Literatur Schöne Lyrik
Vor allem das Blau, liebe @Sirona, das er in seinem Gefieder trägt und ja natürlich auch sein Rad sehen wirklich prächtig aus. Im Bad Krozinger Kurpark habe ich den von mir eingestellten Pfau fotografiert. Es gibt dort aber auch "echte" man bekommt sie allerdings selten zu Gesicht.
Lieben Gruß
Roxanna
Lieben Gruß
Roxanna
Herbst
Es ist nun der Herbst gekommen,
Hat das schöne Sommerkleid
Von den Feldern weggenommen
Und die Blätter ausgestreut,
Vor dem bösen Winterwinde
Deckt er warm und sachte zu
Mit dem bunten Laub die Gründe,
Die schon müde gehn zur Ruh.
Durch die Felder sieht man fahren
Eine wunderschöne Frau,
Und von ihren langen Haaren
Goldne Fäden auf der Au
Spinnet sie und singt im Gehen:
Eia, meine Blümelein,
Nicht nach andern immer sehen,
Eia, schlafet, schlafet ein.
Und die Vöglein hoch in Lüften
Über blaue Berg und Seen
Ziehn zur Ferne nach den Klüften,
Wo die hohen Zedern stehn,
Wo mit ihren goldnen Schwingen
Auf des Benedeiten Gruft
Engel Hosianna singen
Nächtens durch die stille Luft.
Hat das schöne Sommerkleid
Von den Feldern weggenommen
Und die Blätter ausgestreut,
Vor dem bösen Winterwinde
Deckt er warm und sachte zu
Mit dem bunten Laub die Gründe,
Die schon müde gehn zur Ruh.
Durch die Felder sieht man fahren
Eine wunderschöne Frau,
Und von ihren langen Haaren
Goldne Fäden auf der Au
Spinnet sie und singt im Gehen:
Eia, meine Blümelein,
Nicht nach andern immer sehen,
Eia, schlafet, schlafet ein.
Und die Vöglein hoch in Lüften
Über blaue Berg und Seen
Ziehn zur Ferne nach den Klüften,
Wo die hohen Zedern stehn,
Wo mit ihren goldnen Schwingen
Auf des Benedeiten Gruft
Engel Hosianna singen
Nächtens durch die stille Luft.
Joseph Freiherr von Eichendorff
Die Biene
Als Amor in den goldnen Zeiten
Verliebt in Schläferlustbarkeiten
auf bunten Blumenfeldern lief,
Da stach den kleinsten von den Göttern
Ein Bienchen, das in Rosenblättern,
wo es sonst Honig holte, schlief.
Durch diesen Stich ward Armor klüger,
der unerschöpfliche Betrüger
Sann einer neuen Kriegslist nach:
Er lauscht in Rosen und Violen;
Und kam ein Mädchen sie zu holen,
Flog er als Bien heraus und stach.
Gotthold Ephraim Lessing
Bildquelle. Pixabay kostenlos
Charitas - Der Engel der Barmherzigkeit
Ottokar Kernstock (1848 – 1928)
Als Gott die Menschen, die der Stolz betört,
aus Eden stieß, das ihre Schuld geschändet,
hat sich die ganze Schöpfung zornempört
von den Empörern feindlich abgewendet.
Die Engel selber, deren lichte Schar
des jungen Herrscherpaars Gefolge war,
verließen mit entsetzter Angstgebärde
in scheuer Hast die fluchbelad'ne Erde.
Ein einziger - ein zartes Engelsbild,
holdselig, wie es noch kein Künstler malte,
aus dessen Augen, tief und wundermild,
ein ganzer Himmel reinster Liebe strahlte,
nur der blieb zu des Schöpfers Füßen knien
und flehte: "Laß mich mit den Menschen zieh'n,
mein Nam' ist Charitas, mein Amt Erbarmen -
laß mich als Schutzgeist wandern mit den Armen.
Ich will sie bauen lehr'n ein schirmend Zelt,
wenn heimatlos im Wettersturm sie zagen.
Wenn Durst im Wüstensonnenbrand sie quält,
will Labung ich aus dürren Felsen schlagen.
Macht sie des Fiebers Glut vor Angst vergeh'n,
will ich als Arzt an ihrem Lager steh’n,
und gilt's, den letzten dunklen Pfad zu schreiten,
soll meine Hand sie liebend heimbegleiten.
