Literatur Politische Gedichte
Es beginnt erst der Mensch...
Es beginnt erst der Mensch,
wo die Ausbeutung endet,
wo das Brot, das du ißt,
keinen würgt,
wo die Frau ihren Pfennig
nicht tausendmal wendet,
wo das Leben
das Leben verbürgt.
Es beginnt erst der Mensch,
wo das Sterben verständlich,
weil die Jahre
zur Neige gelebt,
und wo endlich
der menschliche Friede unendlich,
wo das Schwert
keine Gräber mehr gräbt.
Es beginnt erst der Mensch,
wo die Herzen erklingen,
wo die Flamme der Menschlichkeit
brennt
und wo Hände
die toten Gesteine bezwingen,
wo der Mensch
sich zum Menschen bekennt.
Max Zimmering
Es beginnt erst der Mensch,
wo die Ausbeutung endet,
wo das Brot, das du ißt,
keinen würgt,
wo die Frau ihren Pfennig
nicht tausendmal wendet,
wo das Leben
das Leben verbürgt.
Es beginnt erst der Mensch,
wo das Sterben verständlich,
weil die Jahre
zur Neige gelebt,
und wo endlich
der menschliche Friede unendlich,
wo das Schwert
keine Gräber mehr gräbt.
Es beginnt erst der Mensch,
wo die Herzen erklingen,
wo die Flamme der Menschlichkeit
brennt
und wo Hände
die toten Gesteine bezwingen,
wo der Mensch
sich zum Menschen bekennt.
Max Zimmering
Re: Politische Gedichte
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Gottfried von Strassburg
ungefähr 1220
Mittelhochdeutsch
Liute unde lant die mohten mit genâden sîn,
wan zwei vil kleiniu wortelîn ‘mîn' unde ‘dîn',
diu briuwent michel wunder ûf der erde.
wie gânt si vrüetende und wüetende über al
und trîbent al die wélt úmbe als einen bal:
ich waene, ir krieges iemer ende werde.
Diu vertâne gîte
diu wahset allez umbe sich dâher sît Êven zîte
und irret elliu herze und elliu rîche.
dewander hant noch zunge
die méinènt noch minnent niht wan valsch und anderunge.
lêre und volge liegent offenlîche.
Übersetzung (Wersch)
Leuten und Land könnte es passabel ergehen,
gäb's nicht die winzigen Wörtchen mein und dein,
die auf der Erde höchst Wunderliches zusammenbrauen!
Wie stapfen sie überall rüstig und verheerend
und treten die Welt umher wie einen Ball.
Ich glaube, dass ihr Krieg nie enden wird.
Die völlig überflüssige Habgier
wächst um alles seit Evas Zeiten,
macht alle Herzen und Reiche irre.
Weder Hand noch Zunge
erstreben und lieben anderes als Falschheit Zerteilung Umsturz.
Die Lehren und Wirkungen liegen offen.
LG MargArit
Re: Politische Gedichte
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Lied der Baumwollpflücker
Es trägt der Bürger meine Gabe,
Der Millionär, der Präsident.
Doch ich, der lump'ge Pflücker, habe
In der Tasche keinen Cent.
Trab, trab, aufs Feld!
Gleich geht die Sonne auf.
Häng um den Sack,
Zieh fest den Gurt!
Hörst du die Waage kreischen?
Nur schwarze Bohnen sind mein Essen,
Statt Fleisch ist roter Pfeffer drin,
Mein Hemde hat der Busch gefressen,
Seitdem ich Baumwollpflücker bin.
Und einen Hut hab ich, 'nen alten,
Kein Hälmchen Stroh ist heil daran,
Doch diesen Hut muß ich behalten,
Weil ich ja sonst nicht pflücken kann.
Trab, trab, aufs Feld!
Gleich geht die Sonne auf.
Häng um den Sack,
Zieh fest den Gurt!
Hörst du die Waage brüllen?
Ich bin verlaust, ein Vagabund,
Und das ist gut, das muß so sein,
Denn wär' ich nicht so 'n armer Hund,
Käm' keine Baumwoll' rein.
Trab, trab, hinaus aufs Feld!
Es geht die Sonne auf.
Die Waage schlag in Scherben!
Text: Bruno Traven
Es trägt der Bürger meine Gabe,
Der Millionär, der Präsident.
Doch ich, der lump'ge Pflücker, habe
In der Tasche keinen Cent.
Trab, trab, aufs Feld!
Gleich geht die Sonne auf.
Häng um den Sack,
Zieh fest den Gurt!
Hörst du die Waage kreischen?
Nur schwarze Bohnen sind mein Essen,
Statt Fleisch ist roter Pfeffer drin,
Mein Hemde hat der Busch gefressen,
Seitdem ich Baumwollpflücker bin.
Und einen Hut hab ich, 'nen alten,
Kein Hälmchen Stroh ist heil daran,
Doch diesen Hut muß ich behalten,
Weil ich ja sonst nicht pflücken kann.
Trab, trab, aufs Feld!
