Literatur Ich lese gerade
Gerade angesichts des aktuellen EU-Antrages der Ukraine lohnt dieser Blick in ein Buch der "Vorkriegszeit" (200 Seiten). Ukrainisch und Deutsch- liebevoll ironisch, manchmal auch mit schwarzem Humor beschreibt Kapitelmann zum einen die irren behördlichen Vorgaben einer Einbürgerung von willentlich eingeladenen Menschen und zum anderen das komplexe Beziehungsgeflecht einer Familie.
.
Nach 25 Jahren Leben in Deutschland möchte der Ich-Erzähler Dima nun auch endlich die deutsche Staatsbürgerschaft - einerseits um endlich auch wählen zu können, andererseits um sich von seinen Eltern zu emanzipieren, mit denen er seit einer Weile keinen Kontakt mehr hat. Die Einbürgerung stellt sich jedoch als komplizierter und langwieriger heraus, als gedacht und bringt Dima dazu, zurück in Ukraine reisen zu müssen.
LG Ladouce
Was mir auch sehr gut gefallen hat ist, wie miteinander umgegangen wurde. Jeder wurde so genommen, wie er/sie eben war und es wurde Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit gelebt. Dazu braucht es einfach Menschenliebe. "Warum denn in die Ferne reisen, wenn das Gute liegt so nah" 😉.
Liebe @Roxanna,
ich komme zurück auf unseren Wortwechsel über Buch und Film, das Buch „Was man von hier aus sehen kann“, habe ich nämlich jetzt gelesen. Und ich kann nur sagen: Das Buch ist einfach wunderbar!
Sehr originell, witzig, und wie du schon richtig schreibst, von einer großen Menschenliebe durchtragen. Dieses Buch lebt von den originellen Sprachwendungen und Dialogen zwischen zum Teil sehr verschiedenen Menschen, die sich trotz alle Gegensätze lieben.
Wie die Autorin z. B. die Gegensätze zwischen einerseits so manchen philosophischen Gedanken aus dem Buddhismus und andererseits der pragmatischen Nüchternheit von Selma, der Großmutter, in den Raum stellt, das ist einfach zu komisch an manchen Stellen.
Oder wenn ich nur an die immer mürrische Marlies denke, die nie zufrieden war, jeden angemeckert hat, sogar dann noch unfreundlich war, wenn man ihr helfen wollte, und die trotzdem nie fallengelassen wurde, weil jeder wusste, dass sie im Grunde genommen unglücklich war und Hilfe brauchte, das auch fand ich ziemlich beeindruckend dargestellt.
Ich hatte ja auch schon geschrieben, dass der Film mir gut gefallen hat, und ich finde immer noch nach dem Lesen des Buchs, dass der Film das alles so gut wie möglich transportiert hat. Aber die tollen sprachlichen Wendungen, die habe ich im Buch besonders genossen, die kann ein Film natürlich nicht wiedergeben.
Hier ein Link mit einer sehr gelungenen Rezension zum Buch: :Wenn man vom Okapi träumt
Das freut mich, liebe @Rispe, dass dir dieser Roman auch so gut gefallen hat. Einfach herzerwärmend was da erzählt wird. Den Film habe ich mir noch nicht angeschaut, aber ich habe gesehen, er läuft noch in Freiburg.
Danke für den Link.
Auf meiner Bücherliste steht ein weiteres Buch von ihr "Kummer aller Art".
Lieben Gruß
Roxanna
Ich weiß nicht, ob dieses Buch hier bereits vorgestellt wurde:
Der Gesang der Flusskrebse
" Der Gesang der Flusskrebse ist eine Kriminalgeschichte, eine Liebesgeschichte und ein Gerichtsdrama, aber vor allem geht es um Eigenständigkeit, ums Überleben und darum, wie die Isolation menschliches Verhalten beeinflusst."
Ein faszinierendes Buch! Besonders die Naturbeschreibungen: " Wenn du fühlen kannst, wie der Planet unter deinen Füßen und die Bäume um dich herum sich bewegen, musst du mit offenen Ohren zuhören ...."
Mareike
Ja, von mir!😊Hallo Mareike,
ich habe es im April letztes Jahr gelesen und schrieb hier in diesem thread:
Ich habe gerade ausgelesen: "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens, ein selten gefühlvolles Buch über Menschen im Marschland von North Carolina. Aus dem Klappentext: In bewegend schönen Bildern läßt Delia Owens das Marschland entstehen und schafft mit der wilden Kya, die von allen nur das Marschmädchen genannt wird, eine unvergessliche Heldin. Der Roman ist eine Ode an die Natur, an einfache Menschen, an eine scheue Liebe und endet mit einem überraschenden Gerichtsdrama. Feine Schilderungen von handelnden Charakteren in einer einzigartigen Landschaft. Elke Heidenreich urteilt: "Ein ganz wundervolles Buch, eines der schönsten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe."
Und das kann ich nur bestätigen.
