Literatur Schöne Lyrik
Van Goghs Sonnenblumen; als Grafik
* ~ *
Hermann Hesses. S p r a c h e
Die Sonne spricht zu uns mit Licht,
Mit Duft und Farbe spricht die Blume,
Mit Wolken, Schnee und Regen spricht
Die Luft. Es lebt im Heiligtume
Der Welt ein unstillbarer Drang,
Der Dinge Stummheit zu durchbrechen,
In Wort, Gebärde, Farbe, Klang
Des Seins Geheimnis auszusprechen.
Hier strömt der Künste lichter Quell,
Es ringt nach Wort, nach Offenbarung,
Nach Geist die Welt und kündet hell
Aus Menschenlippen ewige Erfahrung.
Nach Sprache sehnt sich alles Leben,
In Wort und Zahl, in Farbe, Linie, Ton
Beschwört sich unser dumpfes Streben
Und baut des Sinnes immer höhern Thron.
In einer Blume Rot und Blau,
In eines Dichters Worte wendet
Nach innen sich der Schönfung Bau,
Der stets beginnt und niemals endet.
Und wo sich Wort und Ton gesellt,
Wo Lied erklingt, Kunst sich entfaltet,
Wird jedesmal der Sinn der Welt,
Des ganzen Daseins neu gestaltet,
Und jedes Lied und jedes Buch
Und jedes Bild ist ein Enthüllen,
Ein neuer, tausendster Versuch,
Des Lebens Einheit zu erfüllen.
In diese Einheit einzugehn
Lockt euch die Dichtung, die Musik,
Der Schöpfung Vielfalt zu verstehn
Genügt ein einziger Spiegelblick.
Was uns Verworrenes begegnet,
Wird klar und einfach im Gedicht:
Die Blume lacht, die Wolke regnet,
Die Welt hat Sinn, das Stumme spricht.
Meine Vögelein in Garten ...
* ~ *
Hermann Hesses. S p r a c h e
Die Sonne spricht zu uns mit Licht,
Mit Duft und Farbe spricht die Blume,
Mit Wolken, Schnee und Regen spricht
Die Luft. Es lebt im Heiligtume
Der Welt ein unstillbarer Drang,
Der Dinge Stummheit zu durchbrechen,
In Wort, Gebärde, Farbe, Klang
Des Seins Geheimnis auszusprechen.
Hier strömt der Künste lichter Quell,
Es ringt nach Wort, nach Offenbarung,
Nach Geist die Welt und kündet hell
Aus Menschenlippen ewige Erfahrung.
Nach Sprache sehnt sich alles Leben,
In Wort und Zahl, in Farbe, Linie, Ton
Beschwört sich unser dumpfes Streben
Und baut des Sinnes immer höhern Thron.
In einer Blume Rot und Blau,
In eines Dichters Worte wendet
Nach innen sich der Schönfung Bau,
Der stets beginnt und niemals endet.
Und wo sich Wort und Ton gesellt,
Wo Lied erklingt, Kunst sich entfaltet,
Wird jedesmal der Sinn der Welt,
Des ganzen Daseins neu gestaltet,
Und jedes Lied und jedes Buch
Und jedes Bild ist ein Enthüllen,
Ein neuer, tausendster Versuch,
Des Lebens Einheit zu erfüllen.
In diese Einheit einzugehn
Lockt euch die Dichtung, die Musik,
Der Schöpfung Vielfalt zu verstehn
Genügt ein einziger Spiegelblick.
Was uns Verworrenes begegnet,
Wird klar und einfach im Gedicht:
Die Blume lacht, die Wolke regnet,
Die Welt hat Sinn, das Stumme spricht.
Meine Vögelein in Garten ...
Eins und alles
Im Grenzenlosen sich zu finden,
Wird gern der einzelne verschwinden,
Da löst sich aller Überdruß;
Statt heißem Wünschen, wildem Wollen,
Statt lästigem Fordern, strengem Sollen
Sich aufzugeben ist Genuß.
Weltseele, komm, uns zu durchdringen!
Dann mit dem Weltgeist selbst zu ringen,
Wird unsrer Kräfte Hochberuf.
