Forum Kunst und Literatur Literatur Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute an: ...

Literatur Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute an: ...

enigma
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Re: Literaturliebhaber denken heute - am 28.9. - an John Dos Passos...
geschrieben von enigma
als Antwort auf enigma vom 28.09.2009, 10:41:07
John Dos Passos, gestorben am 28. September 1970, war ein amerikanischer Schriftsteller und gehörte mit Ernest Hemingway und Scott Fitzgerald zu den Hauptvertretern der Amerikanischen Moderne und zur sogenannten “Lost Generation”.

Noch als Schüler unternahm er mit einem Privatlehrer eine Reise nach Europa und in den Nahen Osten.
Sein Interesse galt damals der Klassischen Kunst und Architektur, deren Meisterwerke er im Original sehen wollte.

1913 begann er ein Studium an der Harvard-Universität und ging 1916 wieder nach Europa, diesmal nach Spanien, um sich dort ebenfalls mit der damaligen Kunst und Architektur zu beschäftigen.

Während des ersten Weltkriegs in Europa meldete er sich gemeinsam mit seinen Freunden E.E. Cummings und Robert Hillyer in Frankreich als Krankenwagenfahrer.

1818 hatte er den ersten Entwurf seines Romans fertig geschrieben.
Zu dieser Zeit wurde er jedoch zu den Sanitätstruppen der US-Armee einberufen und musste sich in Camp Crane melden.
Am Kriegsende war er in Paris stationiert und nahm dort ein Studium der Anthropologie auf.

Dos Passos hat ein reiches literarisches Werk hinterlassen.
Außerdem hatte er auch als Maler einen gewissen Erfolg.

Politisch durchlief er in seinem Leben ganz unterschiedliche Phasen.
Wer darüber informiert sein möchte, kann sich noch weitergehend mit seinem Lebenslauf beschäftigen - Linktipp!

Aus politischen Gründen hatte er sich auch mit Ernest Hemingway entzweit, da seine Ansichten über den Kommunismus sich verändert hatten.

Literarisch hervorheben möchte ich seinen Roman „Manhatten Transfer“, der heute als einer der bedeutenden Großstadtromane der Literarischen Moderne gilt.

1930-1036 erschien seine große Roman-Trilogie U.S.A., ein groß angelegtes Sittenbild der amerikanischen Gesellschaft während der Jahre 1890-1930.

Von 1942-1945 arbeitete Dos Passos als Journalist im Zweiten Weltkrieg.
1947 wurde er in die Amerikanische Akademie für Kunst und Literatur gewählt.

1945 erschien von ihm “Das Land des Fragebogens”, Reportagen aus dem besiegten Deutschland (für das US-Magazin “Life” aus Frankfurt am Main, einem Dorf in der hessischen Provinz, vom Kriegsverbrecherprozess aus Nürnberg und aus Wien).

1960 schrieb er zusammen mit Alfred Andersch das Stück “Der Tod des James Dean”.

John Dos Passos starb, wie bereits erwähnt, 1970 in Baltimore.

Ich kenne von ihm nur das relativ alte Buch “Manhatten Transfer”, das ich vor Jahren gelesen habe, aber jedenfalls kann ich mich erinnern, dass sein Schreibstil mir (persönlicher Geschmack) besser gefallen hat als der von Hemingway oder Fitzgerald.



Gruß


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enigma
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Re: Literaturliebhaber denken heute - am 28.9. - an John Dos Passos...
geschrieben von enigma
als Antwort auf enigma vom 28.09.2009, 18:33:54
Sorry, der Buchtitel heißt natürlich:
"Manhattan Transfer"
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enigma
longtime
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Re: Literaturliebhaber denken heute - am 28.9. - an Victor Jara
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 28.09.2009, 19:07:50
Zur Erinnerung an Victor Jara (* 28.9.1938; ermordet am 15.9.1973)

"Er war einer der großen Helden des wirklichen Volksliedes, eine der Lichtgestalten in Lateinamerika, ein Che Guevara mit Gitarre. (...) Victor Jara war ein Künstler. Er war einer von uns. Die Trauer über unseren toten Helden macht ihn nicht wieder lebendig. Aber die Erfüllung seines Traumes von einer Welt der Menschlichkeit, der Liebe und des Friedens wird ihn unsterblich machen."
Harry Belafonte


**

Victor Jaras letztes Gedicht, geschrieben vor seinem Tod im Fußballstadion von Santiago de Chile im September 1973:

Somos cinco mil
en esta pequeña parte de la ciudad.
(...)

