Literatur Schöne Lyrik
@Maikel - Da Du Fan von Lenau bist - ich meine es gelesen zu haben - wollte ich Dir eine Freude machen. Bestimmt war Dir dieses Gedicht nicht unbekannt, zumindest wirst Du es einmal gelesen haben.😋
Gustav Falke
(* 11. Januar 1853 in Lübeck; † 8. Februar 1916 in Hamburg-Groß Borstel)
König Sommer
Nun fallen leise die Blüten ab,
Und die jungen Früchte schwellen.
Lächelnd steigt der Frühling ins Grab
Und tritt dem Sommer die Herrschaft ab,
Dem starken, braunen Gesellen.
König Sommer bereist sein Land
Bis an die fernsten Grenzen,
Die Ähren küssen ihm das Gewand,
Er segnet sie alle mit reicher Hand,
Wie stolz sie nun stehen und glänzen.
Es ist eine Pracht unterm neuen Herrn,
Ein sattes Genügen, Genießen,
Und jedes fühlt sich im innersten Kern
So reich und tüchtig. Der Tod ist so fern,
Und des Lebens Quellen fließen.
König Sommer auf rotem Ross
Hält auf der Mittagsheide,
Müdigkeit ihn überfloss,
Er träumt von einem weißen Schloss
Und einem König in weißem Kleide.
Theodor Storm
(1817 - 1888)
Herbst
Schon ins Land der Pyramiden
(1817 - 1888)
Herbst
Schon ins Land der Pyramiden
Flohn die Störche übers Meer;
Schwalbenflug ist längst geschieden,
Auch die Lerche singt nicht mehr.
Seufzend in geheimer Klage
Streift der Wind das letzte Grün;
Und die süßen Sommertage,
Ach, sie sind dahin, dahin!
Nebel hat den Wald verschlungen,
Der dein stillstes Glück gesehn;
Ganz in Duft und Dämmerungen
Will die schöne Welt vergehn.
Nur noch einmal bricht die Sonne
Unaufhaltsam durch den Duft,
Und ein Strahl der alten Wonne
Rieselt über Tal und Kluft.
Und es leuchten Wald und Heide,
Daß man sicher glauben mag,
Hinter allem Winterleide
Lieg' ein ferner Frühlingstag.
Schwalbenflug ist längst geschieden,
Auch die Lerche singt nicht mehr.
Seufzend in geheimer Klage
Streift der Wind das letzte Grün;
Und die süßen Sommertage,
Ach, sie sind dahin, dahin!
Nebel hat den Wald verschlungen,
Der dein stillstes Glück gesehn;
Ganz in Duft und Dämmerungen
Will die schöne Welt vergehn.
Nur noch einmal bricht die Sonne
Unaufhaltsam durch den Duft,
Und ein Strahl der alten Wonne
Rieselt über Tal und Kluft.
Und es leuchten Wald und Heide,
Daß man sicher glauben mag,
Hinter allem Winterleide
Lieg' ein ferner Frühlingstag.
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Mein liebes Gärtchen
Der Sommer hat alle Welt beglückt
und jedem eine Freude gebracht;
er hat mein liebes Gärtchen geschmückt,
noch schöner als ich je gedacht.
Mein liebes Gärtchen hinterm Haus,
wo ich so gern geh ein und aus,
wie alles drin von Blumen prangt!
wie alles drin von Früchten hangt!
Erdbeeren lächeln aus dunklem Grün,
und daneben Rosen und Lilien blühn.
Doch hat uns auch keine Mühe verdrossen:
wir haben gesäet, gepflanzt und begossen,
und fleissig gejätet mit eigener Hand,
und die Wege bestreut mit frischem Sand.
Du liebes Gärtchen, für alle die Mühn
da lässest du deine Blumen blühn,
und süße Früchte reichst du uns auch
von manchem Baum und manchem Strauch,
Für all das Lieb' und Gut' empfang'
Nun unsern Dank in Sang und Klang!
A. H. Hoffmann von Fallersleben
1798 - 1874
liebe Grüsse
Clematis
Eduard Mörike
1804 - 1875
Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
Im warmen Golde fließen
1804 - 1875
Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
Im warmen Golde fließen
Diesen wunderschön beschriebenen Septembermorgen konnte ich heute hier erleben. Die Sonne hat den Nebel durchdrungen und die Sicht zu einen tiefblauen Himmel frei gemacht. Und damit lockt sie uns Menschen in die Natur. Werde gleich ihrem Lockruf folgen und einen ausgiebigen Spaziergang unternehmen.😋
Welcher Gartenfreund denkt noch an die Mühsal wenn er nach getaner Arbeit die Blütenpracht bewundern kann? Aus den Worten von Hoffmann von Fallersleben spricht eine tiefe Liebe zur Natur. 🌺🌹🌷
Diesen wunderschön beschriebenen Septembermorgen konnte ich heute hier erleben. Die Sonne hat den Nebel durchdrungen und die Sicht zu einen tiefblauen Himmel frei gemacht. Und damit lockt sie uns Menschen in die Natur. Werde gleich ihrem Lockruf folgen und einen ausgiebigen Spaziergang unternehmen.😋Ja, in den letzten Tagen war es hier auch so, ein grauer Nebelmorgen und
geschrieben von Sirona
dann liegt plötzlich, wie in dem Gedicht " Herbstkräftig die gedämpfte Welt
im warmen Golde"!
Wünsche allen einen schönen Herbsttag!
Allegra
Eigenes Foto
Der Herbst des Einsamen
Georg Trakl (1887 - 1914)
Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fülle,
vergilbter Glanz von schönen Sommertagen.
Ein reines Blau tritt aus verfall’ner Hülle;
der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.
Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen.
Und hier und dort ein Kreuz auf ödem Hügel;
im roten Wald verliert sich eine Herde.
Die Wolke wandert übern Weiherspiegel;
es ruht des Landmanns ruhige Gebärde.
Sehr leise rührt des Abends blauer Flügel
ein Dach von dürrem Stroh, die schwarze Erde.
Bald nisten Sterne in des Müden Brauen:
in kühle Stuben kehrt ein still Bescheiden,
und Engel treten leise aus den blauen
Augen der Liebenden, die sanfter leiden.
Es rauscht das Rohr;
anfällt ein knöchern Grauen,
wenn schwarz der Tau tropft
von den kahlen Weiden.
Der Herbst des Einsamen
Georg Trakl (1887 - 1914)
Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fülle,
vergilbter Glanz von schönen Sommertagen.
Ein reines Blau tritt aus verfall’ner Hülle;
der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.
Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen.
Und hier und dort ein Kreuz auf ödem Hügel;
im roten Wald verliert sich eine Herde.
Die Wolke wandert übern Weiherspiegel;
es ruht des Landmanns ruhige Gebärde.
Sehr leise rührt des Abends blauer Flügel
ein Dach von dürrem Stroh, die schwarze Erde.
Bald nisten Sterne in des Müden Brauen:
in kühle Stuben kehrt ein still Bescheiden,
und Engel treten leise aus den blauen
Augen der Liebenden, die sanfter leiden.
Es rauscht das Rohr;
anfällt ein knöchern Grauen,
wenn schwarz der Tau tropft
von den kahlen Weiden.