Literatur Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Januar-Folge 1:
Dürrenmatt hat in einem ausführlichen Antwortbrief, der aber nicht abgedruckt wurde in diesem Buch, das Thema des deutschen Widerstands gegen die Hitlerei für außerordentlich wichtig erklärt; sah aber keine Möglichkeit, sich der Thematik mit Hilfe seiner persönlichen, dramatischen Kunst und seiner schriftstellerischen Pläne zu nähern.
Hallo longtime,
wo kann man diesen Antwortbrief lesen? Die Gründe für Dürrenmatts Ablehnung würden mich interessieren.
Gruß, Clara
Da die Herausgeber Irene Brauer und Friedrich Dönhoff in dem angegebenen Buch keine weiteren Angaben machen, habe ich bisher auch nicht den Originalbrief gefunden. - In der Taschenbuchausgabe der Werke D.s sind auch keine Briefe zu finden.
Bei Diogenes ist bisher nur ein Briefband mit D.s Briefen erschienen: Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt: Briefwechsel. Siehe:
Diogenes Verlag
Ich sehe keine Möglichkeit, an die authentischen Aussagen D.s zu kommen, da der Verlag bzw. seine Witwe Charlotte Kerr - s. Link - wohl auf solche Anfragen nicht vorbereitet sind.
Und ob schon eine große Brief-Ausgabe vorbereitet wird, weiß ich nicht.
Liebe Grüße
von Longtime!
Bei Diogenes ist bisher nur ein Briefband mit D.s Briefen erschienen: Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt: Briefwechsel. Siehe:
Diogenes Verlag
Ich sehe keine Möglichkeit, an die authentischen Aussagen D.s zu kommen, da der Verlag bzw. seine Witwe Charlotte Kerr - s. Link - wohl auf solche Anfragen nicht vorbereitet sind.
Und ob schon eine große Brief-Ausgabe vorbereitet wird, weiß ich nicht.
Liebe Grüße
von Longtime!
da der Verlag bzw. seine Witwe Charlotte Kerr - s. Link - wohl auf solche Anfragen nicht vorbereitet sind.
Danke! Denkbar sind auch andere Gründe - wer weiß!
Clara
Emil Steinberger, der Kabarettist, Schriftsteller, Regisseur und Schauspieler, hat heute Geburtstag.
Dass er 1933 geboren ist und somit heute 77 Jahre alt wird, kann man kaum glauben, so jugendlich hat er immer in seinen Fernsehsketchen gewirkt, die auch über einen langen Zeitraum in Deutschland ausgestrahlt wurden.
Aber er war auch Sprecher bei Kinderhörspielen.
Da er in grauer Vorzeit mal selbst bei der Post beschäftigt war, hat er sich offenbar auch gerne mal später in diese Rolle versetzt und dabei seine ausgesprochene Kundenfreundlichkeit unter Beweis gestellt.
Viel Vergnügen dabei und dem Steinberger Emil einen schönen Geburtstag. Hoffentlich hat er noch gute Jahre vor sich.
Dass er 1933 geboren ist und somit heute 77 Jahre alt wird, kann man kaum glauben, so jugendlich hat er immer in seinen Fernsehsketchen gewirkt, die auch über einen langen Zeitraum in Deutschland ausgestrahlt wurden.
Aber er war auch Sprecher bei Kinderhörspielen.
Da er in grauer Vorzeit mal selbst bei der Post beschäftigt war, hat er sich offenbar auch gerne mal später in diese Rolle versetzt und dabei seine ausgesprochene Kundenfreundlichkeit unter Beweis gestellt.
Viel Vergnügen dabei und dem Steinberger Emil einen schönen Geburtstag. Hoffentlich hat er noch gute Jahre vor sich.
Ja, herzlichen Dank für den großen Komiker Emil!
(Die lebenden Literaten fallen manchmal aus meinem "Register".)
