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Literatur Literatur über oder auch von autistische(n) Künstler(n)

enigma
enigma
Mitglied

Literatur über oder auch von autistische(n) Künstler(n)
geschrieben von enigma
Zunächst möchte ich einen sehr schönen Songtext von "PUR" hier einstellen:

„Ich will raus hier

Er plapperte schon Worte
wie es kleine Leute tun
Alles schien in Ordnung und gesund
doch damit nicht mal ganz zwei Jahren
blieb seine Sprache stumm
scheinbar ohne Grund
Und er schrie viel und tobte
zog sich dann weit in sich zurück
und nach falscher Diagnose
und nach Ratlosigkeit blieb nur ein:
"wohl verrückt"
einsam, traurig, Kastenmensch
lebendig begraben, ein steinernes Wesen
das mich im Kerker gefangenhält
Er spielte mit den Murmeln und er saß gern unter´m Tisch
so blieb lange vieles unentdeckt
bis nach Jahren eines Tages
eine neue Therapie zeigte
was da in ihm steckt.
Und er schreibt am Computer
und er schreibt gestützt auf Mutter´s Hand
Er schreibt in seiner eignen Sprache
Kämpft mit Worten und Verstand
gegen seine Kerkerwand
einsam, traurig, Kastenmensch
lebendig begraben, ein steinernes Wesen
das mich im Kerker gefangenhält
Er spielte mit den Murmeln und er saß gern unter´m Tisch
so blieb lange vieles unentdeckt
bis nach Jahren eines Tages
eine neue Therapie zeigte
was da in ihm steckt.
Und er schreibt am Computer
und er schreibt gestützt auf Mutter´s Hand
Er schreibt in seiner eignen Sprache
Kämpft mit Worten und Verstand
gegen seine Kerkerwand
einsam, traurig, Kastenmensch
lebendig begraben, ein steinernes Wesen
das mich im Kerker gefangenhält
Er spielte mit den Murmeln und er saß gern unter´m Tisch
so blieb lange vieles unentdeckt
bis nach Jahren eines Tages
eine neue Therapie zeigte
was da in ihm steckt.
Und er schreibt am Computer
und er schreibt gestützt auf Mutter´s Hand
Er schreibt in seiner eignen Sprache
Kämpft mit Worten und Verstand
gegen seine Kerkerwand
einsam, traurig, Kastenmensch
lebendig, begraben, ein sternernes Wesen
das mich im Kerker gefangenhält
Wo ist der Weg in die wichtige Welt ?
Ich will raus hier aus der Kistenwelt
in die wirre Welt
ich will kein in mich mehr sein
Ich will raus hier.
Wuchernde Erdklumpen auf meiner Seele
unruherastklopfiger Geistüberfall
Chaosgeschehen, autistischer Panzer
Ohneichwesen und rohe Gestalt
Isolationshaft, in zwanghafter Weise bin ich
ein Sklave der Wunderangstmacht.
Ich will raus hier versteh mich
aus der Kistenwelt begreif mich
in die wirre Welt und lieb mich doch
ich will kein in mich mehr sein.“

Text: H.Engler/I.Reidl/B. Sellin
Musik: H.Engler/I.Reidl

Ich habe auch schöne Gedichte von autistischen Autoren gelesen, aber da warte ich noch auf die Genehmigung zum Einstellen!
Wenn jemand da noch etwas hat, bitte einstellen....
Danke!
--
enigma
lollipop
lollipop
Mitglied

Re: Literatur über oder auch von autistische(n) Künstler(n)
geschrieben von lollipop
als Antwort auf enigma vom 06.04.2007, 10:20:17
Buchtipp:
Axel Brauns:
Buntschatten und Fledermäuse
Mein Leben in einer anderen Welt
Taschenbuchausgabe bei Goldmann, München 2004
--
lollipop
enigma
enigma
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Re: Literatur über oder auch von autistische(n) Künstler(n)
geschrieben von enigma
als Antwort auf lollipop vom 06.04.2007, 11:42:34
@lollipop
Ich danke Dir für den Buch-Tipp!
Gruß
--
enigma

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Re: Literatur über oder auch von autistische(n) Künstler(n)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 06.04.2007, 18:13:24
Danke für das Thema! Ja, viele Künstler können sich in die enorm einseitige, einsame Welt von Autisten versetzen.

