Forum Kunst und Literatur Literatur Rom in Gedichten und literarischen Texten

Literatur Rom in Gedichten und literarischen Texten

Rom in Gedichten und literarischen Texten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Guten Abend, ich bin auf der Suche nach Gedichten und Texten über Rom. Alt oder neu, mich interessiert alles.
Würde mich riesig über Hilfe freuen. Danke!
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sabine61
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Rom in Gedichten und literarischen Texten
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.12.2007, 19:22:25
Oh da gibts viel ..

ich fang mal mit Goethe an:


O wie fühl' ich in Rom...


O wie fühl' ich in Rom mich so froh! gedenk' ich der Zeiten,
Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing,
Trübe der Himmel und schwer auf meine Scheitel sich senkte,
Farb- und gestaltlos die Welt um den Ermatteten lag
Und ich über mein Ich, des unbefriedigten Geistes
Düstre Wege zu späh'n, still in Betrachtung versank.

Nun umleuchtet der Glanz des helleren Äthers die Stirne; Phöbus rufet, der Gott, Formen und Farben hervor.
Sternhell glänzet die Nacht, sie klingt von weichen Gesängen,
Und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag.
Welche Seligkeit ward mir Sterblichem! Träum' ich? Empfänget Dein ambrosisches Haus, Jupiter Vater, den Gast?

Ach! hier lieg' ich und strecke nach deinen Knien die Hände

Flehend aus. O vernimm, Jupiter Xenius, mich!

Wie ich hereingekommen, ich kann's nicht sagen; es faßte

Hebe den Wandrer und zog mich in die Hallen heran.

Hast du ihr einen Heroen herauf zu führen geboten?

Irrte die Schöne? Vergib! Laß mir des Irrtums Gewinn!

Deine Tochter Fortuna, sie auch! die herrlichsten Gaben

Teilt als ein Mädchen sie aus, wie es die Laune gebeut.

Bist du der wirtliche Gott? O dann so verstoße den Gastfreund

Nicht von deinem Olymp wieder zur Erde hinab!

"Dichter! wohin versteigest du dich?" Vergib mir! der hohe

Kapitolinische Berg ist dir ein zweiter Olymp.

Dulde mich, Jupiter, hier, und Hermes führe mich später,

Cestius' Mal vorbei, leise zum Orkus hinab!

In seiner Römischen Elegie findest Du noch mehr ...

--
angelottchen
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Rom in Gedichten und literarischen Texten
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf angelottchen vom 04.12.2007, 19:41:23
Sehr interessant sind auch die Texte des Historikers Ferdinand Gregorovius, der u.a. das Buch "Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter" schrieb. In den Texten seiner "Wanderjahre" findest Du sicher viele Anregungen
Schau mal im Linktipp.

Planst Du eine Literaturreise nach Rom? Da könnte ich Dir noch einige Tipps geben, ich habe eine solche Reise mehrfach organisiert und durchgeführt ..
--
angelottchen

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chris
chris
Mitglied

Re: Rom in Gedichten und literarischen Texten
geschrieben von chris
als Antwort auf angelottchen vom 04.12.2007, 19:49:57


Angelottchen,

gefunden in der Freiburger Anthologie:




[Saget Steine mir an, o sprecht ihr hohen Paläste]

Saget Steine mir an, o sprecht ihr hohen Paläste
Straßen redet ein Wort! Genius rührst du dich nicht?
Ja es ist alles beseelt in deinen heiligen Mauern,
Ewige Roma nur mir schweiget noch alles so still.
O wer flüstert mir zu an welchem Fenster erblick ich
Einst das holde Geschöpf das mich verseng' und erquick'?
Ahnd' ich die Wege noch nicht durch die ich immer und immer
Zu ihr und von ihr zu gehn wandlend ihr opfre die Zeit.
Noch betracht ich Paläst' und Kirchen, Ruinen und Säulen
Wie ein bedächtiger Mann der eine Reise benutzt.
Doch bald ist es vorbei, dann wird ein einziger Tempel,
Amors Tempel nur sein der den Geweihten empfängt.
Zwar du bist die Welt, o Rom, doch ohne die Liebe
Wäre die Welt nicht die Welt, wäre denn Rom auch nicht Rom.