Freut mich, wenn es Dir auch so gut gefallen hat.
Michiko
Da kann ich nur zustimmen.
Bei mir ist es auch schon einige Zeit her, dass ich dieses Buch gelesen habe.
Ich empfand es als ungewöhnlich - allein schon vom Sujet her, und als sehr sensibel in der Beschreibung der Charaktere.
Hat jemand unter euch den Film schon gesehen?
Wir haben neulich auch den Film "Der Gesang der Flusskrebse" gesehen, nachdem Margit das Buch gelesen hatte. Beides kam sehr gut an. Auch der Film ist zu empfehlen!
Karl
Loring Sittler, Leseköder zu
Johannes Pantel: Der Kalte Krieg der Generationen. Wie wir die Solidarität zwischen Jung und Alt erhalten
Herder, Freiburg, 2022
ISBN print: 978-3-451-39082-1 E-Book: 978-3-451-82699-3 pdf: 978-3-451-82704-4
An abfälligen öffentlichen Äußerungen zu „Überalterung“, „Rentnerrepublik“
„Rentnerschwemme“ u.ä. hat es in den letzten Jahren nicht gefehlt – das defizit-orientierte Altersbild beherrscht die öffentliche Debatte und dementsprechend auch die angeblich nur durch die große Zahl der in Rente gehenden Babyboomer bedingte Kostenlawine im sozialen Sicherheitssystem.
Umso mehr muss das neue Buch begrüßt werden, das der Frankfurter Altersmediziner und Gerontologe Johannes Pantel mit einer immer noch erschreckenden, aber nüchternen, differenzierten und sorgfältig dokumentierten Bilanz über den öffentlichen Diskurs zum Alter und zum Verhältnis der Generationen in Deutschland vorgelegt hat. Der besondere Reiz des Buches besteht darin, dass er sich deutlich gegen den Mainstream stellt: Er dokumentiert und analysiert an zahllosen Belegen öffentliche Äußerungen zum gesellschaftlich tiefsitzenden, defizit-orientierten Altersbild. Die damit einhergehenden, unausgesprochenen, aber falschen Annahmen und ethischen Maßstäbe widerlegt er ebenso wie die zu Unrecht oft ausschließlich auf die negativen Folgen der Alterung heraufbeschworene demografische und politische Krise. Er beschwört geradezu die Wiederherstellung der durch diese Einseitigkeit gefährdeten, gesellschaftlichen Solidarität zwischen den Generationen. Dabei ruft er konstruktiv dazu auf, die weitverbreiteten, aber nur scheinbar bestehenden gegensätzlichen Interessen in der Generationen- und Nachhaltigkeitsdebatte zu überwinden, um zu vermeiden, dass der bisherige kalte Krieg in einen heißen Krieg der Generationen mündet. Ein längst fälliger Vorstoß eines alten weißen Mannes, der dazu aufruft, aus den kommunikativen Generationsgräben herauszukommen und sich gemeinsam der Aufgabe zu stellen, eine nachhaltige Zukunft gesellschaftspolitisch zu gestalten. Bravo kann man dazu nur sagen.
Dass die Quellenverweise und Anmerkungen zusammen mit der ausführlichen Literaturliste 25 Seiten umfassen, belegt die Gründlichkeit, mit der dieses Buch geschrieben worden ist. Man kann nur wünschen, dass sich möglichst viele gesellschaftspolitisch interessierte und engagierte Personen dieses Buch lesen und sich entsprechend in die Gestaltung der Politik in Deutschland einbringen.
Er resümiert gleich zu Beginn: „Das dicke Ende kommt noch“ und „wir haben bisher noch keine nachhaltige Lösung dafür gefunden.“(S.21ff). Danach wendet er sich dem gesellschaftlichen Generationenverhältnis zu und kommt damit zu einem ersten Schwerpunkt des Buches: dem „schleichenden Gift der Gerontophobie“ (S.40ff) und welch verheerende Wirkung „negative Altersstereotype“ entfalten. Er benennt zu Recht den angeblichen
Generationenkonflikt in einen „Verteilungskonflikt“ um.(S.56) Nüchtern zeigt er die langfristig absehbaren Finanzierungsprobleme sowie die Stellschrauben auf, die sozialpolitisch bedient werden müssten, um eine Tragfähigkeit herzustellen.(S.60ff). Nach einer Erörterung der Triage-Problematik (S.89ff) verdeutlicht Pantel die offene und verdeckte „Rationierung von Versorgungsleistungen bei Krankheit und Pflegebedürftigkeit im Alter“ (S.91ff) und deren Ursachen (S.97ff). Dieser Lagebericht schließt mit 6 Krisen-Thesen zur gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, die in der Aussage kulminieren: „Die alten Menschen von Morgen werden die Verlierer sein.“ (S.105)
Geradezu erschreckend gerät sein Ausflug in die Literatur und Geschichte des Senizid/Gerontozid (S.108ff), der mit seiner scharfen Warnung schließt: „auch moderne. ‚aufgeklärte‘ Gesellschaften (sind) nicht vor einer Reaktivierung des Senizids gefeit, wenn sich Kosten-Nutzen-Kalkül im gesellschaftlichen Umgang mit alten Menschen mit einer Aufweichung bzw. Eliminierung ethischer Standards paart.“ (S.118) Mit großer Präzision und mit Zahlen/Studien weist Pantel die bereits heute (meist verdeckt) stattfindenden „verdeckten Tötungen“ nach und wie diese gesundheitspolitisch auch in der Form der „Altersrationierung“ gedeckt wird. (S.131f, sowie S.179ff). Der gefährliche Pflegenotstand, der sowohl die professionelle als auch insbesondere die familiäre Pflege zunehmend überfordert (S.140ff) wird verdeutlicht. Angesichts der absehbaren zukünftigen Entwicklung fordert Pantel eine „gesellschaftliche Kraftanstrengung, die neben Kreativität auch den guten Willen aller Beteiligten voraussetzt.“ (S. 145)
Folgerichtig beschreibt Pantel die Umfunktionierung des durch Verfassungsgerichtsurteil etablierten „Rechts auf selbstbestimmtes Sterben“ in eine „moralische saubere Selbstentsorgung“ (S.146) und wie das funktioniert – auch in Holland, wo der Zustand des „slipery slope“ schon eingetreten ist.
