Literatur Schöne Lyrik
Morgengebet
Joseph von Eichendorff
Oh wunderbares, tiefes Schweigen,
wie einsam ist`s noch auf der Welt!
Die Wälder nur sich leise neigen,
als ging der Herr durchs stille Feld.
Ich fühl mich recht wie neu erschaffen.
Wo ist die Sorge, wo die Not?
Was mich noch gestern wollt erschlaffen -
ich schäm mich des im Morgenrot.
Die Welt mit ihrem Gram und Glücke
will ich, ein Pilger, frohbereit
betreten nur wie eine Brücke
zu Dir, Herr, übern Strom der Zeit.
Und buhlt mein Lied, auf Weltgunst lauernd,
Um schnöden Sold der Eitelkeit:
Zerschlag mein Saitenspiel, und schauernd
Schweig ich vor dir in Ewigkeit.
Joseph von Eichendorff
Oh wunderbares, tiefes Schweigen,
wie einsam ist`s noch auf der Welt!
Die Wälder nur sich leise neigen,
als ging der Herr durchs stille Feld.
Ich fühl mich recht wie neu erschaffen.
Wo ist die Sorge, wo die Not?
Was mich noch gestern wollt erschlaffen -
ich schäm mich des im Morgenrot.
Die Welt mit ihrem Gram und Glücke
will ich, ein Pilger, frohbereit
betreten nur wie eine Brücke
zu Dir, Herr, übern Strom der Zeit.
Und buhlt mein Lied, auf Weltgunst lauernd,
Um schnöden Sold der Eitelkeit:
Zerschlag mein Saitenspiel, und schauernd
Schweig ich vor dir in Ewigkeit.
Volkslesen
Einführung
Diese interessante Seite fand ich zufällig im Internet und wollte sie Euch nicht vorenthalten. Bestimmt wird sie Euch gefallen.
LG Sirona
Einführung
Diese interessante Seite fand ich zufällig im Internet und wollte sie Euch nicht vorenthalten. Bestimmt wird sie Euch gefallen.
LG Sirona
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Danke Sirona, das ist interessant.
Herbst
Die Blätter fallen, fallen wie von weit
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt:
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
Rainer Maria Rilke
Malereien(Clematis)
Blattstudien
Pastellkreiden
Clematis
Herbst
Die Blätter fallen, fallen wie von weit
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt:
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
Rainer Maria Rilke
Malereien(Clematis)
Blattstudien
Pastellkreiden
Clematis
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Herbst-Zeitlose
Herbstzeitlose
zerbrechlich auf wankendem Fuß
wohl glühen neben dir
noch Klee und Majoran
im sommerlichen Glast.
Doch deine Farbe sagt
Abschied
Persephone
schlüpft in deinen Kelch
und folgt
dem Ruf
des Hades -
© Clematis
Sommer/Herbst(Clematis)
Herbstzeitlose
zerbrechlich auf wankendem Fuß
wohl glühen neben dir
noch Klee und Majoran
im sommerlichen Glast.
Doch deine Farbe sagt
Abschied
Persephone
schlüpft in deinen Kelch
und folgt
dem Ruf
des Hades -
© Clematis
Sommer/Herbst(Clematis)
Die Teilung der Erde - Friedrich Schiller
Nehmt hin die Welt! rief Zeus von seinen Höhen
den Menschen zu. Nehmt, sie soll euer sein!
Euch schenk ich sie zum Erb und ewgen Lehen -
doch teilt euch brüderlich darein!
Da eilt', was Hände hat, sich einzurichten,
es regte sich geschäftig jung und alt.
Der Ackermann griff nach des Feldes Früchten,
der Junker pirschte durch den Wald.
Der Kaufmann nimmt, was seine Speicher fassen,
der Abt wählt sich den edeln Firnewein,
der König sperrt die Brücken und die Straßen
und sprach: "Der Zehente ist mein."
Ganz spät, nachdem die Teilung längst geschehen,
naht der Poet, er kam aus weiter Fern -
Ach! da war überall nichts mehr zu sehen,
und alles hatte seinen Herrn!
Weh mir! So soll denn ich allein von allen
vergessen sein, ich, dein getreuster Sohn?