_Johann Wolfgang von Goethe_

Dort gibt es auch noch eine mittlere und späte Fassung, siehe Link!
--
chris
margit
margit
Administrator

Re: Rom in Gedichten und literarischen Texten
geschrieben von margit
als Antwort auf chris vom 04.12.2007, 20:33:35
Hallo Sabine,

ich kann Dir folgende Bücher empfehlen:

Domenico Amici, Die Ansichten Roms
Harenberg Edition, Die bibliophilen Taschenbücher ISBN3-88379-425-2
Das Bändchen enthält alte Stiche Roms und dazu literarische Texte und Gedichte (von Humboldt, Feuerbach, Heine ...)

Poetischer Romführer, Italienisch und Deutsch; herausg. von Hans Hinterhäuser
ISBN 3-534-12782-X
erschienen in der Wissenschaftl. Buchgesellschaft

Rom. Eine literarische Einladung
hrsg. Margit Knapp

Texte von Curzio Malaparte, Alberto Moravia u.a.
ISBN 3 8031 3056 5

Unbedingt lesenswert der oben schon genannte Gregorovius; Du kannst ihn im Internet oder als Buch lesen.

Wenn Dich die Antike interessiert, sind auch die Stellen aus Ovid, Liebeskunst interessant, in denen er Ratschläge erteilt, wo und wie man in Rom "anbandeln" kann.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Dir

Margit
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Rom in Gedichten und literarischen Texten
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf margit vom 04.12.2007, 20:55:50
Na, und nicht zu vergessen die "leichte Muse" wie zB von Lys Assia ..

Arrivederci
Roma
leb wohl
auf Wiederseh'n!
Wer dich einmal sah
der muß dich lieben

viele Dichter haben dich beschrieben
doch nur wer dich kennt
kann meine Sehnsucht
auch versteh'n !
Arrivederci
Roma. Leb wohl
auf Wiederseh'n!
Doch ich geh' nicht fort
für alle Zeiten


überall soll mich
dein Bild begleiten
bald ist wieder Frühling
dann werd' ich dich wieder seh'n !

Im Schein einer alten Laterne
von uralten
Bäumen
umsäumt.
da sah ich ein Pärchen
sie träumten das Märchen
vom Glück
das schon mancher erträumt!
Das Mädchen
es kam aus Verona

und er war im Norden zu Haus'
sie sprachen vom Abschied
von längerer Trennung
und doch war noch alles nicht aus!
Denn als ich mich ganz
leise dann entfernte

da sangen alle beide dieses Lied:
usw ...
--
angelottchen

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angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Rom in Gedichten und literarischen Texten
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf angelottchen vom 04.12.2007, 21:50:25
Hier noch ein bissel was seichtes:

Mireille Mathieu:
Roma
Roma
Roma -
wie ein Wunder
kommt die Liebe

Roma
Roma -
klingen alle
Glocken vom Dom.
Roma
Roma
Roma -
und mein Herz
beginnt zu singen

wenn ich an
dich denke -
Roma
Roma
schönes Roma!

Ich bin im Mai
vor ein paar
Jahren
zum erstenmal nach
Rom gefahren

und ich glaubte es kaum

es gab so viel
zu schau'n

und ich ging
weie im traum.
Ich kam in
unbekannte
Gassen

auf einmal war
ich ganz
verlassen

da kam er und
zum glück

führte er
[ Lyrics provided by www.mp3lyrics.org ]
mich zurück
durch die Stadt
voll Musik.

Roma
Roma
Roma -
wie ein Wunder
kam die Liebe

Roma
Roma -
klingen alle
Glocken vom Dom.
Roma
Roma
Roma -
und mein Herz
beginnt zu singen

wenn ich an
dich denke -
Roma
Roma
schönes Roma!
usw ...

*****************

oder von Frank Sinatra: An Evening in Rome

Como e` bella ce` la luna brille e` strette
strette como e` tutta bella a passeggiare
Sotto il cielo di Roma

Down each avenue or via, street or strata
You can see'em disappearing two by two
On an evening in Roma
Do they take'em for espresso
Yeah, I guess so
On each lover's arm a girl I wish I knew
On an evening in Roma

[ Lyrics provided by www.mp3lyrics.org ]
Though there's grining and
mandolining in sunny Italy
The beginning has just begun
when the sun goes down
So please meet me in the plaza near your casa
I am only one and that's one too few
On an evening in Roma

Don't know what the country's coming to
But in Rome do as the Romans do
Will you on an evening in Roma

Como e` bella ce` la luna brille e` strette
strette como e` tutta bella a passeggiare
Sotto il cielo di Roma
Don't know what the country's coming to
But in Rome do as the Romans do
Will you on an evening in Roma
Sott'er celo de Roma
On an evening in Roma
++++++++++


