Literatur Schöne Lyrik
Glaßbrenner war Schriftsteller und Satiriker.
Von ihm stammt u.a. auch der Satz:
Allegra
Von ihm stammt u.a. auch der Satz:
Um etwas zu gelten, müssen sich Nullen immer hübsch rechts halten.
Adolf Glaßbrenner
Adolf Glaßbrenner
Allegra
Es war ein König in Thule
Getreu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Ein goldnen Becher gab.
2. Es ging ihm nichts darüber,
Er leert ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm über,
So oft er trank daraus.
3. Und als er kam zu sterben,
Zählt er seine Städte im Reich,
Gönnt alles seinen Erben,
Den Becher nicht zugleich.
4. Er saß beim Königsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Auf hohem Vätersaale
Dort auf dem Schloß am Meer.
5. Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensglut
Und warf den heil'gen Becher
Hinunter in die Flut.
6. Er sah ihn stürzen, trinken
Und sinken tief ins Meer.
Die Augen täten ihm sinken,
Trank nie einen Tropfen mehr.
Johann Wolfgang von Goethe
(vertont von Karl Friedrich Zelter und
Franz Schubert)
Goethe lässt es in Faust von Gretchen singen.
Getreu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Ein goldnen Becher gab.
2. Es ging ihm nichts darüber,
Er leert ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm über,
So oft er trank daraus.
3. Und als er kam zu sterben,
Zählt er seine Städte im Reich,
Gönnt alles seinen Erben,
Den Becher nicht zugleich.
4. Er saß beim Königsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Auf hohem Vätersaale
Dort auf dem Schloß am Meer.
5. Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensglut
Und warf den heil'gen Becher
Hinunter in die Flut.
6. Er sah ihn stürzen, trinken
Und sinken tief ins Meer.
Die Augen täten ihm sinken,
Trank nie einen Tropfen mehr.
Johann Wolfgang von Goethe
(vertont von Karl Friedrich Zelter und
Franz Schubert)
Goethe lässt es in Faust von Gretchen singen.
Ein Nagel saß in einem Stück Holz
Ein Nagel saß in einem Stück Holz.
Der war auf seine Gattin sehr stolz.
Die trug eine goldene Haube
Und war eine Messingschraube.
Sie war etwas locker und etwas verschraubt,
Sowohl in der Liebe, als auch überhaupt.
Sie liebte ein Häkchen und traf sich mit ihm
In einem Astloch. Sie wurden intim.
Kurz, eines Tages entfernten sie sich
Und ließen den armen Nagel im Stich.
Der arme Nagel bog sich vor Schmerz.
Noch niemals hatte sein eisernes Herz
So bittere Leiden gekostet.
Bald war er beinah verrostet.
Da aber kehrte sein früheres Glück,
Die alte Schraube, wieder zurück.
Sie glänzte übers ganze Gesicht.
Ja, alte Liebe, die rostet nicht!
Joachim Ringelnatz
Ein Nagel saß in einem Stück Holz.
Der war auf seine Gattin sehr stolz.
Die trug eine goldene Haube
Und war eine Messingschraube.
Sie war etwas locker und etwas verschraubt,
Sowohl in der Liebe, als auch überhaupt.
Sie liebte ein Häkchen und traf sich mit ihm
In einem Astloch. Sie wurden intim.
Kurz, eines Tages entfernten sie sich
Und ließen den armen Nagel im Stich.
Der arme Nagel bog sich vor Schmerz.
Noch niemals hatte sein eisernes Herz
So bittere Leiden gekostet.
Bald war er beinah verrostet.
Da aber kehrte sein früheres Glück,
Die alte Schraube, wieder zurück.
Sie glänzte übers ganze Gesicht.
Ja, alte Liebe, die rostet nicht!
Joachim Ringelnatz
http://up.picr.de/24619424vf.jpg[/img]
Einsamkeit
Wie lang schon trat niemand mehr ein
In dieses stille Zimmer;
Nur hier das bisschen Sonnenschein
Glänzt heute noch wie immer.
Und alles ringsum aufgeräumt
Und wie ich's sonst gefunden;
Die Wanduhr nur steht still und träumt
Von längst vergangnen Stunden.
Wie still es ist! Nur dann und wann
Der Sommerfliege Summen.
Hier saß ich oft allein und sann
In innerem Verstummen.
