Literatur Schöne Lyrik

Sirona
Sirona
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Roxanna vom 03.07.2022, 12:18:44
Was für ein grandioses Foto, liebe @Sirona, wunderschön. Und dazu das Gedicht von Adolph Lange, dessen Art sich auszudrücken mich ein klein wenig an Joseph von Eichendorff erinnert.

Liebe Sonntagsgrüße von
Roxanna
geschrieben von Roxanna


Von solchen wunderschönen Motiven gibt es eine Menge in Kärnten.
Im August fahre ich endlich einmal wieder in diese herrliche Gegend, durch Corona konnte ich 2 Jahre nicht dorthin um bei meinen Kindern zu sein.
Hoffentlich klappt auch alles.

Das Gedicht ist sehr stimmungsvoll und gibt die Gefühle wieder, die ich oft an einem Sommermorgen gerade in der Natur gespürt habe. 

LG Sirona

 
Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf Sirona vom 03.07.2022, 14:43:58
Dann wünsche ich dir eine gute Reise, liebe @Sirona und viel Freude mit deinen Lieben.

Herzlichen Gruß
Roxanna
Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Roxanna
DSC02948.JPG

Und einmal steht das Herz am Wege still


Und einmal steht das Herz am Wege still
Häuser und Mauern, welche die Menschen überdauern,
Bäume und Hecken, die sich über viele Menschenalter strecken,
Dunkel und Sternenheer, in unendlich geduldiger Wiederkehr,
Kamen mir auf den Hügelwegen in der Sommernacht entgegen.
Nach der Farbe von meinen Haaren, bin ich noch der wie vor Jahren,
Nach meiner Sprache Klang und an meinem Gang
Kennen mich die Gelände und im Hohlweg die Felsenwände.
Viele Wünsche sind vergangen, die wie Sterne unerreichbar hangen,
Und einmal steht das Herz am Wege still,
Weil es endlich nichts mehr wünschen will.


Max Dauthendey

Anzeige

Sirona
Sirona
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Roxanna vom 04.07.2022, 09:40:47
Wow! Welche Worte! 
Bei der Zeile "Und einmal steht das Herz am Wege still," mußte ich an ein Lied denken, es heißt "Die Uhr". Dort liest man am Schluß Ähnliches: "Sieh Herr, ich hab' nichts verdorben, sie blieb von selber stehn' (still). 
Eigentlich sollte man es sich immer wieder vor Augen führen dass unser Erdenleben begrenzt ist. Durch dieses Wissen ist es eigentlich eine logische Folge, dass man alles was einem begegnet besser schätzt und genießt. 

Ein unglaublich ansprechendes und zu den Worten passendes Bild. Wirkt märchenhaft, ja fast mystisch. 

Danke für die guten Wünsche zu meiner Reise, am 07.08. geht es mit dem ICE los. Angesichts des Verkehrschaos lasse ich den Wagen lieber daheim stehen. Die letzte Fahrt dauerte fast 14 Stunden, Staus über Staus bei München und Salzburg. Das tue ich mir nicht mehr an. 
😁

Liebe Grüße
Sirona


 
Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf Sirona vom 04.07.2022, 10:37:39
Bei 14 Stunden Autofahrt, liebe @Sirona, da hätte es ja fast eine Übernachtung gebraucht. Auch, wenn Züge manchmal nicht ganz pünktlich sind, wird es für dich doch wesentlich bequemer sein so zu reisen. Noch einmal viel Freude mit deinen Lieben.

Herzlichen Gruß
Roxanna
Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Roxanna
DSC02570.JPG

Ach, was soll der Mensch verlangen?
Ist es besser, ruhig bleiben?
Klammernd fest sich anzuhangen?
Ist es besser, sich zu treiben?

Soll er sich ein Häuschen bauen?
Soll er unter Zelten leben?
Soll er auf die Felsen trauen?
Selbst die festen Felsen beben.

Eines schickt sich nicht für alle.
Sehe jeder, wie er's treibe,
Sehe jeder, wo er bleibe,
Und wer steht, daß er nicht falle!

Friedrich von Schiller

 

Anzeige

Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Roxanna
DSC06050.JPG


Küsse, die man stiehlt im Dunkeln
Und im Dunkeln wiedergibt,
Solche Küsse wie beseelgen
Sie die Seele, wenn sie liebt!

Ahnend und erinnrungsüchtig,
Denkt die Seele sich dabei
Manches von vergangnen Tagen,
Und von Zukunft mancherlei.

Doch das gar zu viele Denken
Ist bedenklich, wenn man küßt; -
Weine lieber, liebe Seele,
Weil das Weinen leichter ist.

Heinrich Heine

 
Sirona
Sirona
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
Gartenblumen.jpgEigenes Foto - Balkonpflanzung

Frühlingstraum – Wilhelm Müller

Ich träumte von bunten Blumen,
so wie sie wohl blühen im Mai;
ich träumte von grünen Wiesen,
von lustigem Vogelgeschrei.

Und als die Hähne krähten,
da ward mein Auge wach;
da war es kalt und finster,
es schrien die Raben vom Dach.

Doch an den Fensterscheiben,
wer malte die Blätter da?
Ihr lacht wohl über den Träumer,
der Blumen im Winter sah?

Ich träumte von Lieb um Liebe,
von einer schönen Zeit,
von Herzen und von Küssen,
von Wonne und Seligkeit.

Und als die Hähne krähten,
da ward mein Herze wach;
nun sitz ich hier alleine
und denk’ dem Traume nach.
 
Die Augen schließ ich wieder,
noch schlägt das Herz so warm.
Wann grünt ihr Blätter am Fenster?
Wann halt’ ich mein Liebstes im Arm?

Franz Schubert hat diese Verse vertont und ist Bestandteil seiner „Winterreise“.

Ich kann mich noch sehr gut an die Eisblumen am Fenster erinnern. In den 50er Jahren gab es noch keine isolierten Fenster, die einfachen Glasscheiben machten es jedoch möglich, dass Brüderchen Frost in der Nacht herrliche Blumen und Blätter an die Scheiben malte. Diese „Blumen“ haben mich in meiner Kindheit sehr fasziniert.


 
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Sirona vom 13.07.2022, 11:06:08


Ich kann mich noch sehr gut an die Eisblumen am Fenster erinnern.

 

Ach ja, an die erinnere ich mich auch noch 😊, bei uns auf dem Dorf waren auch in den 60ern die (meisten) Fenster noch nicht isoliert. ❄️
Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Roxanna

DSC01486 (2).JPG


Das Wörtlein
 
Kürzlich kam ein Wort zu mir,
staubig wie ein Wedel,
wirr das Haar, das Auge stier,
doch von Bildung edel.

Als ich, wie es hieße, frug,
sprach es leise: „Herzlich“.
Und aus seinem Munde schlug
eine Lache schmerzlich.

„Wertlos ward ich ganz und gar,“
rief's, „ein Spiel der Spiele,
Modewort mit Haut und Haar,
Kaviar für zu viele.“

Doch ich wusch's und bot ihm Wein,
gab ihm wieder Würde,
und belud ein Brieflein fein
mit der leichten Bürde.

Schlafend hat's die ganze Nacht
weit weg reisen müssen.
Als es morgens aufgewacht,
kam ein Mund - es küssen.

Anzeige