*
7.01.:
Albrecht Haushofer: Professer der Geographie, Schriftsteller, Widerstandskämpfer (1903-1945)
Ein markantes Beispiel aus seinen berühmten „Moabiter Sonetten“ heißt „Schuld“:
Schuld
Ich trage leicht an dem, was das Gericht
mir Schuld benennen wird: an Plan und Sorgen.
Verbrecher war' ich, hätt' ich für das Morgen
des Volkes nicht geplant aus eigner Pflicht.
Doch schuldig bin ich anders als ihr denkt,
ich mußte früher meine Pflicht erkennen,
ich mußte schärfer Unheil Unheil nennen –
mein Urteil hab ich viel zu lang gelenkt...
Ich klage mich in meinem Herzen an:
Ich habe mein Gewissen lang betrogen,
ich hab mich selbst und andere belogen –
ich kannte früh des Jammers ganze Bahn –
ich hab gewarnt - nicht hart genug und klar!
Und heute weiß ich, was ich schuldig war ...
**
Aber nicht erst in der Todesbedrohung beschrieb er seinen konservativ-christlichen, moralischen Widerstand in Versen.
In einem Lyrikband „Gastgeschenk“, als Privatdruck zu Weihnachten 1938 in 200 Exemplaren in Berlin erschienen, hatte er neben Naturgedichten und in um die griechische Götterwelt kreisenden Texten seine Ängste vor einem neuen, kurz bevorstehenden Krieg artikuliert:
Kriegsfahrt
Auf dieser Fahrt gedeihen keine Lieder –
Zu grell und schwer ist, was sich rings vollzieht.
Kehrt je der Glanz der Kirschenblüte wieder,
Wenn Stämme fallen, eh das Laub entflieh
Wohl glüht ein Herbst in golden-reifer Farbe,
Vom Wirbel wilder Stürme rings umdroht –
Wer atmet noch den Hauch der vollen Garbe,
Wenn schon die Flamme zuckt und springt und loht.
**
Ein Haushofer-Porträt
(Die lebenden Literaten fallen manchmal aus meinem "Register".)
*
7.01.:
Albrecht Haushofer: Professer der Geographie, Schriftsteller, Widerstandskämpfer (1903-1945)
Ein markantes Beispiel aus seinen berühmten „Moabiter Sonetten“ heißt „Schuld“:
Schuld
Ich trage leicht an dem, was das Gericht
mir Schuld benennen wird: an Plan und Sorgen.
Verbrecher war' ich, hätt' ich für das Morgen
des Volkes nicht geplant aus eigner Pflicht.
Doch schuldig bin ich anders als ihr denkt,
ich mußte früher meine Pflicht erkennen,
ich mußte schärfer Unheil Unheil nennen –
mein Urteil hab ich viel zu lang gelenkt...
Ich klage mich in meinem Herzen an:
Ich habe mein Gewissen lang betrogen,
ich hab mich selbst und andere belogen –
ich kannte früh des Jammers ganze Bahn –
ich hab gewarnt - nicht hart genug und klar!
Und heute weiß ich, was ich schuldig war ...
**
Aber nicht erst in der Todesbedrohung beschrieb er seinen konservativ-christlichen, moralischen Widerstand in Versen.
In einem Lyrikband „Gastgeschenk“, als Privatdruck zu Weihnachten 1938 in 200 Exemplaren in Berlin erschienen, hatte er neben Naturgedichten und in um die griechische Götterwelt kreisenden Texten seine Ängste vor einem neuen, kurz bevorstehenden Krieg artikuliert:
Kriegsfahrt
Auf dieser Fahrt gedeihen keine Lieder –
Zu grell und schwer ist, was sich rings vollzieht.
Kehrt je der Glanz der Kirschenblüte wieder,
Wenn Stämme fallen, eh das Laub entflieh
Wohl glüht ein Herbst in golden-reifer Farbe,
Vom Wirbel wilder Stürme rings umdroht –
Wer atmet noch den Hauch der vollen Garbe,
Wenn schon die Flamme zuckt und springt und loht.
