Literatur Schattenmann historischer Kriminalroman Paul Grossman
Ich wollte mal wieder einen spannenden und historisch fundierten Kriminalroman lesen, bin aber nach der Lektüre dieses Romans etwas enttäuscht. In diesem in der deutschen Übersetzung 2014 erschienenen historischen Kriminalroman schildert Paul Grossman das Leben des aus Hitler-Deutschland 1933 nach Paris geflohenen jüdischen Kriminalkommissars Willi Kraus. Auf der verzweifelten Suche nach einer Arbeit zwecks Existenzsicherung akzeptiert Kraus den Auftrag eines Detektivbüros, einen Studenten zu beschat-ten. Als Kraus Zeuge der Ermordung des Studenten wird, will er unbedingt dessen Mörder finden. Im Zuge seiner Ermittlungen wird er mit weiteren Morden konfrontiert und entdeckt schließlich mehrere Verschwö-rungsgruppen bzw. kriminelle Vereinigungen im Bereich der Kriminalpolizei und der Geheimpolizei. Dabei verliebt er sich auf tragische Weise in die zwielichtige Ex-Freundin (Vivi) des ermordeten Studenten. Erst sehr spät erkennt Kraus, dass die Ermordung von Mitgliedern einer revolutionär-sozialistischen Gruppe gezielt aus Kreisen der Polizei, der Geheimpolizei und mächtiger Finanzkreise gesteuert wird, wobei er selbst systematisch manipuliert und als Werkzeug benutzt wird. Dies bringt ihm zwar schließlich die ersehn-te Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis ein, erzeugt in ihm aber eine große Frustration angesichts der Straf-losigkeit vieler Drahtzieher. Die Situation deutscher Flüchtlinge wird mit viel Einfühlungsvermögen und historisch korrekt erfasst. Auch die Brisanz politisch-sozialer Spannungen im damaligen Frankreich erscheint in Grundzügen korrekt dar-gestellt, wird aber doch sehr undifferenziert beschrieben. Die Lektüre dieses erst in der zweiten Hälfte mäßig spannenden Romans erfordert ein sehr hohes Maß an Konzentration. Insgesamt gesehen erfüllt dieser Roman nicht meine Erwartungen an einen spannenden und geschichtlich differenzierten historischen Kriminalroman.