Literatur Schöne Lyrik
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Im Grase
Glocken und Zyanen,
Thymian und Mohn.
Ach, ein fernes Ahnen
Hat das Herz davon.
Und im sanften Nachen
Trägt es so dahin.
Zwischen Traum und Wachen
Frag ich, wo ich bin.
Seh die Schiffe ziehen,
Fühl den Wellenschlag,
Weisse Wolken fliehen
Durch den späten Tag -
Glocken und Zyanen,
Mohn und Thymian.
Himmlisch wehn die Fahnen
Über grünem Plan:
Löwenzahn und Raden,
Klee und Rosmarin.
Lenk es, Gott, in Gnaden
Nach der Heimat hin.
Da ist deine Stille.
Ja. ich hör dich schon.
Salbei und Kamille,
Thymian und Mohn,
Und schon halb im Schlafen
- Mohn und Thymian -
Landet sacht im Hafen
Nun der Nachen an.
Josef Weinheber
1892-1945
Grußkarten(Clematis)
Thymianblüte
Clematis
Glocken und Zyanen,
Thymian und Mohn.
Ach, ein fernes Ahnen
Hat das Herz davon.
Und im sanften Nachen
Trägt es so dahin.
Zwischen Traum und Wachen
Frag ich, wo ich bin.
Seh die Schiffe ziehen,
Fühl den Wellenschlag,
Weisse Wolken fliehen
Durch den späten Tag -
Glocken und Zyanen,
Mohn und Thymian.
Himmlisch wehn die Fahnen
Über grünem Plan:
Löwenzahn und Raden,
Klee und Rosmarin.
Lenk es, Gott, in Gnaden
Nach der Heimat hin.
Da ist deine Stille.
Ja. ich hör dich schon.
Salbei und Kamille,
Thymian und Mohn,
Und schon halb im Schlafen
- Mohn und Thymian -
Landet sacht im Hafen
Nun der Nachen an.
Josef Weinheber
1892-1945
Grußkarten(Clematis)
Thymianblüte
Clematis
Verschiedenes(Sirona)
An das Herz
Willst du nicht dich schliessen,
Herz, du off’nes Haus!
Worin Freund’ und Feinde
gehen ein und aus?
Schau, wie sie verletzen
dir das Hausrecht stets!
Fühllos auf und nieder,
polternd, lärmend geht’s.
Keiner putzt die Schuhe,
keiner sieht sich um,
staubig brechen alle
dir ins Heiligtum.
Trinken aus den goldnen
Kelchen des Altars,
schänden Müh’ und Segen
dir des ganzen Jahrs.
Werfen die Penaten
wild vom Herde dir,
pflanzen drauf mit Prahlen
ihr entfärbt Panier.
Und wenn zu verwüsten
nichts sie finden mehr,
lassen sie im Scheiden
dich, mein Herz, so leer!
Nein! Und wenn nun alles
still und tot in dir,
o, noch halt dich offen,
offen für und für!
Lass die Sonne scheinen
heiss in dich herein,
Stürme dich durchfahren
und den Wetterschein!
Wenn durch deine Kammern
so die Windsbraut zieht,
lass dein Glöcklein stürmen,
schallen Lied um Lied!
Denn noch kann’s geschehen,
dass auf irrer Flucht
eine treue Seele
bei dir Obdach sucht!
(Gottfried Keller)
Liebe Clematis, schöne Idee auch Bilder zum Gedicht einzubringen.
An das Herz
Willst du nicht dich schliessen,
Herz, du off’nes Haus!
Worin Freund’ und Feinde
gehen ein und aus?
Schau, wie sie verletzen
dir das Hausrecht stets!
Fühllos auf und nieder,
polternd, lärmend geht’s.
Keiner putzt die Schuhe,
keiner sieht sich um,
staubig brechen alle
dir ins Heiligtum.
Trinken aus den goldnen
Kelchen des Altars,
schänden Müh’ und Segen
dir des ganzen Jahrs.
Werfen die Penaten
wild vom Herde dir,
pflanzen drauf mit Prahlen
ihr entfärbt Panier.
Und wenn zu verwüsten
nichts sie finden mehr,
lassen sie im Scheiden
dich, mein Herz, so leer!
