Literatur Schöne Lyrik
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
er war ein Narziss, ein Irrer, ein Monster ... und ohne ihn wäre der Film und das Theater sehr rm .. denn er war auch genial und sehr facettenreich in seinem Schau-Spiel und mit seiner Stimme ..
Eine verliebte Ballade für Yssabeau d’Außigny
aus den Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weißen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
mit deinem Leib die lange Nacht.
Da will ich sein im tiefen Tal
dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.
Im tiefen Erdbeertal, im schwarzen Haar,
da schlief ich manches Sommerjahr
bei dir, und schlief doch nie zuviel.
Ich habe jetzt ein rotes Tier im Blut,
das macht mir wieder frohen Mut.
Komm her, ich weiß ein schönes Spiel
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
Die graue Welt macht keine Freude mehr,
ich gab den schönsten Sommer her,
und dir hats auch kein Glück gebracht;
hast nur den roten Mund noch aufgespart
für mich so tief im Haar verwahrt...
Ich such ihn schon die lange Nacht
im Wintertal, im Aschengrund...
Im Wintertal, im schwarzen Erdbeerkraut,
da hat der Schnee sein Nest gebaut
und fragt nicht, wo die Liebe sei.
Und habe doch das rote Tier so tief
erfahren, als ich bei dir schlief.
und wieder grün der Wiesengrund!
... ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
Ein Herz laviert nicht
Ich nenne keine Freundschaft heiß,
Die niemals, wenn’s ihr unbequem,
Den Freund zu überraschen weiß
Trotzdem.
Denn wenn sie Zeit und Mühe scheut,
Ein Unverhofft zu bringen,
Das einen Freund unendlich freut,
Dann hat sie keine Schwingen.
Den Umfang einer Wolke mißt
Kein Mensch. Weil sie nicht rastet,
Noch ihre Freiheit je vergißt. –
Ich glaube: Keine Wolke ist
Mit Arbeit überlastet.
Joachim Ringelnatz
Sternenklar
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Wenn des nachts
die Sterne funkeln,
sitze gerne ich
im Dunkeln,
freue mich am
Sternenklar;
heile Welt,
so wunderbar!
**********
Schorsch, 20
Aber weil sich die Sterne nicht so gerne fotogen ablichten lassen wollen, habe ich auf dem Küchentisch noch die Überbleibsel der Geburtstagsblumen meiner Frau fotografiert!********
Wenn des nachts
die Sterne funkeln,
sitze gerne ich
im Dunkeln,
freue mich am
Sternenklar;
heile Welt,
so wunderbar!
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Schorsch, 20
Man kennt von DIETRICH BONHOEFFER oft nur einige Zeilen von seinem Gedicht,
deshalb hier an seinem Geburtstag in voller Länge :
LG C.S.
Das Ewige ist stille - Wilh. Raabe
Wenn über stiller Heide
des Mondes Sichel schwebt,
mag lösen sich vom Leide
Herz, das im Leiden bebt.
Tritt vor aus deiner Kammer
und trage deinen Schmerz,
trage des Weltlaufs Jammer
der Ewigkeit ans Herz.
Das Ewige ist stille,
laut die Vergänglichkeit;
schweigend geht Gottes Wille
über den Erdenstreit.
In deinen Schmerzen schweige,
tritt in die stille Nacht;
das Haupt in Demut neige,
bald ist der Kampf vollbracht.
Walt Gott!
Gestern stürmt's noch, und am Morgen
Blühet schon das ganze Land –
Will auch nicht für morgen sorgen,
Alles steht in Gottes Hand.
Putz dich nur in Gold und Seiden:
In dem Felde über Nacht
Engel Gotts die Lilien kleiden,
Schöner als du's je gedacht.
Sonn dich auf des Lebens Gipfeln:
Über deinem stolzen Haus
Singt der Vogel in den Wipfeln,
Schwingt sich über dich hinaus!
Vögel nicht, noch Blumen sorgen,
Hat doch jedes sein Gewand –
Wie so fröhlich rauscht der Morgen!
Alles steht in Gottes Hand.
Joseph Freiherr von Eichendorff
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Clematis
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Ich warte nicht, bis alles grün,
wenn meine Zeit ist, muss ich blüh'n."
Ja, das trifft den Kern.
Gute Woche wünscht
Rose
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Das kannst du nicht zwingen:
dass die Knospen springen,
eh' die Sonne ihnen ihren Mai gebracht!
Aber dass, was hinter dir liegt,
dich nicht schreckt mehr und unterkriegt,
was Winter in dir abzustreifen
in aller Stille … und Knospen zu reifen
und dich zum Frühling durchzuringen…
Das kannst du zwingen!
(Cäsar Otto Hugo Flaischlen, (1864 - 1920),
deutscher Schriftsteller, Journalist und Redakteur,
Pseudonym Cäsar Stuart)
An meinen Lehrer
Joachim Ringelnatz
Ich war nicht einer deiner guten Jungen.
An meinem Jugendtrotz ist mancher Rat
und manches wohlgedachte Wort zersprungen.
Nun sieht der Mann, was einst der Knabe tat.
Doch hast du, alter Meister, nicht vergebens
an meinem Bau geformt und dich gemüht.
Du hast die besten Werte meines Lebens
mit heißen Worten mir ins Herz geglüht.
Verzeih, wenn ich das Alte nicht bereue.
Ich will mich heut wie einst vor dir nicht bücken.
Doch möcht ich dir für deine Lehrertreue
nur einmal dankbar, stumm die Hände drücken.