Literatur Schöne Lyrik
Liebe Isabelle, dieses Gedicht (oder ist es eine Ballade?) kannte ich noch nicht. Danke fürs Einstellen. Obwohl traurig habe ich es mit Interesse gelesen. Das Leben schlägt halt immer seine Wunden.
LG Sirona
LG Sirona
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Tucholsky hat den Pfau sehr gut beschrieben. Doch denke ich dass er hintergründig an bestimmte Menschen gedacht hat. Sprichwörtlich vergleicht man eitle und dumme Menschen mit einem Pfau.
Sehr schönes Bild, lieber Neptun. Der Pfau ist wirklich ein wunderschöner Vogel. Vor einigen Jahren habe ich am Lago Maggiore auf der kleinen Isola Bella weiße Pfauen gesehen, es war eine Augenweide als sie ihr Rad schlugen. Unentwegt zeigten sie sich in ihrer Schönheit, sie wußten wohl was Touristen sich wünschten. Man wurde fast an ein Ballett von Tschaikowsky erinnert (z.B. Schwanensee).
LG Sirona
liebe Sirona, dies ist der Pfau auf der Isola Bella, den Du auch gesehen hast, nur - er war hier nicht verliebt...
Darf es eine kleine Exkursion in die Kunstgeschichte sein?
Der Pfau war von alters her das Sinnbild der geistigen Schau. Die Seraphine und Cherubine werden in den alten Gemälden mit Pfauenaugen auf den Flügeln dargestellt.
Erst im lebensfrohen Barock wurde der Pfau zum Sinnbild der Eitelkeit.
Wenn eine Frau mit Spiegel und Pfau dargestellt wird, ist diesdamit ausgesagt.
Neptun, Dein Pfauenbild ist grandios, ich danke Dir.
Clematis
Liebe Clematis, durch Dein Bild werden schöne Erinnerungen bei mir wach. Scheinbar legt der von Dir eingestellte Pfau eine Ruhepause ein. Als ich vor vielen Jahren auf der Insel Isola Bella war, standen auf den Stufen zum Palast eine Unzahl von diesen Pfauen und drehten sich mit ihren geschlagenen Rädern wie Fotomodels vor den knipsenden Touristen hin und her. Es war ein wunderschöner Anblick. Man bekam den Eindruck dass diese Vögel genau wußten wie sie sich am besten in Position stellen müssten, um die bestmöglichste Wirkung zu erzielen.
Danke auch für Deine kurze Exkursion in die Kunstgeschichte. Ich finde es gut wenn hin und wieder Bezug auf Gedichte genommen wird.
LG Sirona
Danke auch für Deine kurze Exkursion in die Kunstgeschichte. Ich finde es gut wenn hin und wieder Bezug auf Gedichte genommen wird.
LG Sirona
Hallo Isabelle,
eine sehr schöne Ballade, die ich mit Interesse gelesen habe. Auch ich, genau wie Sirona, kannte sie noch nicht. Es ist wohl einer dänischen Sage entnommen. Wunderbar!
eine sehr schöne Ballade, die ich mit Interesse gelesen habe. Auch ich, genau wie Sirona, kannte sie noch nicht. Es ist wohl einer dänischen Sage entnommen. Wunderbar!
Hallo Clematis und Sirona, danke Euch für den Zuspruch. Man lernt ja nie aus, einen weißen Pfau habe ich erst jetzt auf dem Foto gesehen. Der sieht ja schön aus. Auch die Erklärung aus der Kunstgeschichte von der Clematis berichtet, hat mich beeindruckt. Besten Dank!
Als ich die Verse von J. Ringelnatz las, erinnerte ich mich an meine Schulzeit in den Jahren 1946 /50. Züchtigungen seitens der Lehrer bei kleinsten Vergehen der Schulordnung, waren nichts Außergewöhnliches und ich erinnere mich nur ungern an diese Zeit zurück. Die Bänke mit eingelassenen Tintenfässer sahen so aus wie auf dem Foto. Da haben es die heutigen Schüler etwas besser.
An meinen Lehrer
Ich war nicht einer deiner guten Jungen.
An meinem Jugendtrotz ist mancher Rat
Und manches wohlgedachte Wort zersprungen.
Nun sieht der Mann, was einst der Knabe tat.
Doch hast du, alter Meister, nicht vergebens
An meinem Bau geformt und dich gemüht.
Du hast die besten Werte meines Lebens
Mit heißen Worten mir ins Herz geglüht.
Verzeih, wenn ich das Alte nicht bereue.
Ich will mich heut wie einst vor dir nicht bücken.
Doch möcht ich dir für deine Lehrertreue
nur einmal dankbar, stumm die Hände drücken.
Joachim Ringelnatz
Ich war nicht einer deiner guten Jungen.
An meinem Jugendtrotz ist mancher Rat
Und manches wohlgedachte Wort zersprungen.
Nun sieht der Mann, was einst der Knabe tat.
Doch hast du, alter Meister, nicht vergebens
An meinem Bau geformt und dich gemüht.
Du hast die besten Werte meines Lebens
Mit heißen Worten mir ins Herz geglüht.
Verzeih, wenn ich das Alte nicht bereue.
Ich will mich heut wie einst vor dir nicht bücken.
Doch möcht ich dir für deine Lehrertreue
nur einmal dankbar, stumm die Hände drücken.