Nein! Und wenn nun alles
still und tot in dir,
o, noch halt dich offen,
offen für und für!
Lass die Sonne scheinen
heiss in dich herein,
Stürme dich durchfahren
und den Wetterschein!
Wenn durch deine Kammern
so die Windsbraut zieht,
lass dein Glöcklein stürmen,
schallen Lied um Lied!
Denn noch kann’s geschehen,
dass auf irrer Flucht
eine treue Seele
bei dir Obdach sucht!
(Gottfried Keller)
Liebe Clematis, schöne Idee auch Bilder zum Gedicht einzubringen.
Kann auch Unschönes schön sein?
Hurenstrich und Saufgelage,
Goldener Schuss am Rockkonzert.
Und am Schluss die stumme Frage:
War es das nun wirklich wert?
(Georg von Signau)
Hurenstrich und Saufgelage,
Goldener Schuss am Rockkonzert.
Und am Schluss die stumme Frage:
War es das nun wirklich wert?
(Georg von Signau)
Kann auch Unschönes schön sein?
Hurenstrich und Saufgelage,
Goldener Schuss am Rockkonzert.
Und am Schluss die stumme Frage:
War es das nun wirklich wert?
(Georg von Signau)
Dazu könnte Wilh. Busch folgendes antworten:
Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich:
so hab ich erstens den Gewinn,
daß ich so hübsch bescheiden bin;
zum zweiten denken sich die Leut,
der Mann ist lauter Redlichkeit;
auch schnapp ich drittens diesen Bissen
vorweg den andern Kritiküssen;
und viertens hoff ich außerdem
auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
daß ich ein ganz famoses Haus.
Gibt es überhaupt "unschöne" Lyrik? Was kann man darunter verstehen?
LG Sirona
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
liebe Sirona,
diesen hübschen Wilhelm Busch "bearbeteten" wir mal in
einem Schreibe-Seminar.
Eine tolle Übung!
man nimmt ein Gedicht und dichtet die 2. Zeile selber
dazu. Rhythmus und Inhalt sollten übereinstimmen.
Etwa so:
Die Selbstkritik hat viel für sich (Busch)
ich denke dabei nur an mich. (ich)
So hab ich erstens den Gewinn (Busch)
kein andrer kommt in meinen Sinn. (ich)
Zum Zweiten denken sich die Leut,
die Frau ist überaus gescheit.
Auch schnapp ich drittrens diesen Bissen
der Kritik weg, die oft besch..eiden.
Und viertens hoff ich ausserdem
dass ich's nicht allzu ernst es nehm.
So kommt es denn zuletzt heraus:
Die Selbstkritik hält alles aus.
Wilhelm Busch und die übende Ingeborg
Man kann auch andersrum schreiben:
Die erste Zeile ich,
die zweite Zeile der Dichter.
Es macht riesig Spass, sich so zu betätigen,
versuchs.
Clematis
diesen hübschen Wilhelm Busch "bearbeteten" wir mal in
einem Schreibe-Seminar.
Eine tolle Übung!
man nimmt ein Gedicht und dichtet die 2. Zeile selber
dazu. Rhythmus und Inhalt sollten übereinstimmen.
Etwa so:
Die Selbstkritik hat viel für sich (Busch)
ich denke dabei nur an mich. (ich)
So hab ich erstens den Gewinn (Busch)
kein andrer kommt in meinen Sinn. (ich)
Zum Zweiten denken sich die Leut,
die Frau ist überaus gescheit.
Auch schnapp ich drittrens diesen Bissen
der Kritik weg, die oft besch..eiden.
Und viertens hoff ich ausserdem
dass ich's nicht allzu ernst es nehm.
So kommt es denn zuletzt heraus:
Die Selbstkritik hält alles aus.
Wilhelm Busch und die übende Ingeborg
Man kann auch andersrum schreiben:
Die erste Zeile ich,
die zweite Zeile der Dichter.
Es macht riesig Spass, sich so zu betätigen,
versuchs.
Clematis
Zitat Clematis:
Es macht riesig Spass, sich so zu betätigen,
versuchs.