Deutsch:

Es sind fünftausend von uns hier
in diesem kleinen Stückchen Stadt.
Wir sind fünftausend.
Ich wüßte gern, wie viele wir sind
in den Städten und im ganzen Land?
Hier allein
sind zehntausend Hände, die pflanzen
und die Fabriken betreiben.
Wieviel Menschlichkeit
ausgesetzt dem Hunger, der Kälte, der Angst, der Qual,
der Unterdrückung, dem Terror, dem Wahnsinn?
Sechs von uns sind verloren
wie im Weltraum.
Einer tot, einer geschlagen, wie ich nie geglaubt hätte,
daß ein Menschenwesen geschlagen werden kann.
Die anderen vier wollten ihre Qualen beenden -
einer sprang ins Nichts,
einer schlug den Kopf gegen die Mauer,
aber alle mit dem starren Blick des Todes.
Was für ein Grauen die Fratze des Faschismus schafft!
Sie führen ihre Pläne mit der Präzision von Messern aus.
Ihnen ist alles gleich.
Für sie ist Blut wie ein Orden,
Schlächterei eine Heldentat.
O Gott, ist das die Welt, die du geschaffen hast?
Dafür deine sieben Tage voll Wundern und Taten?
In diesen vier Wänden gibt es nur eine Zahl,
die sich nicht vermehrt.
Die sich mehr und mehr nach dem Tode sehnt.
Aber plötzlich erwacht mein Gewissen
und ich sehe diesen Strom ohne Herzklopfen,
nur den Rhythmus von Maschinen
und die Militärs, die ihre Hebammen-Gesichter aufsetzen,
voller Zärtlichkeit.
Laßt Mexico, Cuba und die Welt
gegen diese Schändlichkeit protestieren!
Wir sind zehntausend Hände,
die nichts produzieren können.
Wie viele von uns im ganzen Land?
Das Blut unseres Präsidenten, unseres compañeros,
wird kühner kämpfen als Bomben und Maschinengewehre!
Auch unsere Faust wird wieder kämpfen.
Wie schwer ist das Singen,
wenn ich den Schrecken singen muß.
Den Schrecken, den ich lebe,
den Schrecken, den ich sterbe.
Mich selbst unter so vielen sehen
und so viele Augenblicke der Unendlichkeit,
in denen Schweigen und Schreie
das Ende meines Gesanges sind.
Was ich sehe, habe ich nie gesehen.
Was ich gefühlt habe und was ich fühle,
wird den Augenblick erschaffen ...

(Aus: Victor Jara - Chile, mein Land, offen und wild
Sein Leben, erzählt von Joan Jara. rororo aktuell 5523)

Der Text, spanisch und deutsch:

* *



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longtime

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longtime
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Re: Literaturliebhaber denken heute - am 28.9. - an Victor Jara
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 28.09.2009, 22:02:48
Victor Jara :
El derecho de vivir en paz


Kann jemand den Text in der Übersetzung vermitteln?

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Re: Literaturliebhaber denken heute - am 29.9. - an WALTHER RATHENAU
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 28.09.2009, 22:04:16
Erinnern an Walther Rathenau
(* 29. 9.1867 in Berlin; ermordet am 24. Juni 1922 in Berlin-Grunewald)


Ein Gedenkstein für Walter Rathenau (in der Koenigsallee in Berlin):

An die Ermordung Rathenaus, der von dem Schriftsteller Gustav Frenssen als der „vornehmste Kopf Europas“ bezeichnet worden war, erinnert heute u. a. ein 1946 von der linksliberalen Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands gesetzter Gedenkstein in der Koenigsallee in Berlin-Grunewald.

