Literatur Schöne Lyrik
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Advent/Weihnachten(Clematis)
Begebenheit
Es gegab dich aber zu der Zeit,
da die Bibel ein Bestseller war,
übersetzt in mehr als zweihundert Sprachen,
dass alle Welt sich fürchtete,
vor selbstgemachten Katastrophen,
Inflation, Kriegen, Ideologien,
vor Regenwolken, radioaktiv,
und Raumschiff-Flotillen
die spurlos verglühen.
Als die Menschenmenge
auf dem Wege war,
ungeheuer sich vermehrend,
hinter sich die
Vernichtungslager der Vergangenheit,
vor sich die
Feueröfen des Fortschritts,
als alle Welt täglich
geschätzet und gewogen wurde,
ob das atomare Gleichgewicht stimmt,
hörte man sagen:
lasst uns nach Bethlehem gehen.
Arnim Juhre
Begebenheit
Es gegab dich aber zu der Zeit,
da die Bibel ein Bestseller war,
übersetzt in mehr als zweihundert Sprachen,
dass alle Welt sich fürchtete,
vor selbstgemachten Katastrophen,
Inflation, Kriegen, Ideologien,
vor Regenwolken, radioaktiv,
und Raumschiff-Flotillen
die spurlos verglühen.
Als die Menschenmenge
auf dem Wege war,
ungeheuer sich vermehrend,
hinter sich die
Vernichtungslager der Vergangenheit,
vor sich die
Feueröfen des Fortschritts,
als alle Welt täglich
geschätzet und gewogen wurde,
ob das atomare Gleichgewicht stimmt,
hörte man sagen:
lasst uns nach Bethlehem gehen.
Arnim Juhre
Ich hab letztes Jahr von Herrn Arnim Juhre die Genehmigung bekommen, obige Collage anzufertigen und zu veröffentlichen.
Clematis
Adolf Glaßbrenner (1810-1876)
Weltweisheit
Lebst du ein Jahr in Gram und Leid:
Du lebtest keine Stunde Zeit.
Ein Tag gelebt in Lieb’ und Kuss,
Es ist ein ganzes Jahr Genuss!
Ein Jahr verbracht in frommem Wahn,
Ist keine Stunde wohlgetan.
Ein Stündchen Scherz, ein Stündchen Wein,
Das ist: ein Jahr lang glücklich sein!
Ein Jahr im Staats- und Pfaffenjoch
War keine Stunde Leben noch!
Ein Stündchen froh und frei die Brust:
Ein Jahr voll Leben und voll Lust!
Du Knecht der alten Menschennot,
Wie lang schon, Jüngling, bist du tot!
Du Greis in der Erinnerung
Durchlebter Freude: o wie jung!
Wer sich in Angst und Pein begräbt,
Der hat sein Leben nicht gelebt.
Wer nur nach Lust und Schönheit strebt,
Der hat die Ewigkeit durchlebt.
Wem niemals um den Himmel bangt,
Der hat den Himmel schon erlangt.
Ein Leben ohne Harm und Leid,
Das ist die ewige Seligkeit.
Weltweisheit
Lebst du ein Jahr in Gram und Leid:
Du lebtest keine Stunde Zeit.
Ein Tag gelebt in Lieb’ und Kuss,
Es ist ein ganzes Jahr Genuss!
Ein Jahr verbracht in frommem Wahn,
Ist keine Stunde wohlgetan.
Ein Stündchen Scherz, ein Stündchen Wein,
Das ist: ein Jahr lang glücklich sein!
Ein Jahr im Staats- und Pfaffenjoch
War keine Stunde Leben noch!
Ein Stündchen froh und frei die Brust:
Ein Jahr voll Leben und voll Lust!
Du Knecht der alten Menschennot,
Wie lang schon, Jüngling, bist du tot!
Du Greis in der Erinnerung
Durchlebter Freude: o wie jung!
Wer sich in Angst und Pein begräbt,
Der hat sein Leben nicht gelebt.
Wer nur nach Lust und Schönheit strebt,
Der hat die Ewigkeit durchlebt.