--
angelottchen
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Rom in Gedichten und literarischen Texten
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf angelottchen vom 04.12.2007, 21:59:03
und hier noch ein paar Zitate:

Rom – Zitate

Rom ist eine horizontale Stadt aus Wasser und Erde, hingebreitet, und darum eine ideale Plattform für die Phantasie.
Federico Fellini

Rom ist also eine Mutter, sogar die ideale Mutter, denn Rom ist gleichgültig: eine Mutter, die zu viele Kinder hat, als dass sie sich mit dir abgeben könnte. Sie verlangst also nichts von dir und erwartet sich nichts.
Federico Fellini

Was ist Rom? Woran denke ich, wenn ich das Wort „Rom“ höre? Das habe ich mich oft gefragt. Und mehr oder weniger weiß ich es auch. Ich denke an ein großes rötliches Gesicht, das Ähnlichkeit hat mit den Schauspielern Sordi, Fabrizi, Anna Magnani.
Federico Fellini

Städtebaulich betrachtet, ist Rom weder eine Metropole wie Paris oder London, noch eine Megalopolis wie Rio de Janeiro oder Kairo geworden. Es ist ein Mittelding und weist ebenso die Mängel der Megalopolis wie die der Hauptstadt auf, ohne deren Vorzüge zu besitzen. Rom konserviert ein winziges monumentales Zentrum, das immer weiter zerfällt und immer nichtssagender wird.
Alberto Moravia

Der Polizist pfeift, und in wildem Schwarm fahren die Wagen los, das Straßenbett, seinen Grund, aufwühlend mit Wimmeln, und doch kannst du mittendurch, das schnauft dich an, pustet, brüllt, aber jenseits, am andern Ufer, das ruhige Mischen der Leute, eine Kirche macht breit Portalgebärde, Treppenaufgang auf eine vorgeschobene Piazza hinaus, eine Frau, schwarz, steigt hernieder, das Kreuzzeichen vollendend und Mantel raffend, Anhauch von Weihrauch, Innendämmer und Ewigem Licht auf die Straße, dieweil ein Junge den Ball stößt, zwei Ladenbesitzer über die Straße schreien, die Geschäfte illuminierte Pracht hinauswölben, Fahrräder um die Ecke Flitzen, Kaffeebar dampft, …
Paul Nizon

Glück in Rom

O wie fühl´ ich mich in Rom so froh! Gedenk´ ich der Zeiten,
Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing, …
Johann W. von Goethe, Römische Elegien

Rom ist eine Welt, und man braucht Jahre, um sich nur erst drinnen gewahr zu werden. Wie glücklich find´ ich die Reisenden, die sehen und gehen.
Johann W. von Goethe, Italienische Reise

Pantheon

Die Antike ist für uns von oben her abgenagt. Das haben Barbaren, Banausen und vor allem der Zahn der Zeit besorgt. … Das einzige antike Gebäude, das seine Bedachung nicht verloren hat, ist das Pantheon, dessen Kuppel, ein Weltwunder, die Zeiten überstanden hat. … Ich bin sicher, dass viele die da hineingehen, sich gar nicht vergegenwärtigen, dass sie in einer Kirche sind. Pantheon: das Allgötterhaus. … S. Maria Rotonda heißt das Pantheon, aber es hat diesen Namen nie eigentlich angenommen.
Herbert Rosendorfer

S. Francesca Romana

Viele von Liszts Kompositionen mystischen Charakters sind in Santa Francesca Romana entstanden. Die neben der Kirche gelegene Wohnung des Meisters war nicht aufsehenerrregend. … Aber welch eine eindrucksvolle Aussicht genoss man von den Fenstern der … Wohnung Liszts aus: gegenüber die Via Sacra, die blütenübersäten Hänge des Palatin … - rechts der Titusbogen und links das Kolosseum.
Lili Morani-Helbig

Campo de´ Fiori

Auf dem Campo de´Fiori ist Markt. Aus Obst- und Gemüseständen, aus Gebinden von Reseden und Sträußen von Gladiolen erhebt sich, grünspanüberzogen, das Denkmal für Giordano Bruno, der hier im Jahre 1600 bei lebendigem Leib verbrannt wurde. … Unter spitziger Kapuze schaut er auf zwei geschlachtete Spanferkel herab, die hier am Haken eines Metzgerstandes hängen.
Ludwig Harig

