Literatur Schöne Lyrik
Wie ich mit Verblüffung sehe, bist auch Du, @Sirona,
der (leider irrigen) Ansicht, dass "schöne Lyrik" eine Frage des "Findens der richtigen Reimworte" wäre
Hast Du schon mal davon gehört, dass der Ursprung der Lyrik bei den ganz und gar "reimlosen" Formen zu suchen und zu finden ist? Dass der Rhythmus dort ein und alles war Und dass es gerade DARAN hier im SP bei den "Eigenen Gedichten" so sehr mangelt?
Warum propagierst Du nicht lieber bescheidene eigene Versuche anstelle des Abdruckens (meist überlanger Werke) gestandener Berufspoeten und gingst mit persönlichem Beispiel voran?
Wer wird nicht einen Rilke loben,
(dem kaum je ein Sonett gelang),
warum nicht selber sich geloben,
es mache ihn auch der nicht bang?
Und dann zur eignen Feder greifen,
statt immer weiter bloß zu kneifen!
Mit Grüßen - elbwolf
Hallo Elbwolf, so ganz verstehe ich Dein Anliegen nicht.
Wenn ich selbst Gedichte schreiben könnte, dann nicht in diesem Thread, Dafür gibt es den Blog.
Hier möchte ich lediglich die Dichter vergangener Epochen platzieren, ich denke dass sehen die hier sich Beteiligten ebenso.
Da Du Rilke ansprichst, dem nach Deinem Gutdünken kein Sonett gelungen ist, wirst Du sicher Deine Ansicht revidieren können.
https://www.gedichte-schmieden.de/sonett-rilke-apollo
Archaischer Torso Apollos
Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt,
darin die Augenäpfel reiften. Aber
sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber,
in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt,
sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug
der Brust dich blenden, und im leisen Drehen
der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen
zu jener Mitte, die die Zeugung trug.
Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz
unter der Schultern durchsichtigem Sturz
und flimmerte nicht so wie Raubtierfelle;
und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du musst dein Leben ändern.
(Rainer Maria Rilke)
LG Sirona
Liebe Sirona,
ich bin überhaupt nicht dafür, dass jede/r sich ans eigene Dichten macht. Es gibt schon zu viele Schandtaten in der Art, einige davon sind in den Blogs zu besichtigen.
Dann lese ich lieber die Gedichte derer, die ihr Handwerk wirklich verstehen, dazu gehört allerdings Elbwolf, das will ich ihm nicht absprechen.
Und zu Clematis: Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich den Faust I zwar gelesen habe, aber nie den Faust II, da kann ich leider nicht mitreden. Ich glaube aber nicht, dass alles, was an Theater und Bemühungen um Goethe stattfand, nur Klamauk war.
Aber da wir schonmal dabei sind, hier direkt ein Gedicht (Vorspiel aus dem Theater) aus Faust I:
Der Worte sind genug gewechselt
Die Leute wollen Taten sehn
Indes ihr Theorien drechselt
Kann etwas Nützliches geschehn.
Ihr wisst auf unsern deutschen Bühnen
Probiert ein jeder was er mag
Also auch wir an diesem Tag
Wir breiten In dem engen Bretterhaus
Einfach die ganze Schöpfung aus."
Passt ja vielleicht zum Thema.
Ach Clematis,Ach Wolferl, was redest denn?
Dein Rilke-Verzeichnis ist lückenhaft, denn auf
. http://www.deutsche-liebeslyrik.de/rilke.htm
stehen sie alle beide verzeichnet und im Abdruck.
elbwolf
Ich hab nirgends von Rilke geschrieben.
Clematis
etwas verwirrt
Ein in der Form noch so perfekt gereimtes Gedicht, das mich nicht in irgendeiner Weise berührt, bedeutet mir nichts. Für mich geht es um die Botschaft, die ein Gedicht transportiert. Mit Gedichten, die für mein Empfinden nichts tranportieren und bei denen es nur darum geht, eine Form einzuhalten, kann ich nichts anfangen. Das mag für jemand anderen anders sein. Menschen sind halt nun mal in ihren Empfindungen verschieden. Da ist Toleranz gefragt und jedem das seine zu lassen.
Noch ein Wort zu den in den Blogs eingestellten eigenen Gedichten. Warum kann man den "Laien", die dort Gedichte einstellen und nicht den Ehrgeiz haben, einer bestimmten Form zu folgen, nicht einfach die Freude lassen auf diese Weise kreativ zu sein. Es muss sie doch niemand lesen. Wenn es nur um Perfektionismus geht, dafür gibt es ganz sicher andere Foren, die dafür wesentlich besser geeignet sind. Aber vielleicht geht es ja einfach auch nur ums Kritisieren können.
Ich bedauere wirklich, dass immer wieder Unfrieden gestiftet werden muss und dadurch die Freude am Mittun einen Dämpfer bekommt.
Roxanna
Euch weiter viel Spaß und Grüße
Marina
Ich muss jetzt die Antworten Sirona überlassen.
Was mich betrifft, liebe Roxanna.
Im Blog schreibt jede(r) wie er will, das ist richtig.
Wenn jemand wie ich die Form liebt, ist das genauso berechtigt, denn meine Bemühungen gehen dahin, in Gedichten Bilder zu malen, die die Form = der Rahmen, nicht vernachlässigt.
Unsere gemeinsame Liebe zu großen Gedichten findet sich
hier in diesem wunderbaren Thread. Das ist gut so.
Clematis
jeder soll das schreiben können, was ihm/ihr Freude macht, aber eben auch das andere tolerieren. Wenn mich Gedichte mit ihrem Inhalt berühren und in der Form perfekt sind, kann ich mich auch darüber freuen. Ich würde mir nun einfach wünschen, dass alles seinen Platz haben darf und nicht ständig in einer Art kritisiert wird, dass einem die Freude verloren geht. Ich finde, das darf nicht sein.
Roxanna
Ich glaube, es geht hier um etwas ganz anderes, nicht um meine Beiträge hier. Aber ich belasse es dabei, das soll nun mein letztes Wort dazu sein.
Ich wünsche euch jedenfalls, dass der Thread jetzt so fortgeführt wird, dass ihr weiter Freude daran habt, ich wollte euch die nie verderben, und das habe ich auch zum Ausdruck gebracht.
So, ich bin dann mal weg.
Roxanna
Marina - ich hab Dich verstanden
Roxanna - ich hab Dich verstsnden
insgesamt finde ich es nicht tragisch, wenn in diesen Thread auch mal
ein Meinungsaustausch stattfindet. Ich hab es nicht als unangenehm empfunden.
Alles andere ist Sironas Sache.
In Rilkes Gedichten kommt oft das Wort "Abend" vor.
Diesen Namen sollte man tief in sich wirken lassen.
In einem Gedicht:
"Doch der sagt viel, der Abend sagt."
Lasst es Euch gut gehen, diesen Abend.
Clematis