Die Kinder, deiner Schöpfung schönste Zier,
will ich mit Muttersorge um mich sammeln.
Erzählen will ich ihnen, Herr, von dir
und will sie lehren deinen Namen stammeln.
In tiefste Nächte, die kein Stern bescheint,
in trübste Augen, die sich wund geweint,
selbst in die finstern Herzen, die dich hassen,
will einen Sonnenstrahl ich fallen lassen.
Der Engel rief's. Der Schöpfer sprach voll Huld:
"Was du erbeten hast, es soll dir werden!
Doch wappne dich mit himmlischer Geduld,
denn Undank wird die Losung sein auf Erden!
Zieh' hin! Erprobe deinen Opfermut!
Nie darfst du ruh'n, weil auch - das Leid nie ruht.
Erst wenn das letzte schloss die müden Lider -
am Jüngsten Tage sehn wir uns wieder!"
Seit jener Stunde wandelt durch die Welt
der holde Geist um jedes Leid bekümmert.
Wo schrill der Notruf der Verzweiflung gellt,
wo das verschämte Elend leise wimmert,
in Bettlerhütten und im Fürstensaal,
im Spittel, auf dem Schlachtfeld - überall,
wo's gilt, der Liebe Botschaft zu verkünden,
da ist der Engel Charitas zu finden.
Charitas - Der Engel der Barmherzigkeit
Ottokar Kernstock (1848 – 1928)
Als Gott die Menschen, die der Stolz betört,
aus Eden stieß, das ihre Schuld geschändet,
hat sich die ganze Schöpfung zornempört
von den Empörern feindlich abgewendet.
Die Engel selber, deren lichte Schar
des jungen Herrscherpaars Gefolge war,
verließen mit entsetzter Angstgebärde
in scheuer Hast die fluchbelad'ne Erde.
Ein einziger - ein zartes Engelsbild,
holdselig, wie es noch kein Künstler malte,
aus dessen Augen, tief und wundermild,
ein ganzer Himmel reinster Liebe strahlte,
nur der blieb zu des Schöpfers Füßen knien
und flehte: "Laß mich mit den Menschen zieh'n,
mein Nam' ist Charitas, mein Amt Erbarmen -
laß mich als Schutzgeist wandern mit den Armen.
Ich will sie bauen lehr'n ein schirmend Zelt,
wenn heimatlos im Wettersturm sie zagen.
Wenn Durst im Wüstensonnenbrand sie quält,
will Labung ich aus dürren Felsen schlagen.
Macht sie des Fiebers Glut vor Angst vergeh'n,
will ich als Arzt an ihrem Lager steh’n,
und gilt's, den letzten dunklen Pfad zu schreiten,
soll meine Hand sie liebend heimbegleiten.
Die Kinder, deiner Schöpfung schönste Zier,
will ich mit Muttersorge um mich sammeln.
Erzählen will ich ihnen, Herr, von dir
und will sie lehren deinen Namen stammeln.
In tiefste Nächte, die kein Stern bescheint,
in trübste Augen, die sich wund geweint,
selbst in die finstern Herzen, die dich hassen,
will einen Sonnenstrahl ich fallen lassen.
Der Engel rief's. Der Schöpfer sprach voll Huld:
"Was du erbeten hast, es soll dir werden!
Doch wappne dich mit himmlischer Geduld,
denn Undank wird die Losung sein auf Erden!
Zieh' hin! Erprobe deinen Opfermut!
Nie darfst du ruh'n, weil auch - das Leid nie ruht.
Erst wenn das letzte schloss die müden Lider -
am Jüngsten Tage sehn wir uns wieder!"
Seit jener Stunde wandelt durch die Welt
der holde Geist um jedes Leid bekümmert.
Wo schrill der Notruf der Verzweiflung gellt,
wo das verschämte Elend leise wimmert,
in Bettlerhütten und im Fürstensaal,
im Spittel, auf dem Schlachtfeld - überall,
wo's gilt, der Liebe Botschaft zu verkünden,
da ist der Engel Charitas zu finden.
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Fülle
Genug ist nicht genug! Gepriesen werde
der Herbst! Kein Ast, der seiner Frucht entbehrte!
Tief beugt sich mancher allzureich beschwerte,
der Apfel fällt mit dumpfem Laut zur Erde.
Genug ist nicht genug! Es lacht im Laube!
Die saftige Pfirsche winkt dem durstigen Munde!
Die trunknen Wespen summen in die Runde:
"Genug ist nicht genug!" um eine Traube.