Wem niemals um den Himmel bangt,
Der hat den Himmel schon erlangt.
Ein Leben ohne Harm und Leid,
Das ist die ewige Seligkeit.
Zwar ist das Jahr an Festen reich,
doch ist kein Fest dem Feste gleich,
worauf wir Kinder Jahr aus Jahr ein
stets harren in süßer Lust und Pein.
O schöne, herrliche Weihnachtszeit,
was bringst du Lust und Fröhlichkeit!
Wenn der heilige Christ in jedem Haus
teilt seine lieben Gaben aus.
Und ist das Häuschen noch so klein,
so kommt der heilige Christ hinein,
und Alle sind ihm lieb wie die Seinen,
die Armen und Reichen, die Großen und Kleinen.
Der heilige Christ an Alle denkt,
ein Jedes wird von ihm beschenkt.
Drum lasst uns freu'n und dankbar sein!
Er denkt auch unser, mein und dein.
(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben - 1798 - 1874)
Weihnachtswunder
Durch den Flockenfall
klingt süßer Glockenhall,
ist in der Winternacht
ein süßer Mund erwacht.
Herz, was zitterst du
den süßen Glocken zu?
Was rührt den tiefen Grund
dir auf der süße Mund?
Was verloren war,
du meintest, immerdar,
das kehrt nun all zurück,
ein selig Kinderglück.
O du Nacht der Herrn
mit deinem Liebesstern,
aus deinem reien Schoß
ringt sich ein Wunder los.
Gustav Falke (1853 - 1916)
Durch den Flockenfall
klingt süßer Glockenhall,
ist in der Winternacht
ein süßer Mund erwacht.
Herz, was zitterst du
den süßen Glocken zu?
Was rührt den tiefen Grund
dir auf der süße Mund?
Was verloren war,
du meintest, immerdar,
das kehrt nun all zurück,
ein selig Kinderglück.
O du Nacht der Herrn
mit deinem Liebesstern,
aus deinem reien Schoß
ringt sich ein Wunder los.
Gustav Falke (1853 - 1916)
„Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.“
Joseph von Eichendorff
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.“
Joseph von Eichendorff
Mette
Und eh' das Jahr sich sterben legt
In seinen letzten Tagen,
Was ist's, was ihm die Lippen regt?
Ist's Leid? Sind's Todesklagen?
Das Jahr ist alt, schneeweiß und kalt,
Doch, horch!, aus seiner Kammer
Was durch die Winterwelt erschallt,
Klingt nicht wie Not und Jammer!
"Friede auf Erden! Wohlergehn!"
Da drängt's uns an sein Lager:
Ein Totes fürchten wir zu sehn,
Gestreckt und sterbenshager!
Doch seht, ein Kind im Heiligenschein
Des neuerwachten Lebens
Sitzt lächelnd auf dem Totenschrein
Und lächelt nicht vergebens!
Denn um den Mund des alten Jahrs
Liegt's wie ein sanftes Schmunzeln,
Trotz seines weißen Barts und Haars
Verschwanden seine Runzeln;
Es fühlt das Kind auf seiner Brust,
Denkt längst nicht mehr an Röcheln,
Und, seht, sein Mund! In reiner Lust
Beginnt er mild zu lächeln!
Wir aber sanken längst ins Knie
Um dieses Sterbebette,
Gleich einer Frühlingsmelodie
Klingt unsere Weihnachtsmette:
"Stirb, Jahr, und alles mag vergehn,
Was müde ist auf Erden!
Ein junges Lenzjahr will erstehn,
Und das soll besser werden!"
Hugo Salus
Hugo Salus ist mir als Dichter unbekannt. Ich habe heute dieses
Gedich gefunden und finde es sehr gut.
Milan
Und eh' das Jahr sich sterben legt
In seinen letzten Tagen,
Was ist's, was ihm die Lippen regt?
Ist's Leid? Sind's Todesklagen?