Inschrift auf der Bronzeplatte


Gedenkstein für Walther Rathenau in der Koenigsallee
Die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands
Dem Andenken an
WALTHER RATHENAU
Reichsaußenminister der deutschen Republik
Er fiel an dieser Stelle durch Mörderhand
am 24. Juni 1922
Die Gesundheit eines Volkes
kommt nur aus seinem inneren Leben
Aus dem Leben seiner Seele und seines Geistes
Oktober 1946


*


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Re: Literaturliebhaber denken heute - am 29.9. - Wystan Hugh Auden...
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 29.09.2009, 07:47:28
Heute möchte ich erinnern an W.H. Auden, geboren am 21. Februar 1907 in New York, gestorben am 29. September 1973 in Wien

Die Gedichte von Auden sind sicher am bekanntesten, vor allem eines, das seinen Namen sehr bekannt machte, der “Funeral Blues”, der in dem Film “Vier Hochzeiten und ein Todesfall” auf einer Beerdigung vorgetragen wurde.
Der englische Text des Gedichtes ist hier zu finden:

Eine deutsche Übersetzung ist u.a. bei “Lyrikwelt” abgedruckt und hier nachzulesen.

Auden verfasste aber nicht nur Gedichte, sondern schrieb auch Essays und Kritiken und - gemeinsam mit seinem Freund Christopher Isherwood - einige Dramen.

Auden studierte in Oxford und wurde zunächst Lehrer.

1929 lebte er mit Christopher Isherwood eine Zeitlang in Berlin.

1935 heiratete er Erika Mann, die Tochter von Thomas Mann, um ihr nach der Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft zur britischen Staatsangehörigkeit zu verhelfen .

Auden schrieb auch Libretti, u.a. für Igor Strawinsky und Hans-Werner Henze.
Seine Dichtung “The Age of Anxiety” bildete die Grundlage für die gleichnamige Sinfonie von Leonard Bernstein.
Für “The Age of Anxiety “ erhielt er übrigens 1948 den Pulitzer-Preis.

Sogar die Rockmusik hat er beeinflusst, denn der Schotte Alex Harvey komponierte den Titel “Roman Wall Blues” nach dem Text von Auden.

Auch Gedichte zu politischen Geschehnissen hat Auden geschrieben, über den Spanischen Bürgerkrieg in “Spanien” und den Beginn des Zweiten Weltkrieges in “1. September 1939”.

Zum Tode von William Butler Yeats und Sigmund Freud hat er ebenfalls Gedichte geschrieben.

Für Interessenten hier eine Adresse mit einigen englischsprachigen Gedichten. Hier sind auch mehrere Gedichte von Auden zu finden.
Bitte hier klicken.

1939 zog Auden nach New York und arbeitete dort als Dozent.
Er erhielt 1846 die amerikanische Staatsbürgerschaft und lebte eine Zeitlang während der Winter in Amerika und verbrachte die Sommer in Europa.

Erst in seinem letzten Lebensjahr zog er endgültig in sein Heimatland zurück und ließ sich in Oxford nieder.
In den Jahren 1957 - 1973 lebte Auden in den Sommermonaten meist in Kirchstetten in Niederösterreich.
Er starb nach einer Lesung in einem Wiener Hotel.
In seinem Haus in Kirchstetten wurde 1995 eine Wystan-Hugh- Auden-Gedenkstätte eingerichtet.