So ließ er laut der Klage Ruf erschallen
und warf sich hin vor Jovis Thron.
Wenn du im Land der Träume dich verweilet,
versetzt der Gott, so hadre nicht mit mir.
Wo warst du denn, als man die Welt geteilet?
"Ich war", sprach der Poet, "bei dir".
"Mein Auge hing an deinem Angesichte,
an deines Himmels Harmonie mein Ohr -
Verzeih dem Geiste, der, von deinem Lichte
berauscht, das Irdische verlor!
"Was tun?" spricht Zeus, "die Welt ist weggegeben,
der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein.
Willst du in meinem Himmel mit mir leben -
so oft du kommst, er soll dir offen sein."
Nehmt hin die Welt! rief Zeus von seinen Höhen
den Menschen zu. Nehmt, sie soll euer sein!
Euch schenk ich sie zum Erb und ewgen Lehen -
doch teilt euch brüderlich darein!
Da eilt', was Hände hat, sich einzurichten,
es regte sich geschäftig jung und alt.
Der Ackermann griff nach des Feldes Früchten,
der Junker pirschte durch den Wald.
Der Kaufmann nimmt, was seine Speicher fassen,
der Abt wählt sich den edeln Firnewein,
der König sperrt die Brücken und die Straßen
und sprach: "Der Zehente ist mein."
Ganz spät, nachdem die Teilung längst geschehen,
naht der Poet, er kam aus weiter Fern -
Ach! da war überall nichts mehr zu sehen,
und alles hatte seinen Herrn!
Weh mir! So soll denn ich allein von allen
vergessen sein, ich, dein getreuster Sohn?
So ließ er laut der Klage Ruf erschallen
und warf sich hin vor Jovis Thron.
Wenn du im Land der Träume dich verweilet,
versetzt der Gott, so hadre nicht mit mir.
Wo warst du denn, als man die Welt geteilet?
"Ich war", sprach der Poet, "bei dir".
"Mein Auge hing an deinem Angesichte,
an deines Himmels Harmonie mein Ohr -
Verzeih dem Geiste, der, von deinem Lichte
berauscht, das Irdische verlor!
"Was tun?" spricht Zeus, "die Welt ist weggegeben,
der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein.
Willst du in meinem Himmel mit mir leben -
so oft du kommst, er soll dir offen sein."
Persephone
schlüpft in deinen Kelch
und folgt
dem Ruf
des Hades –
- und kehrt im Frühjahr wieder. In der Vergänglichkeit steckt auch immer wieder ein Neuanfang. Eine tröstliche Gewißheit!
Sehr schöne Worte zum Herbst, liebe Clematis. Eigene?
LG Sirona
schlüpft in deinen Kelch
und folgt
dem Ruf
des Hades –
- und kehrt im Frühjahr wieder. In der Vergänglichkeit steckt auch immer wieder ein Neuanfang. Eine tröstliche Gewißheit!
Sehr schöne Worte zum Herbst, liebe Clematis. Eigene?
LG Sirona
Herbst-Zeitlose
Herbstzeitlose
zerbrechlich auf wankendem Fuß
wohl glühen neben dir
noch Klee und Majoran
im sommerlichen Glast.
Doch deine Farbe sagt
Abschied
Persephone
schlüpft in deinen Kelch
und folgt
dem Ruf
des Hades -
© Clematis
Sommer/Herbst(Clematis)
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Sehr schöne Worte zum Herbst, liebe Clematis. Eigene?
LG Sirona
Jawohl, habe das © darunter gestellt.
Danke, liebe Sirona.
Gruss
Clematis
LG Sirona
Jawohl, habe das © darunter gestellt.
Danke, liebe Sirona.
Gruss
Clematis
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Grußkarten(Clematis)
Das Rosen-Innere
Wo ist zu diesem Innen
ein Außen? Auf welches Weh
legt man solches Linnen?
Welche Himmel spiegeln sich drinnen
in dem Binnensee
dieser offenen Rosen,
dieser sorglosen, sieh:
wie sie lose im Losen
liegen, als könnte nie
eine zitternde Hand sie verschütten.
