Literatur Schöne Lyrik
Zum Engel der letzten Stunde, den wir so hart den Tod nennen, wird uns der weichste, gütigste Engel zugeschickt, damit er gelinde und sanft das niedersinkende Herz des Menschen vom Leben abpflücke und es in warmen Händen und ungedrückt aus der kalten Brust in das hohe, wärmende Eden trage.
Sein Bruder ist der Engel der ersten Stunde, der den Menschen zweimal küsset, das erste Mal, damit er dieses Leben empfange, das zweite Mal, damit er droben ohne Wunden aufwache und in das andere lächelnd komme, wie in dieses Leben weinend.
(Jean Paul)
Ich denke dass sich jeder Mensch Gedanken um den Tod macht und sich fragt wohin es geht und was wird danach.
Diese Vision von Jean Paul finde ich wunderschön, ja fast tröstlich. Wer diesen Glauben hat geht leichten Herzens von dieser Welt in eine bessere, schönere.
LG Sirona
Sein Bruder ist der Engel der ersten Stunde, der den Menschen zweimal küsset, das erste Mal, damit er dieses Leben empfange, das zweite Mal, damit er droben ohne Wunden aufwache und in das andere lächelnd komme, wie in dieses Leben weinend.
(Jean Paul)
Ich denke dass sich jeder Mensch Gedanken um den Tod macht und sich fragt wohin es geht und was wird danach.
Diese Vision von Jean Paul finde ich wunderschön, ja fast tröstlich. Wer diesen Glauben hat geht leichten Herzens von dieser Welt in eine bessere, schönere.
LG Sirona
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Das sind wunderbare Gedanken von Jean Paul, vielen Dank
Sirona.
Ja, einige wenige wissen es ganz genau.
An diese halte ich mich.
Ich selber sehe es nicht, aber ich weiss es auch
tief drinnen...
Ich hab mir auch die Anekdote von Moses Mendelssohn notiert. Ich hab mich viel mit dem Felix beschäftigt. Ich hab ein Buch mit Briefen von ihm während seiner Italienreise. Köstlich! Seine Schwester war ja
auch sehr begabt, nur - als Frau chancenlos.
lieben Gruss
Clematis
Sirona.
Ja, einige wenige wissen es ganz genau.
An diese halte ich mich.
Ich selber sehe es nicht, aber ich weiss es auch
tief drinnen...
Ich hab mir auch die Anekdote von Moses Mendelssohn notiert. Ich hab mich viel mit dem Felix beschäftigt. Ich hab ein Buch mit Briefen von ihm während seiner Italienreise. Köstlich! Seine Schwester war ja
auch sehr begabt, nur - als Frau chancenlos.
lieben Gruss
Clematis
Das Veilchen und der Schmetterling - Nikolaus Lenau
Ein Veilchen auf der Wiese stand
an Baches Rand und sandte ungesehen,
bei sanftem Frühlingswehen
süßen Duft durch die Luft.
Da kommt auf schwankendem Flügel
ein Schmetterling über den Hügel
und senket zur kurzen Rast
zum Veilchen sich nieder als Gast.
Schmetterling: Ei! Veilchen! Wie du töricht bist,
zu blühen, wo niemand dein genießt!
Veilchen: Nicht ungenossen blüh ich hier,
ein Schäfer kommt gar oft zu mir
und atmet meinen Duft und spricht:
„Ein solches Blümchen fand ich nicht,
wie Veilchen du! Auf Wiesen, Auen
ist keines mehr wie du zu schauen!
Schmetterling:`s ist schöner doch, glaub meinem Wort,
zu blühn auf freier Wiese dort,
in jener bunten Blumenwelt,
als hier im dunklen Schattenzelt!
Veilchen: Hier bin ich meines Schäfers Wonne,
dort aber bleichet mich die Sonne,
und ohne Farbe, ohne Duft,
find ich zu früh dort meine Gruft,
drum blüh ich in der Einsamkeit,
wenn auch nur Einer mein sich freut.
Wenn auch nur Einer mein sich freut.
Nicht alles ist schön und gut was der Menge gefällt.
LG Sirona
Ein Veilchen auf der Wiese stand
an Baches Rand und sandte ungesehen,
bei sanftem Frühlingswehen
süßen Duft durch die Luft.