Via Giulia

Um diese Stunde war die Via Giulia … von einem Ende bis zum andern vom hellsten Sonnenschein überflutet. … Eine alte Fassade folgte der andern; die Läden waren geschlossen, ein paar Gitter mit Kletterpflanzen umrankt, auf den Türschwellen saßen Katzen, in den Nebenhäusern waren einfach Kramladen untergebracht, und nur wenige Passanten ließen sich sehen …
Emile Zola

Ghetto

In Rom sah ich im Ghetto, dass noch nicht aller Tage Abend ist.
Ingeborg Bachmann

Piazza Navona

Aus den Urnen dieser Flussgötter wird der unmerklich vertiefte Umkreis der Fontäne, etwa ein Drittel des Platzes, bis zu einer Höhe von zwei Fuß überschwemmt. … Alle Augen sind auf den See gerichtet. Dieser wimmelt und schäumt von glänzenden Staatskarossen, leichten Kaleschen, Leiterwagen, Reitern, Handpferden und Eseln. Der Marchese fährt mit seiner Dame in langsamer Parade um die Fontäne … und die Rosse wiehern vor Lust in dem frischen Fußbade. Daneben treibt ein Bauer sein müdes Vieh in die Schwemme. …
Wilhelm Müller (1794-1827)

Der römische Brunnen

Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede gibt und nimmt zugleich
Und strömt und ruht.
Conrad Ferdinand Mayer (1825-1898)

Fontana di Trevi

Sei´s! Muss ich zum letzten Male
Schöpfen aus dem Trevi-Strom,
doch die randgefüllt Schale
Weih´ ich dir, geliebtes Rom.
Adolph Friedrich Graf von Schack (1815-1894)

Ich werfe keine Münzen in den Brunne,
ich will nicht wiederkommen.
Zuviel Abendland,
verdächtig.
Zuviel Welt ausgespart.
Keine Möglichkeit für Steingärten.
Günter Eich (1907-1972)

Spanische Treppe

Jeder Absatz führt zu neuen, einige zu überraschenden Bildern. Die Form der Stufen ändert sich; ihre Mitte ist bald konvex, bald konkav, bald gerade. … Es ist wohl mehr der kontinuierliche Wechsel von Formen und Aussichten als die bequeme Form der Stufen, der den Anstieg so mühelos macht. Die Aufmerksamkeit wird so sehr von dem, was das Auge erlebt, in Anspruch genommen, dass die physische Anstrengung kaum empfunden wird.
Wolfgang Lotz, Kunsthistoriker

"An ihnen vorbei liefen die Leute die Stufen hinauf, verharrten, stiegen hinab zum Brunnen, dem mütterlichen Schoß und weiblichsten Punkt der Piazza, der wie eine Barkasse mitten darauf vor Anker liegt. ... Es gibt nichts Fraulicheres als diese Barke mit ihren sanft geschwungenen fransigen Lippen, dem langgezogenen, spitzen Oval und dem feuchten, warmen Stein. Doch es war schon seit langem kein Wasser mehr darin, und der durch die Hitze ausgedörrte, allzu weiße Brunnen schien wie zu Kalk gebrannt. ... Anstelle des Wassers hatten sich Kinder dort hineingekauert und spielten, die Arme um die Knie geschlungen, Verstecken, als wären sie, halbnackt, wie sie waren, in den schützenden Mutterleib zurückgekehrt."
Carlo Levi, Die Uhr

Via Condotti

Das römische Einkaufsquartier hat den meisten berühmten Geschäftsstraßen anderer Hauptstädte eines voraus: der Luxus ist sozusagen in Geschichte eingepackt, denn das römische shopping-center liegt in einem historischen Viertel. … Diese berühmteste Einkaufsstraße Roms ist nicht einmal einen halben Kilometer lang. Sie verbindet die Piazza di Spagna, am Fuße der doppelläufigen spanischen Treppe, mit dem Corso. Auf dieser kurzen Strecke ist alles zu finden, was italienische Eleganz ausmacht. … Es gehört zur Tradition der Roma bene … in der Via Condotti einzukaufen oder zumindest genau zu wissen, was dort angeboten wird. …
Franca Magnani (1925-1996)

Caffè Greco

Es sind furchtbare Leute, wenn man sie in ihrem Café Greco sitzen sieht. Ich gehe auch fast nie hin, weil mich so sehr vor ihnen und ihrem Lieblingsort graut.
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)

Piazza Barberini

Au einer loggia hoch über der genannten piazza, von der aus man Rom übersieht und tief unten die Fontana rauschen hört, wurde jenes einsamste Lied gedichtet, das je gedichtet worden ist, das „Nachtlied“. …

„Nacht ist es: nun reden lauter alle springenden Brunnen. Und auch meine Seele ist ein springender Brunnen.

