Literatur Schöne Lyrik
Was ich möchte
Ich möchte noch einmal zur Schule gehen,
und mit all denen in der Reihe stehen,
die damals mit mir zum Lehrer gingen
und lernten Rechnen, Lesen und Singen.
In alten Scheunen spielen Verstecken.
Nachlaufen spielen in Wiesen und Hecken,
noch mal reiten wild und schnell
auf dem Pferd vom Karussell.
Mit Kinderaugen ins Leben schauen,
in Nachbars Garten die Kirschen klauen.
ich möchte mal wieder an lieber Hand
eine Wanderung machen durchs blühende Land.
Im Walde lauschen der Nachtigall
und im Herzen lauschen dem Widerhall.
Ich möchte dem Vater die Hände drücken
und der Mutter lieb in die Augen blicken.
Ich möchte sie noch so vieles fragen,
für so vieles müßt ich noch „Danke“ sagen.
Die Tage der Kindheit, des Lebens Mai,
sie waren so schön, doch vorbei ist vorbei.
Elfriede Daum
(Genehmigung von Neptun, Enkel der Verfasserin)
Er ist's
Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!
Eduard Mörike
Vielleicht hilft es ja
Er ist's
Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!
Eduard Mörike
Vielleicht hilft es ja
Liebe Roxanna, wahrscheinlich hast Du mit diesem immer wieder gern gelesenen Frühlingsgedicht von Mörike den Frühling tatsächlich aus der Reserve gelockt, denn heute scheint die Sonne vom blauen Himmel, und die Luft ist merklich milder geworden. So werde ich heute in die Natur wandern und horchen, ob ich auch "von fern einen leisen Harfenton hören" werde.
LG Sirona
LG Sirona
Die linden Lüfte sind erwacht,
sie säuseln und wehen Tag und Nacht,
sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
man weiß nicht, was noch werden mag,
das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden!
(Ludwig Uhland)
Als ich gestern im Garten saß und die Sonne genossen habe, hörte ich plötzlich ein lautes Geschrei am tiefblauen Himmel. Als ich aufblickte sah ich Scharen von Kraniche, die aus den Winterquartieren zurückkamen. In dem Moment mußte ich an Uhlands Gedicht denken - "Nun muß sich alles wenden".
Was für ein schönes Gedicht, liebe @Sirona.
Morgen, am 10. März vor 230 Jahren wurde Joseph Freiherr von Eichendorff geboren.
Die Nachtblume
Nacht ist wie ein stilles Meer,
Lust und Leid und Liebesklagen
Kommen so verworren her
In dem linden Wellenschlagen.
Wünsche wie die Wolken sind,
Schiffen durch die stillen Räume,
Wer erkennt im lauten Wind,
Ob’s Gedanken oder Träume?
Schließ ich nun auch Herz und Mund,
Die so gern den Sternen klagen;
Leise doch im Herzensgrund
Bleibt das linde Wellenschlagen. Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff (1788 - 1857), deutscher Dichter, Novellist und Dramatiker
Morgen, am 10. März vor 230 Jahren wurde Joseph Freiherr von Eichendorff geboren.
Die Nachtblume
Nacht ist wie ein stilles Meer,
Lust und Leid und Liebesklagen
Kommen so verworren her
In dem linden Wellenschlagen.
Wünsche wie die Wolken sind,
Schiffen durch die stillen Räume,
Wer erkennt im lauten Wind,
Ob’s Gedanken oder Träume?
Schließ ich nun auch Herz und Mund,
Die so gern den Sternen klagen;
Leise doch im Herzensgrund
Bleibt das linde Wellenschlagen.
Da hat sich doch ein kleiner Schreibfehler eingeschlichen. Es muss natürlich der "laue" Wind heißen und nicht der "laute". Der laute passt doch eher in den Herbst mit seinen Stürmen .
LG
Roxanna
LG
Roxanna
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Welche Wonne, diese Frühlingsgedichte zu lesen!
