Literatur Schöne Lyrik
Ich habe das Problem jetzt durch Verlinken beseitig und bin dabei auf Youtube-Filmchen von Heinz Ehrhardt gestoßen. Das macht Euch sicher auch Spaß.
Karl
Karl
sauer macht lustig, das wusst ich; doch die Made, ward nicht mehr, schade.
Danke Karl und natürlich macht das Zuhören auch Freude. Eine hervorragende Lösung um das Urheberrecht zu beachten bzw. umgehen zu können. Denn es gibt wirklich auch gute moderne Lyrik.
LG Sirona
LG Sirona
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[i]Hast du noch nie...
Hermann Ludwig Allmers
(1821 – 1902)
Hast du noch nie recht bitterlich geweint,
das glühende Tränen dir hervorgedrungen,
noch nie mit einem großen Schmerz gerungen,
noch nie unsäglich elend dich gemeint?
Hat hohe Freude nie dein Herz geschwellt,
durchbrausten nie dich stolze Jubelklänge,
das du fast meintest, deine Brust zerspringe,
und dass du seist der Seligste der Welt?
Wenn solche Schauer nimmer dich durchbebt,
hast du die Feuertaufe nicht bekommen,
des Daseins Strahlenhöhen nicht erklommen,
und sage nicht, du habest schon gelebt.
Hermann Ludwig Allmers
(1821 – 1902)
Hast du noch nie recht bitterlich geweint,
das glühende Tränen dir hervorgedrungen,
noch nie mit einem großen Schmerz gerungen,
noch nie unsäglich elend dich gemeint?
Hat hohe Freude nie dein Herz geschwellt,
durchbrausten nie dich stolze Jubelklänge,
das du fast meintest, deine Brust zerspringe,
und dass du seist der Seligste der Welt?
Wenn solche Schauer nimmer dich durchbebt,
hast du die Feuertaufe nicht bekommen,
des Daseins Strahlenhöhen nicht erklommen,
und sage nicht, du habest schon gelebt.
Ich habe das Problem jetzt durch Verlinken beseitig und bin dabei auf Youtube-Filmchen von Heinz Ehrhardt gestoßen. Das macht Euch sicher auch Spaß.
Karl
Urheberrecht
Ein paar Zeilen aus einem Heinz-Erhardt-Gedicht zu zitieren, um seinen eigenen Ausführungen Nachdruck zu verleihen, ist demnach in Ordnung – ganze Zitat- oder Gedichtsammlungen des Komikers auf einer Webseite zu veröffentlichen nicht. (vk)
Der Artikel stammt zwar von 2011, ist aber immer noch gültig. Der Tod eines Dichters muss mindestens 70 Jahre zurückliegen, bevor seine Werke zitiert werden dürfen. Achtet also bitte immer auf das Todesjahr, dann seid Ihr auf der richtigen Seite.
LG Sirona
eine blöde, rückwärtsgewandte Regelung, das mit den 70 Jahren. Oft ist danach das ganze sowieso out. Inzwischen entzieht man einen Teil der Kultur aus der allgemeinen Szene des Genusses und der Diskussionsmöglichkeiten.
Heigl, das sehe ich genau so. Auch mir ist es völlig unklar warum derart auf das Urheberrecht gepocht wird, zumal man die Autoren nicht mehr befragen kann ob sie mit einer solchen Regelung einverstanden wären.
Hierbei spielt mal wieder wie so oft das Geld eine Rolle, man wittert eine ergiebige Geldquelle.
Dabei wird nicht bedacht dass durch Einsetzen von Gedichten bei vielen das Interesse geweckt werden könnte, die sich bis dato der Lyrik verschlossen haben. Eine bessere Werbung kann es doch eigentlich gar nicht geben. Nun ja, wir müssen uns an die Regeln halten. Solange YouTube die Nutzung der dort gespeicherten Videos erlaubt, könnte man - wie es Karl demonstriert hat - einige Gedichte auch von Roth, Kaleko, Kästner, Erhard etc. als Video hier eingeben.
LG Sirona
Hierbei spielt mal wieder wie so oft das Geld eine Rolle, man wittert eine ergiebige Geldquelle.
