Literatur Schöne Lyrik
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Weltgeheimnis
Emanuel Geibel (1815 - 1884)
Herbstlich sonnige Tage,
mir beschieden zur Lust,
euch mit leiserem Schlage
grüßt die atmende Brust.
O wie waltet die Stunde
nun in seliger Ruh'!
Jede schmerzende Wunde
schließet leise sich zu.
Nur zu rasten, zu lieben,
still an sich selber zu baun,
fühlt sich die Seele getrieben
und mit Liebe zu schaun.
Jedem leisen Verfärben
lausch ich mit stillem Bemühn,
jedem Wachsen und Sterben,
jedem Welken und Blühn.
Was da webet im Ringe,
was da blüht auf der Flur,
Sinnbild ewiger Dinge
ist's dem Schauenden nur.
Jede sprossende Pflanze,
die mit Düften sich füllt,
trägt im Kelche das ganze
Weltgeheimnis verhüllt.
Weltgeheimnis
Emanuel Geibel (1815 - 1884)
Herbstlich sonnige Tage,
mir beschieden zur Lust,
euch mit leiserem Schlage
grüßt die atmende Brust.
O wie waltet die Stunde
nun in seliger Ruh'!
Jede schmerzende Wunde
schließet leise sich zu.
Nur zu rasten, zu lieben,
still an sich selber zu baun,
fühlt sich die Seele getrieben
und mit Liebe zu schaun.
Jedem leisen Verfärben
lausch ich mit stillem Bemühn,
jedem Wachsen und Sterben,
jedem Welken und Blühn.
Was da webet im Ringe,
was da blüht auf der Flur,
Sinnbild ewiger Dinge
ist's dem Schauenden nur.
Jede sprossende Pflanze,
die mit Düften sich füllt,
trägt im Kelche das ganze
Weltgeheimnis verhüllt.
@Maikel - Das ist doch verständlich dass Du jetzt einige Arbeiten zu erledigen hast, ein Umzug und Einrichtung einer neuen Wohnung nehmen halt viel Zeit in Anspruch, da muss geplant, gerechnet und organisiert werden. Dazu wünsche ich Dir viel Erfolg und dass Du Dich in Deiner neuen Wohnung heimisch fühlen wirst.
LG Sirona
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Habe um Löschung meines Beitrags gebeten, da Fritz Grasshoff erst 1997 verstorben ist, und ich demzufolge seine Texte nicht einstellen darf.Ich habe es noch lesen können, dankeschön. 😊
Allegra
@Sirona, vielen Dank für Deine freundlichen Worte 😊. Besonders freue ich mich auf die Einrichtung der Leseecke (Sessel und Fußhocker auf einer Teppichbrücke), Leselampe und auf einem Beistelltisch mein Lyrikschatz. 😊
@Maikel, das klingt sehr schnuckelig und gemütlich, da können die kalten Winterabende kommen, Du bist dann bestens versorgt. 😋
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
***
Franz Kugler
(1808-1858)
Nachtgruß
Vor meinem Fenster dämmert
Das trübe Mondenlicht;
auf meinem Tischlein hämmert
Die Uhr und rastet nicht.
Die stille Nacht durchschallet
Ein einsam hast'ger Gang,
Der wiederum verhallet
Die leere Straß' entlang.
Auf Traumesschwingen heben
Sich die Gedanken mir,
Und heimlich, o mein Leben,
Träum' ich mich hin zu dir.
***
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Gestoßener Seufzer- K. Tucholsky
Kreuzt mir die Lustjacht in der Badewanne?
Knirscht mir das Auto auf dem gelben Kies?
Bräunt mir das Roßbüff in der Kupferpfanne?
Blitzt mir am Hemd der Diamant-Türkis?
Hin hauch ich einen Seufzer des Verzichts:
Ich bring’s zu nichts.
Ich weiß nicht, was das ist und wie ich’s treibe ...
ich spare manchen vordatierten Scheck.
Und dann naht Lottchen mit dem Lotterleibe,
und dann ist alles wieder weg.
Infolge ihres Liebesunterrichts ...
Ich bring’s zu nichts.
Die andern häufen so Vermögen auf Vermögen.
Die andern wandeln durch das Goldportal.
Ich aber kann mir nichts nach hinten legen;
ich hab noch nie – und möchte auch einmal.
Der Reichtum ist der Lohn des Bösewichts.
Ich bring’s zu nichts.
So lern doch endlich von den andern Knaben
die einzig brauchbare Philosophie:
Es g'nügt nicht nur, Verhältnisse zu haben –
sie leben alle über sie.
Trink aus der Nachbarin Champagnerglas!
Bleib schuldig Miete, Liebe, Arzt und Gas!
Bezahl den Apfel – friß die Ananas!
Wer also handelt, bringt’s zu was.
Gestoßener Seufzer- K. Tucholsky
Kreuzt mir die Lustjacht in der Badewanne?
Knirscht mir das Auto auf dem gelben Kies?
Bräunt mir das Roßbüff in der Kupferpfanne?
Blitzt mir am Hemd der Diamant-Türkis?