Bestimmt macht eine solche Ergänzung Spaß. Obwohl ich des Schreibens kundig bin habe ich es nie fertig gebracht Verse zu "fabrizieren". Ich bewundere alle die Reimen können.
LG Sirona
Es macht riesig Spass, sich so zu betätigen,
versuchs.
Bestimmt macht eine solche Ergänzung Spaß. Obwohl ich des Schreibens kundig bin habe ich es nie fertig gebracht Verse zu "fabrizieren". Ich bewundere alle die Reimen können.
LG Sirona
Die einsame Schnitterin
Sieh dort die junge Frau im Feld,
sie singt ein Lied für sich allein;
wie sie die Garbe greift und hält,
halt, laß uns Zeuge sein!
Sie schneidet, bindet das Getreide
singt eine traurig-schöne Weise;
hör nur, wie’s von den Hängen klingt,
was drunten sie im Tale singt!
So wie der Nachtigallen Schlag
die Karawane in der Wüste,
als sie sich der Oase naht,
mit süßem Klang begrüßte, –
so wie des Augenblicks Idylle,
ls Kuckucksruf dringt in die Stille
des Meers im Frühling der Hebriden,
ist dies Moment des Glücks hienieden.
Kann, was sie singt, uns einer sagen?
Ob denn die Klageworte gelten
dem Leid von längst vergangnen Tagen,
der Schlacht, gefallnen Helden, –
vielleicht auch mehr den schlichten Dingen,
gar handelnd von der Bäuerinnen
alltäglich Sorgen, Not und Pein,
von dem, was war, kann wieder sein?
Was immer in dem Lied geschah,
als wollt’ es nicht zu Ende gehn,
sie sang und band, und ich stand da
und lauschend blieb ich stehn.
Als in die Höh’ ich stieg empor,
sich langsam dann der Klang verlor,
und als den Paß ich überschritt,
nahm ich dies Lied im Herzen mit.
(William Wordsworth, Übertragung ins Deutsche von
Dietrich H. Fischer auf www.william-wordsworth.de)
Sirona, DANKE! Ich mag diesen englischen Dichter sehr. Ich habe aber keine deutschen Übersetzungen von ihm um euch zu zeigen. Dises habe ich gefunden. Es ist eines meiner Lieblingsgedichte von Wordsworth, übersetzt von Bertram Kottmann
Yoli, dann sind wir schon Zwei, die diesen englischen Lyriker mögen. Er hat die Natur und auch Menschen aufmerksam beobachtet, er hatte ein »poetisches Auge«.
Ich habe noch eine andere Übersetzung gefunden.
/storage/pic/sys-userpics/2015/06/902c45d57fe49a0c6a2c64848371cff4_20150603074122/638961_1_narcissus-pseudonarcissus-324110__180.jpg?version=1433498137[/img]
Ich wandert' einsam wie die Wolk'
(Übersetzung Walter A. Aue)
Ich wandert' einsam wie die Wolk',
die über Tal und Hügel zieht.
.......
[i][Bitte beachte das Copyright. WM Margit]
Ich habe noch eine andere Übersetzung gefunden.
/storage/pic/sys-userpics/2015/06/902c45d57fe49a0c6a2c64848371cff4_20150603074122/638961_1_narcissus-pseudonarcissus-324110__180.jpg?version=1433498137[/img]
Ich wandert' einsam wie die Wolk'
(Übersetzung Walter A. Aue)
Ich wandert' einsam wie die Wolk',
die über Tal und Hügel zieht.
.......
[i][Bitte beachte das Copyright. WM Margit]
so schön...herzerwärmend
bei mir ist es so, dass ich gerne eine Blume in einer Vase habe. Dann kann ich sie voll bewundern. Aber mit Narzissen/Osterglocken da mag ich einen grossen Strauss. Es erinnert mich immer an ein Blumenmeer das ich einst sah mit Narzissen.
bei mir ist es so, dass ich gerne eine Blume in einer Vase habe. Dann kann ich sie voll bewundern. Aber mit Narzissen/Osterglocken da mag ich einen grossen Strauss. Es erinnert mich immer an ein Blumenmeer das ich einst sah mit Narzissen.