Literatur Schöne Lyrik

Neptun
Neptun
Mitglied

Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Neptun
Lache nicht

Lache nicht, wenn mit den Jahren
Lieb und Freundlichkeit vergehen;
Was Paulinchen ist geschehen,
Kann auch dir mal widerfahren.

Sieh nur, wie verändert hat sich
Unser guter Küchenbesen.
Er, der sonst so weich gewesen,
Ist jetzunder stumpf und kratzig.

Wilhelm Busch (1832-1908)
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Neptun vom 13.02.2017, 07:29:10
Neptun, danke für dieses Gedicht, worüber ich schmunzeln musste.
Mit einem lachenden Auge hat Busch die Veränderungen beschrieben, die man in zunehmenden Jahren an sich beobachten kann und über die man nicht gerade glücklich ist, geschweige denn lachen kann.
M.E. ist es aber wichtig, dass sich die Seele nicht zu einer Kratzbürste entwickelt.

LG Sirona
Roxanna
Roxanna
Mitglied

Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf Sirona vom 13.02.2017, 10:24:15



Sind ein Paar kalter
Freunde Winter und Alter:
Winter schröpfend,
Alter erschöpfend;
Winter zwackend,
Alter plackend;
Winter pustend,
Alter hustend;
Winter geht,
Alter steht:
Gerne wär' ich der beiden quitt,
nähme Winter das Alter mit.

Friedrich Rückert

Anzeige

Betti
Betti
Mitglied

Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Betti

Mädchenlied.

Der Blumen woll't ich warten
vergessend, was mein Herz erfuhr,
doch jede Blum' im Garten
spricht mir von Liebe nur.

Die Rose will vergluten,
die Lilie ward vor Sehnsucht bleich,
und die Granaten bluten
zerspalt'nen Herzen gleich.

Es weint aus hundert Sprossen
die Rebe,die zum Stock sich zweigt;
die Tränen, reich ergossen,
gestehn, was sie verschweigt.

Und was ich nie zu sagen,
was ich gewagt zu denken kaum,
das ruft in sel'gen Klagen
die Nachtigall vom Baum.

Die ruft so süßverständlich,
daß Du, auch Du es fassen mußt;
O komm' und laß mich endlich
ausruh'n an Deiner Brust!

Emanuel Geibel.
1815-1884
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
Theodor Fontane (1819 – 1898)

Es kann die Ehre dieser Welt,
dir keine Ehre geben;
was dich in Wahrheit hebt und hält,
muss in dir selber leben.

Wenn's deinem Innersten gebricht
an echten Stolzes Stütze,
ob dann die Welt dir Beifall spricht,
ist all dir wenig nütze.

Das flücht'ge Lob, des Tages Ruhm,
magst du dem Eitlen gönnen,
das aber sei dein Heiligtum:
vor dir bestehen können.
Roxanna
Roxanna
Mitglied

Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf Sirona vom 14.02.2017, 10:30:39



Der Abend

Gestürzt sind die goldnen Brücken
Und unten und oben so still!
Es will mir nichts mehr glücken,
Ich weiß nicht mehr, was ich will.

Von üppig blühenden Schmerzen
Rauscht eine Wildnis im Grund,
Da spielt wie in wahnsinnigen Scherzen
Das Herz an dem schwindligen Schlund. –

Die Felsen möchte ich packen
Vor Zorn und Wehe und Lust,
Und unter den brechenden Zacken
Begraben die wilde Brust.

Da kommt der Frühling gegangen,
Wie ein Spielmann aus alter Zeit,
Und singt von uraltem Verlangen
So treu durch die Einsamkeit.

Und über mir Lerchenlieder
Und unter mir Blumen bunt,
So werf ich im Grase mich nieder
Und weine aus Herzensgrund.

Da fühl ich ein tiefes Entzücken,
Nun weiß ich wohl, was ich will,
Es bauen sich andere Brücken,
Das Herz wird auf einmal still.

Der Abend streut rosige Flocken,
Verhüllet die Erde nun ganz,
Und durch des Schlummernden Locken
Ziehn Sterne den heiligen Kranz.

Joseph Freiherr von Eichendorff

Anzeige

Roxanna
Roxanna
Mitglied

Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Roxanna
Hier mal ein gesprochenes Gedicht von Clemens Brentano, vorgetragen von Will Quadflieg

Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Gedicht von Hermann Hesse
geschrieben von Sirona


Morgenwanderung

Wer recht in Freuden wandern will,
der geh der Sonn' entgegen;
da ist der Wald so kirchenstill,
kein Lüftchen mag sich regen;
noch sind nicht die Lerchen wach,
nur im hohen Gras der Bach
singt leise den Morgensegen.

Die ganze Welt ist wie ein Buch,
darin uns aufgeschrieben
in bunten Zeilen manch ein Spruch,
wie Gott uns treu geblieben;
Wald und Blumen nah und fern
und der helle Morgenstern
sind Zeugen von seinem Lieben.

Da zieht die Andacht wie ein Hauch
durch alle Sinnen leise,
da pocht ans Herz die Liebe auch
in ihrer stillen Weise,
pocht und pocht, bis sich's erschließt
und die Lippe überfließt
von lautem, jubelndem Preise.

Und plötzlich läßt die Nachtigall
im Busch ihr Lied erklingen,
in Berg und Tal erwacht der Schall
und will sich aufwärts schwingen,
und der Morgenröte Schein
stimmt in lichter Glut mit ein:
Laßt uns dem Herrn lobsingen!

Emanuel Geibel
(1815 - 1884), deutscher Lyriker und Dramatiker
Maxi41
Maxi41
Mitglied

Re: Gedicht von Hermann Hesse
geschrieben von Maxi41
als Antwort auf Sirona vom 20.02.2017, 10:16:30
Zum 108. Geburtstag des unübertroffenen Heinz Erhardt ein Gedicht:

Die Made

Hinter eines Baumes Rinde
wohnt die Made mit dem Kinde.

.... weiter lesen

Bärbel
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Gedicht von Hermann Hesse
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Maxi41 vom 20.02.2017, 13:23:52
Zum 108. Geburtstag des unübertroffenen Heinz Erhardt ein Gedicht:

Die Made

Hinter eines Baumes Rinde
wohnt die Made mit dem Kinde.

.... weiter lesen"> ... mehr lesen

Bärbel


Liebe Maxi,

auch ich mag zur Aufheiterung die Verse von Heinz Erhardt.
Nur hast Du leider das Urheberrecht nicht beachtet, H.E. ist 1979 verstorben. Somit sind seit seinem Tod erst 38 Jahre vergangen. Gedichte dürfen aber erst 70 Jahre nach dem Tod des Verfassers weitergegeben werden. Deshalb habe ich das Gedicht verlinkt:

Die Made

LG Sirona

Anzeige