**
Ein Haushofer-Porträt
7.01.10:
Erwin Wickert
Er ist der Vater von Ulrich Wickert. Ihn, den deutschen Diplomaten und Schriftsteller Wickert (7.01.1915 -26.03.2008 ) habe ich bisher „ignoriert“.
Jetzt aber las ich, mit größter Verwunderung, das Hörspiel „Der Klassenaufsatz“. (In einem Reclam-Heftchen: E.W.: Der Klassenaufsatz. Alkestis. Zwei Hörspiele. Stuttgart 1960).
Dort gibt ein weiser Deutschlehrer seinen Abiturienten vor der Prüfung einen Aufsatz zu schreiben, den er nicht zensieren will und ihnen mit nach Hause gibt, zum Thema: “Wie ich mir mein Leben vorstelle“.
Daraus diese Szene:
"Der Klassenaufsatz"
(Ausschnitt: Akustik der Klasse)
Dr. Siebusch (der Lehrer in der Klasse; er gibt die Aufsätze zurück):
Ich gebe Ihnen heute den Aufsatz zurück. Sie waren anscheinend alle auf das Thema vorbereitet. Es hat sich
wohl herumgesprochen, daß ich immer, wenn ich in der Oberprima unterrichte, über das Thema »Wie ich mir mein Leben vorstelle« einen Aufsatz schreiben lasse.
Ich habe ihn auf gesonderte Bogen schreiben lassen, damit Sie die Blätter mit nach Hause nehmen und gut aufbewahren können. Für diesen Aufsatz habe ich keine Noten verteilt.
(Lärmender Beifall.)
Bitte freuen Sie sich nicht zu früh! Auch Sie nicht, Geiger! Die endgültigen Noten über dieses Thema, das Sie hier schriftlich behandelt haben, werden Sie sich selbst geben. Allerdings nicht heute und morgen; aber vielleicht in zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren. (Etwas energischer.) Manche können indessen von Glück sagen, daß ich unter diesen Aufsatz keine Zensuren geschrieben habe. Christa Daniels zum Beispiel. Chri-sta auf-wa-chen! Ach! Sie sehen mich wieder ganz erschrocken; mit Ihren Rehaugen an, als sei ich der böse Zauberer, der Ihnen plötzlich im Märchenwald entgegentritt. Christa, Ihre Rechtschreibung schreit zum Himmel! Wie Sie damit durchs Leben kommen wollen ...
Müller-Detmold: Durchs Leben schon, aber nicht durchs Abitur! (Heiterkeit.)
S i e b u s c h: (ohne darauf einzugehen). Wie Sie damit durchs Leben kommen wollen, wissen die Götter. Wie schreiben Sie »Existenz«?
Christa: E-x-i-s-t-e-n (stockt) ...
S i e b u s c h: Weiter!
C h r i s t a: S?
(Heiterkeit.)
Siebusch: Kilian, was meinen Sie dazu?
K i l i a n (verwirrt): Bitte?
S i e b u s c h: Sie haben wieder zum Fenster hinausgeschaut, Kilian. Was sehen Sie denn nur da draußen?
K i l i a n (ganz selbstverständlich): Die Kastanienbäume.
(Gelächter.)
S i e b u s c h: Nun wenden Sie auch noch unverschämt. Ich verbitte mir das! In der nächsten Stunde wechseln Sie Ihren Fensterplatz mit dem Geiger.
K i l i a n: Verzeihung, ich wollte gar nicht unverschämt sein. Ich dachte nur . . .
S i e b u s c h: Es ist gut: - Also: der letzte Buchstabe des Wortes »Existenz« lautet? Christa?
C h r i s t a: Z?
S i e b u s c h: Allerdings;! »Z« und kein »S«. - Ich gebe Ihnen nun die Blätter zurück und bitte Sie, die angestrichenen Steilem vorzulesen. Christa Daniels?
