Literatur Schöne Lyrik
Sag ich's euch, geliebte Bäume?
Sag ich`s euch, geliebte Bäume?
Die ich ahndevoll gepflanzt,
Als die wunderbarsten Träume
Morgenrötlich mich umtanzt.
Ach, ihr wißt es, wie ich liebe,
Die so schön mich wiederliebt,
Die den reinsten meiner Triebe
Mir noch reiner wiedergibt.
Wachset wie aus meinem Herzen,
Treibet in die Luft hinein,
Denn ich grub viel Freud und Schmerzen
Unter eure Wurzeln ein.
Bringet Schatten, traget Früchte,
Neue Freude jeden Tag;
Nur dass ich sie dichte, dichte,
Dicht bei ihr geniessen mag.
Johann Wolfgang von Goethe
Hab Sonne im Herzen!
Hab Sonne im Herzen,
ob's stürmt oder schneit.
Ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit!
Hab Sonne im Herzen,
dann komme, was mag,
das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!
Hab ein Lied auf den Lippen,
mit fröhlichem Klang
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang!
Hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme, was mag,
das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag!
Hab ein Wort auch für andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut lässt sein:
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und alles wird gut!
Cäsar Otto Hugo Flaischlen (der heute vor 97 Jahren verstorben ist)
ob's stürmt oder schneit.
Ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit!
Hab Sonne im Herzen,
dann komme, was mag,
das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!
Hab ein Lied auf den Lippen,
mit fröhlichem Klang
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang!
Hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme, was mag,
das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag!
Hab ein Wort auch für andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut lässt sein:
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und alles wird gut!
Cäsar Otto Hugo Flaischlen (der heute vor 97 Jahren verstorben ist)
RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Blätterstudie - Pastellkreiden
Blätterfall
Der Herbstwald raschelt um mich her...
Ein unabsehbar Blättermeer
entperlt dem Netz der Zweige.
Du aber, dessen schweres Herz
mitklagen will den großen Schmerz -
sei stark, sei stark und schweige!
Du lerne lächeln, wenn das Laub,
dem leichten Wind ein leichter Raub,
hinabschwankt und verschwindet.
Du weisst, dass just Vergänglichkeit,
das Schwert, womit der Geist der Zeit
sich selber überwindet.
Christian Morgenstern
6. 5. 1871 - 31. 3. 1914
Clematis
Blätterfall
Der Herbstwald raschelt um mich her...
Ein unabsehbar Blättermeer
entperlt dem Netz der Zweige.
Du aber, dessen schweres Herz
mitklagen will den großen Schmerz -
sei stark, sei stark und schweige!
Du lerne lächeln, wenn das Laub,
dem leichten Wind ein leichter Raub,
hinabschwankt und verschwindet.
Du weisst, dass just Vergänglichkeit,
das Schwert, womit der Geist der Zeit
sich selber überwindet.
Christian Morgenstern
6. 5. 1871 - 31. 3. 1914
Clematis
Abschiedslied der Zugvögel
(Hoffmann v. Fallersleben)
Wie war so schön doch Wald und Feld!
Wie ist so traurig jetzt die Welt!
Hin ist die schöne Sommerzeit,
und nach der Freude kam das Leid.
Wir wussten nichts von Ungemach,
wir saßen unterm Laubesdach
vergnügt und froh beim Sonnenschein
und sangen in die Welt hinein.
Wir armen Vöglein trauern sehr;
Wir haben keine Heimat mehr.
Wir müssen jetzt von hinnen fliehn
Und in die weite Fremde ziehn.
Leider öffnet sich das Video nicht. F. Mendelssohn hat diese Verse vertont.
Neuer Versuch:
(Hoffmann v. Fallersleben)
Wie war so schön doch Wald und Feld!
Wie ist so traurig jetzt die Welt!
Hin ist die schöne Sommerzeit,
und nach der Freude kam das Leid.
Wir wussten nichts von Ungemach,
wir saßen unterm Laubesdach
vergnügt und froh beim Sonnenschein
und sangen in die Welt hinein.
Wir armen Vöglein trauern sehr;
Wir haben keine Heimat mehr.
Wir müssen jetzt von hinnen fliehn
Und in die weite Fremde ziehn.
Leider öffnet sich das Video nicht. F. Mendelssohn hat diese Verse vertont.
Neuer Versuch:
Quelle:
Foto: Copyright © 2008 GSM Grundschulmaterial Verlagsgesellschaft mbH (MF)
Foto: Copyright © 2008 GSM Grundschulmaterial Verlagsgesellschaft mbH (MF)
An eine matte Herbstfliege
Wanken dir die matten Füße,
ist der Flügel Schwung erlahmt?