Ein umgekehrter Fall:

Dietmar Zöllers Beurteilung zu "Rain Man".
Der Autist Zöller, der sich selber entwickeln lernte, besuchte den Film am 9 April 1989 und hielt seine Bewertung in Tagebucheinträgen fest.(Aus: D. Z.: „Ich gebe nicht auf.“ (Zuerst 1992). München 1995 (dtv 30452).

Dietmar Zöller schrieb:

9. April 1989 - «Rain Man», ein Film mit Fragezeichen. Der Film war ein Erlebnis. Man sollte nicht glauben, daß ein Schauspieler eine solche Rolle spielen kann. Das war echt und eindrucksvoll. Gestört hat mich, daß Leute gelacht haben. Die ahnen wohl nicht, wie schlimm eine solche Behinderung ist. Es war doch erschütternd, daß der Mann nicht wußte, was Partnerliebe ist, und es darum nur mißverstehen konnte. Ich habe immer nur gedacht: Wie gut, daß ich alles begreife und das Leben verstehe, auch wenn ich nicht die Aufgaben des Alltags bewältige.
Man sollte aber Behinderte nicht lächerlich machen. Vielleicht brauchte der Film eine Einleitung über den Autismus und seine Ausprägungen. Ich weiß nicht recht, was ich von dem Film halten soll. Ein wenig hat er mich gekränkt, weil ich die Schwierigkeiten eines Autisten aus eigenem Erleben und Leiden kenne.
Wenn ich es recht bedenke, dann war der Film für mich aufregend. Ich war sehr gespannt und konnte an manchen Stellen nicht ertragen, einen solchen Spiegel vorgehalten zu bekommen, denn ansatzweise sind die Schwierigkeiten bei mir auch noch vorhanden. Ich habe z. B. auch noch Probleme, wenn wir abends Auto fahren und die Lichter so blenden.
Was glaubt wohl Dustin Hoffman, wie die Wirklichkeit eines Autisten aussieht? Alles ist noch viel schlimmer, als man es spielen kann.

27. Juni 89 - Lieber Herr Mayer,

ein letzter Brief, den ich als Schüler an meinen Lehrer schreibe. In Zukunft schreibe ich dann an einen Freund, der mir ja vielleicht das Du anbietet. Das hätte ich jedenfalls gern. Ich fand die Abschlußfeier ganz gut und war auch nicht übermäßig traurig, nur nachdenklich. Morgen sieht das noch mal ganz anders aus, das ist endgültig. Ich gebe mir Mühe, nicht auszuflippen.
Abends gehe ich mit Mama und ihrer Projektgruppe in «Rain Man». Freitag fahre ich mit der Gruppe nach Stetten im Remstal. Das interessiert mich wirklich. Die Schüler können dann ja am lebendigen Beispiel, nämlich an mir, feststellen, wie das ist, wenn man behindert ist. Ich mache mit. Mal sehen, wie es wird. - Ade, bis bald, Dietmar

29.6.89 - Das war gestern eine gute Ablenkung mit "Rain Man". Ich habe viel mehr gesehen als beim ersten Mal. Aber ich muß mich abgrenzen. Ich bin anders. Ich beharre nicht auf solchen Ritualen und kann viel besser Veränderungen ertragen. Es hat mich aber vieles an meine Kindheit erinnert.

**

Autisten, die es lernen konnten, sich auszudrücken, am PC zum Beispiel, teilen mit, wie sehr sie leiden, dass sie ausgeschlossen aus der Kommunikation.

Wenn man das vergleicht mit (manchmal intelligent und machtbesessenen) Neurotikern, mit Verhaltensgestörten, die ihre Umwelt häufig benutzen, um Reaktionen von ihnen zu erpressen, also "Erfolg" haben wollen, mit Zanken und Zicken, mit Eskalation und rauschhaftem Ausrasten...

--
elfenbein
enigma
enigma
Mitglied

Re: Literatur über oder auch von autistische(n) Künstler(n)
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.04.2007, 19:59:45
Ja, ich erinnere mich noch sehr gut an "Rain-Man".
Dustin Hoffman soll sich - wie immer, so sagt man jedenfalls - akribisch auf seine Rolle vorbereitet haben. Ich weiß nicht, wie gut er wirklich war (aus der Sicht eines Betroffenen), aber ich fand ihn jedenfalls gut.
Tom Cruise war aber auch gut, in der Rolle des "gesunden" Bruders, der anfänglich gar nicht so (moralisch) gesund war, weil sein behinderter Bruder ihm eher lästig war.
Das änderte sich dann... im Film.
Aber das kann auch in der Realität so sein, wenn man jemanden, so weit man kann, verstehen will! Das ist - glaube ich - entscheidend, dass man es auch will.

