Literatur Marcel Reich-Ranicki ist tot!

Es gibt nur wenige Menschen, vor denen ich riesige Hochachtung und Respekt habe.
Hier zu gehören zB Mandela, der leider schon verstorbene Geiger Yehudi Menuhin, Loriot und Marcel Reich-Ranicki.

Marcel Reich-Ranicki habe ich natürlich grenzenlos bewundert, weil er es trotz seiner ermordeten Familie schaffte, ganz ohne Hass in dem Land der Täter zu leben, aber auch weil er einer der wenigen Literaturkritiker war, die selber wunderbar schreiben konnten.

Ich vermisse ihn.

Pippa

Leider noch eine "bittere Pille" für Margarit und Pilli:

Meldung von Youtube: " Das mit diesem Video verbundene YouTube-Konto wurde aufgrund mehrerer Meldungen Dritter über Urheberrechtsverletzungen gekündigt."

Dem Gedenken an RR tut dies aber keinen Abbruch. Der Abschied von ihm begann schon mit der Einstellung des Literarischen Quartetts. In seinen wenigen Auftritten danach jedoch blitzte noch immer sein scharfer, pointierter Geist durch sein meist angrifflustiges Poltern, das sicher noch vielen in den Ohren verblieben ist.

Behalten wir RR doch einfach in der Erinnerung, die seiner würdig ist :klug, scharfsinnig, pointiert und mit viel Temperament.

Luchs

Luchs, ich kann dir nur zustimmen.

Auch ich schätzte Marcel Reich-Ranicki sehr. Ich möchte seinen Scharfsinn und sein Temperament, wenn er wie ein HB-Männchen in die Luft ging.

Ich erinnere mich noch an die Sendung "Wer wird Millionär" an das Prominenten-Special mit Thomas Gottschalk.

Marcel Reich-Ranicki war ein Telefon-Joker von Thomas Gottschalk.
Der musste dann bei der 1-Million-Euro-Frage bemüht werden. Mit Hilfe von Reich-Ranicki knackte dann Th. Gottschalk die Millionenfrage.
Bei der Frage ging es um die letzte Lebensgefährtin von Franz Kafka. MRR antwortete wie aus der Pistole geschossen Dora Diamant.

Joker Marcel Reich-Ranicki

Nun ist er tot und er soll in Frieden ruhen.

anjeli

das war genau so echt, wie er die ganze Kocherei beschimpft hat! R. R. hatte es nicht nötig sich zu verstellen! Und ich denke mal nur dafür ist er so lange geblieben, um im großen Rahmen seine Meinung zum Fernsehen zu äüßern! Öfter brauchten wir so etwas!

Es kann auch sein, dass er deshalb so lange blieb, weil er Hilfe benötigte, um aus diesem Chaos wieder rauszukommen. Er wurde ja immer gebrechlicher, wie man vor einem Jahr im Bundestag sehen konnte, als er seine Abschiedsrede zu Auschwitz hielt.
Es wird keinen mehr wie ihn geben. Die Zeit der unbequemen Literaturkritiker ist ebenso vorbei, wie die Zeit der wirklich grossen deutschen Schreiber.
Seine Lieblingsfeinde waren ja Walser (der dieses unsägliche Buch "der Tod eines Kritikers" schrieb, womit er sich symbolisch des RR entledigen wollte) und Grass. RR sagte immer, Grass sei stets sehr freundich zu ihm, wenn er dessen Bücher gut kritisierte - wenn er dies schlecht machte (wertlose Prosa), würde Herr Grass unfreundlich und zornig werden.
Lest seine Biografie - sie ist wirklich sehr lesenswert, spannend und zeigt uns viel auf, was insbesondere im letzten Jahrhundert in Europa geschah. Olga

...sagte heute in einem Interview die Literaturjournalistin und "Zeit" - Feuilletonchefin Iris Radisch...

"Kritik muss klar und deutlich sein, nie zu abstrakt - das habe sie von Marcel Reich-Ranicki gelernt. Darin sei er für viele junge Kritiker eine Schule gewesen.

"Er bleibt mir in guter Erinnerung. Ich habe mit Reich-Ranicki gerne zusammengearbeitet und ich habe, bevor ich ihm dann auf diesen legendären schwarzen Sesseln des Literarischen Quartetts gegenübersaß, auch schon gekannt.

Er war sehr neugierig. Er hat mich gleich, als ich bei der "Zeit" war, da Literaturchefin wurde, eigentlich ständig angerufen. Er wollte alles wissen, hat sich nach allem erkundigt, hat mich auch häufig zu Hause angerufen, wollte meine Lektüren kennenlernen, wollte wissen, mit wem ich was rede, was auch junge Leute in diesem Beruf interessiert.

Also er war keineswegs in seinem Elfenbeinturm verschlossen, sondern nach allen Seiten hin eigentlich offen und konnte auch zuhören, obwohl natürlich seine Redeanteile immer etwas größer waren..."

Miriam

Ich habe, wenn es irgend ging, keine einzige seiner Sendungen versäumt. Meine Hochachtung für seine Ehrlichkeit, für seinen Einsatz für die Literatur hatte er voll und ganz. Ich glaube, bei ihm kann man mit Recht behaupten, die Literatur war sein Leben. Ich hätte fast alles darum gegeben, wenn er einmal eines meiner Bücher besprochen hätte - aber da hatten selbstverständlich andere Vorrang und das wahrscheinlich mit Recht.
Ich wünsche ihm so sehr, dass er jetzt "weiß", was hinter dem Tod kommt...!

Man vergisst leider immer ,dass RR nicht "nur" Literatur-Kritiker war, sondern auch ein ausgezeichneter Schriftsteller. Mich tröstet, dass er jetzt - wo immer er sein wird - z.B. Thomas Mann wiedertreffen wird und viele andere, die ihm am Herzen lagen - ob nun in freundschaftlichem oder auch kontroversem Sinne.
Es gibt derzeit viele Nachrufe auf ihn - ich vermisse solche von Walser und Grass. Es wäre schön, wenn auch diese beiden alten Herren endlich über ihren Schatten springen könnten und ihn entsprechend ehrten. Sie treffen ihn ja auch vermutlich bald im Literatenhimmel. Olga

Walser und Grass....Sie treffen ihn ja auch vermutlich bald im Literatenhimmel. Olga

Olga, ich glaube, davor haben sie Angst. Clara

da kannst du wohl bei unseren Nobelpreisträger lange warten, solche Größe besitzt er nun mal leider nicht!