Dabei wird nicht bedacht dass durch Einsetzen von Gedichten bei vielen das Interesse geweckt werden könnte, die sich bis dato der Lyrik verschlossen haben. Eine bessere Werbung kann es doch eigentlich gar nicht geben. Nun ja, wir müssen uns an die Regeln halten. Solange YouTube die Nutzung der dort gespeicherten Videos erlaubt, könnte man - wie es Karl demonstriert hat - einige Gedichte auch von Roth, Kaleko, Kästner, Erhard etc. als Video hier eingeben.
LG Sirona
Storch
Das ist der vielgereiste Tourist
Herr Storch, der heimgekehrte,
Mit langen stolzen Schritten mißt
Des Daches First der Werthe.
Er trägt, wie’s Wandrerart gebot,
Ein weißes Blousenhemde
Nebst hohen Stiefeln von Juchten roth,
Und preist die schöne Fremde:
»Da wären wir wieder, da wohnen wir
Grad’ über dem Stall der Rinder.
Prophet in der Heimat, bin ich hier
Das Spiel der Bauernkinder.
In Rom wohnt’ ich auf dem Vatikan,
Sah wandeln den Papst im Garten,
Da wuchsen, seht eure Kürbiss’ an,
So groß der Orangen Arten.
Vom Rhein war böse Post gerad’,
Der Papst in Sinnen verloren;
Ich gab ihm einen guten Rath,
Er mir den Orden vom Sporen.
Auch hatt’ er drob mir keinen Verdruß,
Als ich ihm in einem Sitze
Vor Durst aussoff den Tiberfluß,
So groß ist dort die Hitze.
Am Aetna schnell vorüber ging’s,
Zwei sah ich um Schwefel streiten;
Ich schaute rechts, ich schaute links,
Es stank auf beiden Seiten.
Als über das blaue Meer ich zog,
Da flaggten mir alle Schiffe,
Ihr Donner zum Ehrengruß mir flog
Weithin an Gestad’ und Riffe.
In Syrien fand ich ein irres Heer,
Verhungernd, versprengt in der Wüste;
Ich flog vor ihm durch des Sandes Meer
Als Führer zu Mizraims Küste.
Da lag der Feldherr todeskrank,
Zu Ende mocht’ es eilen;
Des Vetters Ibis Kunst sei Dank,
Die mich gelehrt, ihn zu heilen.
Mit weißem Bart der alte Pascha
Zum Großfeldscher mich ernannte,
Gab mir zu Lehn das Nilland da
Und was drin kroch, schwamm, rannte.
Auf Pyramiden, bei fürstlicher Kost,
Durft’ ich in Herrlichkeit thronen;
Mir huldigten Völker aus Süd und Ost,
Wie Göttern der Pharaonen.«
Den Reisebericht indessen erklärt
Frau Storchin den Nachbarinnen:
»Am Nil hat er ein Würmlein verzehrt,
Den Tiber – sah er rinnen.«
Anastasius Grün
Das ist der vielgereiste Tourist
Herr Storch, der heimgekehrte,
Mit langen stolzen Schritten mißt
Des Daches First der Werthe.
Er trägt, wie’s Wandrerart gebot,
Ein weißes Blousenhemde
Nebst hohen Stiefeln von Juchten roth,
Und preist die schöne Fremde:
»Da wären wir wieder, da wohnen wir
Grad’ über dem Stall der Rinder.
Prophet in der Heimat, bin ich hier
Das Spiel der Bauernkinder.
In Rom wohnt’ ich auf dem Vatikan,
Sah wandeln den Papst im Garten,
Da wuchsen, seht eure Kürbiss’ an,
So groß der Orangen Arten.
Vom Rhein war böse Post gerad’,
Der Papst in Sinnen verloren;
Ich gab ihm einen guten Rath,
Er mir den Orden vom Sporen.
Auch hatt’ er drob mir keinen Verdruß,
Als ich ihm in einem Sitze
Vor Durst aussoff den Tiberfluß,
So groß ist dort die Hitze.
Am Aetna schnell vorüber ging’s,
Zwei sah ich um Schwefel streiten;
Ich schaute rechts, ich schaute links,
Es stank auf beiden Seiten.
Als über das blaue Meer ich zog,
Da flaggten mir alle Schiffe,
Ihr Donner zum Ehrengruß mir flog
Weithin an Gestad’ und Riffe.