Nacht ist es: nun erst erwachen alle Lieder der Liebenden. Und auch meine Seele ist das Lied eines Liebenden.“
Friedrich Nietzsche (1844-1900)

Stazione Termini

Es ist der schönste Bahnhof der Welt, aus Stahl, Beton und Glas und matt schimmerndem Aluminium, … und … so darf sich der moderne Reisende in der auffallend russfreien, so eigenartige belebenden Luft dieses wahrhaften Weltbahnhofs, auf leichtem Metallstuhl auf der Terrasse des Bahnsteig-Cafés den ersten Espresso trinkend, der, unvergleichlich jedem anderen Kaffee, für das Abenteuer Rom stärkt, staunend und stolz seines In-Rom-Seins bewusst werden.
Wolfgang Koeppen (1906-1996)

Blick vom Giannicolo

In der dunstigen Ferne zeichneten sich ganze Stadtteile kräftig ab, gleich Vorgebirgen auf einem sonnenbeschienenen Meer. Da und dort leuchtete zwischen der undeutliche Masse der Häuser eine weiße Mauer auf; eine Reihe von Fenstern blitzte, ein Garten bildete einen schwarzen Fleck, und alles war von überraschender Farbenpracht. Das übrige, das Durcheinander der Straßen, Plätze, der auf allen Seiten zerstreuten, endlosen Häuserinseln vermischte sich und verschwamm in der lebendigen Pracht der Sonne.
Emile Zola (1840-1902)

Ich gehe besorgt unter den Touristen auf dem Giannicolo umher. Ich muss mit dem Bürgermeister sprechen, sage ich mir. Diese Touristen werden das Panorama Roms so lange betrachten, bis sie es abgenutzt haben; man muss dieses Panorama vor den ätzenden Blicken der Touristen schützen. Tausende und aber Tausende jedes Jahr. Langsam wird es abgenutzt, Tag für Tag, und zuletzt wird nichts mehr übrig bleiben. Ich trete an die kleine Mauer und sehe, dass das Panorama tatsächlich schon ein wenig verschwommen und abgenutzt ist.
Luigi Malerba (geb. 1927)

Blick über die Dächer

Die ganze Stadt tat sich vor mir auf, eine endlose Folge von Dächern, Terrassen, Fenstern und Kuppeln, eine lichte Weite aus luftigem Grau, zart leuchtendem Gelb, goldenen Rosatönen und altersmürbem Putz, der im Schatten leicht violett schimmerte. Alles erschien klar und fern, umgeben von fast dinghafter, getönter Luft, in der Myriaden staubfeiner goldener Teilchen zu schwirren schienen. Am äußersten linken Rand schloß, blau in der Entfernung, die Kuppel des Petersdoms die Häuserlandschaft ab; ... Gleich hinter dem von weißen Barockstatuen gekrönten Mauergiebel des Hofes wölbte sich die aschgraue Kuppel des Pantheons; daneben wand sich der chinesisch anmutende Turm der Sapienza wie ein Schneckenhaus empor. ... Umfriedet von den fernen Höhen, lag die Stadt da wie ein großes, regloses Bühnenbild.
Carlo Levi, aus dem Roman "Die Uhr"

Sixtinische Kapelle

Dieses Gemälde legt alle in Fesseln, welche die Kunst zu verstehen glauben.
Giorgio Vasari (1511-1574)

Pincio

In mildem Glanze strahlest du, Rom. Auf Purpurkissen,
in gold´ne Schleier eingehüllt, still liegst du da.
Gabriele d´Annunzio (1863-1938)

Via Appia

Eines Tages wanderten wir zu dritt die vierzehn Meilen hinaus nach Albano, beseelt von dem Wunsch, die alte Via Appia zu verfolgen, die seit langem verfallen und überwuchert ist. … Zerstörte oder eingestürzte Grabmäler und Tempel, kleine Bruchstücke von Säulen, Friesen, Sockeln, große Blöcke von Granit und Marmor, verwitterte, unkrautbewachsene Bogen, Steine genug, um eine ganze Stadt damit zu bauen, lagen verstreut um uns her.
Charles Dickens (1812-1870)