Da kommt auf schwankendem Flügel
ein Schmetterling über den Hügel
und senket zur kurzen Rast
zum Veilchen sich nieder als Gast.
Schmetterling: Ei! Veilchen! Wie du töricht bist,
zu blühen, wo niemand dein genießt!
Veilchen: Nicht ungenossen blüh ich hier,
ein Schäfer kommt gar oft zu mir
und atmet meinen Duft und spricht:
„Ein solches Blümchen fand ich nicht,
wie Veilchen du! Auf Wiesen, Auen
ist keines mehr wie du zu schauen!
Schmetterling:`s ist schöner doch, glaub meinem Wort,
zu blühn auf freier Wiese dort,
in jener bunten Blumenwelt,
als hier im dunklen Schattenzelt!
Veilchen: Hier bin ich meines Schäfers Wonne,
dort aber bleichet mich die Sonne,
und ohne Farbe, ohne Duft,
find ich zu früh dort meine Gruft,
drum blüh ich in der Einsamkeit,
wenn auch nur Einer mein sich freut.
Wenn auch nur Einer mein sich freut.
Nicht alles ist schön und gut was der Menge gefällt.
LG Sirona
Zitat Clematis:
Ja, einige wenige wissen es ganz genau.
An diese halte ich mich.
Einer der Wenigen ist Williges Jäger. Lese momentan sein Buch "Das Leben endet nie".
Ganz hervorragende Gedanken!
LG Sirona
Ja, einige wenige wissen es ganz genau.
An diese halte ich mich.
Einer der Wenigen ist Williges Jäger. Lese momentan sein Buch "Das Leben endet nie".
Ganz hervorragende Gedanken!
LG Sirona
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich las gestern Abend eine reizende Erzählung von
Marie Luise Kaschnitz "Adam und Eva"
Stichworte:
Adam sieht eines Tages ein Tier tot umfallen, seitdem weiss er, dass er sterblich ist.
Er wird grantig, meckert am Wetter herum, kann kein lautes Geräusch mehr ertragen, die Kinder regen ihn auf, er wird alt.
Sein Gejammer beschwichtigt Eva lächelnd.
Er versteht sie nicht.
der Schluss:
Adam: Was wir hier zurücklassen, ist unfertig und keinen Pfifferling wert.
Jemand wird es schon fertig machen sagte Eva.
Die Kinder, sagte Adam streng, sind träge und leichtsinnig. Sie wissen nicht, was arbeiten heisst, und werden elend zugrunde gehen.
Es wird schon noch etwas aus ihnen werden, sagte Eva. Und was wird aus uns? fragte Adam und stützte seinen Kopf auf die Hand.
Wir bleiben zusammen, sagte Eva. Wir gehen zurück in den Garten. Und sie legte ihre Arme um Adams Hals und sah ihn liebevoll an.
Ist er denn noch da? fragte Adam erstaunt.
Gewiss, sagte Eva.
Wie willst du das wissen? frage Adam mürrisch.
Woher meinst du, fragte Eva, dass ich die Reben hatte, die ich dir gebracht habe, und woher meinst du, dsss ich die Zwiebel der Feuerlilie hatte, und woher meinst du, hatte ich den schönen, funkelnden Stein?
Woher hattest du das alles? fragte Adam.
Die Engel, sagte Eva, haben es mir über die Mauer geworfen. Wenn wir kommen, rufe ich die Engel, und dann öffnen sie mir das Tor.
Adam schüttelte langsam den Kopf, weil eine ferne und dunkle Erinnerung ihn überkam. Gerade dir, sagte er. Aber dann fing er an zu lachen, laut und herzlich, zum erstenmal seit ach wie langer Zeit.
***
Die Absätze habe ich zur besseren Übersichtlichket gemacht.
Sirona, dies ist nun eine Erzählung, kein Gedicht, ich glaube, dass Du sie dennoch gelten lässt.
Clematis
Marie Luise Kaschnitz "Adam und Eva"
Stichworte:
Adam sieht eines Tages ein Tier tot umfallen, seitdem weiss er, dass er sterblich ist.
Er wird grantig, meckert am Wetter herum, kann kein lautes Geräusch mehr ertragen, die Kinder regen ihn auf, er wird alt.
Sein Gejammer beschwichtigt Eva lächelnd.
Er versteht sie nicht.
der Schluss:
Adam: Was wir hier zurücklassen, ist unfertig und keinen Pfifferling wert.