Gruß

--
enigma

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indra
indra
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Re: Literaturliebhaber denken heute - am 29.9. - Wystan Hugh Auden...
geschrieben von indra
als Antwort auf enigma vom 29.09.2009, 10:42:07
Dieser Thread ist so anregend...ich glaube, ich hätte in der letzten Zeit nicht so viel gelesen, gesucht, gefunden, gäbe es diese Seite nicht.
Danke an alle...
Wystan Hugh Auden kannte ich z. B. gar nicht, so konnte ich wieder etwas meinem Wissenschatz zuordnen.
Ich möchte heute an jemand erinnern, den wohl alle kennen.Es ist
MIGUEL DE CERVANTES SAAVEDRA.
Vermutlich wurde er am 29.September 1547 in Alcalà de Henares geboren.
Dass er am 9.Oktober 1547 getauft wurde, ist amtlich nachweisbar.
Cervantes starb am 23.April 1616 in Madrid.
Er gilt als DER NATIONALDICHTER Spaniens.
Wer kennt nicht seinen Don Quixote und dessen Diener Sancho Pansa!
In " Leben und Taten des scharfsinnigen Edlen DON QUIXOTE von la Mancha"
gelingt Miguel de Cervantes eine Finesse der besonderen Art.
Er legt seine Hauptfigur doppelt an, nämlich in Quixote und Sancho Pansa.
Im natürlichen Dialog der beiden werden Gedanken und Empfindungen des/der Helden kundgetan.
Die beiden parodieren sich, ergänzen sich, es ist einfach eine "Gaumenfreude", die Helden zu erleben, denn man leckt sich die Zunge beim Lesen...mir erging es jedenfalls so...
Und solche geflügelten Worte aus dem Munde Sancho Pansas wie:" Da liegt eben der Hase im Pfeffer" oder der Ausspruch von Don Quixote : "Das beste Gewürz von der Welt ist der Hunger", kennt zwar jeder, doch dass Miguel de Cervantes der Schöpfer dieser Worte ist, sei hier nochmals betont.
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indra
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Re: Literaturliebhaber denken heute - am 29.9. - Wystan Hugh Auden...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf indra vom 29.09.2009, 20:12:42



Dieser Druck von Honore Daumier (19.Jhd.) lenkt den Blick auf sich, wenn man in den Eingangsbereich unseres Hauses kommt. Damit ist einiges über unsere Beziehung zu dieser immer noch lebendigen Gestalt gesagt.


Vor 4 Jahren sah ich die Barockoper "Don Chisciotte in Sierra Morena" von F. Conti im Rahmen der Festwochen der Alten Musik in Innsbruck.

..."Gleich vorweg, das ist ein Erfolg, ein großer sogar. Gute vier Stunden vergehen wie im Fluge. Erlebt man die so intelligente wie heitere und daher so sympathische Produktion meistens mit einem lachenden und einem weinenden Auge, so stehen am Ende die Tränen in beiden. Glück und Berührung halten die Waage. Dies bei einem Stück, das den Erfolg der Wiener Karnevalssaison von 1719 ausmachte, und sich in ungewöhnlicher, ziemlich modern anmutender Weise, mit der Figur eines gesellschaftlich so unangepassten Fantasten und Weltflüchters wie Don Quijote, aus dem nunmehr 400 Jahre alten Roman des Miguel de Cervantes, auseinandersetzt.

So, da kommen sie alle zusammen, in der Sierra Morena, einer Wüstengegend in Spanien. Wie so oft in der Oper, am ungewöhnlichen Ort, zur ungewöhnlichen Zeit, kommen ungewöhnlicher Weise Menschen zusammen, die auf ungewöhnlichen Wegen ins Glück oder Unglück stürzten, und am Ende kraft ganz und gar ungewöhnlicher Wendungen glücklich oder unglücklich sind. Für die einen wendet sich das Unglück ins Glück, für die anderen ist es umgekehrt und für einige bleibt alles wie es war..."
(Boris Michael Gruhl)


mart1
longtime
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Re: Literaturliebhaber denken heute - am 29.9. - an Miguel de Cervantes ..
geschrieben von longtime
als Antwort auf indra vom 29.09.2009, 20:12:42
Herzlich mein Dank an enigma und an indra. Da lohnt es sich, neue Anregungen zu kriegen - und mal was mitzuteilen.

Ich will indras Hinweis aufnehmen: den Edlen "Don Quijote de la Mancha" - zu rühmen.

Da gibt es eine neue, deutsche Übersetzung des wunderbaren Romans, die ich mir schon für den Herbst bereit gelegt habe, von Susanne Lange, Übersetzerin des Romans in unsere heutige Zeit von "Don Quijote" im Hanser Verlag.

Paul Ingendaay, der FAZ-Korrespondent ihn Spanien, machte in seinem BLOG drauf aufmerksam:


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longtime
Re: Literaturliebhaber denken heute - am 29.9. - an Miguel de Cervantes ..
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf longtime vom 29.09.2009, 21:03:28
Hallo,
ich möchte heute erinnern an:

Ingrid Noll
geboren 29.9.1935
hier lesen: Über Ingrid Noll
--
spatzl

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