Das Jahr ist alt, schneeweiß und kalt,
Doch, horch!, aus seiner Kammer
Was durch die Winterwelt erschallt,
Klingt nicht wie Not und Jammer!
"Friede auf Erden! Wohlergehn!"
Da drängt's uns an sein Lager:
Ein Totes fürchten wir zu sehn,
Gestreckt und sterbenshager!
Doch seht, ein Kind im Heiligenschein
Des neuerwachten Lebens
Sitzt lächelnd auf dem Totenschrein
Und lächelt nicht vergebens!
Denn um den Mund des alten Jahrs
Liegt's wie ein sanftes Schmunzeln,
Trotz seines weißen Barts und Haars
Verschwanden seine Runzeln;
Es fühlt das Kind auf seiner Brust,
Denkt längst nicht mehr an Röcheln,
Und, seht, sein Mund! In reiner Lust
Beginnt er mild zu lächeln!
Wir aber sanken längst ins Knie
Um dieses Sterbebette,
Gleich einer Frühlingsmelodie
Klingt unsere Weihnachtsmette:
"Stirb, Jahr, und alles mag vergehn,
Was müde ist auf Erden!
Ein junges Lenzjahr will erstehn,
Und das soll besser werden!"
Hugo Salus
Hugo Salus ist mir als Dichter unbekannt. Ich habe heute dieses
Gedich gefunden und finde es sehr gut.
Milan
Hallo Milan, von diesem Dichter habe ich auch noch nichts gelesen, so habe ich bei Google nachgeforscht und bin fündig geworden.
Hugo Salus
Er hat eine Menge Gedichte verfasst, und Dank Deines Hinweises werde ich einiges zu lesen haben. Bestimmt wird mich das eine oder andere Gedicht ansprechen so wie auch das von Dir eingesetzte.
Zu der 1. Auflage (1898) seiner Gedichte schrieb er diesen Prolog, der mir einen äußerst liebenswerten Poeten zeigt:
Prolog
Aus der Sprache sprödem Marmor
Form' ich lyrische Statuetten,
Hüte mich vor groben Ecken,
Mehr noch - vor zu weichen Glätten.
Und die Reihe der Figuren
Ward von Tag zu Tage bunter:
Wählte allerlei Modelle,
Amor ist recht oft darunter.
Nun in meine Künstlerwerkstatt
Lad' ich euch mit keuschem Grauen,
Durch die kritischen Lorgnetten
Meine Werke zu beschauen.
Hinterm Vorhang will ich lauschen,
Wie ihr meine Kunst erprobet:
Und erröten, wenn ihr tadelt,
Und erröten, wenn ihr lobet.
(Hugo Salus 1866 - 1929)
Hugo Salus
Er hat eine Menge Gedichte verfasst, und Dank Deines Hinweises werde ich einiges zu lesen haben. Bestimmt wird mich das eine oder andere Gedicht ansprechen so wie auch das von Dir eingesetzte.
Zu der 1. Auflage (1898) seiner Gedichte schrieb er diesen Prolog, der mir einen äußerst liebenswerten Poeten zeigt:
Prolog
Aus der Sprache sprödem Marmor
Form' ich lyrische Statuetten,
Hüte mich vor groben Ecken,
Mehr noch - vor zu weichen Glätten.
Und die Reihe der Figuren
Ward von Tag zu Tage bunter:
Wählte allerlei Modelle,
Amor ist recht oft darunter.
Nun in meine Künstlerwerkstatt
Lad' ich euch mit keuschem Grauen,
Durch die kritischen Lorgnetten
Meine Werke zu beschauen.
Hinterm Vorhang will ich lauschen,
Wie ihr meine Kunst erprobet:
Und erröten, wenn ihr tadelt,
Und erröten, wenn ihr lobet.
(Hugo Salus 1866 - 1929)
Winterlied
Johann Gaudenz von Salis-Seewis ( 1762 bis 1834 )
Das Feld ist weiß, so blank und rein,
vergoldet von der Sonne Schein,
die blaue Luft ist stille.
Hell wie Kristall,
blinkt überall
der Fluren Silberhülle.
