Literatur Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute an: ...
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber gedenken am 16.9. an Friedrich Torberg
Danke dir Longtime, dass du uns an Friedrich Torberg und an Tante Jolesch erinnerst.
Tja – die Tante Jolesch! Verschwunden ist sie und zurück blieben nur ihre Weisheiten - von denen sicherlich die bekannteste jene ist: "Was ein Mann schöner ist als ein Aff, is a Luxus."
Aber auch die Tatsache, dass man heute vergeblich nach einem Wirt wie Neugröschl sucht, weist unmissverständlich auf den nahenden Untergang des Abendlandes hin.
Hier die Geschichte des Restaurants Neugröschl - ich setze sie hier ein und hoffe, dass keiner wegen ihrer Länge schimpfen wird:
Wo es in Wien die beste Fladentorte gab, wußte man, wenn man wer war, und wer es nicht wußte, war eben nicht wer.
Was eine Fladentorte ist, wußte man gleichfalls: Eine aus mehreren Lagen Mohn und verschiedenartig präparierten Obstsorten hergestellte Torte, jeweils mit einer dünnen Teig schicht dazwischen und manchmal noch mit Schokolade versetzt. Je vielfältiger die Lagen oder Fächer, je raffinierter ihre Zusammenstellung, desto höher die Qualität der Fladentorte.
Wer aber wußte, wo es eine gute Fladentorte gab, mußte gelegentlich auch Unbill in Kauf nehmen.
Zum Beispiel:
Gast beim Herrn Neugröschl
Die Fladentorte gehörte zu den Spezialitäten, für die das Restaurant Neugröschl im II. Wiener Gemeindebezirk berühmt war. Noch berühmter war es für die Person seines Besitzers, eines Originals von seltener Urwüchsigkeit und ebensolcher Grobheit, die an seiner vierschrötigen Gestalt nachdrücklich Stützung fand.
Es war nicht gut, Herrn Neugröschl zu widersprechen oder sich sonstwie mit ihm anzulegen.
Wenn ein Stammgast gelegentlich fragte (und nur ein Stammgast durfte das überhaupt riskieren): "Herr Neugröschl, was gibt's denn heute besonders Gutes?" und wenn Herr Neugröschl antwortete: "Was auf der Karte steht", dann tat der Stammgast am klügsten, den schroffen Bescheid hinzunehmen und nicht etwa aufzumucken, wie ein Verwegener es einmal tat:
"Dazu hätte ich Sie ja nicht fragen müssen", murrte er, und empfing die prompte Replik: "Nicht? Was fragen Sie dann so blöd? Von mir aus müssen Sie erst gar nicht herkommen!"
Denn Herr Neugröschl konnte auf Gäste mühelos verzichten. Er hatte ihrer übergenug.
Auch ich durfte einmal einer garantiert echten Neugröschl-Grobheit teilhaftig werden.
Ich war gemeinsam mit einem Freund zum Mittagessen gekommen, mit Absicht ein wenig spät: Wir hofften auf raschere Bedienung, wenn der übliche Andrang vorüber wäre. Tatsächlich fanden wir bei unserm Eintritt nur noch zwei oder drei Tische besetzt, und als auch diese sich geleert hatten, waren wir die einzigen, die noch essen wollten.
Aber wir warteten vergebens auf einen Kellner, dem wir das hätten sagen können. Offenbar hatten wir uns übermäßig verspätet, und es war bereits die Essenszeit für das Personal angebrochen.
Ungefähr zehn Minuten mochten vergangen sein, als die zweiflügelige Milchglastür, die zur Küche führte, von innen aufgestoßen wurde. Herr Neugröschl erschien im Lokal, näherte sich unserm Tisch und blieb, wenn auch mit nur undeutlich gemurmeltem Gruß, so doch mit deutlich fragendem Gesichtsausdruck vor uns stehen.
"Herr Neugröschl", sagte ich zaghaft, "wir sitzen jetzt schon seit einer Viertelstunde hier und möchten gerne etwas bestellen. Wäre das möglich?"
Daraufhin wandte Herr Neugröschl sich wortlos um, schritt zur Küchentüre zurück, öffnete sie vermittels eines wuchtigen Tritts gegen den einen Flügel und rief so laut, daß auch wir es hören konnten, in die Küche hinein:
"Was ist denn? Zwei lausige Gast' sind da, und nicht einmal bedient werden siel"
Bei Herrn Neugröschl hatte der Gast immer unrecht.
