Literatur Schöne Lyrik

Sirona
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Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Neptun vom 26.06.2015, 05:52:28
Hallo Neptun,

Deine Beiträge gefallen mir sehr, zumal Du zu den eingegebenen Gedichten immer ein passendes Bild einsetzt. Das macht ein Gedicht realistischer. Herzlichen Dank dafür.
Du scheinst Morgenstern zu lieben? Wunderbar hat er die Landschaft beschrieben, die für eine Gegend am Meer typisch ist.

LG Sirona
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Sirona vom 26.06.2015, 08:08:52
Mir gefallen die Einträge von Neptun auch, vielen Dank!

Sei ein braver Biedermann,
Fange tüchtig an zu loben!
Und du wirst von uns sodann
Gerne mit emporgehoben.

Wie, du ziehst ein schiefes Maul?
Willst nicht, daß dich andre adeln?
Na, denn sei mir nur nicht faul
Und verlege dich aufs Tadeln.

Gelt, das ist ein Hochgenuß,
Schwebst du so mit Wohlgefallen
Als ein sel'ger Kritikus
Hocherhaben über allen.

Wilhelm Busch
15. 4. 1832-9. 1. 1908
Sirona
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Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
Das Ideal – K. Tucholsky

Ja, das möchste:
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;
mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn -
aber abends zum Kino hast dus nicht weit.

Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:
Neun Zimmer - nein, doch lieber zehn!
Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,
Radio, Zentralheizung, Vakuum,
eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,
eine süße Frau voller Rasse und Verve -
(und eine fürs Wochenend, zur Reserve) -
eine Bibliothek und drumherum
Einsamkeit und Hummelgesumm.

Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste,
acht Autos, Motorrad - alles lenkste
natürlich selber - das wär ja gelacht!
Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.

Ja, und das hab ich ganz vergessen:
Prima Küche - erstes Essen -
alte Weine aus schönem Pokal -
und egalweg bleibst du dünn wie ein Aal.
Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.
Und noch ne Million und noch ne Million.
Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.
Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.

Ja, das möchste!
Aber, wie das so ist hienieden:
manchmal scheints so, als sei es beschieden
nur pöapö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
hast du die Frau, dann fehln dir Moneten -
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.

Etwas ist immer.
Tröste dich.

Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Daß einer alles hat:
das ist selten.


Wünsche und Sehnsucht nach Glück hat jeder Mensch, und doch gibt es immer den sog. Schwarzen Peter, der einem oft zugeschoben wird.

Die herrschenden Verhältnisse in der Gesellschaft beschreibt Tucholsky mit einer umwerfenden Ironie, sein Schreibstil ist locker und humorvoll und dennoch sehr tiefsinnig.
Tucholsky war ständig auf der Suche nach Geborgenheit und Heimat, die er nirgends fand. Gesundheitliche und psychische Probleme sowie die Machtübernahme der Nazis 1933 trieben den schwerkranken Schriftsteller 1935 im schwedischen Exil in den Selbstmord.

LG Sirona

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Sirona
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Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
als Antwort auf yoli vom 25.06.2015, 11:57:49
Yoli, das ist auch eine gute Idee! Gedichte lesen ist schon ein Genuss, aber dass man sie vorgelesen bekommt steigert die Freude. Danke!

LG Sirona
schorsch
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Re: Schöne Lyrik
geschrieben von schorsch
Der Sommer ist, der Frühling war;
doch finde ich es sonderbar,
ich fühle mich in einer Mühle,
und wo mal waren Frühlingsgefühle,
fühle ich nur ein lähmend` Gähnen.
Auf dem Kopf paar graue Strähnen,
sofern dass sie nicht ausgegangen.
Ach was, ich will nicht weiter bangen
und trauern um vergangene Zeiten;
es kann noch Vieles Freud` bereiten.
Drum zu mir raun` ich leise-dumpf:
"Kerl, zieh` dich selber aus dem Sumpf!"


26. Juni 2015, Schorsch
Sirona
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Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
als Antwort auf schorsch vom 26.06.2015, 09:52:55
"Kerl, zieh` dich selber aus dem Sumpf!"
Das ist ein guter Vorsatz, denn andere tun es nicht.
Oft folgt nach einem euphorischen Frühlingsgefühl tatsächlich eine lähmende Lethargie im Sommer, liegt wohl oft an den schwülen Temperaturen.

Schön auch selbst Verfasstes hier zu lesen. Vielen Dank!
LG Sirona

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yoli
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Re: Schöne Lyrik
geschrieben von yoli
als Antwort auf Sirona vom 26.06.2015, 10:06:03
Bravo Schorsch
auch ich kenne das Gefühl
und so geht es einigen den Menschen die ich kenne.
Ob es wohl daran liegt, dass der Kopf noch so viel will und Körper und Geist nicht immer nachkommen..
Kann ja sein, dass es gar nicht deine Gefühle waren die du beschrieben hast. Meine schon

Sirona, du hast es erkannt...selber sich aus dem Sumpf ziehen, andere können es nicht.
schorsch
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Re: Schöne Lyrik
geschrieben von schorsch
als Antwort auf yoli vom 26.06.2015, 10:17:02
Solche Anwandlungen dauern bei mir nur kurz. Trotzdem lohnt es sich, darüber zu sinnieren. Denn wenn man etwas, das einen beschäftigt, ausklammert, verdrängt oder negiert, läuft man Gefahr, dass sich diese Momente irgendwo im Unterbewusstsein ansammeln und bei irgend einer passenden Gelegenheit einen aus dem "Verdrängnis" anspringen und überwältigen.

Ich denke sogar, dass, wer solche Anwandlungen immer sofort "behandelt", weniger Gefahr läuft, in ein Borne Out zu versinken.

Sorry: Das ist nun aber bereits keine Lyrik mehr, sondern Psychologie.
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 26.06.2015, 10:26:47
Ich weiss nicht recht:
Schöne Lyrik?
Wär das nicht besser im Blog?

Clematis
Sirona
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Re: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
Abendlich tönet Gesang ferner Glocken,
lächelnd versinkt .......


[Bitte beachte das Copyright! WM Margit]

(Wolfgang Borchert)



Einen schönen Feierabend!
Sirona

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