Cecilia Metella

Ein ernster, runder Turm aus alten Tagen,
Wie eine Festung stark, umzäunt von Stein,
Der eines Heeres Sturm wohl könnt´ ertragen,
Steht da mit halben Zinnen, ganz allein…
Lord Byron (1788-1824)

Abschied von Rom

Ein schöner Zeitabschnitt meines Lebens geht zu Ende. Die Nähe meines Abschiedes von Rom umzieht mir die Seele mit einem Schatten, welcher der tieferen Abenddämmerung eines festlichen Tages gleicht. …
Elisa von der Recke (1754-1833)

O wie ist mir diesmal der Abschied von Italien schwer geworden! Ich weiß es jetzt, dass ich außerhalb Roms nie mehr recht glücklich sein werde und dass mein ganzes Streben sicht törichter Weise in dem Gedanken konzentrieren wird, wieder hinzukommen. …
Jacob Burckhardt (1818-1897)

Wer einmal, und sei es für eine noch so sparsam bemessene Zeit, in Rom war, der hat in Jahrhunderten und Jahrtausenden gelebt.

… so möchte ich meinen, wem ein römischer Aufenthalt beschieden war, dem müsste es unmöglich sein, ganz so weiterzuleben, als sei nichts geschehen.
Werner Bergengruen (1892-1964)
geschrieben von italienwelten.de


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angelottchen
enigma
enigma
Mitglied

Re: Rom in Gedichten und literarischen Texten
geschrieben von enigma
als Antwort auf angelottchen vom 04.12.2007, 22:01:00
HalloSabine61,

Da hast Du ja schon eine Menge Material bekommen.

Ich will mich jetzt einmal auf Lyrik beschränken und beginnen mit einem weiteren Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer, angeblich der ersten Fassung seiner „Brunnen-Gedichte“, von denen Angelottchen ja bereits eine Fassung eingestellt hat.
CFM soll jahrelang ab 1860 an immer neuen Fassungen gefeilt haben, um das aus seiner Sicht Wesentliche herauszuarbeiten.

Springquell (1860)

Es steigt der Quelle reicher Strahl
Und sinkt in eine schlanke Schaal'!
Das dunkle Wasser überfliesst
Und sich in eine Muschel giesst.
Es überströmt die Muschel dann
Und füllt ein Marmorbecken an.
Ein jedes nimmt und gibt zugleich
Und allesammen bleiben reich,
Und ob's auf allen Stufen quillt
So bleibt die Ruhe doch im Bild.

Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898)

Eine Quelle zu der Entstehung der verschiedenen Fassungen habe ich im Internet gefunden - she. Linktipp!







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enigma
enigma
enigma
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Re: Rom in Gedichten und literarischen Texten
geschrieben von enigma
als Antwort auf enigma vom 05.12.2007, 07:31:50
Und hier Rilke mit der "Römischen Fontäne":

Römische Fontäne
Borghese

Zwei Becken, eins das andre übersteigend
aus einem alten runden Marmorrand,
und aus dem oberen Wasser leis sich neigend
zum Wasser, welches unten wartend stand,

dem leise redenden entgegenschweigend
und heimlich, gleichsam in der hohlen Hand,
ihm Himmel hinter Grün und Dunkel zeigend
wie einen unbekannten Gegenstand;

sich selber ruhig in der schönen Schale
verbreitend ohne Heimweh, Kreis aus Kreis,
nur manchmal träumerisch und tropfenweis

sich niederlassend an den Moosbehängen
zum letzten Spiegel, der sein Becken leis
von unten lächeln macht mit Übergängen.

Rainer Maria Rilke

PS
und noch einmal Rilke:

Römische Sarkophage
Was aber hindert uns zu glauben, daß
(so wie wir hingestellt sind und verteilt)
nicht eine kleine Zeit nur Drang und Haß
und dies Verwirrende in uns verweilt,

wie einst in dem verzierten Sarkophag
bei Ringen, Götterbildern, Gläsern, Bändern,
in langsam sich verzehrenden Gewändern
ein langsam Aufgelöstes lag -

bis es die unbekannten Munde schluckten,
die niemals reden. (Wo besteht und denkt
ein Hirn, um ihrer einst sich zu bedienen?)

Da wurde von den alten Aquädukten
ewiges Wasser in sie eingelenkt -:
das spiegelt jetzt und geht und glänzt in ihnen.

Rainer Maria Rilke



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enigma

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