Die Geschichte, die das auf einmalig überzeugende Art bestätigt, wurde von so vielen Seiten berichtet und herumgeboten, daß sich die Frage nach ihrer historischen Wahrhaftigkeit erübrigt. Sie weist die unverkennbaren Merkmale einer weitaus höher einzuschätzenden inneren Wahrhaftigkeit auf, und es gab eine Zeit, da sie in Wien so populär war, daß ihre Schlußwendung den Rang eines Zitats erreichte.
Heutzutage würde man sicherheitshalber wohl erst erklären müssen, daß "Kaiserschmarm" eine beliebte Wiener Mehlspeise ist (bestehend aus kleingerissenem mit Zibeben angerichtetem Palatschinkenteig) und daß die "Zwetschgenröster" im eigenen Saft gedünstete Pflaumen als des Kaiserschmarrns klassische, aber keineswegs einzig zulässige Beilage gelten.
Die Geschichte beginnt damit, daß eines heißen Sommertages ein Gast des Restaurants Neugröschl zum Abschluß seines Menüs einen Kaiserschmarm bestellt.
"Was dazu?" fragt der Kellner, unter der Einwirkung der Hitze die überhaupt eine gewisse Knappheit des Dialogs zur Folge hat noch mürrischer als sonst.
"Ein Kompott."
"Was für ein Kompott?"
"Egal."
Nach einer angemessenen Frist serviert der Kellner den Kaiserschmarm mit einer Portion Zwetschgenröster als Beilage; er will sich entfernen, wird jedoch vom Gast zurückgehalten:
"Herr Ober, ich habe als Beilage ein Kompott bestellt."
Der Kellner, mit entsprechender Handbewegung:
"Da steht's ja."
"Was steht da?"
"Ihr Kompott"
"Das sind Zwetschgenröster. "
"Eben."
"Was heißt eben? Wenn ich ein Kompott bestelle, will ich keine Zwetschgenröeter."
"Warum nicht?"
"Weil Zwetschgenröster kein Kompott sind!"
"Zwetschgenröster sind kein Kompott?" fragt mit provokanter Überlegenheit der Kellner.
"Nein!" brüllt der Gast.
"Zwetschgenröster sind ein Kompott." Jetzt hebt auch der Kellner die Stimme.
"Zwetschgenroster sind kein Kompott! Rufen Sie mir den Chef!"
Das erweist sich als überflüssig. Herr Neugröschl, angelockt durch die immer lauter gewordene Auseinandersetzung, die bereits vom ganzen, dicht gefüllten Lokal mit größter Aufmerksamkeit verfolgt wird, ist an den Tisch getreten und fragt nach der Ursache des Lärms.
Selbstverständlich fragt er den Kellner und nicht den Gast, dem er mit einer scharfen Handbewegung Schweigen gebietet.
"Der Herr hat Kaiserschmarm mit Kompott bestellt", berichtet der Kellner, "und ich hab' ihm Zwetschgenröster gebracht."
"Na also." Mit gerunzelten Brauen mustert Herr Neugröschl den widerspenstigen Gast.
"Was will er dann noch?"
"Er sagt, Zwetschgenröster sind kein Kompott."
"Was sagt er?" Herr Neugröschl tritt dicht an den Beschuldigten heran. "Das haben Sie wirklich gesagt?"
"Natürlich", antwortet der Gast.
"Sagen Sie's noch einmal."
"Zwetschgenröster sind kein Kompott."
Daß er von Herrn Neugröschl niemals recht bekommen wird, muß ihm längst klar gewesen sein. Aber was ihm jetzt passiert, hat er ganz gewiß nicht vorausgesehen: Herr Neugröschl, der Hitze wegen in Hemdsärmeln, krempelt dieselben hoch, packt ihn mit der einen Hand am Genick, mit der andern um die Taille und befördert ihn mit dem Ruf:
"Zahlen brauchen Sie nicht, Sie sind mein Gast!" zur Türe hinaus.
Dann, und das ist der eigentliche Kern der Geschichte, pflanzt sich Herr Neugröschl mitten im Lokal auf, seine Blicke schweifen in die jäh verstummte Runde der Gäste, die sich ängstlich über ihre Teller ducken, und seine Stimme klingt unheilkündend, als er Anlauf nimmt:
"Es sind noch ein paar da, die sagen, Zwetschgenröster sind kein Kompott!" Und schüttelt drohend die erhobene Faust: "Aber ich kenn' sie alle!"