Hin hauch ich einen Seufzer des Verzichts:
Ich bring’s zu nichts.
Ich weiß nicht, was das ist und wie ich’s treibe ...
ich spare manchen vordatierten Scheck.
Und dann naht Lottchen mit dem Lotterleibe,
und dann ist alles wieder weg.
Infolge ihres Liebesunterrichts ...
Ich bring’s zu nichts.
Die andern häufen so Vermögen auf Vermögen.
Die andern wandeln durch das Goldportal.
Ich aber kann mir nichts nach hinten legen;
ich hab noch nie – und möchte auch einmal.
Der Reichtum ist der Lohn des Bösewichts.
Ich bring’s zu nichts.
So lern doch endlich von den andern Knaben
die einzig brauchbare Philosophie:
Es g'nügt nicht nur, Verhältnisse zu haben –
sie leben alle über sie.
Trink aus der Nachbarin Champagnerglas!
Bleib schuldig Miete, Liebe, Arzt und Gas!
Bezahl den Apfel – friß die Ananas!
Wer also handelt, bringt’s zu was.
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Umwandlung
Seidel, Heinrich (1842-1906)
Die du mir einst, du wilde Rose,
das junge Knabenherz beglückt,
die du mich einst durch deine lose,
anmuth'ge Schelmerei entzückt,
So seh' ich dich nach Jahren wieder!
Wir hatten Zeit, uns zu entfalten
ich kehre, fast der Alte, wieder,
doch du hast keinen Zug behalten.
Wo blieb sie denn, die tolle Schöne,
das wilde flatterhafte Ding?
O wie verwandelt ward der schöne
buntfarbig leichte Schmetterling!
Hast einen Gatten – hast auch Kinder,
und strickst und sprichst von Fleisch und Butter,
wie Alles theuer wird geschwinder,
und von den Sorgen einer Mutter.
So ganz erloschen und verloren
der schöne Duft der Jugendzeit!
Du lächelst über mich, den Thoren,
und strotzest von Vernünftigkeit.
Wirthschaftlich roth Gesicht und Hände
du musstest viel am Feuer stehn
so muss ich, Rose, dich am Ende
als Hagebutte wiedersehn!
Umwandlung
Seidel, Heinrich (1842-1906)
Die du mir einst, du wilde Rose,
das junge Knabenherz beglückt,
die du mich einst durch deine lose,
anmuth'ge Schelmerei entzückt,
So seh' ich dich nach Jahren wieder!
Wir hatten Zeit, uns zu entfalten
ich kehre, fast der Alte, wieder,
doch du hast keinen Zug behalten.
Wo blieb sie denn, die tolle Schöne,
das wilde flatterhafte Ding?
O wie verwandelt ward der schöne
buntfarbig leichte Schmetterling!
Hast einen Gatten – hast auch Kinder,
und strickst und sprichst von Fleisch und Butter,
wie Alles theuer wird geschwinder,
und von den Sorgen einer Mutter.
So ganz erloschen und verloren
der schöne Duft der Jugendzeit!
Du lächelst über mich, den Thoren,
und strotzest von Vernünftigkeit.
Wirthschaftlich roth Gesicht und Hände
du musstest viel am Feuer stehn
so muss ich, Rose, dich am Ende
als Hagebutte wiedersehn!
Gründer
Geschäftig sind die Menschenkinder,
Die große Zunft von kleinen Meistern,
Als Mitbegründer, Miterfinder
Sich diese Welt zurechtzukleistern.
Nur leider kann man sich nicht einen,
Wie man das Ding am besten mache.
Das Bauen mit belebten Steinen
Ist eine höchst verzwickte Sache.
Welch ein Gedrängel und Getriebe
Von Lieb und Haß bei Nacht und Tage,
Und unaufhörlich setzt es Hiebe,
Und unaufhörlich tönt die Klage.
Gottlob, es gibt auch stille Leute,
Die meiden dies Gewühl und hassen's
Und bauen auf der andern Seite
Sich eine Welt des Unterlassens.
Wilhelm Busch
Kind und Pfau
Im Mäntelchen mit viel Besatz
und seidener Kapotte,
im Spitzenkragen und Seidenlatz,
so steht hier die Charlotte.
Da kommt daher ein stolzer Pfau,
mit Federn, vielen hundert,
der sieht die kleine Menschenfrau, -
und beide steh'n verwundert.
Die Lotte beugt sich staunend vor,
der Pfau beugt sich zurücke
und spreizt den blauen Federflor; -
so kreuzen sich die Blicke.
"Was ist das für ein schönes Tier!"
so denken alle beide.
Er deucht ihr ganz von Golde schier,
sie deucht ihm ganz von Seide.
- Sie seh'n sich fast die Augen blind
am Kleid und an den Daunen -
und wenn sie nicht gegangen sind,
steh'n sie wohl noch und staunen.
Erich Mühsam
Ja, das kann ich durchaus nachvollziehen. Auch ich staune jedes Mal wenn der Pfau sein Rad dreht und die Pracht seiner Gefieder zeigt. Ein farbenprächtiges Wunder der Natur.😊