Literatur Schöne Lyrik

Sirona
Sirona
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
Wilted-Rose-e1405706927165.jpg
Der Liebende an eine verwelkte Blume
Charlotte von Ahlefeld    (1777-1849)

Diese Blume – ach sie kam von ihr!
Auch verwelkt noch ist sie heilig mir.
Längst sind ihre Farben hingeschwunden,
wie die Seligkeit vergang’ner Stunden -
aber dennoch bleibt sie heilig mir,
diese Blume – denn sie kam von ihr.

Tausend blühen schimmernd jetzt im Hain -
Farb' und Duft erfüllt ihr kurzes Sein - 
aber mich reizt ihre Schönheit nicht,
wenn nicht ihre Hand sie für mich bricht. 
Längst verblich’ne Blume, Du allein
sollst mir Weihgeschenk des Frühlings sein.

Tränen trüben schwellend meinen Blick,
denk' ich an den schönen Tag zurück, 
wo sie dich im Morgenthau mir pflückte, 
und ich zärtlich an mein Herz dich drückte.
Teure Blume – mein entfloh'nes Glück
kehrt wie deine Farbe nie zurück!
 

 
Allegra
Allegra
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Allegra

In dieser Zeit der großen Trockenheit
muss ich an "Die Regentrude" denken,
ein Märchen von Theodor Storm.
Ich habe das Märchen einmal in meinem  Malkurs für
Kinder vorgelesen und die Kinder dazu malen lassen.
Der alte Zauberspruch darin hat die Kinder fasziniert:

Dunst ist die Welle,
Staub ist die Quelle!
Stumm sind die Wälder,
Feuermann tanzet über die Felder!

Nimm dich in acht!
Eh' du erwacht,
Holt dich die Mutter
Heim in die Nacht!


Allegra

Sirona
Sirona
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Allegra vom 24.07.2018, 19:31:47

Liebe Allegra,

scheinbar hat Petrus den Weg zur Regentrude vergessen, es wird Zeit dass sie endlich aufgeweckt wird. Der Feuerteufel wütet schon in verschiedenen Ländern und treibt sein Unwesen. Enttäuscht
Storm, selbst Vater von 7 oder sogar 8 Kindern, wußte genau was Kinder lieben. Noch heute lauschen die Kleinen gespannt diesem Märchen, wie Du es auch erfahren konntest.

LG Helga

 


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Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Roxanna



DSC00845.JPG

Im Abendrot



Wir sind durch Not und Freude
Gegangen Hand in Hand:
Vom Wandern ruhn wir beide
Nun überm stillen Land.

Rings sich die Täler neigen,
Es dunkelt schon die Luft,
Zwei Lerchen nur noch steigen
Nachtträumend in den Duft.

Tritt her und lass sie schwirren,
Bald ist es Schlafenszeit,
Dass wir uns nicht verirren
In dieser Einsamkeit.

O weiter,stiller Friede!
So tief im Abendrot,
Wie sind wir wandermüde-
Ist das etwa der Tod?

 
Joseph Freiherr von Eichendorff
Sirona
Sirona
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Roxanna vom 25.07.2018, 21:08:10



DSC00845.JPG

Im Abendrot



Wir sind durch Not und Freude
Gegangen Hand in Hand:
Vom Wandern ruhn wir beide
Nun überm stillen Land.

Rings sich die Täler neigen,
Es dunkelt schon die Luft,
Zwei Lerchen nur noch steigen
Nachtträumend in den Duft.

Tritt her und lass sie schwirren,
Bald ist es Schlafenszeit,
Dass wir uns nicht verirren
In dieser Einsamkeit.

O weiter,stiller Friede!
So tief im Abendrot,
Wie sind wir wandermüde-
Ist das etwa der Tod?

 
Joseph Freiherr von Eichendorff

Das ist so berührend, liebe Brigitte! 
Richard Strauss hat diese Verse sehr innig vertont, die Melodie unterstreicht das Gefühl des wandermüden Menschen auf eine ganz eigene Weise. 

Ich sage nur einfach: DANKE!

 




 
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Wenn ich aufmerksam schaue,
Seh' ich die Nazuna
An der Hecke blühen!"