--
miriam
Tja – die Tante Jolesch! Verschwunden ist sie und zurück blieben nur ihre Weisheiten - von denen sicherlich die bekannteste jene ist: "Was ein Mann schöner ist als ein Aff, is a Luxus."
Aber auch die Tatsache, dass man heute vergeblich nach einem Wirt wie Neugröschl sucht, weist unmissverständlich auf den nahenden Untergang des Abendlandes hin.
Hier die Geschichte des Restaurants Neugröschl - ich setze sie hier ein und hoffe, dass keiner wegen ihrer Länge schimpfen wird:
Wo es in Wien die beste Fladentorte gab, wußte man, wenn man wer war, und wer es nicht wußte, war eben nicht wer.
Was eine Fladentorte ist, wußte man gleichfalls: Eine aus mehreren Lagen Mohn und verschiedenartig präparierten Obstsorten hergestellte Torte, jeweils mit einer dünnen Teig schicht dazwischen und manchmal noch mit Schokolade versetzt. Je vielfältiger die Lagen oder Fächer, je raffinierter ihre Zusammenstellung, desto höher die Qualität der Fladentorte.
Wer aber wußte, wo es eine gute Fladentorte gab, mußte gelegentlich auch Unbill in Kauf nehmen.
Zum Beispiel:
Gast beim Herrn Neugröschl
Die Fladentorte gehörte zu den Spezialitäten, für die das Restaurant Neugröschl im II. Wiener Gemeindebezirk berühmt war. Noch berühmter war es für die Person seines Besitzers, eines Originals von seltener Urwüchsigkeit und ebensolcher Grobheit, die an seiner vierschrötigen Gestalt nachdrücklich Stützung fand.
Es war nicht gut, Herrn Neugröschl zu widersprechen oder sich sonstwie mit ihm anzulegen.
Wenn ein Stammgast gelegentlich fragte (und nur ein Stammgast durfte das überhaupt riskieren): "Herr Neugröschl, was gibt's denn heute besonders Gutes?" und wenn Herr Neugröschl antwortete: "Was auf der Karte steht", dann tat der Stammgast am klügsten, den schroffen Bescheid hinzunehmen und nicht etwa aufzumucken, wie ein Verwegener es einmal tat:
"Dazu hätte ich Sie ja nicht fragen müssen", murrte er, und empfing die prompte Replik: "Nicht? Was fragen Sie dann so blöd? Von mir aus müssen Sie erst gar nicht herkommen!"
Denn Herr Neugröschl konnte auf Gäste mühelos verzichten. Er hatte ihrer übergenug.
Auch ich durfte einmal einer garantiert echten Neugröschl-Grobheit teilhaftig werden.
Ich war gemeinsam mit einem Freund zum Mittagessen gekommen, mit Absicht ein wenig spät: Wir hofften auf raschere Bedienung, wenn der übliche Andrang vorüber wäre. Tatsächlich fanden wir bei unserm Eintritt nur noch zwei oder drei Tische besetzt, und als auch diese sich geleert hatten, waren wir die einzigen, die noch essen wollten.
Aber wir warteten vergebens auf einen Kellner, dem wir das hätten sagen können. Offenbar hatten wir uns übermäßig verspätet, und es war bereits die Essenszeit für das Personal angebrochen.
Ungefähr zehn Minuten mochten vergangen sein, als die zweiflügelige Milchglastür, die zur Küche führte, von innen aufgestoßen wurde. Herr Neugröschl erschien im Lokal, näherte sich unserm Tisch und blieb, wenn auch mit nur undeutlich gemurmeltem Gruß, so doch mit deutlich fragendem Gesichtsausdruck vor uns stehen.
"Herr Neugröschl", sagte ich zaghaft, "wir sitzen jetzt schon seit einer Viertelstunde hier und möchten gerne etwas bestellen. Wäre das möglich?"
Daraufhin wandte Herr Neugröschl sich wortlos um, schritt zur Küchentüre zurück, öffnete sie vermittels eines wuchtigen Tritts gegen den einen Flügel und rief so laut, daß auch wir es hören konnten, in die Küche hinein:
"Was ist denn? Zwei lausige Gast' sind da, und nicht einmal bedient werden siel"
Bei Herrn Neugröschl hatte der Gast immer unrecht.
Die Geschichte, die das auf einmalig überzeugende Art bestätigt, wurde von so vielen Seiten berichtet und herumgeboten, daß sich die Frage nach ihrer historischen Wahrhaftigkeit erübrigt. Sie weist die unverkennbaren Merkmale einer weitaus höher einzuschätzenden inneren Wahrhaftigkeit auf, und es gab eine Zeit, da sie in Wien so populär war, daß ihre Schlußwendung den Rang eines Zitats erreichte.