Jemand wird es schon fertig machen sagte Eva.
Die Kinder, sagte Adam streng, sind träge und leichtsinnig. Sie wissen nicht, was arbeiten heisst, und werden elend zugrunde gehen.
Es wird schon noch etwas aus ihnen werden, sagte Eva. Und was wird aus uns? fragte Adam und stützte seinen Kopf auf die Hand.
Wir bleiben zusammen, sagte Eva. Wir gehen zurück in den Garten. Und sie legte ihre Arme um Adams Hals und sah ihn liebevoll an.
Ist er denn noch da? fragte Adam erstaunt.
Gewiss, sagte Eva.
Wie willst du das wissen? frage Adam mürrisch.
Woher meinst du, fragte Eva, dass ich die Reben hatte, die ich dir gebracht habe, und woher meinst du, dsss ich die Zwiebel der Feuerlilie hatte, und woher meinst du, hatte ich den schönen, funkelnden Stein?
Woher hattest du das alles? fragte Adam.
Die Engel, sagte Eva, haben es mir über die Mauer geworfen. Wenn wir kommen, rufe ich die Engel, und dann öffnen sie mir das Tor.
Adam schüttelte langsam den Kopf, weil eine ferne und dunkle Erinnerung ihn überkam. Gerade dir, sagte er. Aber dann fing er an zu lachen, laut und herzlich, zum erstenmal seit ach wie langer Zeit.
***
Die Absätze habe ich zur besseren Übersichtlichket gemacht.
Sirona, dies ist nun eine Erzählung, kein Gedicht, ich glaube, dass Du sie dennoch gelten lässt.
Clematis
Ach liebe Clematis, so eng wollen wir das doch nicht sehen. Zwar habe ich dem Thread den Titel "Schöne Lyrik" gegeben, aber nette Anekdoten und Erzählungen finden hier sicher auch Platz an denen Leser ihre Freude haben werden.
Eine wirklich sehr entzückende Geschichte die aufzeigen möchte dass unser Leben nur eine Epoche unseres gesamten Lebens darstellt. Williges Jäger schreibt dass das Leben nie endet, nur sich das ICH wandelt in eine andere Daseinsform. Der irdische Körper ist das Haus unserer Seele, damit sie hier auf Erden existieren und Erfahrungen sammeln kann. Den Tod gibt es nicht, er ist lediglich das Tor für etwas Neues.
LG Sirona
Eine wirklich sehr entzückende Geschichte die aufzeigen möchte dass unser Leben nur eine Epoche unseres gesamten Lebens darstellt. Williges Jäger schreibt dass das Leben nie endet, nur sich das ICH wandelt in eine andere Daseinsform. Der irdische Körper ist das Haus unserer Seele, damit sie hier auf Erden existieren und Erfahrungen sammeln kann. Den Tod gibt es nicht, er ist lediglich das Tor für etwas Neues.
LG Sirona
Sirona und Clematis
ich lese euch gerne und nehme die Gedanken in mir auf.
Manchmal fehlt mir die Idee schöne Lyrik zu suchen und finden.
Unter Lyrik weiss ich nicht ob neuere Gedichte auch angenehm sind, so z.B. von Mascha Kaléko oder Kristiane Allert-Wybranietz.
Denn wieder darf man deren Gedichte kopieren und rein tun.
Ich bin aber schon zufrieden einfach hier zu lesen.
Lieben Dank dafür
OK nun habe ich ganz am Anfang von diesem Thread gelesen, dass die Dichter schon 70 Jahre Tod sein sollen, wegen dem Urheberrecht.
Da muss ich aber weit suchen in meinem Bücherschrank
ich lese euch gerne und nehme die Gedanken in mir auf.
Manchmal fehlt mir die Idee schöne Lyrik zu suchen und finden.
Unter Lyrik weiss ich nicht ob neuere Gedichte auch angenehm sind, so z.B. von Mascha Kaléko oder Kristiane Allert-Wybranietz.
Denn wieder darf man deren Gedichte kopieren und rein tun.
Ich bin aber schon zufrieden einfach hier zu lesen.
Lieben Dank dafür
OK nun habe ich ganz am Anfang von diesem Thread gelesen, dass die Dichter schon 70 Jahre Tod sein sollen, wegen dem Urheberrecht.