C h r i s t a: Ja?
S i e b u s c h: Bitte fangen Sie an! — Haben Sie Lampenfieber?
C h r i s t a (lächelnd): Ein bißchen; aber es wird schon gehen. (Räuspert sich und liest dann.)
Wenn ich das Abitur bestanden habe, -will ich Archäologie studieren. Vor allem Hockt mich die Beschäftigung mit der griechischen und römischen Kultur. Nach der Promotion möchte ich nicht an einem Institut oder einem Museum arbeiten. Ich werde mich bemühen, bei Ausgrabungen selbst dabei zu sein.
S i e b u s c h: Haben Sie sich einmal Gedanken darüber gemacht, wie Sie das praktisch durchsetzen wollen?
C h r i s t a (naiv): Nein.
S i e b u s c h: Oder ob Sie sich das finanziell leisten können?
C h r i s t a (etwas erschrocken): Nein.
S i e b u s c h: Wollen Sie nicht lieber Ihre griechischen und lateinischen Kenntnisse anders anwenden? Zum Beispiel als Lehrerin?
C h r i s t a (entrüstet): O nein!
(Heiterkeit)
S i e b u s c h (auch etwas amüsiert): Von Lehrern scheinen Sie also nicht viel zu halten?
C h r i s t a (verlegen): Nein. Doch. Nein, so habe ich es nicht gemeint. Ich meine ...
Siebusch: Na was?
**
Hier breche ich den Text erst mal ab. – In höchst sensibler Weise gibt hier ein Lehrer seinen Schülern eine Chance, sich mit ihren Zukunftsvorstellungen auseinander zu setzen.
Und der Autor Wickert ist ein psychologischer Meisterautor.
Erwin Wickert
Er ist der Vater von Ulrich Wickert. Ihn, den deutschen Diplomaten und Schriftsteller Wickert (7.01.1915 -26.03.2008 ) habe ich bisher „ignoriert“.
Jetzt aber las ich, mit größter Verwunderung, das Hörspiel „Der Klassenaufsatz“. (In einem Reclam-Heftchen: E.W.: Der Klassenaufsatz. Alkestis. Zwei Hörspiele. Stuttgart 1960).
Dort gibt ein weiser Deutschlehrer seinen Abiturienten vor der Prüfung einen Aufsatz zu schreiben, den er nicht zensieren will und ihnen mit nach Hause gibt, zum Thema: “Wie ich mir mein Leben vorstelle“.
Daraus diese Szene:
"Der Klassenaufsatz"
(Ausschnitt: Akustik der Klasse)
Dr. Siebusch (der Lehrer in der Klasse; er gibt die Aufsätze zurück):
Ich gebe Ihnen heute den Aufsatz zurück. Sie waren anscheinend alle auf das Thema vorbereitet. Es hat sich
wohl herumgesprochen, daß ich immer, wenn ich in der Oberprima unterrichte, über das Thema »Wie ich mir mein Leben vorstelle« einen Aufsatz schreiben lasse.
Ich habe ihn auf gesonderte Bogen schreiben lassen, damit Sie die Blätter mit nach Hause nehmen und gut aufbewahren können. Für diesen Aufsatz habe ich keine Noten verteilt.
(Lärmender Beifall.)
Bitte freuen Sie sich nicht zu früh! Auch Sie nicht, Geiger! Die endgültigen Noten über dieses Thema, das Sie hier schriftlich behandelt haben, werden Sie sich selbst geben. Allerdings nicht heute und morgen; aber vielleicht in zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren. (Etwas energischer.) Manche können indessen von Glück sagen, daß ich unter diesen Aufsatz keine Zensuren geschrieben habe. Christa Daniels zum Beispiel. Chri-sta auf-wa-chen! Ach! Sie sehen mich wieder ganz erschrocken; mit Ihren Rehaugen an, als sei ich der böse Zauberer, der Ihnen plötzlich im Märchenwald entgegentritt. Christa, Ihre Rechtschreibung schreit zum Himmel! Wie Sie damit durchs Leben kommen wollen ...
