Literatur Schöne Lyrik
Danke Sirona für das Gedicht "John Maynard" von Theodor Fontane. Ich habe es vor einer langen Zeit mal auswendig gekonnt und nun wurde ich wieder daran erinnert.
Das freut mich.
Liebe Grüsse
Yoli
Das freut mich.
Liebe Grüsse
Yoli
Treue – William Wordsworth
Ein Bellen da der Schäfer hört,
vom Fuchs, vom Hund es könnte sein,
er bleibt jetzt stehn, und mustert lang
Geröll und Bruchgestein:
Er kann von weitem dann gewahrn,
wie etwas sich bewegt im Farn,
und bald er einen Hund erspäht,
des Kopf sich aus der Deckung hebt.
Das ist wohl keiner unsrer Hunde,
und was aus seinem Bellen spricht,
der Schäfer meint, ist ungewöhnlich,
es stimmt da etwas nicht:
Da ist auch niemand sonst in Sicht,
am Hang und auf der Höhe nicht,
kein Rufen, Pfeifen hört er da,
was bloß der Hund hier suchen mag?
Dort ist ein Kar, ein großer Kessel,
bis Juni liegt da oft noch Schnee,
ein Absturz jäh den Abschluß bildet,
davor ein stiller See,
der tief im Schoße des Helvellyn,
weit weg von Straße, Haus und Ställen,
von Weg und kultiviertem Land,
von Spuren eines Menschen Hand.
Und selten schickt ein Lebenszeichen
vom See ein Fisch, der sprang,
am Fels hallt wider Rabenruf,
der Stille karger Klang.
Dort gern der Regenbogen steht
und Nebel um die Grate weht;
der laute Wind käm’ schnell voran,
wenn nicht Helvellyn hielt’ ihn an
als mächt’ge Hürde in der Bahn.
Der Schäfer, der nichts Gutes ahnt,
noch zögert, folgt dem Hund sodann,
Geröllhang querend, ohne Halt,
so schnell wie er nur kann,
und plötzlich liegt vor ihm, oh Schreck,
ein Mensch, verwesend, halb Skelett,
wie angewurzelt bleibt er stehn
und fragt sich, was war hier geschehn?
Vom Felsen fiel der Mann herab,
von jenem ausgesetzten Grat,
und langsam wird dem Schäfer klar,
wer’s war, der vor ihm lag:
Auf Name und woher er kam,
wo er Quartier im Ort sich nahm,
auch auf den Tag er sich besinnt,
an dem der Fremde weiterging.
Jedoch hört her, warum ich Euch
die schaurige Geschicht’ erzähl!
Des Wunders einmal zu gedenken,
nicht nur der armen Seel’:
Der Hund, der um den Leichnam strich
jetzt winselnd, jaulend jämmerlich,
der Hund hat fast ein Vierteljahr
verbracht in diesem öden Kar.
Es war wohl so, daß seit dem Tag,
als es ihn in die Tiefe riß,
sein Hund die Totenwache hielt,
nicht von der Seit’ ihm wich:
Wie’s dem erging, weiß der allein,
der treuer konnte wohl nicht sein,
dem Toten noch verbunden war,
wie uns doch kaum mehr vorstellbar!
(Übertragung ins Deutsche von Dietrich H. Fischer auf www.william-wordsworth.de)
Ein Bellen da der Schäfer hört,
vom Fuchs, vom Hund es könnte sein,
er bleibt jetzt stehn, und mustert lang
Geröll und Bruchgestein:
Er kann von weitem dann gewahrn,
wie etwas sich bewegt im Farn,
und bald er einen Hund erspäht,
des Kopf sich aus der Deckung hebt.
Das ist wohl keiner unsrer Hunde,
und was aus seinem Bellen spricht,
der Schäfer meint, ist ungewöhnlich,
es stimmt da etwas nicht:
Da ist auch niemand sonst in Sicht,
am Hang und auf der Höhe nicht,
kein Rufen, Pfeifen hört er da,
was bloß der Hund hier suchen mag?