In Syrien fand ich ein irres Heer,
Verhungernd, versprengt in der Wüste;
Ich flog vor ihm durch des Sandes Meer
Als Führer zu Mizraims Küste.
Da lag der Feldherr todeskrank,
Zu Ende mocht’ es eilen;
Des Vetters Ibis Kunst sei Dank,
Die mich gelehrt, ihn zu heilen.
Mit weißem Bart der alte Pascha
Zum Großfeldscher mich ernannte,
Gab mir zu Lehn das Nilland da
Und was drin kroch, schwamm, rannte.
Auf Pyramiden, bei fürstlicher Kost,
Durft’ ich in Herrlichkeit thronen;
Mir huldigten Völker aus Süd und Ost,
Wie Göttern der Pharaonen.«
Den Reisebericht indessen erklärt
Frau Storchin den Nachbarinnen:
»Am Nil hat er ein Würmlein verzehrt,
Den Tiber – sah er rinnen.«
Anastasius Grün
Mimi
Heinrich Heine (1797-1856)
Bin kein sittsam Bürgerkätzchen,
nicht im frommen Stübchen spinn ich.
Auf dem Dach, in freier Luft,
eine freie Katze bin ich.
Wenn ich sommernächtlich schwärme,
auf dem Dache, in der Kühle,
schnurrt und knurrt in mir Musik,
und ich singe was ich fühle.
Also spricht sie. Aus dem Busen
wilde Brautgesänge quellen,
und der Wohllaut lockt herbei
alle Katerjunggesellen.
Alle Katerjunggesellen,
schnurrend, knurrend, alle kommen,
mit Mimi zu musizieren,
liebelechzend, lustentglommen.
Das sind keine Virtuosen,
die entweiht jemals für Lohngunst
die Musik, sie blieben stets
die Apostel heilger Tonkunst.
Brauchen keine Instrumente,
sie sind selber Bratsch und Flöte;
eine Pauke ist ihr Bauch,
hre Nasen sind Trompeten.
Sie erheben ihre Stimmen
zum Konzert gemeinsam jetzo;
das sind Fugen, wie von Bach
oder Guido von Arezzo.
Das sind tolle Symphonien,
wie Capricen von Beethoven
oder Berlioz, der wird
schnurrend, knurrend übertroffen.
Wunderbare Macht der Töne!
Zauberklänge sondergleichen!
Sie erschüttern selbst den Himmel,
und die Sterne dort erbleichen.
Wenn sie hört die Zauberklänge,
wenn sie hört die Wundertöne,
so verhüllt ihr Angesicht
mit dem Wolkenflor Selene.
Nur das Lästermaul, die alte
Prima-Donna Philomele
rümpft die Nase, schnupft und schmäht
Mimis Singen - kalte Seele!
Doch gleichviel! Sie musizieret,
trotz dem Neide der Signora,
bis am Horizont erscheint
rosig lächelnd Fee Aurora.
Da wir gerade bei den Tierchen sind liebe Sirona
Die Wühlmaus
Die Wühlmaus nagt von einer Wurzel
das W hinfort, bis an die -urzel.
Sie nagt dann an der hintern Stell
auch von der -urzel noch das l.
Die Wühlmaus nagt und nagt, o weh,
auch von der -urze- noch das e.
Sie nagt die Wurzel klein und kurz,
bis aus der -urze- wird ein -urz--.
Die Wühlmaus ohne Rast und Ruh
nagt von dem -urz-- auch noch das u.
Der Rest ist schwer zu reimen jetzt,
es bleibt zurück nur noch ein --rz--.
Nun steht dies --rz-- im Wald allein.
Die Wühlmäuse sind so gemein.
Fred Endrikat (1890-1942)
Die Wühlmaus nagt von einer Wurzel
das W hinfort, bis an die -urzel.
Sie nagt dann an der hintern Stell
auch von der -urzel noch das l.
Die Wühlmaus nagt und nagt, o weh,
auch von der -urze- noch das e.
Sie nagt die Wurzel klein und kurz,
bis aus der -urze- wird ein -urz--.
Die Wühlmaus ohne Rast und Ruh
nagt von dem -urz-- auch noch das u.
Der Rest ist schwer zu reimen jetzt,
es bleibt zurück nur noch ein --rz--.
Nun steht dies --rz-- im Wald allein.
Die Wühlmäuse sind so gemein.
Fred Endrikat (1890-1942)