Literatur Schöne Lyrik
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ja, ja, Geliebte, man wird alt,
Trotz Filz und Wolle hat man kalt
An Sohlen und an Füßen,
Und ißt am Schlusse des Soupers
Man gar noch etwas Schweizerkäs',
so muß man dafür büßen.
Die Nerven – ach du lieber Gott!
Die Leber wird zum Kinderspott,
Die Leber und der Magen;
Und würd' auch alles weh und wund,
Eh bien, bleibt nur das Herz gesund,
So wollen wir's ertragen.
Theodor Fontane (1819 - 1898),
deutscher Journalist, Erzähler und Theaterkritik
Grußkarten(Clematis)
Clematis
Trotz Filz und Wolle hat man kalt
An Sohlen und an Füßen,
Und ißt am Schlusse des Soupers
Man gar noch etwas Schweizerkäs',
so muß man dafür büßen.
Die Nerven – ach du lieber Gott!
Die Leber wird zum Kinderspott,
Die Leber und der Magen;
Und würd' auch alles weh und wund,
Eh bien, bleibt nur das Herz gesund,
So wollen wir's ertragen.
Theodor Fontane (1819 - 1898),
deutscher Journalist, Erzähler und Theaterkritik
Grußkarten(Clematis)
Clematis
Im Sommer
In Sommerbäder
Reist jetzt ein jeder
Und lebt famos.
Der arme Dokter,
Zu Hause hockt er
Patientenlos.
Von Winterszenen,
Von schrecklich schönen,
Träumt sein Gemüt,
Wenn, Dank ihr Götter,
Bei Hundewetter
Sein Weizen blüht.
Wilhelm Busch (1832-1908)
In Sommerbäder
Reist jetzt ein jeder
Und lebt famos.
Der arme Dokter,
Zu Hause hockt er
Patientenlos.
Von Winterszenen,
Von schrecklich schönen,
Träumt sein Gemüt,
Wenn, Dank ihr Götter,
Bei Hundewetter
Sein Weizen blüht.
Wilhelm Busch (1832-1908)
Allegra
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ganz still zuweilen wie ein Traum
Ganz still zuweilen wie ein Traum
klingt in dir auf ein fernes Lied...
Du weißt nicht, wie es plötzlich kam,
du weißt nicht, was es von dir will...
und wie ein Traum ganz leis und still
verklingt es wieder, wie es kam...
Wie plötzlich mitten im Gewühl
der Straße, mitten oft im Winter
ein Hauch von Rosen dich umweht,
wie oder dann und wann ein Bild
aus längst vergessenen Kindertagen
mit fragenden Augen vor dir steht...
Ganz still und leise, wie ein Traum...
Du weißt nicht, wie es plötzlich kam,
du weißt nicht, was es von dir will,
und wie ein Traum ganz leis und still
verblasst es wieder, wie es kam.
Cäsar Flaischlen
(1864-1920)
Grußkarten(Clematis)
Clematis
Ganz still zuweilen wie ein Traum
klingt in dir auf ein fernes Lied...
Du weißt nicht, wie es plötzlich kam,
du weißt nicht, was es von dir will...
und wie ein Traum ganz leis und still
verklingt es wieder, wie es kam...
Wie plötzlich mitten im Gewühl
der Straße, mitten oft im Winter
ein Hauch von Rosen dich umweht,
wie oder dann und wann ein Bild
aus längst vergessenen Kindertagen
mit fragenden Augen vor dir steht...
Ganz still und leise, wie ein Traum...
Du weißt nicht, wie es plötzlich kam,
du weißt nicht, was es von dir will,
und wie ein Traum ganz leis und still
verblasst es wieder, wie es kam.
Cäsar Flaischlen
(1864-1920)
Grußkarten(Clematis)
Clematis
Guter Rat
An einem Sommermorgen
Da nimm den Wanderstab,
Es fallen deine Sorgen
Wie Nebel von dir ab.
Des Himmels heitere Bläue
Lacht dir ins Herz hinein,
Und schließt, wie Gottes Treue,
Mit seinem Dach dich ein.
Rings Blüten nur und Triebe
Und Halme von Segen schwer,
Dir ist, als zöge die Liebe
Des Weges nebenher.
So heimisch alles klinget
Als wie im Vaterhaus,
Und über die Lerchen schwinget
Die Seele sich hinaus.
Theodor Fontane (*1819, †1898)
An einem Sommermorgen
Da nimm den Wanderstab,
Es fallen deine Sorgen
Wie Nebel von dir ab.