Müller-Detmold: Durchs Leben schon, aber nicht durchs Abitur! (Heiterkeit.)
S i e b u s c h: (ohne darauf einzugehen). Wie Sie damit durchs Leben kommen wollen, wissen die Götter. Wie schreiben Sie »Existenz«?
Christa: E-x-i-s-t-e-n (stockt) ...
S i e b u s c h: Weiter!
C h r i s t a: S?
(Heiterkeit.)
Siebusch: Kilian, was meinen Sie dazu?
K i l i a n (verwirrt): Bitte?
S i e b u s c h: Sie haben wieder zum Fenster hinausgeschaut, Kilian. Was sehen Sie denn nur da draußen?
K i l i a n (ganz selbstverständlich): Die Kastanienbäume.
(Gelächter.)
S i e b u s c h: Nun wenden Sie auch noch unverschämt. Ich verbitte mir das! In der nächsten Stunde wechseln Sie Ihren Fensterplatz mit dem Geiger.
K i l i a n: Verzeihung, ich wollte gar nicht unverschämt sein. Ich dachte nur . . .
S i e b u s c h: Es ist gut: - Also: der letzte Buchstabe des Wortes »Existenz« lautet? Christa?
C h r i s t a: Z?
S i e b u s c h: Allerdings;! »Z« und kein »S«. - Ich gebe Ihnen nun die Blätter zurück und bitte Sie, die angestrichenen Steilem vorzulesen. Christa Daniels?
C h r i s t a: Ja?
S i e b u s c h: Bitte fangen Sie an! — Haben Sie Lampenfieber?
C h r i s t a (lächelnd): Ein bißchen; aber es wird schon gehen. (Räuspert sich und liest dann.)
Wenn ich das Abitur bestanden habe, -will ich Archäologie studieren. Vor allem Hockt mich die Beschäftigung mit der griechischen und römischen Kultur. Nach der Promotion möchte ich nicht an einem Institut oder einem Museum arbeiten. Ich werde mich bemühen, bei Ausgrabungen selbst dabei zu sein.
S i e b u s c h: Haben Sie sich einmal Gedanken darüber gemacht, wie Sie das praktisch durchsetzen wollen?
C h r i s t a (naiv): Nein.
S i e b u s c h: Oder ob Sie sich das finanziell leisten können?
C h r i s t a (etwas erschrocken): Nein.
S i e b u s c h: Wollen Sie nicht lieber Ihre griechischen und lateinischen Kenntnisse anders anwenden? Zum Beispiel als Lehrerin?
C h r i s t a (entrüstet): O nein!
(Heiterkeit)
S i e b u s c h (auch etwas amüsiert): Von Lehrern scheinen Sie also nicht viel zu halten?
C h r i s t a (verlegen): Nein. Doch. Nein, so habe ich es nicht gemeint. Ich meine ...
Siebusch: Na was?
**
Hier breche ich den Text erst mal ab. – In höchst sensibler Weise gibt hier ein Lehrer seinen Schülern eine Chance, sich mit ihren Zukunftsvorstellungen auseinander zu setzen.
Und der Autor Wickert ist ein psychologischer Meisterautor.
Re: Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Januar-Folge 2: 8. - 10. Januar
geschrieben von longtime
Vorschläge für die nächsten Tage:
8.01.:
William Wilkie Collins
Paul Scherbart
Paul Verlaine
Peter Altenberg
Kurt Schwitters
9.1.:
Kurt Tucholsky
Simone de Beauvoir
Wilhelm Busch
Katherine Mansfield
Heiner Müller
Klaus Schlesinger
10.01.:
Georg Forster
Annette von Droste-Hülshoff
Axel Eggebrecht
Ingeborg Drewitz
Gabriela Mistral
Dashiell Hammett
Jaroslav Seifert
*
Wer bietet mehr (oder: andere Namen...)?
