Literatur Ich lese gerade

Rispe
Rispe
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von Rispe
als Antwort auf vivienne vom 07.10.2023, 14:24:32

Hallo @Vivienne,
noch eine Herrndorf-Kennerin, wie schön!
Ja, diese Blog-Einträge, mit denen er sich und seine Leser*innen auf seinen Suizid vorbereitet, sind sehr bewegend, ich verstehe gar nicht, wie mir entfallen konnte, dass ich sie mal gelesen hatte.

Eigentlich kann ich mir sie auch nicht als Theaterstück vorstellen, die Kritiken waren aber sehr gut.
Ich stelle mal den Link ein, da kann man sich dann schon ein Bild machen, er enthält Auszüge von Rezensionen: Arbeit und Struktur

Schönes W. E. und liebe Grüße
Rispe

olga64
olga64
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von olga64

Ich lese von Anne Berest "Die Postkarte".

Das Buch schildert das Leben einer russischen FAmilie jüdischen Glaubens.
Diese Familie, bestehend aus Vater, Mutter und drei Kindern macht sich Ende der 20er Jahre auf nach Riga. Als es dort nicht mehr weiterging, zogen sie nach Palästina, wo bereits die Grosseltern emigrierten. Die nächste Etappe ist Frankreich, wo der Vater verzweifelt versucht, die französische Staatsangehörigkeit für sich und seine Familie zu erlangen - ohne Erfolg.
Mittlerweile regieren und wüten in Deutschland die Nazis, was viele Juden veranlasst, u.a. nach 'Frankreich zu fliehen.
Die Familie wird nach Auschwitz deportiert, wo sie 1942 umgebracht werden bis auf eine Tochter,der die Flucht gelingt, Und von Auschwitz wird vor Jahrzehnten eine Postkarte geschickt, die erst in neuerer Zeit ankam und einen Teil der Nachkommen motiviert, das Leben ihrer Familie nachzuforschen.
Es ist ein umfangreiches Buch, liest sich sehr gut und man erfährt vieles aus den Interna jüdischen Lebens, was insbesondere in aktuellen Zeiten - wie ich finde - recht hilfreich ist.
Wenn man sich darauf einlässt, ist dieses Buch sehr empfehlenswert. Olga

Ladouce46
Ladouce46
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von Ladouce46
Andy Afrika - Stephen Buoro

Andrew Aziza, den alle Andy Africa nennen, lebt mit seiner Mutter im Norden Nigerias. Nachts träumt er von blonden Mädchen, auch wenn er sie nur aus dem Fernsehen kennt. Doch dann begegnet ihm Eileen, die Nichte des örtlichen Pfarrers, die platinblonde Frau seiner Träume. Während er sich beim örtlichen Kirchenfest in sie verliebt, rast ein auf Rache sinnender muslimischer Mob auf die Kirche zu und verändert sein Leben dramatisch.
 
Es ist ein Coming of Age Roman über die Zerrissenheit der Jugend in Buoros Heimatland, der zeigt, wie junge Afrikaner sich fühlen müssen, die einerseits nach alten Traditionen erzogen werden, aber von westlichen Medien überschüttet werden, und die auf der Suche nach ihren Wurzeln, ihrer Identität sind. Und wie sich das anfühlt, wenn man zwischen den Stühlen sitzt, politisch instabile Machtverhältnisse Landstriche in die Armut stürzen, das Leben perspektivlos ist, all das zeigt Buoro sehr eindringlich. Was also soll er tun? Fliehen oder ausharren ?  
Sehr interessant und gibt ebenfalls Eindrücke vom Leben in Nigeria.
LG Ladouce

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Ladouce46
Ladouce46
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von Ladouce46
Ein Hund kam in die Küche – Sepp Mall, den ich jetzt erst entdeckt habe.

Auf knapp 200 Seiten passiert Gravierendes.  Doch den neun Kapiteln wohnt eine verblüffende Leichtigkeit inne. Die Schwere wird aufgehoben durch einen Erzählfluss, der trotz Südtirol- und Heimatthematik nicht im (Heimat)Boden versinkt.

Eine Familie aus Südtirol entscheidet sich 1942 im Zuge der »Option» für die Auswanderung ins Deutsche Reich. Der 11-jährige Ludi erzählt von den letzten Tagen im Dorf und der ersten Station im Deutschen Reich: Innsbruck. Auf Anweisung der Ärzte muss sein behinderter Bruder Hanno in eine Anstalt bei Hall gebracht werden. Die restliche Familie zieht weiter nach Oberösterreich. Der Vater wird in die Wehrmacht eingezogen und auch Hanno kehrt nicht mehr zurück. Ein Brief aus einer »Heil- und Pflegeanstalt« des Reiches ist alles, was der Familie von ihm bleibt.
Dieses Drama - Folge einer fundmental falschen Familienentscheidung - wird zum Dreh- und Angelpunkt dieses so taktvollen, wie rohen Romans.
LG Ladouce


 
olga64
olga64
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von olga64

ich bin sehr neugierig auf das neueste Buch von Daniel Kehlmann "Lichtspiel", mit dem dieser österreichische Autor vermutlich wieder mal Weltliteratur abliefert.