Des Himmels heitere Bläue
Lacht dir ins Herz hinein,
Und schließt, wie Gottes Treue,
Mit seinem Dach dich ein.
Rings Blüten nur und Triebe
Und Halme von Segen schwer,
Dir ist, als zöge die Liebe
Des Weges nebenher.
So heimisch alles klinget
Als wie im Vaterhaus,
Und über die Lerchen schwinget
Die Seele sich hinaus.
Theodor Fontane (*1819, †1898)
An den Domherrn v. Rochow
Meine Jugend war gedrückt von Sorgen,
seufzend sang an manchem Sommermorgen
meine Einfalt ihr gestammelt Lied.
Nicht dem Jüngling töneten Gesänge,
nein, dem Gott, der auf der Menschen Menge
wie auf Ameishaufen niedersieht!
Ohne Neigung, die ich oft beschreibe,
ohne Zärtlichkeit ward ich zum Weibe,
ward zur Mutter, wie im wilden Krieg
unverliebt ein Mädchen werden müßte,
die ein Krieger halb gezwungen küßte,
der die Mauer einer Stadt erstieg.
Was wir heftig lange wünschen müssen
und was wir nicht zu erhalten wissen,
drückt sich tiefer unserm Herzen ein;
Rebensaft verschwendet der Gesunde
doch erquickend schmeckt des Kranken Munde
auch im Traum der ungetrunk’ne Wein.
(Anna Louisa Karsch)
Frauen in den vergangenen Jahrhunderten hatten es wirklich äußerst schwer sich in der Gesellschaft durchzusetzen. Und doch gibt es einige, die es allerdings mit Unterstützung namhafter Zeitgenossen geschafft haben sich selbst zu verwirklichen.
In dem Buch „Meine Seele will Freiheit – Frauen setzen sich durch – wird der Lebenslauf der Anna Louisa Karsch geschildert, die vom Hirtenmädchen zur gefeierten Dichterin geworden war. Sie wurde am 1. Dezember 1722 als Tochter des Land- und Gastwirts Dürbach in Niederschlesien geboren, und somit war ihr eigentlich ein Leben in Abgeschieden- und Einfachheit vorbestimmt. Im Jahr 1728 kommt sie zu ihrem Großonkel der ihr Lesen und Schreiben beibrachte. Da eröffnete sich ihr zum ersten Mal die Chance in die Welt des Geistes einzutreten.
Wie damals üblich wurde sie mit im Alter von 16 Jahren mit einem Tuchhändler verheiratet, die Ehe scheiterte und der Ehemann ließ sich scheiden. Dies war in Preußen die erste Ehescheidung überhaupt.
Eine zweite Ehe ging nicht gut wegen der Trunksucht des Ehemannes, und Anna musste zusehen wie sie mit ihren Kindern finanziell zurecht kam. Sie fing an zu dichten, und verfertigte zu sich bietenden Gelegenheiten Lobgedichte auf Ereignisse und Personen; die entsprechenden Vorträge ließ sie sich bezahlen. Der Durchbruch aber erfolgte mit einem Gedicht auf den preußischen Sieg bei Torgau im Jahr 1760.
1761 siedelte die Familie nach Berlin über, wo sie den Dichter Gleim kennenlernte. Dieser nannte sie „Deutsche Sappho“. Doch immer noch lebte sie von der Hand in den Mund, auch eine Audienz bei König Friedrich dem Großen führte nicht zu einem erhofften regelmäßigen Einkommen, obwohl sie vielfach gefeiert wurde. Erst 1789 kann sie ein eigenes Häuschen beziehen, das ihr König Friedrich Wilhelm II. geschenkt hatte.
Ihren täglichen Kampf ums Dasein schilderte „die Karschin“ – wie sie genannt wurde – im „Lebenslauf in Briefen“.
Ihre Dichtkunst wurde von Lessing, Sulzer, Ramler und Moses Mendelssohn gefördert, und mit Goethe pflegte sie sogar einen Briefwechsel.
Wir in der heutigen Zeit lebenden Frauen können unsere Freiheit nicht hoch genug einschätzen, die einige mutige Frauen in den vergangenen Jahrhunderten erkämpft haben.
LG Sirona
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[i]Leider läßt sich eine wahrhafte Dankbarkeit mit Worten nicht ausdrücken.
Johann Wolfgang von Goethe
Johann Wolfgang von Goethe
Ich versuch’s trotzdem. Es ist mir immer wieder eine Freude wenn ich Eure Beteiligung an diesem Thread lese, den Ihr mit schönen Versen und Bildern wunderbar gestaltet und bereichert.