Gleich geht die Sonne auf.
Häng um den Sack,
Zieh fest den Gurt!
Hörst du die Waage brüllen?
Ich bin verlaust, ein Vagabund,
Und das ist gut, das muß so sein,
Denn wär' ich nicht so 'n armer Hund,
Käm' keine Baumwoll' rein.
Trab, trab, hinaus aufs Feld!
Es geht die Sonne auf.
Die Waage schlag in Scherben!
Text: Bruno Traven
Ergraut sind wir - und du noch jung.
So sprecht ihr voller Würde,
und heischt von mir Bewunderung
ob eurer Altersbürde.
Doch sollt vor jedem grauen Haar
ich ehrfüchtsvoll erbangen,
so dürft` am End der Esel gar
Respekt von mir verlangen.
Oskar Blumenthal
(1852-1917)
Felide
Italienisches Partisanenlied
Eines Morgens in aller Frühe,
Bella ciao, bella ciao,
Bella ciao, ciao, ciao,
|: Eines Morgens ins aller Frühe
Trafen wir auf unsern Feind. :|
2. Partisanen, kommt, nehmt mich mit euch,
Bella ciao, bella ciao,
Bella ciao, ciao, ciao,
|: Partisanen, kommt, nehmt mich mit euch,
Denn ich fühl', der Tod ist nah. :|
3. Wenn ich sterbe, oh ihr Genossen,
Bella ciao, bella ciao,
Bella ciao, ciao, ciao,
|: Bringt als tapferen Partisanen
Mich sodann zur letzten Ruh'. :|
4. In den Schatten der kleinen Blume,
Bella ciao, bella ciao,
Bella ciao, ciao, ciao,
|: Einer kleinen ganz zarten Blume,
In die Berge bring mich dann. :|
5. Und die Leute, die gehn vorüber,
Bella ciao, bella ciao,
Bella ciao, ciao, ciao,
|: Und die Leute, die gehn vorüber,
Sehn die kleine Blume stehn. :|
6. Diese Blume, so sagen alle,
Bella ciao, bella ciao,
Bella ciao, ciao, ciao,
|: Ist die Blume des Partisanen,
Der für unsre Freiheit starb. :|
Eines Morgens in aller Frühe,
Bella ciao, bella ciao,
Bella ciao, ciao, ciao,
|: Eines Morgens ins aller Frühe
Trafen wir auf unsern Feind. :|
2. Partisanen, kommt, nehmt mich mit euch,
Bella ciao, bella ciao,
Bella ciao, ciao, ciao,
|: Partisanen, kommt, nehmt mich mit euch,
Denn ich fühl', der Tod ist nah. :|
3. Wenn ich sterbe, oh ihr Genossen,
Bella ciao, bella ciao,
Bella ciao, ciao, ciao,
|: Bringt als tapferen Partisanen
Mich sodann zur letzten Ruh'. :|
4. In den Schatten der kleinen Blume,
Bella ciao, bella ciao,
Bella ciao, ciao, ciao,
|: Einer kleinen ganz zarten Blume,
In die Berge bring mich dann. :|
5. Und die Leute, die gehn vorüber,
Bella ciao, bella ciao,
Bella ciao, ciao, ciao,
|: Und die Leute, die gehn vorüber,
Sehn die kleine Blume stehn. :|
6. Diese Blume, so sagen alle,
Bella ciao, bella ciao,
Bella ciao, ciao, ciao,
|: Ist die Blume des Partisanen,
Der für unsre Freiheit starb. :|
Die schlesischen Weber
Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt -
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpreßt
Und uns wie Hunde erschießen läßt -
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt -
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht -
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch -
wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!
(Heinrich Heine)
Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt -
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpreßt
Und uns wie Hunde erschießen läßt -
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt -
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht -
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch -
wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!
(Heinrich Heine)
Herbsttag -
eine politische Parodie
Herr: es ist Zeit. Der Crash der war sehr groß.
Leg das Geklaute an in Liechtenstein,
Und an den Börsen lass die Mächt'gen los.
Schenk den Politikern nun ein vom süßen Wein,
Sorge dafür sie sollten jetzt voll sein
Gib ihnen noch ordentliche Prozente,
Und lass niemals auf sie los die Polente.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt ein armer Schlucker ist, wird es auch ewig bleiben,
Und wenn die Preise nochmals in die Höhe treiben
Wird er vom Armenhaus zur Armenküche wandern,
Denn sein Erspartes - das gehört nun andern.
Miriam (geschrieben im Jahr 2010)
eine politische Parodie
Herr: es ist Zeit. Der Crash der war sehr groß.
Leg das Geklaute an in Liechtenstein,
Und an den Börsen lass die Mächt'gen los.
Schenk den Politikern nun ein vom süßen Wein,
Sorge dafür sie sollten jetzt voll sein
Gib ihnen noch ordentliche Prozente,
Und lass niemals auf sie los die Polente.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt ein armer Schlucker ist, wird es auch ewig bleiben,
Und wenn die Preise nochmals in die Höhe treiben
Wird er vom Armenhaus zur Armenküche wandern,
Denn sein Erspartes - das gehört nun andern.