Entmutigt sein, wenn alles hofft,
Wenn alles lebt, gebunden –
Ich kenne sie, ich hab' sie oft
Gefühlt, die bittern Stunden!
In dieses stille Zimmer;
Nur hier das bisschen Sonnenschein
Glänzt heute noch wie immer.
Und alles ringsum aufgeräumt
Und wie ich's sonst gefunden;
Die Wanduhr nur steht still und träumt
Von längst vergangnen Stunden.
Wie still es ist! Nur dann und wann
Der Sommerfliege Summen.
Hier saß ich oft allein und sann
In innerem Verstummen.
Entmutigt sein, wenn alles hofft,
Wenn alles lebt, gebunden –
Ich kenne sie, ich hab' sie oft
Gefühlt, die bittern Stunden!
[i]Hermann von Lingg (1820-1905)
Hallo Neptun, Dein Beitrag ist sehr berührend. Fast möchte man glauben dass der Autor dieses Bildchen gekannt hat, denn Bild und Worte sind unglaublich übereinstimmend.
Hat meiner oft "melancholischen Seite" gefallen.
LG Sirona
Hat meiner oft "melancholischen Seite" gefallen.
LG Sirona
Der Bettler
Ein Bettler steht
am Himmelstor.
Petrus grinst:
„Du warst Autor?
So will ich mit
dir gnädig sein;
du warst gewiss ein
armes Schwein !“
Juni 1997, Georg von Signau
Ein Bettler steht
am Himmelstor.
Petrus grinst:
„Du warst Autor?
So will ich mit
dir gnädig sein;
du warst gewiss ein
armes Schwein !“
Juni 1997, Georg von Signau
Es war ein König in Thule
Getreu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Ein goldnen Becher gab.
2. Es ging ihm nichts darüber,
Er leert ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm über,
So oft er trank daraus.
3. Und als er kam zu sterben,
Zählt er seine Städte im Reich,
Gönnt alles seinen Erben,
Den Becher nicht zugleich.
4. Er saß beim Königsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Auf hohem Vätersaale
Dort auf dem Schloß am Meer.
5. Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensglut
Und warf den heil'gen Becher
Hinunter in die Flut.
6. Er sah ihn stürzen, trinken
Und sinken tief ins Meer.
Die Augen täten ihm sinken,
Trank nie einen Tropfen mehr.
Johann Wolfgang von Goethe
(vertont von Karl Friedrich Zelter und
Franz Schubert)
Goethe lässt es in Faust von Gretchen singen.
Goethe verehrte Friedrich Zelter sehr und liebte seine Lieder, im Gegensatz dazu nahm er von den Schubert-Vertonungen keine Notiz.
Mit 19 Jahren, als unbekannter Hilfslehrer, wagte es Schubert, dem großen Dichter eine Sammlung seiner vertonten Gedichte zu schicken. Doch Schubert erhielt die Noten ohne jeden Kommentar zurück. Ob der Dichterfürst Kenntnis von den Liedern genommen hat, ist nicht überliefert.
Beide Vertonungen sind bei YouTube hinterlegt.
LG Sirona
Der Boss
**********
Da war ein Boss,
der hat stets inmitten
seiner Untergebenen
Prinzipien geritten;
war sehr arrogant
und meist in Eile;
hielt seine Knechte
an der kurzen Leine;
er stand mittendrin
mit langem Stecken;
keiner konnte sich
vor ihm verstecken;
erhob mal sein Haupt
so ein armer Tropf,
bekam er zack gleich
eins auf den Kopf.
"Ich bin der Grösste!"
schrie dann der Boss;
(Er wohnt wohl in
einem Märchenschloss?).
Dass er der Grösste
ist, dieser Schrecken,
verdankt er ja nur
seinem langen Stecken!
**********
September 1996, Georg von Signau
**********
Da war ein Boss,
der hat stets inmitten
seiner Untergebenen
Prinzipien geritten;
war sehr arrogant
und meist in Eile;
hielt seine Knechte
an der kurzen Leine;
er stand mittendrin
mit langem Stecken;
keiner konnte sich
vor ihm verstecken;
erhob mal sein Haupt
so ein armer Tropf,
bekam er zack gleich
eins auf den Kopf.
"Ich bin der Grösste!"
schrie dann der Boss;
(Er wohnt wohl in
einem Märchenschloss?).