Der Lichtstrahl spaltet sich im Eis,
er flimmert blau und rot und weiß
und wechselt seine Farbe.
Aus Schnee heraus
ragt nackt und kraus
des Dorngebüsches Gabe.
Von Reifenduft befiedert sind
die Zweige rings, die sanfte Wind'
im Sonnenstrahl bewegen.
Dort stäubt vom Baum
der Flocken Flaum,
wie leichter Blütenregen.
Tief sinkt der braune Tannenast
und drohet mit des Schnees Last
den Wand'rer zu beschütten.
Vom Frost der Nacht
gehärtet, kracht
der Weg von seinen Tritten.
Das Bächlein schleicht, von Eis geengt;
voll lauter blauer Zacken hängt
das Dach; es stockt die Quelle.
Im Sturze harrt,
zu Glas erstarrt,
des Wasserfalls Welle.
Die blaue Meise piepet laut;
der munt're Sperling pickt vertraut
die Körner von der Scheune.
Der Zeisig hüpft
vergnügt und schlüpft
durch blätterlose Haine.
Wohlan! Auf festgedieg'ner Bahn
klimm' ich den Hügel schnell hinan
und blicke froh in's Weite,
Und pfeife den,
der rings so schön
die Silberflocken streute.
Wie Goethe Weihnachten feierte
Die Klassik-Stiftung Weimar weiß: In seinen Haushaltsrechnungen tauchen im Jahr 1790 erstmalig Kosten für einen Weihnachtsbaum auf. Zwar war dieser Brauch auch in Goethes Frankfurter Elternhaus bekannt, aber erst in seinem 15. Weimarer Jahr wird eine der Goetheschen Stuben im Haus am Frauenplan mit einem "Zuckerbaum" geschmückt. Dafür gab es einen Grund:
Goethe feierte zum ersten Mal Weihnachten mit seiner späteren Frau Christiane und dem gemeinsamen Sohn August, der am 25. Dezember ein Jahr alt wurde und als Geschenk sein erstes Spielzeug erhielt. Der Zuckerbaum wurde mit Zuckerwerk behängt, darunter Hamburger Zuckerbilder, eine Art gefärbtes Fondant mit Weihnachtsmotiven. Zudem wurde für "Gold am Zuckerbaum" gesorgt sowie Silberdekor und "gelber Wachsstock" gekauft, ein mit Wachs ummantelter Docht, der mit einer Klemme auf einem Wachsstockhalter befestigt und am oberen Ende angezündet wurde. Von Zeit zu Zeit musste der Wachsstock mittels Dochtschere gekürzt werden.
Genascht wurde zum "Heiligen Christ" im Hause Goethe Schokolade, Biskuit, Konfekt, Marzipan sowie Pastetchen und Waffeln. Dazu trank man Kaffee, Punsch, Malaga, Burgunder oder Rheinwein.
Ich wünsche allen Foristen, insbesondere denen die sich hier mit auserlesenen Gedichten eingebracht haben, ein gesegnetes und friedliches Weihnachtsfest und danke ganz herzlich für die ermutigende Beteiligung.
Liebe Grüße
Sirona
Ich wünsche allen "Lyrikern" und Literaturfreunden einen guten Rutsch ins Jahr 2016 und für das neue Jahr alles Gute. Neben Gesundheit, Glück, Zuversicht auch Hoffnung, dass es ein gutes, friedliches Jahr wird.
Schiller schrieb 1797:
HOFFNUNG
Es reden und träumen die Menschen viel
Von besseren künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen;
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.
Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben;
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er - die Hoffnung auf.
Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Toren,
Im Herzen kündigt es laut sich an:
Zu was Besserem sind wir geboren.
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.
Bärbel
Schiller schrieb 1797:
HOFFNUNG
Es reden und träumen die Menschen viel
Von besseren künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen;
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.
Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben;
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er - die Hoffnung auf.
Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Toren,
Im Herzen kündigt es laut sich an:
Zu was Besserem sind wir geboren.
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.
Bärbel