nicolai auf Werthers Grab
Ein junger Mensch, ich weiß nicht wie,
Starb einst an der Hypochondrie
Und ward denn auch begraben.
Da kam ein schöner Geist herbei,
Der hatte seinen Stuhlgang frei,
Wie’s denn so Leute haben.
Der setzt’ notdürftig sich aufs Grab
Und legte da sein Häuflein ab,
Beschaute freundlich seinen Dreck,
Ging wohl eratmet wieder weg
Und sprach zu sich bedächtiglich:
»Der gute Mensch, wie hat er sich verdorben!
Hätt er geschissen so wie ich,
Er wäre nicht gestorben!«
Johann Wolfgang von Goethe, 1775
Der Publizist, Kritiker und Verfasser satirischer Werke, Friedrich Nicolai, gehört zu den bedeutendsten Repräsentanten der Berliner Aufklärung. Mit Goethe und Schiller trug er Konflikte aus, weil er nicht in der Lage war, auf die politischen und ideengeschichtlichen Veränderungen seiner Zeit flexibel zu reagieren. Nicolai neigte zur brüsken Ablehnung neuer literarischer Perspektiven und Denkarten. So schrieb er eine Parodie auf „Die Leiden des jungen Werthers", den Bestseller von Johann Wolfgang von Goethe.
Dieser Briefroman soll nach seinem Erscheinen 1774 zahlreiche unglücklich verliebte Jünglinge zum eigenen Selbstmord angeregt haben. Er war unter Goethes Werken das erste und beliebteste Objekt der Parodisten. Nicolai betitelte seine Parodie „Die Freuden des jungen Werthers" und machte das Original verächtlich. Auf dem Höhepunkt war die Pistole Werthers mit Hühnerblut geladen und deshalb war der Schuss nicht tödlich. Dann reichen sich Werther und Lotte die Hände zum Lebensbund. Goethe rächte sich, nicht minder brüsk, mit einem Spottgedicht mit der Überschrift
Nicolai auf Werthers Grab
Ein junger Mensch, ich weiß nicht wie,
Starb einst an der Hypochondrie
Und ward denn auch begraben.
Da kam ein schöner Geist herbei,
Der hatte seinen Stuhlgang frei,
Wie’s denn so Leute haben.
Der setzt’ notdürftig sich aufs Grab
Und legte da sein Häuflein ab,
Beschaute freundlich seinen Dreck,
Ging wohl eratmet wieder weg
Und sprach zu sich bedächtiglich:
»Der gute Mensch, wie hat er sich verdorben!
Hätt er geschissen so wie ich,
Er wäre nicht gestorben!«
Johann Wolfgang von Goethe, 1775
Schein und Sein
Mein Kind, es sind allhier die Dinge,
Gleichwohl, ob große, ob geringe,
Im wesentlichen so verpackt,
Daß man sie nicht wie Nüsse knackt.
Wie wolltest du dich unterwinden,
Kurzweg die Menschen zu ergründen.
Du kennst sie nur von außenwärts.
Du siehst die Weste, nicht das Herz.
Wilhelm Busch
Gleichwohl, ob große, ob geringe,
Im wesentlichen so verpackt,
Daß man sie nicht wie Nüsse knackt.
Wie wolltest du dich unterwinden,
Kurzweg die Menschen zu ergründen.
Du kennst sie nur von außenwärts.
Du siehst die Weste, nicht das Herz.
Wilhelm Busch
Leider ist meine Reise "ins Wasser gefallen". Meine Tochter wurde 2 Tage vor meiner Abreise Corona-positiv. Ein späterer Reisetermin war nicht mehr möglich, so haben wir uns auf das nächste Jahr vertröstet und hoffen dass es dann endlich klappen wird.
LG Sirona
LG Sirona
Ach wie traurig, liebe Sirona. Was ein Pech aber auch und schade, dass sich kein anderer Termin finden ließ und ihr gleich auf nächstes Jahr verschieben musstet. Da ist man voller Vorfreude und wird dann so ausgebremst. Aber, was Corona angeht, sind wir eben leider immer noch nicht über den Berg.
Herzlichen Gruß
Roxanna
Herzlichen Gruß
Roxanna
Ach das wäre doch kein Beinbruch. Du weißt doch "doppelt hält besser". 😁
Außerdem liest man schöne Gedichte immer wieder gern.
Danke für Dein Eichendorff-Gedicht, wozu Du ein sehr passendes Bild eingestellt hast.
Außerdem liest man schöne Gedichte immer wieder gern.
Danke für Dein Eichendorff-Gedicht, wozu Du ein sehr passendes Bild eingestellt hast.