Dafür sage ich ein ganz herzliches Dankeschön mit der Hoffnung, dass noch einige User den Weg zu uns finden werden zum Austausch schöner Gedichte.
LG Sirona
Hundekur – Hans Hoffmann
Früh war ich aufgewacht verdross’nen Muts;
vom ganzen Tag verhieß ich mir nichts Guts.
Mit Knurren fiel zuerst mein Weib ich an,
dann kam die Magd und dann die Kinder dran.
So ward ein Stündchen um und um gebellt,
und endlich trollt’ ich bissig mich ins Feld.
An einem Bauernhaus stapft’ ich vorbei.
Ei, guter Tyras, welch ein wüst Geschrei!
Ich kam doch oft daher auf diesen Wegen,
mit Wedeln sprang der Hund mir sonst entgegen,
ließ sich behaglich kraun die zott’ge Mähne,
heut aber knurrt’ er muffig fletscht die Zähne,
und allen Ernstes, wenig fehlte nur,
dass schnappend er mir in die Waden fuhr.
Der Bauer schimpft zurück das grobe Tier
Und sprach, sich knapp entschuldigend, zu mir:
„Der kommt nun, merk’ ich, auch zum Schinder bald.
Er ist seit kurzem so. Das Biest wird alt.“
Ich grüßte dankend, schritt nun hast’ger aus
und trollte neu verärgert mich nach Haus.
Ich murrte weiter, Stimmung grau in grau.
Fast ängstlich aber sprach die arme Frau:
„Du bist seit kurzem so. Was hast du nur?“
Ein Schreck da seltsam mir zum Herzen fuhr;
und heimlich dräuend eine Stimme schalt
von seitwärts mir ins Ohr: „Das Biest wird alt.“
Und jählings ward verwandelt mir der Sinn:
Gott Lob und Dank, dass ich so jung noch bin!
Mit sechzig mag man knurren gut und gern;
ich aber bin den Fünfzigen noch fern! –
Ich küsste meine Frau, ich lächelt’ heiter.
An diesem Tage quält’ ich sie nicht weiter.
Früh war ich aufgewacht verdross’nen Muts;
vom ganzen Tag verhieß ich mir nichts Guts.
Mit Knurren fiel zuerst mein Weib ich an,
dann kam die Magd und dann die Kinder dran.
So ward ein Stündchen um und um gebellt,
und endlich trollt’ ich bissig mich ins Feld.
An einem Bauernhaus stapft’ ich vorbei.
Ei, guter Tyras, welch ein wüst Geschrei!
Ich kam doch oft daher auf diesen Wegen,
mit Wedeln sprang der Hund mir sonst entgegen,
ließ sich behaglich kraun die zott’ge Mähne,
heut aber knurrt’ er muffig fletscht die Zähne,
und allen Ernstes, wenig fehlte nur,
dass schnappend er mir in die Waden fuhr.
Der Bauer schimpft zurück das grobe Tier
Und sprach, sich knapp entschuldigend, zu mir:
„Der kommt nun, merk’ ich, auch zum Schinder bald.
Er ist seit kurzem so. Das Biest wird alt.“
Ich grüßte dankend, schritt nun hast’ger aus
und trollte neu verärgert mich nach Haus.
Ich murrte weiter, Stimmung grau in grau.
Fast ängstlich aber sprach die arme Frau:
„Du bist seit kurzem so. Was hast du nur?“
Ein Schreck da seltsam mir zum Herzen fuhr;
und heimlich dräuend eine Stimme schalt
von seitwärts mir ins Ohr: „Das Biest wird alt.“
Und jählings ward verwandelt mir der Sinn:
Gott Lob und Dank, dass ich so jung noch bin!
Mit sechzig mag man knurren gut und gern;
ich aber bin den Fünfzigen noch fern! –
Ich küsste meine Frau, ich lächelt’ heiter.
An diesem Tage quält’ ich sie nicht weiter.
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Es gibt von Rainer Maria Rilke ein wunderbares Gedicht, in dem er die Vorgeburtlichkeit beschreibt.
Ich setze es lieber hier ein, hier ist es besser aufgehoben.
Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht,
dann geht er schweigend mit ihm aus der Nacht.
Aber die Worte, eh jeder beginnt,
diese wolkigen Worte sind:
Von deinen Sinnen hinausgesandt,
geh bis an deiner Sehnsucht Rand;
gib mir Gewand.
Hinter den Dingen wachse als Brand,
daß ihre Schatten, ausgespannt,
immer mich ganz bedecken.