Heutzutage würde man sicherheitshalber wohl erst erklären müssen, daß "Kaiserschmarm" eine beliebte Wiener Mehlspeise ist (bestehend aus kleingerissenem mit Zibeben angerichtetem Palatschinkenteig) und daß die "Zwetschgenröster" im eigenen Saft gedünstete Pflaumen als des Kaiserschmarrns klassische, aber keineswegs einzig zulässige Beilage gelten.
Die Geschichte beginnt damit, daß eines heißen Sommertages ein Gast des Restaurants Neugröschl zum Abschluß seines Menüs einen Kaiserschmarm bestellt.
"Was dazu?" fragt der Kellner, unter der Einwirkung der Hitze die überhaupt eine gewisse Knappheit des Dialogs zur Folge hat noch mürrischer als sonst.
"Ein Kompott."
"Was für ein Kompott?"
"Egal."
Nach einer angemessenen Frist serviert der Kellner den Kaiserschmarm mit einer Portion Zwetschgenröster als Beilage; er will sich entfernen, wird jedoch vom Gast zurückgehalten:
"Herr Ober, ich habe als Beilage ein Kompott bestellt."
Der Kellner, mit entsprechender Handbewegung:
"Da steht's ja."
"Was steht da?"
"Ihr Kompott"
"Das sind Zwetschgenröster. "
"Eben."
"Was heißt eben? Wenn ich ein Kompott bestelle, will ich keine Zwetschgenröeter."
"Warum nicht?"
"Weil Zwetschgenröster kein Kompott sind!"
"Zwetschgenröster sind kein Kompott?" fragt mit provokanter Überlegenheit der Kellner.
"Nein!" brüllt der Gast.
"Zwetschgenröster sind ein Kompott." Jetzt hebt auch der Kellner die Stimme.
"Zwetschgenroster sind kein Kompott! Rufen Sie mir den Chef!"
Das erweist sich als überflüssig. Herr Neugröschl, angelockt durch die immer lauter gewordene Auseinandersetzung, die bereits vom ganzen, dicht gefüllten Lokal mit größter Aufmerksamkeit verfolgt wird, ist an den Tisch getreten und fragt nach der Ursache des Lärms.
Selbstverständlich fragt er den Kellner und nicht den Gast, dem er mit einer scharfen Handbewegung Schweigen gebietet.
"Der Herr hat Kaiserschmarm mit Kompott bestellt", berichtet der Kellner, "und ich hab' ihm Zwetschgenröster gebracht."
"Na also." Mit gerunzelten Brauen mustert Herr Neugröschl den widerspenstigen Gast.
"Was will er dann noch?"
"Er sagt, Zwetschgenröster sind kein Kompott."
"Was sagt er?" Herr Neugröschl tritt dicht an den Beschuldigten heran. "Das haben Sie wirklich gesagt?"
"Natürlich", antwortet der Gast.
"Sagen Sie's noch einmal."
"Zwetschgenröster sind kein Kompott."
Daß er von Herrn Neugröschl niemals recht bekommen wird, muß ihm längst klar gewesen sein. Aber was ihm jetzt passiert, hat er ganz gewiß nicht vorausgesehen: Herr Neugröschl, der Hitze wegen in Hemdsärmeln, krempelt dieselben hoch, packt ihn mit der einen Hand am Genick, mit der andern um die Taille und befördert ihn mit dem Ruf:
"Zahlen brauchen Sie nicht, Sie sind mein Gast!" zur Türe hinaus.
Dann, und das ist der eigentliche Kern der Geschichte, pflanzt sich Herr Neugröschl mitten im Lokal auf, seine Blicke schweifen in die jäh verstummte Runde der Gäste, die sich ängstlich über ihre Teller ducken, und seine Stimme klingt unheilkündend, als er Anlauf nimmt:
"Es sind noch ein paar da, die sagen, Zwetschgenröster sind kein Kompott!" Und schüttelt drohend die erhobene Faust: "Aber ich kenn' sie alle!"
--
miriam
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber gedenken am 17.9. z. B. des Lyrikers Williams
geschrieben von longtime
Danke, miriam, für das schöne Beispiel vom Erzähler Friedrich Torberg!