Teilnehmend führen gute Geister,
Gelinde leitend höchste Meister
Zu dem, der alles schafft und schuf.
Und umzuschauen das Geschaffne,
Damit sichs nicht zum Starren waffne,
Wirkt ewiges, lebendiges Tun.
Und was nicht war, nun will es werden
Zu reinen Sonnen, farbigen Erden;
In keinem Falle darf es ruhn.
Es soll sich regen, schaffend handeln,
Erst sich gestalten, dann verwandeln;
Nur scheinbar stehts Momente still.
Das Ewige regt sich fort in allen:
Denn alles muß in Nichts zerfallen,
Wenn es im Sein beharren will.
Johann Wolfgang von Goethe
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
mal wieder ein Wilhelm Busch ..
Es sitzt ein Vogel auf dem Leim.
Er flattert sehr, er kommt nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu.
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt der dem armen Vogel näher.
Der Vogel denkt: Weil das so ist
Und weil mich doch der Kater frisst,
so weil ich keine Zeit verlieren,
will noch ein wenig quinquilieren
und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir, hat Humor.
Lachen allem zum Trotz
Der Postillion - Nikolaus Lenau
Lieblich war die Maiennacht,
Silberwölklein flogen,
ob der holden Frühlingspracht
freudig hingezogen.
Schlummernd lagen Wies´ und Hain,
jeder Pfad verlassen;
niemand als der Mondenschein
wachte auf der Straßen.
Leise nur das Lüftchen sprach,
und es zog gelinder
durch das stille Schlafgemach
all der Frühlingskinder.
Heimlich nur das Bächlein schlich,
denn der Blüten Träume
dufteten gar wonniglich
durch die stillen Räume.
Rauher war mein Postillion,
ließ die Geißel knallen,
über Berg und Tal davon
frisch sein Horn erschallen.
Und von flinken Rossen vier
scholl der Hufe Schlagen,
die durchs blühende Revier
trabten mit Behagen.
Wald und Flur im schnellen Zug
kaum gegrüßt - gemieden;
und vorbei, wie Traumesflug,
schwand der Dörfer Frieden.
Mitten in dem Maienglück
lag ein Kirchhof innen,
der den raschen Wanderblick
hielt zu ernstem Sinnen.
Hingelehnt an Bergesrand
war die bleiche Mauer,
und das Kreuzbild Gottes stand
hoch, in stummer Trauer.
Schwager ritt auf seiner Bahn
stiller jetzt und trüber;
und die Rosse hielt er an,
sah zum Kreuz hinüber:
"Halten muß hier Roß und Rad,
mags euch nicht gefährden;
drüben liegt mein Kamerad
in der kühlen Erden!
Ein gar herzlieber Gesell!
Herr, ´s ist ewig schade!
Keiner blies das Horn so hell
wie mein Kamerade!
Hier ich immer halten muß,
dem dort unterm Rasen
zum getreuen Brudergruß
sein Leiblied zu blasen!"
Und dem Kirchhof sandt´ er zu
frohe Wandersänge,
daß es in die Grabesruh
seinem Bruder dränge.
Und des Hornes heller Ton
klang vom Berge wieder,
ob der tote Postillion
stimmt´ in seine Lieder.-
Weiter ging´s durch Feld und Hag
mit verhängtem Zügel;
lang mir noch im Ohre lag
jener Klang vom Hügel.
O lieb, so lang du lieben kannst
O lieb, so lang du lieben kannst!
O lieb, so lang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!
Und sorge, daß dein Herze glüht
Und Liebe hegt und Liebe trägt,
So lang ihm noch ein ander Herz
In Liebe warm entgegenschlägt!
Und wer dir seine Brust erschließt,
O tu ihm, was du kannst, zulieb!
Und mach ihm jede Stunde froh,
Und mach ihm keine Stunde trüb!
Und hüte deine Zunge wohl,
Bald ist ein böses Wort gesagt!
O Gott, es war nicht bös gemeint -
Der Andre aber geht und klagt.
O lieb, so lang du lieben kannst!
O lieb, so lang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!