Joachim Ringelnatz
Neptun, da hast Du ja wieder etwas Tolles ausgegraben, an ein solches Schulzimmer kann ich mich auch noch erinnern. Apropos eingelassene Tintenfässer! Da gab es in meiner Klasse Jungen, die mit Vorliebe die Zöpfe der vor ihnen sitzenden Mädchen in diese Tintenfässer eingetaucht haben. Die Folgen kann man sich ausmalen, die Jungen wurden tüchtig verdroschen, bekamen Nachsitzen und Strafarbeiten - 100mal schreiben: "Zöpfe der Mädchen gehören nicht in die Tintenfässer"! Aber es hat nichts genützt, hin und wieder hat es die Buben wieder geritten.
Der Schulgenoß
Wohin hat dich dein guter Stern gezogen,
O Schulgenoß aus ersten Knabenjahren?
Wie weit sind auseinander wir gefahren
In unsern Schifflein auf des Lebens Wogen!
Wenn wir die Untersten der Klasse waren,
Wie haben wir treuherzig uns betrogen,
Erfinderisch und schwärm'risch uns belogen
Von Aventuren, Liebschaft und Gefahren!
Da seh' ich just, beim Schimmer der Laterne,
Wie mir gebückt, zerlumpt ein Vagabund
Mit einem Häscher scheu vorübergeht - !
So also wendeten sich unsre Sterne?
Und so hat es gewuchert, unser Pfund?
Du bist ein Schelm geworden - ich Poet!
Gottfried Keller
(1819 - 1890), Schweizer Dichter und Romanautor
Der Schulgenoß
Wohin hat dich dein guter Stern gezogen,
O Schulgenoß aus ersten Knabenjahren?
Wie weit sind auseinander wir gefahren
In unsern Schifflein auf des Lebens Wogen!
Wenn wir die Untersten der Klasse waren,
Wie haben wir treuherzig uns betrogen,
Erfinderisch und schwärm'risch uns belogen
Von Aventuren, Liebschaft und Gefahren!
Da seh' ich just, beim Schimmer der Laterne,
Wie mir gebückt, zerlumpt ein Vagabund
Mit einem Häscher scheu vorübergeht - !
So also wendeten sich unsre Sterne?
Und so hat es gewuchert, unser Pfund?
Du bist ein Schelm geworden - ich Poet!
Gottfried Keller
(1819 - 1890), Schweizer Dichter und Romanautor
So schöne Beiträge von euch allen. Dafür danke ich. Ich schreibe mit den linken Fingern, da ich eine Operation am rechten Daumen hatte. Also bitte Nachsicht haben, da ich mit grosser Mühe hier berichte. Gerne lese ich was ihr einstellt und in paar Wochen wenn der Gipsverband weg ist, ist es Therapie zu schreiben.
@ Schorsch, das machst du schon OK… wehred den Anfängen.
Gruss Yoli
@ Schorsch, das machst du schon OK… wehred den Anfängen.
Gruss Yoli
Pfarrkirche St. Katharina in Blankenberg
Dorfkirche im Sommer
Schläfrig singt der Küster vor,
Schläfrig singt auch die Gemeinde.
Auf der Kanzel der Pastor
Betet still für seine Feinde.
Dann die Predigt, wunderbar,
Eine Predigt ohnegleichen.
Die Baronin weint sogar
Im Gestühl, dem wappenreichen.
Amen, Segen, Türen weit,
Orgelton und letzter Psalter.
Durch die Sommerherrlichkeit
Schwirren Schwalben, flattern Falter.
Detlev von Liliencron (1844 - 1909)
Schläfrig singt der Küster vor,
Schläfrig singt auch die Gemeinde.
Auf der Kanzel der Pastor
Betet still für seine Feinde.
Dann die Predigt, wunderbar,
Eine Predigt ohnegleichen.
Die Baronin weint sogar
Im Gestühl, dem wappenreichen.
Amen, Segen, Türen weit,
Orgelton und letzter Psalter.
Durch die Sommerherrlichkeit
Schwirren Schwalben, flattern Falter.
Detlev von Liliencron (1844 - 1909)
KÖNIG SOMMER
Nun fallen leise die Blüten ab,
Und die jungen Früchte schwellen.
Lächelnd steigt der Frühling ins Grab
Und tritt dem Sommer die Herrschaft ab,
Dem starken, braunen Gesellen.
Und die jungen Früchte schwellen.
Lächelnd steigt der Frühling ins Grab
Und tritt dem Sommer die Herrschaft ab,
Dem starken, braunen Gesellen.
König Sommer bereist sein Land
Bis an die fernsten Grenzen,
Die Ähren küssen ihm das Gewand,
Er segnet sie alle mit reicher Hand,
Wie stolz sie nun stehen und glänzen.
Es ist eine Pracht unterm neuen Herrn,
Ein sattes Genügen, Genießen,
Und jedes fühlt sich im innersten Kern
So reich und tüchtig. Der Tod ist so fern,
Und des Lebens Quellen fließen.
König Sommer auf rotem Roß
Hält auf der Mittagsheide,
Müdigkeit ihn überfloß,
Er träumt von einem weißen Schloß
Und einem König in weißem Kleide.
(Gustav Falke 1853-1916, deutscher Schriftsteller)
Bis an die fernsten Grenzen,
Die Ähren küssen ihm das Gewand,
Er segnet sie alle mit reicher Hand,
Wie stolz sie nun stehen und glänzen.
Es ist eine Pracht unterm neuen Herrn,
Ein sattes Genügen, Genießen,
Und jedes fühlt sich im innersten Kern
So reich und tüchtig. Der Tod ist so fern,
Und des Lebens Quellen fließen.
König Sommer auf rotem Roß
Hält auf der Mittagsheide,
Müdigkeit ihn überfloß,
Er träumt von einem weißen Schloß
Und einem König in weißem Kleide.
(Gustav Falke 1853-1916, deutscher Schriftsteller)