8.01.:
William Wilkie Collins
Paul Scherbart
Paul Verlaine
Peter Altenberg
Kurt Schwitters
9.1.:
Kurt Tucholsky
Simone de Beauvoir
Wilhelm Busch
Katherine Mansfield
Heiner Müller
Klaus Schlesinger
10.01.:
Georg Forster
Annette von Droste-Hülshoff
Axel Eggebrecht
Ingeborg Drewitz
Gabriela Mistral
Dashiell Hammett
Jaroslav Seifert
*
Wer bietet mehr (oder: andere Namen...)?
Re: Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Januar-Folge 2: 8. - 10. Januar
geschrieben von longtime
8.1.:
Paul Scheerbart haben wir zuletzt zum 15.10.2009 „gefeiert“.
Heute ist wieder Gelegenheit. Ich biete zu seinem heutigen Geburtstag (8.1.1863):
Paul Scheerbart: Hohle Symbole
(1906)
Auf einer alten Papyrusrolle
Kann man, wenn man ägyptisch kann,
Folgende schöne Geschichte lesen:
Ein alter Ramses zeigte seinem Volk
Mit großem Pompe seinen Sohn,
Den jungen Ramses, seinen Erben;
Ganz Theben war voll Seligkeit.
Der Alte sagte schmunzelnd zu dem Jungen.:
" Na? Ist das Fest nicht fein gelungenen?
Die Krieger stehn in Reih und Glied
Und salutieren mit den Spießen,
Das Volk liegt auf dem Bauch und schwitzt,
In allen Tempeln brennt Parfum."
Der Sohn ward so ernst wie ein alter Priester
Und sah den Vater lange an und sprach
Dann langsam, wie nun folgt:
"Das merkt ja wohl ein jedes Pferd,
Daß Herr und Volk mich fürchterlich verehrt.
Doch sieh nur all die dicken Pyramiden an;
Die liegen da, als wäre nichts los.
Respektlos nenn ich diese faule Ruhe!
Befiehl doch, daß die Pyramiden
Sich rechts und links vom alten Nil
Aufpflanzen in zwei langen, graden Reihen
Mit Riesenspießen auf den Spitzen."
Der alte Ramses zog sich still zurück
Und ließ die Pyramidenbauer kommen
Und klagte diesen seine liebe Not.
Da sprach ein jugendlicher Baurat dies:
"Mit Latten und Papyrus könnten wir
Herstellen solch ein mächtiges Spalier;
Wir haben ja Papyrus hier genug.
Der junge Ramses merkt kaum den Betrug.
Und wenn ers merkt, sagt man recht schlau
Das seien selbstverständlich nur Symbole."
Da war der alte Pharao so froh
Und rief vergnügt:
"Denn macht das so!"
Und nach acht Tagen fuhr
Des nachts mit seinem Sohn
Der alte Ramses in der Pharaonenbarke,
Den Nil hinunter bei Guitarrenklang,
Und rechts und links am Ufer lagen
Papyruspyramiden, fein durchleuchtet,
Mit blanken Spießen an den Spitzen.
"Es sind das selbstverständlich", sagte scheu
Der alte Herr, "ja nur Symbole, darum freu
Dich auch mal so, wie ich es gerne hätte."
Der Junge runzelte die Stirn
Und sagte schließlich sehr sehr bitter:
"Es sind Symbole - aber hohle!
Geh ab, Papa, mit deinen Symbolen!
Die mag nur gleich der Negerteufel holen.
Hohle Symbole konnten Dir wohl genügen;
Mich wird man mit solchen Späßen nicht betrügen.
Ich will das Aechte - das Wahre -
Die Pyramiden aus festem Stein."
Da schrie der alte Herr wie besessen:
"Hast Du den Respekt vor Deinem Papa vergessen?
Du übergeschnappter dammlicher Bengel!"