*
Für die Erinnerungen zum 17. September schlage ich den stilbildenden US-Amerikaner William Carlos Williams vor:
William Carlos Williams:
The Red Wheelbarrow
So much depends
upon
a red wheel
barrow
glazed with rain
water
beside the white
chickens.
**
Text und Kommentare:
http://www.americanpoems.com/poets/williams/1043
*
Hat jemand Lust, eine Übersetzung dieses Beispiels für "lyrischen Minimalismus" zu probieren?
--
longtime
*
Für die Erinnerungen zum 17. September schlage ich den stilbildenden US-Amerikaner William Carlos Williams vor:
William Carlos Williams:
The Red Wheelbarrow
So much depends
upon
a red wheel
barrow
glazed with rain
water
beside the white
chickens.
**
Text und Kommentare:
http://www.americanpoems.com/poets/williams/1043
*
Hat jemand Lust, eine Übersetzung dieses Beispiels für "lyrischen Minimalismus" zu probieren?
--
longtime
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber gedenken am 17.9. z. B. des Lyrikers Williams
geschrieben von indra
Danke, longtime, für dieses Gedicht.
Ich werde eine Übersetzung hier eingeben, die aber nicht von mir stammt, sondern von H.M. Enzensberger
Der rote Handkarren
So viel hängt ab
von
einem roten Hand-
karren
glasiert vom Regen
nass
bei den weißen
Hühnern
Diese Form der Übersetztung fand nicht ungeteilten Beifall, da es noch eine Übersetzung aus der japanischen Haiku-Form gibt...
Die rote Schubkarre
So viel hängt ab
von
einer roten Schub-
karre
glänzend von Regen-
wasser
bei den weißen
Hühnern
So wurden diese beiden Übersetzungsformen zu einer verschmolzen, die dann ungeteilten Beifall fand...
Der rote Handkarren
So viel hängt ab
von
einem roten Hand-
karren
glasiert vom Regen-
wasser
bei den weißen
Hühnern.
Was dieses Gedicht auch immer aussagen soll, die Sprache und der Rhythmus erzeugen meditative Wirkung...und trotz des profanen Gegenstandes-des roten Handkarrens- wird man neugierig.
Ja, so kann auch Poesie sein!
--
indra
Ich werde eine Übersetzung hier eingeben, die aber nicht von mir stammt, sondern von H.M. Enzensberger
Der rote Handkarren
So viel hängt ab
von
einem roten Hand-
karren
glasiert vom Regen
nass
bei den weißen
Hühnern
Diese Form der Übersetztung fand nicht ungeteilten Beifall, da es noch eine Übersetzung aus der japanischen Haiku-Form gibt...
Die rote Schubkarre
So viel hängt ab
von
einer roten Schub-
karre
glänzend von Regen-
wasser
bei den weißen
Hühnern
So wurden diese beiden Übersetzungsformen zu einer verschmolzen, die dann ungeteilten Beifall fand...
Der rote Handkarren
So viel hängt ab
von
einem roten Hand-
karren
glasiert vom Regen-
wasser
bei den weißen
Hühnern.
Was dieses Gedicht auch immer aussagen soll, die Sprache und der Rhythmus erzeugen meditative Wirkung...und trotz des profanen Gegenstandes-des roten Handkarrens- wird man neugierig.
Ja, so kann auch Poesie sein!
--
indra
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber gedenken am 17.9. z. B. des Lyrikers Williams
geschrieben von longtime
Danke, indra - für die schöne Bemühung!
Die starken Gegensätze "rot" und "weiß" - vom metallenen Schubkarren und den kleine, süßen, lebendigen, schutzbedürftigen Küken - prägen für mich das Gedicht.
--
longtime
Die starken Gegensätze "rot" und "weiß" - vom metallenen Schubkarren und den kleine, süßen, lebendigen, schutzbedürftigen Küken - prägen für mich das Gedicht.
--
longtime
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber gedenken am 17.9. z. B. des Lyrikers Williams
geschrieben von longtime
Ein Lielbilngsedicht!
Wer mag noch mit übersetzen?
*
William Carlos Williams:
Shoot it Jimmy!
Our orchestra
is the cat's nuts -
Banjo jazz
with a nickelplated
amplifier to
soothe
the savage beast -
Get the rhythm
That sheet stuff
's a lot a cheese.
Man
gimme the key
and lemme loose -
I make 'em crazy
with my harmonies -
Shoot it Jimmy
Nobody
Nobody else
but me -
They can't copy it
**
Wem gefällt's auch?