Meine Bücherei hat es nun im Programm - allerdings liegen schon 3 Vorbestellungen vor, was für mich bedeutet,dass ich voraussichtlich erst ca Frühling drankommen werde. ABer egal -Hauptsache, ich kann es überhaupt lesen - und bis dahn wird es auch noch andere, mich interessierende Bücher geben. Olga

Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von Der-Waldler

Ich lese aktuell von R.S. Thomas, "In zierlichen Schlingen", aus dem kleinen, aber äußerst feinen Babel-Verlag.

Thomas war anglikanischer Priester, Waliser, der eine sehr schöne, klare Sprache verwendet, der die Natur besingt und beklagt, aber auch mit dem Menschen und seinen Unzulänglichkeiten zu Gericht geht, ohne ein Urteil zu sprechen.

Für mich ist dieser Lyriker eine (späte) Entdeckung.

Die Ausgabe ist zweisprachig, Englisch und Deutsch, was einen ganz besonderen Reiz ausmacht. Da "gegenüber" die deutsche Übersetzung steht, ist das selbst für einen nicht mehr so gut Englisch könnenden Menschen wie mich, ein Vergnügen.

DW


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Ladouce46
Ladouce46
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von Ladouce46
als Antwort auf olga64 vom 07.11.2023, 17:41:10

"Lichtspiel" habe ich gerade gelesen, liebe Olga, und es hat mir so gut gefallen, dass der Übergang zum nächsten Buch schwerfällt. Vll. lese ich es noch einmal, um alle Feinheiten mitzubekommen. und noch einmal den wunderbaren Schreibstil zu genießen.
Ihre Vorfreude wird belohnt werden!
LG Ladouce
 

Michiko
Michiko
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Ladouce46 vom 13.11.2023, 13:35:23

Mir fällt jedes Mal der Übergang zu einem neuen Buch schwer. Man hat sich an die handelnden Personen und ihr Umfeld gewöhnt und man vermisst sie regelrecht, wenn ein Buch ausgelesen ist. Dann kommt eine kleine Pause und ich mache mich an ein neues Buch und nicht selten fällt mir der Anfang schwer.
Meine Tochter gab mir gestern das Buch "Der Markisenmann" von Jan Weiler, der schon "Maria, ihm schmeckt's nicht" schrieb. Denis Scheck urteilt: "Weiler erzählt mit viel Menschenkenntnis und unheimlich warmherzig eine profunde Vater-Tochter-Geschichte, die nie ins Sentimentale abgleitet und lange in einem nachhallt." Ich bin gespannt.

LG Michiko

olga64
olga64
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von olga64
als Antwort auf Ladouce46 vom 13.11.2023, 13:35:23

Danke liebe Ladouce -ich freue mich sehr auf das Buch u nd hoffe,dass ich es noch vor Weihnachten abholen kann (wenn die vor mir bitte ein wenig schneller lesen sollten).

Das mit dem Übergang zum nächsten Buch - hat auch Michiko sehr gut beschrieben -empfinde ich auch so. Man gewöhnt sich gerade bei umfangreicheren Büchern an die Personen und dieHandlung -irgendwie gehören die dann einige Zeit zum eigenen Leben.Da ich abends im Bett lese,denke ich auch tagsüber mal dran,wenn mich ein Buch besonders fasziniert.
Und dann bin ich oft recht traurig, wenn das Buch dünner wird und ich weiss, jetzt heisst es bald Abschied nehmen.... um mich dann meist ebenso auf das nächste Buch einzulassen..... LG Olga

olga64
olga64
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RE: Ich lese gerade
geschrieben von olga64

DieSchriftstellerin Monika Maron veröffentlichte ein neues Buch: Das Haus.

Eine Tierärztin erbt ein abgelegenes Haus in der Nähe von Berlin und hat die Idee, dort zusammen mit anderen eine Kommune zu gründen.
Auch in diesem Forum wird öfters der Wunsch ausgesprochen, im Alter  in einer WG zu leben.
Aber ist das so einfach, wenn "fertige" Menschen/Frauen mit mehreren zusammenleben und sehr rücksichtsvoll und tolerant miteinander umgehen müssen?
Ich bin gespannt auf dieses Buch,das ich demnächst lesen werde. Olga


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