Dort ist ein Kar, ein großer Kessel,
bis Juni liegt da oft noch Schnee,
ein Absturz jäh den Abschluß bildet,
davor ein stiller See,
der tief im Schoße des Helvellyn,
weit weg von Straße, Haus und Ställen,
von Weg und kultiviertem Land,
von Spuren eines Menschen Hand.
Und selten schickt ein Lebenszeichen
vom See ein Fisch, der sprang,
am Fels hallt wider Rabenruf,
der Stille karger Klang.
Dort gern der Regenbogen steht
und Nebel um die Grate weht;
der laute Wind käm’ schnell voran,
wenn nicht Helvellyn hielt’ ihn an
als mächt’ge Hürde in der Bahn.
Der Schäfer, der nichts Gutes ahnt,
noch zögert, folgt dem Hund sodann,
Geröllhang querend, ohne Halt,
so schnell wie er nur kann,
und plötzlich liegt vor ihm, oh Schreck,
ein Mensch, verwesend, halb Skelett,
wie angewurzelt bleibt er stehn
und fragt sich, was war hier geschehn?
Vom Felsen fiel der Mann herab,
von jenem ausgesetzten Grat,
und langsam wird dem Schäfer klar,
wer’s war, der vor ihm lag:
Auf Name und woher er kam,
wo er Quartier im Ort sich nahm,
auch auf den Tag er sich besinnt,
an dem der Fremde weiterging.
Jedoch hört her, warum ich Euch
die schaurige Geschicht’ erzähl!
Des Wunders einmal zu gedenken,
nicht nur der armen Seel’:
Der Hund, der um den Leichnam strich
jetzt winselnd, jaulend jämmerlich,
der Hund hat fast ein Vierteljahr
verbracht in diesem öden Kar.
Es war wohl so, daß seit dem Tag,
als es ihn in die Tiefe riß,
sein Hund die Totenwache hielt,
nicht von der Seit’ ihm wich:
Wie’s dem erging, weiß der allein,
der treuer konnte wohl nicht sein,
dem Toten noch verbunden war,
wie uns doch kaum mehr vorstellbar!
(Übertragung ins Deutsche von Dietrich H. Fischer auf www.william-wordsworth.de)
Prometheus
Bedecke deinen Himmel, Zeus,
mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
der Disteln köpft,
an Eichen dich und Bergeshöh'n!
Mußt mir meine Erde
doch lassen steh'n,
und meine Hütte,
die du nicht gebaut,
und meinen Herd,
um dessen Glut
du mich beneidest.
Ich kenne nichts Ärmeres
unter der Sonn' als euch Götter!
Ihr nähret kümmerlich
von Opfersteuern
und Gebetshauch
eure Majestät
und darbtet, wären
nicht Kinder und Bettler
hoffnungsvolle Toren.
Da ich ein Kind war,
nicht wußte, wo aus, wo ein,
kehrt' ich mein verirrtes Auge
zur Sonne, als wenn drüber wär
ein Ohr zu hören meine Klage,
ein Herz wie meins,
sich des Bedrängten zu erbarmen.
Wer half mir
wider der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
von Sklaverei?
Hast du's nicht alles selbst vollendet,
heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben?
Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
die allmächtige Zeit
und das ewige Schicksal,
meine Herren und deine?
Wähntest du etwa,
ich sollte das Leben hassen,
in Wüsten fliehn,
weil nicht alle Knabenmorgen -
Blütenträume reiften?
Hier sitz' ich, forme Menschen
nach meinem Bilde,
ein Geschlecht, das mir gleich sei,
zu leiden, weinen,
genießen und zu freuen sich,
und dein nicht zu achten,
wie ich!
In der Zeit, als sich Goethe mit der griechischen Mythologie beschäftigte, entstand diese Hymne. Zur gleichen Zeit verfasste er „Die Leiden des jungen Werthers“. Somit beinhaltet das Gedicht ebenfalls die Gedanken des Sturms und Drangs.