--
longtime
Wer mag noch mit übersetzen?
*
William Carlos Williams:
Shoot it Jimmy!
Our orchestra
is the cat's nuts -
Banjo jazz
with a nickelplated
amplifier to
soothe
the savage beast -
Get the rhythm
That sheet stuff
's a lot a cheese.
Man
gimme the key
and lemme loose -
I make 'em crazy
with my harmonies -
Shoot it Jimmy
Nobody
Nobody else
but me -
They can't copy it
**
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--
longtime
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber gedenken am 17.9. z. B. des Lyrikers Williams
geschrieben von enigma
Hallo,
vielen Dank allen für die schönen Beiträge der letzten Tage.
Ich mag zwar auch das Gedicht, aber kann nicht mit einen Übersetzungsversuch starten, weil wir heute noch einmal volles Programm haben.
Aber hinweisen möchte ich in aller Kürze auf die Frankfurter Buchmesse, die am 18. September 1949 als erste Buchmesse der Nachkriegszeit wieder auflebte.
Gruß
--
enigma
vielen Dank allen für die schönen Beiträge der letzten Tage.
Ich mag zwar auch das Gedicht, aber kann nicht mit einen Übersetzungsversuch starten, weil wir heute noch einmal volles Programm haben.
Aber hinweisen möchte ich in aller Kürze auf die Frankfurter Buchmesse, die am 18. September 1949 als erste Buchmesse der Nachkriegszeit wieder auflebte.
Gruß
--
enigma
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber gedenken am 17.9. z. B. des Lyrikers Williams
geschrieben von longtime
William Carlos Williams:
Shoot it Jimmy!
Ich geb mal folgende Übertraugng "zum Besten":
William Carlos Williams
Leg los, Jimmy!
Unsere Band
bringt’s tierisch gut –
Banjo-Jazz
mit neuen Verstärkern
um die wilde Bestie
in uns
zu besänftigen –
Halt den Rhythmus
Dieser Kram vom Blatt
ist Käse.
Mann,
gib mir den Ton vor
und lass mich los –
Ich mach sie crazy
mit meinen Rhythmen -
Leg mich, Jimmy
Niemand
niemand sonst
schafft das außer mir -
die können’s nicht nachmachen
--
longtime
Shoot it Jimmy!
Ich geb mal folgende Übertraugng "zum Besten":
William Carlos Williams
Leg los, Jimmy!
Unsere Band
bringt’s tierisch gut –
Banjo-Jazz
mit neuen Verstärkern
um die wilde Bestie
in uns
zu besänftigen –
Halt den Rhythmus
Dieser Kram vom Blatt
ist Käse.
Mann,
gib mir den Ton vor
und lass mich los –
Ich mach sie crazy
mit meinen Rhythmen -
Leg mich, Jimmy
Niemand
niemand sonst
schafft das außer mir -
die können’s nicht nachmachen
--
longtime
Am 18.9.: Geburtstag Justinus Kerners!
Kerner (18.9.1786 - 21.2.1862) war ein schwäbischer Dichter, Arzt und medizinischer Schriftsteller.
Ein Protagonist Schwäbischen Romantik, nebenbei auch Parapsychologe mit okkultistischen Neigungen, blieb er als Dichter dem Volksliedhaften zugetan, wie er es in "Des Knaben Wunderhorn" (1806/1808)und Balladendichtungen vorfand.
Aber auch das war möglich mit seinen ärztlichen, psychologischen und politischen Begabungen:
1838 verspottete er die politische Elite der Biedermeierzeit mit satirischem Spott.
Justinus Kerner
Der Zopf im Kopfe
Einst hat man das Haar frisiert,
Hat's gepudert und geschmiert,
Daß es stattlich glänze,
Steif die Stirn begrenze.
Nun läßt schlicht man wohl das Haar,
Doch dafür wird wunderbar
Das Gehirn frisieret,
Meisterlich dressieret.
Auf dem Kopfe die Frisur,
Ist sie gleich ganz Unnatur,
Schien mir noch passabel,
Nicht so miserabel,
Als jetzt im Gehirn der Zopf,
Als jetzt die Frisur im Kopf.
Puder und Pomade
Im Gehirn! - Gott gnade!
*
Der sozusagen natürliche, männlich-markante Haarzopf galt im 18. und frühen 19. Jahrhundert als „Ausweis“ der in ihren Privilegien und Rechthabereien erstarrten Feudalgesellschaft in Europa. Nach der Französischen Revolution verschwand der Zopf langsam aus der Zivilmode und galt bald als Ausdruck konservativer Gesinnung. Das Militär hielt jedoch in allen Staaten bis ins frühe 19. Jahrhundert an der Haartracht fest.
