Literatur Schöne Lyrik
Vielen Dank, Sirona.
Den "Campe" kenne ich - aber dieses Gedicht kannte ich nicht.
Mir gefällt es - wieder was gelernt
Wir verdanken Joachim Heinrich Campe (1746 – 1818) , dass er die deutsche Sprache
weiterentwickelt hat und über 10.000 Fremdwörter "eingedeutscht" hat.
Ich habe extra nochmal "gegoogelt" und in Wikipedia einige Beispiele
gefundent:
altertümlich (für das Fremdwort antik)
Erdgeschoss (Parterre)
Esslust (Appetit)
Feingefühl (Takt)
fortschrittlich (progressiv)
herkömmlich (konventionell)
Hochschule (Universität)
Lehrgang (Kursus)
Randbemerkung (Glosse)
Stelldichein (Rendezvous)
Streitgespräch (Debatte)
tatsächlich (faktisch)
Voraussage (Prophezeiung)
Wust (Chaos) und
Zerrbild (Karikatur)
LG
Sam
Wie wenn ich, unter Hundertem, mein Herz,
das überhäufte, lebend wiederfände,
und wieder nähm ich es in meine Hände,
es findend unter Hundertem, mein Herz:
und hübe es hinaus aus mir, in das,
was draußen ist, in grauen Morgenregen,
dem Tage hin, der sich auf langen Wegen
besinnt und wandelt ohne Unterlass,
oder an Abenden, der Nacht entgegen
der nahenden, der klaren Karitas...
Und hielte es, soweit ich kann, hinein
in Wind und Stille; wenn ich nicht mehr kann,
nimmst du es dann?
Oh nimm es, pflanz es ein!
Nein, wirf es nur auf Felsen, auf Granit,
wohin es fällt; sobald es dir entfallen,
wird es schon treiben und wird Wurzelkrallen
einschlagen in das härteste von allen
Gebirgen, welches sich dem Jahr entzieht.
Und treibt es nicht, ist es nicht jung genug,
wird es allmählich von dem Höhenzug
die Art und Farbe lernen vom Gestein
und wird daliegen unter seinen Splittern,
mit ihm verwachsen und mit ihm verwittern
und mit ihm stehen in den Sturm hinein.
Und willst du's niederlassen in den Grund
der dumpfen Meere, unter Muschelschalen,
wer weiß, ob nicht aus seinem Röhrenmund
ein Tier sich streckt, das dich mit seinen Strahlen
zu fassen sucht und einzuziehen und
mit dir zu schlafen.
...lass nur irgendwo
es eine Stelle finden und nicht so
im Raume sein, dem deine Sterne kaum
genügen können. Sieh, es fällt im Raum.
Du sollst es ja nicht, wie das Herz von Tieren,
in deiner Hand behalten, Nacht und Tag;
Wenn es nur eine Weile drinnen lag!
Du konntest in den dürftigsten Verschlag
die Herzen deiner Heiligen verlieren,
sie blühen drin und brachten dir Ertrag.
Rainer Maria Rilke
Clematis
Weihnachten
Joseph von Eichendorff (1788 – 1857)
Markt und Straßen stehn verlassen,
still erleuchtet jedes Haus,
sinnend geh' ich durch die Gassen,
alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
buntes Spielzeug fromm geschmückt,
tausend Kindlein stehn und schauen,
sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
bis hinaus ins weite Feld,
hehres Glänzen, heil'ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
aus des Schnees Einsamkeit
steigt's wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit!
Mir
Das ist mein Streit:
Sehnsuchtgeweiht
Durch alle Tage schweifen.
Dann, stark und breit,
Mit tausend Wurzelstreifen
Tief in das Leben greifen -
Und durch das Leid
Weit aus dem Leben reifen,
Weit aus der Zeit!
Rainer Maria Rilke, der heute hätte Geburtstag feiern können
Die Ehre dieser Welt
Es kann die Ehre dieser Welt
Dir keine Ehre geben,
Was dich in Wahrheit hebt und hält,
Muss in dir selber leben.
Wenn's deinem Innersten gebricht
An echten Stolzes Stütze,
Ob dann die Welt dir Beifall spricht,
Ist all dir wenig nütze.
Das flücht'ge Lob, des Tages Ruhm
Magst du dem Eitlen gönnen;
Das aber sei dein Heiligtum:
Vor dir bestehen können.
Danke für die wunderschönen Gedichte hier!
Sirona, bitte verrate doch, wo das Foto aufgenommen wurde.
Es gefällt mir sehr gut. Kann es Rothenburg sein ???
Eine angenehme Adventszeit wünscht Euch allen
CharlotteSusanne
Richtig, das Bild zeigt ein Motiv von Rothenburg o.T.
Ich wünsche Dir auch eine gesegnete Adventszeit.
Sirona
Freue mich über Deine prompte Antwort, liebe Sirona, und daß ich richtig geraten habe......
Wünsche Dir eine gute Nacht !
CharlotteSusanne
(Th. Storm)
Von drauß vom Walde komm' ich her;
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen;
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor,
und wie ich so strolcht' durch den finstern Tann,
da rief's mich mit heller Stimme an:
"Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,
Alt' und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens ruhn;
und morgen flieg' ich hinab zur Erden,
denn es soll wieder Weihnachten werden!"
Ich sprach: "O lieber Herre Christ,
meine Reise fast zu Ende ist;
ich soll nur noch in diese Stadt,
wo's eitel gute Kinder hat." -
"Hast denn das Säcklein auch bei dir?"
Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier;
denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
essen fromme Kinder gern." –
"Hast denn die Rute auch bei dir?"
Ich sprach: "Die Rute, die ist hier;
doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil, den rechten."
Christkindlein sprach: "So ist es recht;
so geh mit Gott, mein treuer Knecht!"
Von drauß vom Walde komm' ich her;
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich's hierinnen find'!
Sind's gute Kind, sind's böse Kind?
Freue mich über Deine prompte Antwort, liebe Sirona, und daß ich richtig geraten habe......
Wünsche Dir eine gute Nacht !
CharlotteSusanne
Liebe CharlotteSusanne,
wie oft bin ich schon an dieser Stelle in Rothenburg gewesen. Da in der Nähe eine Kusine von mir lebt bin ich jährlich in dieser schönen mittelalterlichen Stadt. Und immer empfinde ich aufs Neue eine fast märchenhafte Stimmung und ganz besonders zur Weihnachtszeit.
LG Sirona
P.S. Ein sehr schönes Wintermotiv! Ob wir in diesem Jahr auch einen solchen Wald im Schnee bewundern können?