Es wurde immer gesungen, wenn Familie Spaziergänge machte, so kann ich viele Volkslieder, alle Verse, heute noch auswendig!
Laue Lüfte fühl' ich weben,
goldner Frühling taut herab.
nach der Ferne geht mein Streben,
reichet mir den Wanderstab!
Wo die weißen Nebel steigen,
um der blauen Berge Reigen,
dorthin geht mein Weg hinab;
reichet mir den Wanderstab!
Lebe wohl, ich muss dich lassen
mein geliebtes Vaterhaus,
muss das fremde Glück erfassen,
hoffend schaut mein Blick hinaus
Leben quillt aus tausend Bronnen,
frisch gewagt ist halb gewonnen.
Gläubig zieht der Wandrer aus.
Lebe wohl, mein Vaterhaus.
Gott behüt euch nah und ferne!
Was sich liebet, bleibt vereint.
Denkt beim stillen Abendsterne,
denkt an den entfernten Freund!
Eine Sonne strahlt uns allen,
lasst mich fröhlich weiterwallen!
Denkt an den entfernten Freund!
Was sich liebet, bleibt vereint!
Agnes Franz
um 1880
Komponist
Chr. H. Hohmann
Clematis
Es wurde immer gesungen, wenn Familie Spaziergänge machte, so kann ich viele Volkslieder, alle Verse, heute noch auswendig!
Laue Lüfte fühl' ich weben,
goldner Frühling taut herab.
nach der Ferne geht mein Streben,
reichet mir den Wanderstab!
Wo die weißen Nebel steigen,
um der blauen Berge Reigen,
dorthin geht mein Weg hinab;
reichet mir den Wanderstab!
Lebe wohl, ich muss dich lassen
mein geliebtes Vaterhaus,
muss das fremde Glück erfassen,
hoffend schaut mein Blick hinaus
Leben quillt aus tausend Bronnen,
frisch gewagt ist halb gewonnen.
Gläubig zieht der Wandrer aus.
Lebe wohl, mein Vaterhaus.
Gott behüt euch nah und ferne!
Was sich liebet, bleibt vereint.
Denkt beim stillen Abendsterne,
denkt an den entfernten Freund!
Eine Sonne strahlt uns allen,
lasst mich fröhlich weiterwallen!
Denkt an den entfernten Freund!
Was sich liebet, bleibt vereint!
Agnes Franz
um 1880
Komponist
Chr. H. Hohmann
Clematis
Die vielen Katzen
(Max Hermann Neiße 1886 – 1941)
Die vielen Katzen, welche um mich sind,
die wie versonnen in den Räumen schreiten,
durch deren Fell oft meine Finger gleiten,
sind lieber mir als Schwester, Freunde, Kind!
In ihren Augen liegt ein Fragen fremd,
ein staunendes Nichtkennen, Nichtgekanntsein,
ein trauriges, vereinsamtes Verbanntsein,
ein wehes Wundern, das ihr nicht vernehmt.
Und so versuchen immer wieder weich
sie eure Seele in geheimem Singen –
ihr aber tut mit ihnen wie mit Dingen,
und eure Welt ist fern von ihrem Reich.
Der Frühling
Fr. Hölderlin
Wenn aus der Tiefe kommt der Frühling in das Leben,
es wundert sich der Mensch, und neue Worte streben
aus Geistigkeit, die Freude kehret wieder
und festlich machen sich Gesang und Lieder.
Das Leben findet sich aus Harmonie der Zeiten,
daß immerdar den Sinn Natur und Geist geleiten,
und die Vollkommenheit ist Eines in dem Geiste,
so findet vieles sich, und aus Natur das Meiste.
Mich haben seit Kindheit und Jugend die Balladen von Theodor Fontane
begleitet, und ich möchte heute mal an
John Maynard
erinnern. Die Inspiration dazu hatte T. F. wahrscheinlich durch eine Zeitungsmeldung in der damaligen Zeit.
Die Ballade beginnt mit
"Die Schwalbe fliegt über den Eriesee... " und beeindruckt mich noch immer
Gi.