Da muss ich aber weit suchen in meinem Bücherschrank
Hallo yoli, auch mir tut es leid, dass man Gedichte von neuzeitlichen Lyrikern nicht weitergeben kann ohne Gefahr zu laufen gegen das Urheberrecht zu verstoßen. Die Gedichte von Mascha Kaleko z.B. mag ich sehr.
Hier habe ich eine Seite gefunden mit Gedichten von Lyrikern aus dem 20. Jahrhundert. Es sind die Geburts- und Todesjahre mit angeführt, so dass man auf einen Blick erkennen kann, welcher Lyriker bereits vor 70 Jahren verstorben ist. Im übrigen gibt es doch viele Gedichte von Goethe, Schiller, Storm, Mörike, Eichendorff, Hebbel, Fontane usw.
Ich fand dieses mir unbekannte Gedicht das mich sehr angesprochen hat. Josef Weinheber war mir bis dato kein Begriff. Man lernt doch immer wieder Neues wenn man im Internet stöbert.
MÄDCHEN DER VORSTADT (1913)
Man sieht sie am Morgen mit wiegenden Schritten
durch die kühlen, erwachten Gassen gehn.
In ihren Gesichtern, die viel schon gelitten,
in ihren Augen, die rührend bitten,
ist eine Sehnsucht nach goldenen Höhn.
Und ihre kleinen, einfachen Seelen
Kehren in dämmernden Fernen ein,
Träumen von Seide und buntem Gestein
Nächten voll Lichtern und prickelndem Wein,
Während sie tags um ihr Brot sich abquälen.
Und eine ist vielleicht unter ihnen,
mit Augen, aus denen der Frühling bricht,
die meiner Seele zum Gral könnte dienen.
Eine der dürftigen Dulderinnen,
die meinen flatternden suchenden Sinnen
Ziel könnte werden und Freude in Licht.
(Josef Weinheber – 1892-1945)
Dichter des 20. Jahrhunderts
LG Sirona
Hier habe ich eine Seite gefunden mit Gedichten von Lyrikern aus dem 20. Jahrhundert. Es sind die Geburts- und Todesjahre mit angeführt, so dass man auf einen Blick erkennen kann, welcher Lyriker bereits vor 70 Jahren verstorben ist. Im übrigen gibt es doch viele Gedichte von Goethe, Schiller, Storm, Mörike, Eichendorff, Hebbel, Fontane usw.
Ich fand dieses mir unbekannte Gedicht das mich sehr angesprochen hat. Josef Weinheber war mir bis dato kein Begriff. Man lernt doch immer wieder Neues wenn man im Internet stöbert.
MÄDCHEN DER VORSTADT (1913)
Man sieht sie am Morgen mit wiegenden Schritten
durch die kühlen, erwachten Gassen gehn.
In ihren Gesichtern, die viel schon gelitten,
in ihren Augen, die rührend bitten,
ist eine Sehnsucht nach goldenen Höhn.
Und ihre kleinen, einfachen Seelen
Kehren in dämmernden Fernen ein,
Träumen von Seide und buntem Gestein
Nächten voll Lichtern und prickelndem Wein,
Während sie tags um ihr Brot sich abquälen.
Und eine ist vielleicht unter ihnen,
mit Augen, aus denen der Frühling bricht,
die meiner Seele zum Gral könnte dienen.
Eine der dürftigen Dulderinnen,
die meinen flatternden suchenden Sinnen
Ziel könnte werden und Freude in Licht.
(Josef Weinheber – 1892-1945)
Dichter des 20. Jahrhunderts
LG Sirona
das ist lieb Sirona und ich werde diese Liste gerne anschauen.
Ich hab es weniger mit den deutschsprachigen Dichter, weil ich ja in England und dem Tessin zur Schule ging.
Nun freue ich mich halt auf Goethe, Schiller, Storm, Mörike, Eichendorff, Hebbel, Fontane etc.
Auf frohes Lesen
Liebe Grüsse
Yoli
Ich hab es weniger mit den deutschsprachigen Dichter, weil ich ja in England und dem Tessin zur Schule ging.
Nun freue ich mich halt auf Goethe, Schiller, Storm, Mörike, Eichendorff, Hebbel, Fontane etc.
Auf frohes Lesen
Liebe Grüsse
Yoli
und natürlich in England lebte bis vor einigen Jahren...nur zur Erklärung