Weiter gehts nicht auf der Papyrusrolle,
Auf der diese schöne Geschichte zu lesen ist;
Mäuse haben den Schluß gefressen -
Die ganz echten Pyramidenmäuse.
*
Paul Scheerbart haben wir zuletzt zum 15.10.2009 „gefeiert“.
Heute ist wieder Gelegenheit. Ich biete zu seinem heutigen Geburtstag (8.1.1863):
Paul Scheerbart: Hohle Symbole
(1906)
Auf einer alten Papyrusrolle
Kann man, wenn man ägyptisch kann,
Folgende schöne Geschichte lesen:
Ein alter Ramses zeigte seinem Volk
Mit großem Pompe seinen Sohn,
Den jungen Ramses, seinen Erben;
Ganz Theben war voll Seligkeit.
Der Alte sagte schmunzelnd zu dem Jungen.:
" Na? Ist das Fest nicht fein gelungenen?
Die Krieger stehn in Reih und Glied
Und salutieren mit den Spießen,
Das Volk liegt auf dem Bauch und schwitzt,
In allen Tempeln brennt Parfum."
Der Sohn ward so ernst wie ein alter Priester
Und sah den Vater lange an und sprach
Dann langsam, wie nun folgt:
"Das merkt ja wohl ein jedes Pferd,
Daß Herr und Volk mich fürchterlich verehrt.
Doch sieh nur all die dicken Pyramiden an;
Die liegen da, als wäre nichts los.
Respektlos nenn ich diese faule Ruhe!
Befiehl doch, daß die Pyramiden
Sich rechts und links vom alten Nil
Aufpflanzen in zwei langen, graden Reihen
Mit Riesenspießen auf den Spitzen."
Der alte Ramses zog sich still zurück
Und ließ die Pyramidenbauer kommen
Und klagte diesen seine liebe Not.
Da sprach ein jugendlicher Baurat dies:
"Mit Latten und Papyrus könnten wir
Herstellen solch ein mächtiges Spalier;
Wir haben ja Papyrus hier genug.
Der junge Ramses merkt kaum den Betrug.
Und wenn ers merkt, sagt man recht schlau
Das seien selbstverständlich nur Symbole."
Da war der alte Pharao so froh
Und rief vergnügt:
"Denn macht das so!"
Und nach acht Tagen fuhr
Des nachts mit seinem Sohn
Der alte Ramses in der Pharaonenbarke,
Den Nil hinunter bei Guitarrenklang,
Und rechts und links am Ufer lagen
Papyruspyramiden, fein durchleuchtet,
Mit blanken Spießen an den Spitzen.
"Es sind das selbstverständlich", sagte scheu
Der alte Herr, "ja nur Symbole, darum freu
Dich auch mal so, wie ich es gerne hätte."
Der Junge runzelte die Stirn
Und sagte schließlich sehr sehr bitter:
"Es sind Symbole - aber hohle!
Geh ab, Papa, mit deinen Symbolen!
Die mag nur gleich der Negerteufel holen.
Hohle Symbole konnten Dir wohl genügen;
Mich wird man mit solchen Späßen nicht betrügen.
Ich will das Aechte - das Wahre -
Die Pyramiden aus festem Stein."
Da schrie der alte Herr wie besessen:
"Hast Du den Respekt vor Deinem Papa vergessen?
Du übergeschnappter dammlicher Bengel!"
Weiter gehts nicht auf der Papyrusrolle,
Auf der diese schöne Geschichte zu lesen ist;
Mäuse haben den Schluß gefressen -
Die ganz echten Pyramidenmäuse.
*
Re: Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Januar-Folge 2: 8. - 10. Januar
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Hallo longtime,
zu Simone Beauvoir fällt mir gleich auch Sartre ein ..
Simone de Beauvoir
Buch Briefe an Sartre
lg
spatzl
Re: Literatur-Kalender fuer das Jahr 2010 - Januar-Folge 2: 8. - 10. Januar: 9.01..: Tucholsky
geschrieben von longtime
Beitrag
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