(
Matsuo Basho, 1644-1694 )

 

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Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf Sirona vom 26.07.2018, 07:50:49

Das ist so berührend, liebe Brigitte! 
Richard Strauss hat diese Verse sehr innig vertont, die Melodie unterstreicht das Gefühl des wandermüden Menschen auf eine ganz eigene Weise. 

Ich sage nur einfach: DANKE!

 




 
Danke, liebe Helga für diese wunderschöne Musik. Ich kannte sie nicht.

Herzlichen Gruß
Brigitte
Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Roxanna
Heute vor 109 Jahren wurde Hilde Domin geboren.
 

Wunderbare Gedichte hat sie geschrieben, es fällt schwer "auszuwählen". Eines noch, das mir auch sehr gefällt "Eine Rose als Stütze

DSC01542.JPG

 


Roxanna
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Roxanna vom 27.07.2018, 08:41:23
Das geht an dich und mich und jeden:
Mehr sein, weniger reden,
weniger sagen, fragen, klagen,
mehr die Wärme nach innen schlagen,
unsere Zunge in Züchten halten,
nicht immer die ewig alten
Sätze und Plätze wiederkäuen,
Phrasen und Fratzen in allem scheuen,
langsam prüfen, sich gern bescheiden,
alles schnelle Vorurteil meiden,
uns genügen am Unentbehrlichen,
uns vereinfachen, uns verehrlichen,
einst vom Kindes- zum Geistesleben:
weise, weise zu werden streben.

Christian Morgenstern
6. 5. 1871-31. 3. 1914

Dieses Gedicht hat mich heute Morgen zu Tränen gerührt.
Ich hab mal wieder im Forum die pure Bosheit zu spüren bekommen, eine Userin hat meinen Beitrag Satz für Satz auseinandergenommen und ins Gegenteil verkehrt.

Ich werde den Morgenstern auf meinen Tisch legen, damit ich nie mehr in Versuchung komme, mich mit solchen Fratzen auseinandersetzen zu müssen.

Heute ist Sonntag, ich muss ihn in mein Herz aufnehmen.

Grüsse an alle, die "eines guten Willens sind", gibt es doch hier im ST wohl auch noch.

Clematis




Lass ihn sprechen, wie er will,
denke: ja,und denke: nein.
Doch er selber tief und still
werde dein!

Christian Morgenstern
- da wird viel von mir verlangt, ich wills versuchen...

Clematis



 
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.07.2018, 08:57:38
Das geht an dich und mich und jeden:
Mehr sein, weniger reden,
weniger sagen, fragen, klagen,
mehr die Wärme nach innen schlagen,
unsere Zunge in Züchten halten,
nicht immer die ewig alten
Sätze und Plätze wiederkäuen,
Phrasen und Fratzen in allem scheuen,
langsam prüfen, sich gern bescheiden,
alles schnelle Vorurteil meiden,
uns genügen am Unentbehrlichen,
uns vereinfachen, uns verehrlichen,
einst vom Kindes- zum Geistesleben:
weise, weise zu werden streben.

Christian Morgenstern
6. 5. 1871-31. 3. 1914

Dieses Gedicht hat mich heute Morgen zu Tränen gerührt.
Ich hab mal wieder im Forum die pure Bosheit zu spüren bekommen, eine Userin hat meinen Beitrag Satz für Satz auseinandergenommen und ins Gegenteil verkehrt.

Ich werde den Morgenstern auf meinen Tisch legen, damit ich nie mehr in Versuchung komme, mich mit solchen Fratzen auseinandersetzen zu müssen.

Heute ist Sonntag, ich muss ihn in mein Herz aufnehmen.

Grüsse an alle, die "eines guten Willens sind", gibt es doch hier im ST wohl auch noch.

Clematis




Lass ihn sprechen, wie er will,
denke: ja,und denke: nein.
Doch er selber tief und still
werde dein!

Christian Morgenstern
- da wird viel von mir verlangt, ich wills versuchen...

Clematis



 
Korrektur:
einst, vom Kindes- zum Greisenleben:

ich bin heut total "neba dr Kapp!"


 

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