In dieser politischen Restauration nach 1815 gelang weitgehend eine bürgerliche Umgestaltung der Modeerscheinungen und herrschaftlichen Attribute; so wurde allmählich der "Zopf" zur politischen Metapher für Reaktionäre und Reaktion umgedeutet.
Hier beschwert und polemisiert Kerner, ein Freund Mörikes und vieler Dichter, gegen die intellektuell-spießigen Hüter der alten Ordnung.
Hier bei Kerner spielt auch eine kritische Aversion gegen den bekannten und markanten preußischen Soldatenzopf mit:
Dort erhielt er die extreme Form, auch in Staaten des Heiligen Römischen Reiches, die dem preußischen Vorbild bei der Uniformierung folgten.
König Friedrich Wilhelm I., der sämtliche Aspekte der üppigen französischen Mode verabscheute, befahl nach seinem Regierungsantritt 1713 einen radikalen Wechsel im Uniformstil. Zur einheitlichen, neuen, zweckmäßigeren Uniformierung gehörten die reglementierten Frisuren, bei denen die Haare straff nach hinten gekämmt und mit einem schwarzem Band umwickelt zu einem Zopf gestaltet wurden, der bis zur Taille reichen konnte.
Zu Paraden und zeremoniellen Anlässen wurde das Haar, das seitlich in je nach Regiment verschieden geformte und gleichfalls exakt reglementierte Locken gedreht war, auffällig gepudert. Dieser Soldatenzopf war für Offiziere wie für Mannschaften verbindlich und wurde für die nächsten Jahrzehnte prägend für das Erscheinungsbild der preußischen Armee, obwohl er unter den Nachfolgern Friedrichs des Großen kürzer gehalten wurde.
Vgl. Ferdinand von Freiligrath in seinem Gedicht:
„Und noch einmal der Zopf“
(1843)
http://www.zeno.org/Literatur/M/Freiligrath,+Ferdinand/Gedichte/Ein+Glaubensbekenntnis/2./Und+noch+einmal+der+Zopf
Über Leben und Werk Kerners:
Zu Kerners Werken s.:
Kerners Schriften und Dichtungen
Toll zu lesen:
Sein „Bilderbuch aus meiner Knabenzeit“ ist ein sehr interessanter Einblick in die Jugendzeit der schwäbischen Bürgerlichkeit:
www.gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1403&kapitel=1#gb_found
Kerner (18.9.1786 - 21.2.1862) war ein schwäbischer Dichter, Arzt und medizinischer Schriftsteller.
Ein Protagonist Schwäbischen Romantik, nebenbei auch Parapsychologe mit okkultistischen Neigungen, blieb er als Dichter dem Volksliedhaften zugetan, wie er es in "Des Knaben Wunderhorn" (1806/1808)und Balladendichtungen vorfand.
Aber auch das war möglich mit seinen ärztlichen, psychologischen und politischen Begabungen:
1838 verspottete er die politische Elite der Biedermeierzeit mit satirischem Spott.
Justinus Kerner
Der Zopf im Kopfe
Einst hat man das Haar frisiert,
Hat's gepudert und geschmiert,
Daß es stattlich glänze,
Steif die Stirn begrenze.
Nun läßt schlicht man wohl das Haar,
Doch dafür wird wunderbar
Das Gehirn frisieret,
Meisterlich dressieret.
Auf dem Kopfe die Frisur,
Ist sie gleich ganz Unnatur,
Schien mir noch passabel,
Nicht so miserabel,
Als jetzt im Gehirn der Zopf,
Als jetzt die Frisur im Kopf.
Puder und Pomade
Im Gehirn! - Gott gnade!
*
Der sozusagen natürliche, männlich-markante Haarzopf galt im 18. und frühen 19. Jahrhundert als „Ausweis“ der in ihren Privilegien und Rechthabereien erstarrten Feudalgesellschaft in Europa. Nach der Französischen Revolution verschwand der Zopf langsam aus der Zivilmode und galt bald als Ausdruck konservativer Gesinnung. Das Militär hielt jedoch in allen Staaten bis ins frühe 19. Jahrhundert an der Haartracht fest.
In dieser politischen Restauration nach 1815 gelang weitgehend eine bürgerliche Umgestaltung der Modeerscheinungen und herrschaftlichen Attribute; so wurde allmählich der "Zopf" zur politischen Metapher für Reaktionäre und Reaktion umgedeutet.