Genug ist nicht genug! Mit vollen Zügen
schlürft Dichtergeist am Borne des Genusses,
das Herz, auch es bedarf des Überflusses,
genug kann nie und nimmermehr genügen!
Conrad Ferdinand Meyer
11. 10. 1825 - 28. 11. 1898
(Freundin Gerlinde ist grad in Italien bei der Traubenernte,
dies Foto bekam ich gestern von ihr)
"das Herz, auch es bedarf des Überflusses..."
lasst es fliessen, das Über!
Clematis
Bildquelle: Wiki
Ja, das möcht ich noch erleben
Theodor Fontane (1819 – 1898)
Eigentlich ist mir alles gleich
der eine wird arm, der andre wird reich,
aber mit Bismarck – was wird das noch geben?
Das mit Bismarck, das möcht‘ ich noch erleben.
Eigentlich ist alles soso,
heute traurig, morgen froh,
Frühling, Sommer, Herbst und Winter,
ach, es ist nicht viel dahinter.
Aber mein Enkel, so viel ist richtig,
wird mit nächstem vorschulpflichtig,
und in etwa vierzehn Tagen
wird er eine Mappe tragen,
Löschblätter will ich ins Heft ihm kleben –
ja, das möcht‘ ich noch erleben.
Eigentlich ist alles nichts,
heute hält’s, und morgen bricht’s,
hin stirbt alles, ganz geringe
wird der Wert der ird’schen Dinge;
doch wie tief herabgestimmt
auch das Wünschen Abschied nimmt,
immer klingt es noch daneben:
Ja, das möcht‘ ich noch erleben.
Ja, das möcht ich noch erleben
Theodor Fontane (1819 – 1898)
Eigentlich ist mir alles gleich
der eine wird arm, der andre wird reich,
aber mit Bismarck – was wird das noch geben?
Das mit Bismarck, das möcht‘ ich noch erleben.
Eigentlich ist alles soso,
heute traurig, morgen froh,
Frühling, Sommer, Herbst und Winter,
ach, es ist nicht viel dahinter.
Aber mein Enkel, so viel ist richtig,
wird mit nächstem vorschulpflichtig,
und in etwa vierzehn Tagen
wird er eine Mappe tragen,
Löschblätter will ich ins Heft ihm kleben –
ja, das möcht‘ ich noch erleben.
Eigentlich ist alles nichts,
heute hält’s, und morgen bricht’s,
hin stirbt alles, ganz geringe
wird der Wert der ird’schen Dinge;
doch wie tief herabgestimmt
auch das Wünschen Abschied nimmt,
immer klingt es noch daneben:
Ja, das möcht‘ ich noch erleben.
Bildquelle: Pixabay kostenlos
Der Kranke – A. von Chamisso
Sei mir gegrüßt, o mein geliebter Wald!
Du Schauplatz meiner Kindheit froher Spiele,
zum letzten Mal gegrüßt! ich scheide bald –
so jung annoch, und schon am letzten Ziele!
Dein Laub wird gelb und gelber, fällt schon ab,
ich seh' es wohl und fühle mich gebrochen;
und blicke trauernd in mein frühes Grab.
Im Sommer hat der Arzt zu mir gesprochen,
Es prangt der Wald im grünen Schmuck noch heut',
du siehst ihn bald noch einmal sich entfärben,
und wann der Herbst sein falbes Laub verstreut,
so wirst du, Früh-Verwelkter, selber sterben.
Es ist ein Gestern worden, unerhört!
Das Heut', wo du im grünen Schmuck gepranget;
Herbst ist's, es fällt dein Laub, wie sich's gehört,
und mahnt mich, dass der Tod nach mir verlanget.
O falle, Laub! ich kenne ja mein Los,
zu sterben, ohne noch gelebt zu haben;
sie werden klanglos bald und namenlos
am Fuße dieser Eiche mich vergraben.
O falle, Laub! dem Aug' entziehe du
der Mutter, die mit Schmerzen mich geboren,
die schmerzlich stille Stätte meiner Ruh'!
Sie hat die Hoffnung, unerfüllt, verloren.
Wenn aber Eine kommt, die ich gemeint,
und sucht den kleinen Platz in Waldesräumen,
und auf den Hügel sie sich wirft und weint,
o rausche, Laub! ich werde von ihr träumen.