Jetzt weg vom Film:
Ich habe eine Reaktion bekommen , dass meine E-Mail an die Autoren weitergeleitet worden ist.
Wie sie entscheiden werden, bleibt abzuwarten.
Wenn sie einverstanden sind, hatte ich vorgeschlagen, dass sie bei uns hier im "Neuen ST" und in diesem Thread ihre literarischen Produkte einstellen. Vielleicht wäre das eine gegenseitige Bereicherung, zwischen "Alt und Jung".
Ich hoffe darauf!
enigma
enigma
enigma
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Re: Literatur über oder auch von autistische(n) Künstler(n)
geschrieben von enigma
als Antwort auf enigma vom 06.04.2007, 21:28:24
Leider habe ich bisher von den Autoren keine Rückmeldung bekommen.
Vielleicht finde ich noch andere Literatur zum Thema.
--
enigma
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Literatur über oder auch von autistische(n) Künstler(n)
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf enigma vom 17.04.2007, 08:11:48
Hallo enigma - zum Thema Autisten hier ein interessanter aktueller Pressetext:

Ein Papagei hat in Großbritannien einem autistischen Jungen die ersten Worte beigebracht. Zum Erstaunen seiner Familie begann der vierjährige Dylan, der unter schwersten Lernstörungen leidet und bislang nicht sprach, dem Papageien namens Barney Worte wie "Dad", "Mum", "Hello" und "Night" nachzusprechen.

"Barney hat unser Leben verändert", sagte die 33-jährige Mutter des Jungen der "Sun". "Bevor wir ihn bekamen, hat Dylan zwar versucht zu sprechen, aber er brachte nur Geräusche hervor." Doch einige Monate nachdem der Junge immer wieder dem Papageien – ein Gelbbrustara (Ara ararauna) aus Südamerika –zuhörte, habe er begonnen, verständliche Worte zu sprechen. "Wenn ich ihn heute ins Bett bringe, sagt er "Night, Night, Mum"
--

quelle: n-tv.de

angelottchen
enigma
enigma
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Re: Literatur über oder auch von autistische(n) Künstler(n)
geschrieben von enigma
als Antwort auf angelottchen vom 21.04.2007, 10:13:43
Über Joachim Junker von der Autismus-Therapie-Ambulanz LiNie in Grefrath hat Diana mir die Erlaubnis erteilt, ihr nachfolgendes Gedicht im Forum einzustellen:

Einsamkeit

Einsamkeit, wie das endlose Meer
mit Wellen aus Angst und Panik
Ruhe gibt es keinen Augenblick
und der ferne Horizont bleibt leer
Verlassenheit, einer Wüste gleich
Durst nach kühlender Erfrischung
nach Kontakt und nach Beziehung
doch aus Fata Morganas jeder Teich
Fremdheit, wie von einem andern Stern
mit Sehnsucht nach Wesen, die verstehen
doch Akzeptanz ist selten nur zu sehen
und echtes Verständnis scheint so fern

© Diana, April 2000

Diana hat m.E. eine sehr schöne Homepage ins Netz gestellt, die auch bei Wikipedia zum Thema „Autismus“ angegeben ist unter:
„Informationen und Artikel zu Autismus und Asperger-Syndrom sowie großer Büchershop“.
Die Internet-Adresse der Homepage lautet:
http://www.aspiana.de/

Ich habe inzwischen schon über eine Stunde in dieser Homepage gelesen und finde, dass die Seite sehr dazu beiträgt, mehr Informationen zu geben und damit Verständnis zu wecken für das Leben von Menschen, die an Autismus oder dem Asperger-Syndrom leiden und ihr Leben lang gegen die Isolation ankämpfen müssen.

Im Übrigen sind auf einer Seite der Online-Therapie-Ambulanz LiNie auch Gedichte von anderen Autoren veröffentlicht, die ich sehr schön und lesenswert finde. Mir persönlich gefallen auch die Gedichte von “Fee” besonders gut.... aber alle anderen auch.
Eine Rückmeldung ist möglich - she. Linktipp!


--
enigma

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