Miriam (geschrieben im Jahr 2010)
Goldgräberzeit war’s nach den Kriegen,
selbst nach der Wende blieb nicht liegen.
Reichtum schnell geboren,
die von gestern haben es verloren.
Zur richt’gen Zeit am richt’gen Platz,
die "neue Zeit", ein guter Schatz.
Trux
selbst nach der Wende blieb nicht liegen.
Reichtum schnell geboren,
die von gestern haben es verloren.
Zur richt’gen Zeit am richt’gen Platz,
die "neue Zeit", ein guter Schatz.
Trux
Wer die Masse kennt, wird auf linksherum
Oder rechtsherum erfolgreich sein,
Wenn er Schwindel macht. Denn das Publikum
Fällt auf jeden Schwindel stets herein.
Ganz altaktuell, frech und möglichst dumm,
Breit und kitschig muss die Sache sein,
Denn das Publikum, das große Publikum
Fällt auf jeden Schwindel glatt herein.
Von dem Drum und Dran und von dem Dran und Drum
Will es gar nicht unterrichtet sein.
Denn das Publikum, das große Publikum
Fällt auf jeden Schwindel gern herein.
Applaudiert ihr jetzt mir? Und wenn ja, warum?
O ich prüfe Euch an diesem Stein!
Denn das Publikum, das große Publikum
Will durchaus, durchaus beschwindelt sein.
(Joachim Ringelnatz, 1883-1934)
Oder rechtsherum erfolgreich sein,
Wenn er Schwindel macht. Denn das Publikum
Fällt auf jeden Schwindel stets herein.
Ganz altaktuell, frech und möglichst dumm,
Breit und kitschig muss die Sache sein,
Denn das Publikum, das große Publikum
Fällt auf jeden Schwindel glatt herein.
Von dem Drum und Dran und von dem Dran und Drum
Will es gar nicht unterrichtet sein.
Denn das Publikum, das große Publikum
Fällt auf jeden Schwindel gern herein.
Applaudiert ihr jetzt mir? Und wenn ja, warum?
O ich prüfe Euch an diesem Stein!
Denn das Publikum, das große Publikum
Will durchaus, durchaus beschwindelt sein.
(Joachim Ringelnatz, 1883-1934)
Ballade von der Wohltätigkeit (1929)
Text: Kurt Tucholsky
Sieh! Da steht das Erholungsheim
einer Aktiengesellschafts-Gruppe;
morgens gibt es Haferschleim
und abends Gerstensuppe.
Und die Arbeiter dürfen auch in den Park…
Gut. Das ist der Pfennig.
Und wo ist die Mark -?
Sie reichen euch manch Almosen hin
unter christlichen frommen Gebeten;
sie pflegen die leidenden Wöchnerin,
denn sie brauchen ja die Proleten.
Sie liefern auch einen Armensarg…
Gut. Das ist der Pfennig. Und wo ist die Mark -?
Die Mark ist tausend- und tausendfach
in fremde Taschen geflossen;
die Dividende hat mit viel Krach
der Aufsichtsrat beschlossen.
Für euch die Brühe. Für sie das Mark.
Für euch der Pfennig. Für sie die Mark.
Proleten!
Fallt nicht auf den Schwindel rein!
Sie schulden euch mehr als sie geben.
Sie schulden euch alles! Die Ländereien,
die Bergwerke und die Wollfärbereien…
sie schulden euch Glück und Leben.
Nimm, was du kriegst. Aber pfeif auf den Quark.
Denk an deine Klasse! Und die mach stark!
Für dich der Pfennig! Für dich die Mark!
Kämpfe -!
Text: Kurt Tucholsky
Sieh! Da steht das Erholungsheim
einer Aktiengesellschafts-Gruppe;
morgens gibt es Haferschleim
und abends Gerstensuppe.
Und die Arbeiter dürfen auch in den Park…
Gut. Das ist der Pfennig.
Und wo ist die Mark -?
Sie reichen euch manch Almosen hin
unter christlichen frommen Gebeten;
sie pflegen die leidenden Wöchnerin,
denn sie brauchen ja die Proleten.
Sie liefern auch einen Armensarg…
Gut. Das ist der Pfennig. Und wo ist die Mark -?
Die Mark ist tausend- und tausendfach
in fremde Taschen geflossen;
die Dividende hat mit viel Krach
der Aufsichtsrat beschlossen.
Für euch die Brühe. Für sie das Mark.
Für euch der Pfennig. Für sie die Mark.
Proleten!
Fallt nicht auf den Schwindel rein!
Sie schulden euch mehr als sie geben.
Sie schulden euch alles! Die Ländereien,
die Bergwerke und die Wollfärbereien…
sie schulden euch Glück und Leben.
Nimm, was du kriegst. Aber pfeif auf den Quark.
Denk an deine Klasse! Und die mach stark!
Für dich der Pfennig! Für dich die Mark!
Kämpfe -!