Er lieget nun am Fuß der Eiche dort,
nicht aber ist, die er gemeint, gekommen;
es überdecken Laub und Schnee den Ort,
und weit umher wird nur das Wild vernommen.
Der Kranke – A. von Chamisso
Sei mir gegrüßt, o mein geliebter Wald!
Du Schauplatz meiner Kindheit froher Spiele,
zum letzten Mal gegrüßt! ich scheide bald –
so jung annoch, und schon am letzten Ziele!
Dein Laub wird gelb und gelber, fällt schon ab,
ich seh' es wohl und fühle mich gebrochen;
und blicke trauernd in mein frühes Grab.
Im Sommer hat der Arzt zu mir gesprochen,
Es prangt der Wald im grünen Schmuck noch heut',
du siehst ihn bald noch einmal sich entfärben,
und wann der Herbst sein falbes Laub verstreut,
so wirst du, Früh-Verwelkter, selber sterben.
Es ist ein Gestern worden, unerhört!
Das Heut', wo du im grünen Schmuck gepranget;
Herbst ist's, es fällt dein Laub, wie sich's gehört,
und mahnt mich, dass der Tod nach mir verlanget.
O falle, Laub! ich kenne ja mein Los,
zu sterben, ohne noch gelebt zu haben;
sie werden klanglos bald und namenlos
am Fuße dieser Eiche mich vergraben.
O falle, Laub! dem Aug' entziehe du
der Mutter, die mit Schmerzen mich geboren,
die schmerzlich stille Stätte meiner Ruh'!
Sie hat die Hoffnung, unerfüllt, verloren.
Wenn aber Eine kommt, die ich gemeint,
und sucht den kleinen Platz in Waldesräumen,
und auf den Hügel sie sich wirft und weint,
o rausche, Laub! ich werde von ihr träumen.
Er lieget nun am Fuß der Eiche dort,
nicht aber ist, die er gemeint, gekommen;
es überdecken Laub und Schnee den Ort,
und weit umher wird nur das Wild vernommen.
ACHILLEUS
Heut' taucht' ich die Feder ins südliche Meer,
In tiefblaue, brennende Wogen;
Und morgen vielleicht rollt die Nordsee mir her
Die Tinte in mächtigem Bogen.
Bald netzet sie wieder der lieblichste See,
Den duftende Rosen umblühen;
Dann stoss' ich sie selbst in den ewigen Schnee,
Wenn abends die Gletscher erglühen.
Ob Norden, ob Süden, ob ewiger Schnee,
Es formt nur ein Wort meine Feder,
Schon steht's in der Tief', schon in schwindelnder Höh',
Schon trägt es die Tanne, die Zeder.
Nun hat sie aus Sternen mit Müh' und mit Fleiss,
Da unten kein Raum mehr geblieben,
Des Herrlichsten Namen, das Wort 'Achilleus'
Am nächtlichen Himmel geschrieben.
-----------
Das Gedicht stammt von Kaiserin Sisi und wurde im neuen Buch "IM SCHATTEN HOMERS.
Kaiserin Elisabeth in Griechenland" unter vielen anderen veröffentlicht.
Obwohl Elisabeth heftig kritisiert wurde, nicht gut dichten zu können, finde ich
diese Zeilen wunderschön, weil sie ihre Sehnsucht und ihren Drang nach unerfüllter
Liebe sehr gut ausdrücken. Fast alle ihre Gedichte sind sehr persönlich oder haben
einen direkten Bezug zu ihren Zeitgenossen. Ihre Liebe zum griechischen Helden Achilles
war legendär und so tiefgehend, dass sie ihren Palast in Korfu nach ihm benannt hat.
Außerdem orientierte sich Sisi stark an der romantisch-ironischen Dichtung von Heinrich Heine,
dem sie auch ein Denkmal errichten ließ ("Was will die einsame Träne, sie trübt mir ja den Blick").
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
ein Storm-Fan, ich bin begeistert.
Abreise
So hab ich nun die Stadt verlassen,
Wo ich gelebet lange Zeit;
Ich ziehe rüstig meiner Straßen,
Es gibt mir niemand das Geleit.
Man hat mir nicht den Rock zerrissen
Es wär auch schade für das Kleid!
Noch in die Wange mich gebissen
Vor übergroßem Herzeleid.
Auch keinem hat's den Schlaf vertrieben.
Daß ich am Morgen weitergeh;
Sie konnten's halten nach Belieben,
Von einer aber tut mir's weh.
Ludwig Uhland