Literatur Im Schatten der Wende Frank Goldammer
In diesem 2022 erschienenen historischen Kriminalroman stellt Frank Goldammer die Aufklärung von Krimi-nalfällen im Rahmen der historischen Wende in der DDR in den Jahren 1988 bis 1989 dar. Im Zentrum der Handlung steht der trotz sozialistischer Überzeugungen an politischen Idealen zweifelnde Volkspolizist Tobi-as Falck, der mit seinen Kollegen in Dresden mehrere Mordfälle vor allem im Drogen- und Prostitutions-milieu aufklären will. Unterstützt werden die Dresdner Ermittler von einer mysteriösen und arroganten west-deutschen Kollegin(Suderberg), die z. T. unter Vortäuschung falscher dienstlicher Angaben ermittelt. Mit ihren vielen Vorurteilen gegen „Ossis” gerät die westdeutsche Kommissarin immer wieder in Konflikte mit ihren Dresdener Kollegen, die erst sehr spät erkennen, dass sie z. T. auf eigene Faust ermittelt, um den Tod ihrer Schwester aufzuklären. Der Roman ist durchaus spannend, aber doch z. T. etwas verwirrend im Handlungsablauf. Die Charakteri-sierung mancher Personen könnte noch etwas differenzierter gestaltet werden. Das politische und persönli-che Dilemma des Volkspolizisten Tobias Falck, der von seiner Freundin Ulrike aus politischen Gründen 1988 verlassen wird, wird aber gut erfasst. Nach ihrer legalen Ausreise in die BRD 1988 kehrt Ulrike nach der Wende 1989 reumütig nach Dresden zurück und muss akzeptieren, dass ihr immer noch von ihr ge-liebter Ex-Freund sich von ihr entfremdet hat. Tobias Falck ist inzwischen Vater einer Tochter geworden, nachdem er eine kurze und jetzt wiederbelebte Beziehung zu einer regimekritischen anderen Frau (Claudia) aufgenommen hatte. Insgesamt gesehen liegt die Stärke dieses historischen Kriminalromans vor allem in der einfühlsamen Schilderung einiger ausgewählter persönlicher Konflikte und historischer Fakten im Zei-chen der Wende 1989 und regt zu diesbezüglichem Nachdenken an.