Dass er der Grösste
ist, dieser Schrecken,
verdankt er ja nur
seinem langen Stecken!
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September 1996, Georg von Signau
Der Glückskuchen
********
Man gebe einem jungen Bräuterich
`ne süsse Braut, dann freut er sich.
Und dass man nicht verhungern tut,
fülle man in einen güld`nen Fingerhut
ein Quentchen frisch gemahlener Liebe;
frisch muss sie sein, dass lang sie bliebe.
Dazu, dass einen das Leben freue,
zwei Deziliter bester, blauer Treue;
von der Hoffnung dann noch einen Schuss,
die man im Kühlschrank kühlen muss,
wo sie in Glauben sich dann verwandelt,
sofern das Ding man nicht verschandelt.
Nun noch eine Prise Engelsgeduld –
wer die nicht hat, ist selber schuld.
Dies alles wird von Hand gemischt
und, noch bevor die Lust erlischt,
in eine Herzform flugs eingefüllt,
wobei man noch ein „Hurra“ brüllt.
Sex Minuten man das Ding dann bäckt,
was das Verlangen darauf riesig weckt.
Ist dieser Kuchen euch dann gelungen,
wird er von euch mit Lust verschlungen.
Ein Stück davon wird jedoch gespart,
damit, ist einmal man dann bejahrt,
man weise lächelnd davon zehrt
falls man sich nicht dagegen wehrt,
dass auch im Alter man in vielen Stunden
in Liebe noch und Glück verbunden.
****************
Doch dies Rezept gebt bitte heiter
an eure lieben sieben Kinder weiter.
Damit auch sie von diesem Kuchen
ein Leben lang zu naschen suchen.
****************
Mai 1999, Georg von Signau
********
Man gebe einem jungen Bräuterich
`ne süsse Braut, dann freut er sich.
Und dass man nicht verhungern tut,
fülle man in einen güld`nen Fingerhut
ein Quentchen frisch gemahlener Liebe;
frisch muss sie sein, dass lang sie bliebe.
Dazu, dass einen das Leben freue,
zwei Deziliter bester, blauer Treue;
von der Hoffnung dann noch einen Schuss,
die man im Kühlschrank kühlen muss,
wo sie in Glauben sich dann verwandelt,
sofern das Ding man nicht verschandelt.
Nun noch eine Prise Engelsgeduld –
wer die nicht hat, ist selber schuld.
Dies alles wird von Hand gemischt
und, noch bevor die Lust erlischt,
in eine Herzform flugs eingefüllt,
wobei man noch ein „Hurra“ brüllt.
Sex Minuten man das Ding dann bäckt,
was das Verlangen darauf riesig weckt.
Ist dieser Kuchen euch dann gelungen,
wird er von euch mit Lust verschlungen.
Ein Stück davon wird jedoch gespart,
damit, ist einmal man dann bejahrt,
man weise lächelnd davon zehrt
falls man sich nicht dagegen wehrt,
dass auch im Alter man in vielen Stunden
in Liebe noch und Glück verbunden.
****************
Doch dies Rezept gebt bitte heiter
an eure lieben sieben Kinder weiter.
Damit auch sie von diesem Kuchen
ein Leben lang zu naschen suchen.
****************
Mai 1999, Georg von Signau
Ein Nagel saß in einem Stück Holz
Ein Nagel saß in einem Stück Holz.
Der war auf seine Gattin sehr stolz.
Die trug eine goldene Haube
Und war eine Messingschraube.
Sie war etwas locker und etwas verschraubt,
Sowohl in der Liebe, als auch überhaupt.
Sie liebte ein Häkchen und traf sich mit ihm
In einem Astloch. Sie wurden intim.
Kurz, eines Tages entfernten sie sich
Und ließen den armen Nagel im Stich.
Der arme Nagel bog sich vor Schmerz.
Noch niemals hatte sein eisernes Herz
So bittere Leiden gekostet.
Bald war er beinah verrostet.
Da aber kehrte sein früheres Glück,
Die alte Schraube, wieder zurück.
Sie glänzte übers ganze Gesicht.
Ja, alte Liebe, die rostet nicht!
Joachim Ringelnatz
Es soll schon öfter vorgekommen sein, dass man zu seiner alten Liebe zurückkehrt ist, nachdem man sich eine Weile anderswo umgesehen hat.