Hier beschwert und polemisiert Kerner, ein Freund Mörikes und vieler Dichter, gegen die intellektuell-spießigen Hüter der alten Ordnung.
Hier bei Kerner spielt auch eine kritische Aversion gegen den bekannten und markanten preußischen Soldatenzopf mit:
Dort erhielt er die extreme Form, auch in Staaten des Heiligen Römischen Reiches, die dem preußischen Vorbild bei der Uniformierung folgten.
König Friedrich Wilhelm I., der sämtliche Aspekte der üppigen französischen Mode verabscheute, befahl nach seinem Regierungsantritt 1713 einen radikalen Wechsel im Uniformstil. Zur einheitlichen, neuen, zweckmäßigeren Uniformierung gehörten die reglementierten Frisuren, bei denen die Haare straff nach hinten gekämmt und mit einem schwarzem Band umwickelt zu einem Zopf gestaltet wurden, der bis zur Taille reichen konnte.
Zu Paraden und zeremoniellen Anlässen wurde das Haar, das seitlich in je nach Regiment verschieden geformte und gleichfalls exakt reglementierte Locken gedreht war, auffällig gepudert. Dieser Soldatenzopf war für Offiziere wie für Mannschaften verbindlich und wurde für die nächsten Jahrzehnte prägend für das Erscheinungsbild der preußischen Armee, obwohl er unter den Nachfolgern Friedrichs des Großen kürzer gehalten wurde.
Vgl. Ferdinand von Freiligrath in seinem Gedicht:
„Und noch einmal der Zopf“
(1843)
http://www.zeno.org/Literatur/M/Freiligrath,+Ferdinand/Gedichte/Ein+Glaubensbekenntnis/2./Und+noch+einmal+der+Zopf
Über Leben und Werk Kerners:
Zu Kerners Werken s.:
Kerners Schriften und Dichtungen
Toll zu lesen:
Sein „Bilderbuch aus meiner Knabenzeit“ ist ein sehr interessanter Einblick in die Jugendzeit der schwäbischen Bürgerlichkeit:
www.gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1403&kapitel=1#gb_found
M..., soeben habe ich meinen Beitrag eleminiert...also nochmal...:
Vielen Dank für die Anregungen zum Erinnern, obwohl einige für mich Neuland sind.
Ich möchte heute SAMUEL JOHNSON`s gedenken. Er wurde am 18.9.1709 in England geboren und starb dort am 13.12.1784.
Johnson war der nach Shakespeare am meisten zitierte englische Autor. Zu Lebzeiten war er die wichtigste Person des literaischen Lebens in England.
Sein Werk, das berühmte DICTIONARY OF THE ENGLISH LANGUAGE, beeinflusst noch heute alle ähnlichen Lexika über die englische Sprache.
--
indra
Vielen Dank für die Anregungen zum Erinnern, obwohl einige für mich Neuland sind.
Ich möchte heute SAMUEL JOHNSON`s gedenken. Er wurde am 18.9.1709 in England geboren und starb dort am 13.12.1784.
Johnson war der nach Shakespeare am meisten zitierte englische Autor. Zu Lebzeiten war er die wichtigste Person des literaischen Lebens in England.
Sein Werk, das berühmte DICTIONARY OF THE ENGLISH LANGUAGE, beeinflusst noch heute alle ähnlichen Lexika über die englische Sprache.
--
indra
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 5.8. - z.B. an Janusz Korczak
geschrieben von ladysaxony
--
ladysaxony
Als ich heute die Literaturbeiträge anschaute, las ich über
Janusz Korczak
In den 50 -ziger Jahren habe ich über ihn gelesen und war so erschüttert wie er mit seinen Kindern gemeinsam und wohl wissend was bevorstand, in dasVernichtungslager ging.- Ich habe es die vielen Jahre nicht vergessen.Dieser Mut, die Liebe und seine Selbstaufgabe zeichnen diesen tapferen Mann aus.
Details weiß ich leider nicht mehr nach über 50 Jahren,der Autor ist mir nicht mehr bekannt. Es ist in der DDR verlegt worden und hat mich nie ganz verlassen.Solche Menschen, wer und wo immer
sie sind und waren müssen den Heutigen als Vorbild wieder mehr vermittelt werden.
Ich habe mich gefreut darüber lesen zu könne.
Liebe Grüße an den Verfasser Ladysaxony