Sie können sich selber kaum
halten: viele ließen
sich überfüllen und fließen
über von Innenraum
in die Tage, die immer
voller und voller sich schließen,
bis der ganze Sommer ein Zimmer
wird, ein Zimmer in einem Traum.
Rainer Maria Rilke
Das Rosen-Innere
Wo ist zu diesem Innen
ein Außen? Auf welches Weh
legt man solches Linnen?
Welche Himmel spiegeln sich drinnen
in dem Binnensee
dieser offenen Rosen,
dieser sorglosen, sieh:
wie sie lose im Losen
liegen, als könnte nie
eine zitternde Hand sie verschütten.
Sie können sich selber kaum
halten: viele ließen
sich überfüllen und fließen
über von Innenraum
in die Tage, die immer
voller und voller sich schließen,
bis der ganze Sommer ein Zimmer
wird, ein Zimmer in einem Traum.
Rainer Maria Rilke
Nichts wurde von Komponisten und Dichtern mehr besungen und in Versen niedergeschrieben als die Liebe.
Im Garten – Th. Fontane
Die hohen Himbeerwände
trennten dich und mich,
doch im Laubwerk unsre Hände
fanden von selber sich.
Die Hecke konnt` es nicht wehren,
wie hoch sie immer stund,
ich reichte dir die Beeren
und du reichtest mir deinen Mund.
Ach, schrittest du durch den Garten
noch einmal im raschen Gang,
wie gerne wollt` ich warten,
warten stundenlang.
Die hohen Himbeerwände
trennten dich und mich,
doch im Laubwerk unsre Hände
fanden von selber sich.
Die Hecke konnt` es nicht wehren,
wie hoch sie immer stund,
ich reichte dir die Beeren
und du reichtest mir deinen Mund.
Ach, schrittest du durch den Garten
noch einmal im raschen Gang,
wie gerne wollt` ich warten,
warten stundenlang.
Liebe Sirona,
Deine Idee für diesen Thread ist sehr gut und es macht auch Freude, darin zu lesen. Leider ist Dein Aufruf
Wir haben bereits für diesen Thread zwei Abmahnungen erhalten und sitzen jetzt hier und überprüfen jedes einzelne Gedicht manuell, was eine unglaubliche Arbeit ist. Wir machen darauf aufmerksam, dass wir aus Selbsterhaltungstrieb im Fall der Fälle, jede kostenpflichtige Abmahnung an die Verursacher weitergeben müssen.
Es wäre sehr schade, wenn wegen der wenigen Urheberrechtsverletzter so schöne Themen wie Deine unmöglich gemacht würden.
Karl
Nachtrag und Vorschlag: Man darf zu den Originalgedichten auf den Seiten der Dichter verlinken. Auch bei einem zwei- oder dreizeiligen Anriss wird es keine Abmahnungen geben können.
Deine Idee für diesen Thread ist sehr gut und es macht auch Freude, darin zu lesen. Leider ist Dein Aufruf
Achtet bitte auf das Urheberrecht. Ich wurde heute darauf aufmerksam gemacht, nachdem ich ein Gedicht von Hermann Hesse (Stufen) eingegeben hatte. Der Autor muss mindestens 70 Jahre verstorben sein, bevor das Urheberrecht erlischt. Anders ist es wenn man ausdrücklich die Genehmigung von dem Verfasser bzw. den Nachkommen erhalten hat.absolut ernst zu nehmen und sogar noch zu erweitern. Denn auch die Übersetzungen ausländischer Dichter ins Deutsche sind urheberrechtlich geschützt.
Wir haben bereits für diesen Thread zwei Abmahnungen erhalten und sitzen jetzt hier und überprüfen jedes einzelne Gedicht manuell, was eine unglaubliche Arbeit ist. Wir machen darauf aufmerksam, dass wir aus Selbsterhaltungstrieb im Fall der Fälle, jede kostenpflichtige Abmahnung an die Verursacher weitergeben müssen.
Es wäre sehr schade, wenn wegen der wenigen Urheberrechtsverletzter so schöne Themen wie Deine unmöglich gemacht würden.
Karl
Nachtrag und Vorschlag: Man darf zu den Originalgedichten auf den Seiten der Dichter verlinken. Auch bei einem zwei- oder dreizeiligen Anriss wird es keine Abmahnungen geben können.