Mutig sind die Anklagen und Fragen, die Prometheus den Göttern entgegen schleudert. Und fragen sich nicht heute auch viele Menschen „Wo war Gott“? „Warum hilft er nicht?“
Sirona
Bedecke deinen Himmel, Zeus,
mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
der Disteln köpft,
an Eichen dich und Bergeshöh'n!
Mußt mir meine Erde
doch lassen steh'n,
und meine Hütte,
die du nicht gebaut,
und meinen Herd,
um dessen Glut
du mich beneidest.
Ich kenne nichts Ärmeres
unter der Sonn' als euch Götter!
Ihr nähret kümmerlich
von Opfersteuern
und Gebetshauch
eure Majestät
und darbtet, wären
nicht Kinder und Bettler
hoffnungsvolle Toren.
Da ich ein Kind war,
nicht wußte, wo aus, wo ein,
kehrt' ich mein verirrtes Auge
zur Sonne, als wenn drüber wär
ein Ohr zu hören meine Klage,
ein Herz wie meins,
sich des Bedrängten zu erbarmen.
Wer half mir
wider der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
von Sklaverei?
Hast du's nicht alles selbst vollendet,
heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben?
Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
die allmächtige Zeit
und das ewige Schicksal,
meine Herren und deine?
Wähntest du etwa,
ich sollte das Leben hassen,
in Wüsten fliehn,
weil nicht alle Knabenmorgen -
Blütenträume reiften?
Hier sitz' ich, forme Menschen
nach meinem Bilde,
ein Geschlecht, das mir gleich sei,
zu leiden, weinen,
genießen und zu freuen sich,
und dein nicht zu achten,
wie ich!
In der Zeit, als sich Goethe mit der griechischen Mythologie beschäftigte, entstand diese Hymne. Zur gleichen Zeit verfasste er „Die Leiden des jungen Werthers“. Somit beinhaltet das Gedicht ebenfalls die Gedanken des Sturms und Drangs.
Mutig sind die Anklagen und Fragen, die Prometheus den Göttern entgegen schleudert. Und fragen sich nicht heute auch viele Menschen „Wo war Gott“? „Warum hilft er nicht?“
Sirona
Der Zauberlehrling J. W. v. Goethe
Zeichentrickfilm Walt Disney, Musik Paul Dukas
Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los.
Sirona
Zeichentrickfilm Walt Disney, Musik Paul Dukas
Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los.
Sirona
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich hab heute eine Karte im Briefkasten.
Eine Freundin ist gestorben, sie ist am
29. 5. geboren und am
15. 5. verstorben.
Sie wäre am 29. 5. einhundertunddrei (103) Jahre alt geworden.
Ein Gedicht, das sie besonders liebte ist auf der
Trauerkarte und ich möchte es hier weitergeben.
In der Stille
Wieviel Schönes ist auf Erden
Unscheinbar verstreut;
Möcht ich immer mehr des inne werden
Wieviel Schönheit, die den Taglärm scheut,
In bescheidnen alt und jungen Herzen!
Ist es auch ein Duft von Blumen nur,
Macht es holder doch der Erde Flur,
Wie ein Lächeln unter vielen Schmerzen.
Christian Morgenstern
Clematis
Grußkarten(Clematis)
Eine Freundin ist gestorben, sie ist am
29. 5. geboren und am
15. 5. verstorben.
Sie wäre am 29. 5. einhundertunddrei (103) Jahre alt geworden.
Ein Gedicht, das sie besonders liebte ist auf der
Trauerkarte und ich möchte es hier weitergeben.
In der Stille
Wieviel Schönes ist auf Erden
Unscheinbar verstreut;
Möcht ich immer mehr des inne werden
Wieviel Schönheit, die den Taglärm scheut,
In bescheidnen alt und jungen Herzen!
Ist es auch ein Duft von Blumen nur,
Macht es holder doch der Erde Flur,
Wie ein Lächeln unter vielen Schmerzen.
Christian Morgenstern
Clematis
Grußkarten(Clematis)
Die rheinischen Weinbauern
An Ahr und Mosel glänzten
Die Trauben gelb und rot;
Die dummen Bauern meinten,
Sie wären aus jeder Not.