Laß dir Alles geschehn: Schönheit und Schrecken.
Man muß nur gehn: Kein Gefühl ist das fernste.
Laß dich von mir nicht trennen.
Nah ist das Land,
das sie das Leben nennen.
Du wirst es erkennen
an seinem Ernste.
Gib mir die Hand.
Rainer Maria Rilke
Stundenbuch
allgemein(Clematis)
Ich setze es lieber hier ein, hier ist es besser aufgehoben.
Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht,
dann geht er schweigend mit ihm aus der Nacht.
Aber die Worte, eh jeder beginnt,
diese wolkigen Worte sind:
Von deinen Sinnen hinausgesandt,
geh bis an deiner Sehnsucht Rand;
gib mir Gewand.
Hinter den Dingen wachse als Brand,
daß ihre Schatten, ausgespannt,
immer mich ganz bedecken.
Laß dir Alles geschehn: Schönheit und Schrecken.
Man muß nur gehn: Kein Gefühl ist das fernste.
Laß dich von mir nicht trennen.
Nah ist das Land,
das sie das Leben nennen.
Du wirst es erkennen
an seinem Ernste.
Gib mir die Hand.
Rainer Maria Rilke
Stundenbuch
allgemein(Clematis)
Liebe Clematis, man muss sich schon auf Rilkes Gedanken intensiv einlassen um ihn zu verstehen, mir gelingt es leider nicht immer.
Die meisten Dichter glaubten an die Reinkarnation und Vorgeburtlichkeit, Hesse geht sogar soweit, dass er schreibt sein Leben vor seiner Geburt selbst erwählt zu haben - siehe unten. Auch Luise Rinser war davon überzeugt, dass es im geistigen Bereich Absprachen bzgl. eines neuen Erdenlebens gibt. Nun, ob es sich tatsächlich so verhält werden wir wohl in diesem Leben nicht ergründen können, aber die Vorstellung ist irgendwie tröstlich, nicht einem blinden Schicksal ausgeliefert zu sein (eigene Entscheidung des Lebens).
Hermann Hesse »Das Leben, das ich selbst gewählt"
Ehe ich in dieses Erdenleben kam,
ward mir gezeigt, ......
[Bitte beachte das Copyright. WM Margit]
P.S. Ich weiß um das Urheberrecht von Hesse-Gedichten, doch im Zusammenhang mit Rilkes Gedicht mag man mir die Einstellung nachsehen.
[Hesse-Abmahnungen sind teuer. WM Margit]
Die meisten Dichter glaubten an die Reinkarnation und Vorgeburtlichkeit, Hesse geht sogar soweit, dass er schreibt sein Leben vor seiner Geburt selbst erwählt zu haben - siehe unten. Auch Luise Rinser war davon überzeugt, dass es im geistigen Bereich Absprachen bzgl. eines neuen Erdenlebens gibt. Nun, ob es sich tatsächlich so verhält werden wir wohl in diesem Leben nicht ergründen können, aber die Vorstellung ist irgendwie tröstlich, nicht einem blinden Schicksal ausgeliefert zu sein (eigene Entscheidung des Lebens).
Hermann Hesse »Das Leben, das ich selbst gewählt"
Ehe ich in dieses Erdenleben kam,
ward mir gezeigt, ......
[Bitte beachte das Copyright. WM Margit]
P.S. Ich weiß um das Urheberrecht von Hesse-Gedichten, doch im Zusammenhang mit Rilkes Gedicht mag man mir die Einstellung nachsehen.
[Hesse-Abmahnungen sind teuer. WM Margit]
So herzig, das Gedicht von Theodor Fontane
Auch wegen dem Schweizer Käse..lach
Der Rabe
E.A.Poe (1845), übersetzt von Manfred Uhlig und Ole Törner
Als um Mitternacht ermüdet ich das düstre Haus gehütet über manchem Buch voll Weisheit, alter, fast vergess'ner Lehr, Als ich schon mehr schlief als wachte, war mir, eh' ich's noch bedachte, .......
[Auch Übersetzungen unterliegen dem Copyright des Übersetzers. WM Margit]
Auch wegen dem Schweizer Käse..lach
Der Rabe
E.A.Poe (1845), übersetzt von Manfred Uhlig und Ole Törner
Als um Mitternacht ermüdet ich das düstre Haus gehütet über manchem Buch voll Weisheit, alter, fast vergess'ner Lehr, Als ich schon mehr schlief als wachte, war mir, eh' ich's noch bedachte, .......
[Auch Übersetzungen unterliegen dem Copyright des Übersetzers. WM Margit]