Traurig schleichst du an dem Fenster,
das einst deine Spiele sah:
Ach, der Sommer ist verronnen,
und der raue Winter naht.
Doch sieh meine welken Knie,
sieh das Antlitz totenbleich,
sieh der Augen mutges Feuer,
von der Krankheit Hauch gelöscht;
ist denn schon mein Herbst gekommen,
eh mein Sommer noch erschien?
Franz Grillparzer (1791-1872)
Herbstlich sonnige Tage
(E. Geibel – 1815 – 1884)
Herbstlich sonnige Tage,
mir beschieden zur Lust,
euch mit leiserem Schlage
grüßt die atmende Brust.
O wie waltet die Stunde
nun in seliger Ruh’!
Jede schmerzende Wunde
schließet leise sich zu.
Nur zu rasten, zu lieben,
still an sich selber zu baun,
fühlt sich die Seele getrieben
und mit Liebe zu schaun.
Jedem leisen Verfärben
lausch ich mit stillem Bemühn,
jedem Wachsen und Sterben,
jedem Welken und Blühn.
Was da webet im Ringe,
was da blüht auf der Flur,
Sinnbild ewiger Dinge
ist’s dem Schauenden nur
Jede sprossende Pflanze,
die mit Düften sich füllt,
trägt im Kelche das ganze
Weltgeheimnis verhüllt.
Der Herbst des Einsamen
Georg Trakl (1887 - 1914)
Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fülle,
vergilbter Glanz von schönen Sommertagen.
Ein reines Blau tritt aus verfall’ner Hülle;
der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.
Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen.
Und hier und dort ein Kreuz auf ödem Hügel;
im roten Wald verliert sich eine Herde.
Die Wolke wandert übern Weiherspiegel;
es ruht des Landmanns ruhige Gebärde.
Sehr leise rührt des Abends blauer Flügel
ein Dach von dürrem Stroh, die schwarze Erde.
Bald nisten Sterne in des Müden Brauen:
in kühle Stuben kehrt ein still Bescheiden,
und Engel treten leise aus den blauen
Augen der Liebenden, die sanfter leiden.
Es rauscht das Rohr;
anfällt ein knöchern Grauen,
wenn schwarz der Tau tropft
von den kahlen Weiden.
Dein Sessel …
Dein Sessel am Kamin steht lange leer …
Und war so süß, das Beieinandersein,
Wenn über deine Stirn der Flammenschein
Hinleuchtete und wie ein roter Bach
Um deine regungslosen Hände rann.
So schweigsam war, so heimlich das Gemach,
Als wären wir auf weiter Welt allein,
Nur unsre Sehnsucht flüsterte hinein
In jene Stille, flüsterte und sann …
Du sahst mich jählings gar so seltsam an
Und sprangest auf, und wie zu Tod erschrocken
Bargst du die wilden, widerspänst'gen Locken
Mir tief im Schooß.
Ich liebte sie so sehr,
Die kühle Fluth, und meine Hände glitten
Darüber hin und wiegten deine Bitten,
Dein ungestümes Wünschen spielend ein …
Es war so süß, das Beieinandersein!
So schweigsam ist's, so heimlich rings umher …
Die alte Sehnsucht wacht mir auf im Blut,
Ich werfe Scheite in die träge Gluth,
Da knistert sie und schaut sich suchend um -
In deinen Locken spielt sie nimmermehr,
Dein Sessel am Kamin steht lange leer …
Aus: Befreiung Neue Gedichte von Anna Ritter
RE: Schöne Lyrik
Der Dornen viel und wenig Blüten
hat mir gebracht des Lebens Mai,
und ohne Blitz und Sturmeswüten
zog auch mein Sommer nicht vorbei.
Nicht immer reiften mir die Trauben,
draus süßen Labetrank man preßt,
doch meiner Seele Sonnenglauben
trotz alledem - ich hielt ihn fest.
Friedrich Emil Ritterhaus 1834 -1897
Im Herbst
Wilhelm Busch (*1832 †1908)
http://www.landschaftsfotos.eu/bilder/spinnengewebe-morgentau-071007--2672.jpg
Der schöne Sommer ging von hinnen,
der Herbst, der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
so manches feine Festgewand.
Sie weben zu des Tages Feier
mit kunstgeübtem Hinterbein
ganz allerliebste Elfenschleier
als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.
Ja, tausend Silberfäden geben
dem Winde sie zum leichten Spiel,
sie ziehen sanft dahin und schweben
ans unbewusst bestimmte Ziel.
Sie ziehen in das Wunderländchen,
wo Liebe scheu im Anbeginn,
und leis verknüpft ein zartes Bändchen
den Schäfer mit der Schäferin.