„Abrüstung beginnt in den Köpfen“ (S.184) ist Pantels „Gebot der Stunde“ (S.242) im letzten Teil seines Buches. Er fordert „Differenzierung statt Polarisierung“ (S.185) auf allen Seiten. Das soll in Schulen sowie an Universitäten und Hochschulen beginnen mit der Vermittlung realistischer Altersbilder und Begegnungsprojekten sowie Generationendialogen. (S.189ff) Er fordert: „Zahlen hinterfragen“, um eine „differenzierte Betrachtung der Realität“ (S.197) zu erhalten und „Komplexität zu beachten“ (S.200) und schließlich: „Alte Menschen besser schützen“ (S.204).
Dazu gehören für ihn „Prävention von Gewalt in der häuslichen (privaten) Pflege“ (S.209), rechtliche Schutzlücken für Altersdiskriminierung schließen.“ (S. 211)
Seinen politischen Ausgangspunkt für alle Handlungsempfehlungen verdeutlicht er mit der Aussage, „dass die größten Gerechtigkeitsdefizite nicht zwischen, sondern innerhalb der Generationen zu beklagen sind…Das setzt jedoch voraus, gesamtgesellschaftliche Verteilungsfragen nicht ausschließlich durch die Generationenbrille zu sehen.“(S.233)
„Politik gestaltet die Rahmenbedingungen, in denen sich solidarische Generationsbeziehungen verwirklichen können.“ (S.216) Er erklärt die Herausforderung zur „politischen Querschnittsaufgabe“ (S.231) und gibt in folgenden Handlungsfeldern konkrete Anregungen: Altersrente gerecht gestalten (S.217ff), gerechte und transparente Priorisierung in der Gesundheitsver-sorgung, Klimagerechtigkeit. Dabei stellt er klar: „Die Unterstellung, dass bei den meisten alten Menschen die Haltung ‚Nach mir die Sintflut!‘ vorherrscht, geht an der Realität vorbei.“ (S.230)
Am Ende listet Pantel die gemeinsamen Interessen aller Generationen (S.234ff) ausführlich auf und gibt auch dazu Anregungen für Dialoge, z.B. Arbeitsmarktpolitik und Arbeitswelt, Bildung, Sozialpolitik, Migrationspolitik, Staatsfinanzen, Umwelt und Klima.
Fazit: Ein überzeugender Aufruf zum notwendigen gemeinsamen Handeln. Um mit Kant zu sprechen: Der Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit steht an: Sapere aude!
Ich hatte gelesen: Der Schwarm von Frank Schätzing.
Besser beschrieben, ich hatte mich durchgequält. Das war noch vor der Pandemie.
Nun hatte ich mir den Mehrteiler als Film im TV angesehen, alle 8 Teile und fand ihn sehr spannend, weil gut dargestellt in Bildern, als wäre man dort teilweise mit dabei gewesen. Ja, gab auch einige Längen an manchen Stellen, vielleicht braucht es auch das, um die Spannung für danach zu erhöhen. Anfangs hatte ich Probleme mit den vielen fremden Namen und Ortschaften. Das war im Film für mich aber leichter als beim Buch lesen.
Der Film kam ja in Kritiken nicht so gut weg, mir hat er gut gefallen, mal ein anderes Thema und noch so real, grade, wenn man sich an Coronazeiten erinnert. Da gibt's ja doch Ähnlichkeiten, speziell im Hintergrund von Wissenschaftlern, die mir gar nicht so mitbekommen haben, uns nur vorstellen können.
Von mir von 5 Daumen 4 hoch!
LG Lorena