Da kamen die Handelsleute
Herüber aus aller Welt:
"Wir nehmen ein Drittel der Ernte
Für unser geliehenes Geld!"
Da kamen die Herren Beamten
Aus Koblenz und aus Köln:
"Das zweite Drittel gehöret
Dem Staate an Steuern und Zölln!"
Und als die Bauern flehten
Zu Gott in höchster Pein,
Da schickt er ein Hageln und Wettern
Und brüllte: "Der Rest ist mein!"
Viel Leid geschieht jetzunder,
Viel Leid und Hohn und Spott,
Und wen der Teufel nicht peinigt,
Den peinigt der liebe Gott!
Georg Weerth
Georg Weerth
Georg Weerth
An Ahr und Mosel glänzten
Die Trauben gelb und rot;
Die dummen Bauern meinten,
Sie wären aus jeder Not.
Da kamen die Handelsleute
Herüber aus aller Welt:
"Wir nehmen ein Drittel der Ernte
Für unser geliehenes Geld!"
Da kamen die Herren Beamten
Aus Koblenz und aus Köln:
"Das zweite Drittel gehöret
Dem Staate an Steuern und Zölln!"
Und als die Bauern flehten
Zu Gott in höchster Pein,
Da schickt er ein Hageln und Wettern
Und brüllte: "Der Rest ist mein!"
Viel Leid geschieht jetzunder,
Viel Leid und Hohn und Spott,
Und wen der Teufel nicht peinigt,
Den peinigt der liebe Gott!
Georg Weerth
Georg Weerth
Georg Weerth
Re: Schöne Lyrik
Ganz einfach nachzuprüfen: die erste Zeile in google als "Suchbegriff" eingeben. Da kommt jede Menge, auch dein Gedicht im ST.
Googeln macht schlau
Googeln macht schlau
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ganz einfach nachzuprüfen: die erste Zeile in google als "Suchbegriff" eingeben. Da kommt jede Menge, auch dein Gedicht im ST.
Googeln macht schlau
Ich versteh Dich nicht!
Macht aber nix!
Clematis
Re: Schöne Lyrik
Wenn man nicht weiß, wer der Dichter ist, ergoogelt man ihn wie oben beschrieben, und fertig ist die Laube. Was meinst du, wieviele Schlaule im ST ihre tollen "Kenntnisse" (auf allen möglichen Gebieten) auf diese Weise gewonnen haben!
Ich lese gerne Eure Gedichte und denke mit Wehmut an die Zeit, als ich das eine oder andere noch auswendig wusste. Das gleiche gilt auch für Volkslieder und ihre vergessenen Texte. Lalala nach der ersten Zeile.
Ich lese gerne Eure Gedichte und denke mit Wehmut an die Zeit, als ich das eine oder andere noch auswendig wusste. Das gleiche gilt auch für Volkslieder und ihre vergessenen Texte. Lalala nach der ersten Zeile.
Re: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Wenn man nicht weiß, wer der Dichter ist, ergoogelt man ihn wie oben beschrieben, und fertig ist die Laube. Was meinst du, wieviele Schlaule im ST ihre tollen "Kenntnisse" (auf allen möglichen Gebieten) auf diese Weise gewonnen haben!
Ich lese gerne Eure Gedichte und denke mit Wehmut an die Zeit, als ich das eine oder andere noch auswendig wusste. Das gleiche gilt auch für Volkslieder und ihre vergessenen Texte. Lalala nach der ersten Zeile.
In der Stille
Wieviel Schönes ist auf Erden
Unscheinbar verstreut;
Möcht ich immer mehr des inne werden
Wieviel Schönheit, die den Taglärm scheut,
In bescheidnen alt und jungen Herzen!
Ist es auch ein Duft von Blumen nur,
Macht es holder doch der Erde Flur,
Wie ein Lächeln unter vielen Schmerzen.
Christian Morgenstern
zitiert nach Clematis
Weshalb soll ich bei Google den Dichter suchen?
Clematis
PS. ich kann an die 30 Rilke-Gedichte auswendig, nur mal so
als Beispiel