Dann kniest du nieder an der Gruft,
Und birgst die Augen, trüb und naß
- sie sehn den Andern nimmermehr -
In’s lange, feuchte Kirchhofsgras.
Und sprichst: O schau auf mich herab
Der hier an deinem Grabe weint!
Vergib, daß ich gekränkt dich hab!
O Gott, es war nicht bös gemeint!
Er aber sieht und hört dich nicht,
Kommt nicht, daß du ihn froh umfängst;
Der Mund, der oft dich küßte, spricht
Nie wieder: ich vergab dir längst!
Er that’s, vergab dir lange schon,
Doch manche heiße Träne fiel
Um dich und um dein herbes Wort -
Doch still - er ruht, er ist am Ziel!
O lieb, so lang du lieben kannst!
O lieb, so lang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
wo du an Gräbern stehst und klagst!
O lieb, so lang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!
Und sorge, daß dein Herze glüht
Und Liebe hegt und Liebe trägt,
So lang ihm noch ein ander Herz
In Liebe warm entgegenschlägt!
Und wer dir seine Brust erschließt,
O tu ihm, was du kannst, zulieb!
Und mach ihm jede Stunde froh,
Und mach ihm keine Stunde trüb!
Und hüte deine Zunge wohl,
Bald ist ein böses Wort gesagt!
O Gott, es war nicht bös gemeint -
Der Andre aber geht und klagt.
O lieb, so lang du lieben kannst!
O lieb, so lang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!
Dann kniest du nieder an der Gruft,
Und birgst die Augen, trüb und naß
- sie sehn den Andern nimmermehr -
In’s lange, feuchte Kirchhofsgras.
Und sprichst: O schau auf mich herab
Der hier an deinem Grabe weint!
Vergib, daß ich gekränkt dich hab!
O Gott, es war nicht bös gemeint!
Er aber sieht und hört dich nicht,
Kommt nicht, daß du ihn froh umfängst;
Der Mund, der oft dich küßte, spricht
Nie wieder: ich vergab dir längst!
Er that’s, vergab dir lange schon,
Doch manche heiße Träne fiel
Um dich und um dein herbes Wort -
Doch still - er ruht, er ist am Ziel!
O lieb, so lang du lieben kannst!
O lieb, so lang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
wo du an Gräbern stehst und klagst!
Ferdinand Freiligrath
Sie saßen und tranken am Teetisch ...
(Heinrich Heine)
Sie saßen und tranken am Teetisch
und sprachen von Liebe viel.
Die Herren, die waren ästhetisch,
die Damen von zartem Gefühl.
„Die Liebe muß sein platonisch“,
der dürre Hofrat sprach.
Die Hofrätin lächelt ironisch.
Und dennoch seufzet sie: „Ach!“
Der Domherr öffnet den Mund weit:
„Die Liebe sei nicht zu roh,
sie schadet sonst der Gesundheit.“
Das Fräulein lispelt: „Wieso?“
Die Gräfin spricht wehmütig:
„Die Liebe ist eine Passion!“
Und präsentieret gütig
die Tasse dem Herren Baron.
Am Tische war noch ein Plätzchen;
mein Liebchen, da hast du gefehlt.
Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,
von deiner Liebe erzählt.
Der Abend - J.v. Eichendorff
Schweigt der Menschen laute Lust,
rauscht die Erde wie in Träumen,
wunderbar mit allen Bäumen.
Was dem Herzen kaum bewusst,
alte Zeiten, linde Trauer.
Und es schweifen leise Schauer,
wetterleuchtend durch die Brust.
Die Goldgräber - Emanuel Geibel
Sie waren gezogen über das Meer,
nach Glück und Gold stand ihr Begehr,
drei wilde Gesellen, vom Wetter gebräunt,
und kannten sich wohl und waren sich freund.
Sie hatten gegraben Tag und Nacht.
am Fluß die Grube, im Berg den Schacht;
in Sonnengluten und Regengebraus,
bei Durst und Hunger hielten sie aus.
Und endlich, endlich, nach Monden voll Schweiß,
da sahn aus der Tiefe sie winken den Preis,
da glüht’ es sie an durch das Dunkel so hold,
mit Blicken der Schlange, das feurige Gold.
Sie brachen es los dem finsteren Raum,
und als sie es fassten, sie huben es kaum,
und als sie’s wogen, sie jauchzten zugleich:
„Nun sind wir geborgen, nun sind wir reich!“
Sie lachten und kreischten mit jubelndem Schall,
sie tanzten im Kreis um das blanke Metall,
und hätte der Stolz nicht bezähmt ihr Gelüst,
sie hätten’s mit brünstiger Lippe geküsst.
Sprach Tom, der Jäger: „Nun laßt uns ruhn!
Zeit ist’s, auf das Mühsal uns gütlich zu tun.
Geh, Sam, und hol uns Speisen und Wein!
Ein lustiges Fest muß gefeiert sein!“
Wie trunken schlenderte Sam dahin,
zum Flecken hinab mit verzaubertem Sinn;
sein Haupt umnebelnd beschlichen ihn sacht
Gedanken, wie er sie nimmer gedacht.
Die andern saßen am Bergeshang;
Sie prüften das Erz, und es blitzt’ und es klang.
Sprach Will, der Rote: „Das Gold ist fein;
Nur schade, dass wir es teilen zu drei’n.“
„Du meinst?“ – „Je, nun, ich meine nur so,
zwei würden des Schatzes besser froh „ –
„Doch wenn“ – „Wenn was?“ – „Nun, nehmen wir an,
Sam wäre nicht da“ – „Ja, freilich, dann, dann – „
Sie schwiegen lang. Die Sonne glomm
und gleißt’ um das Gold; da murmelte Tom:
„Siehst du die Schlucht dort unten?“ – „Warum?“
„Ihr Schatten ist tief und die Bäume sind stumm.“
„Versteh’ ich dich recht?“ – „Was fragst du noch viel?
Wir dachten es beide und führen’s ans Ziel.
Ein tüchtiger Stoß und ein Grab im Gestein,
so ist es getan und wir teilen allein!“
Sie schwiegen aufs neu’. Es verglüht der Tag;
wie Blut auf dem Golde das Spätrot lag.
Da kam er zurück, ihr junger Genoß,
von bleicher Stirne der Schweiß ihm floß.
„Nun her mit dem Korb und dem bauchigen Krug!“
Und sie aßen und tranken mit tiefem Zug.
„Hei lustig, Bruder! Dein Wein ist stark,
er rollt wie Feuer durch Bein und Mark.
Komm, tu’ uns Bescheid!“ „Ich trank schon vorher,
jetzt sind vom Schlafe die Augen mir schwer;
ich streck’ ins Geklüft mich.“ – „Nun, gute Ruh’!
Und nimm den Stoß und den dazu!“
Sie trafen ihn mit den Messern gut.
Er schwankt’ und glitt in rauschendem Blut.
Noch einmal hub er sein blaß Gesicht:
„Herrgott im Himmel, du hältst Gericht!
Wohl um das Gold erschluget ihr mich.
Weh euch! Ihr seid verloren wie ich.
Auch ich, ich wollte den Schatz allein
Und mischt’ euch tödliches Gift in den Wein!“
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Schneeglöckchen, ei, bist du schon da?
Ist denn der Frühling schon so nah?
Wer lockte dich hervor ans Licht?
Trau doch dem Sonnenscheine nicht!
Wohl gut er's eben heute meint,
wer weiß, ob er dir morgen scheint?
"Ich warte nicht, bis alles grün;
wenn meine Zeit ist, muss ich blühn!"
Hugo von Hofmannsthal
1. 2. 1874 - 15. 7. 1929
Clematis
Ja, liebe Ingeborg, bald blühen sie wieder.
Hofmannsthal hat Recht, man soll alles genießen was einem geschenkt wird und nicht auf etwas hoffen das morgen vielleicht schon vergangen ist (Ich warte nicht bis alles grün.......).
Hofmannsthal hat Recht, man soll alles genießen was einem geschenkt wird und nicht auf etwas hoffen das morgen vielleicht schon vergangen ist (Ich warte nicht bis alles grün.......).