Literatur Ich lese gerade
Ich lese gerade Lisa Federles autobiografisches Buch "Auf krummen Wegen geradeaus".
Wow, was diese Frau geschafft hat, Hut ab. Ich bin beeindruckt.
Das Buch liest sich sehr gut. Wir erfahren autobiografisches, aber auch viel darüber, wie es in der Politik zugeht. Natürlich werden auch Fallbeispiele aus ihrem Leben als Ärztin erörtert.
Ein interessantes Buch, was ich gern empfehlen kann.
https://www.weltbild.de/artikel/buch/auf-krummen-wegen-geradeaus_36450095-1?&wea=8000528&utm_medium=cpc&utm_source=bing&utm_campaign=binggenerisch&msclkid=005154e439741a6ab47e37ee795f09e2&gclid=005154e439741a6ab47e37ee795f09e2&gclsrc=3p.ds
Danke für den Tip - allerdings werde ich das Buch nicht lesen wollen.
Diese sicherlich bewunderungswürdige Ärztin aus Tübingen war einigeZeit sehr viel in Talkshows und schilderte ihr Leben. Das hat ihr anscheinend als Selfmade-Woman auch gut gefallen - ich bekam den Eindruck, dass sie diese Aufmerksamkeit sehr genossen hatte.
Oft habe ich mich allerdings gefragt, woher sie die Zeit nimmt bei all den geschilderten ärztlichen Aktivitäten, die sie pausenlos absolvierte.
Als Politikerin sah ich sie nicht, auch wenn sie sich gerne mit Herrn Lauterbach usw. verbal anlegte.
Über den in ihrer Stadt Tübingen so oft unangenehm auffallenden Boris Palmer schwieg sie aber grossenteils - da passte für mich so einiges nicht zusammen.
Es bleibt dann vermutlich nicht aus, dass so jemand irgendwann ein Buch schreibt - vergönne ich ihr alles, muss ich aber für mich nicht haben. Olga
In einem berührenden Roman, den ich gerade gelesen habe, erzählt Klara ihre eigene Geschichte.
Sie steht als Ware, mit einem Preisschild versehen, mitten in einem Laden und wartet sehnsüchtig auf ein Kind, dass sie als Freundin auswählt und zu sich mit nach Hause nimmt.
Eigenes Bild 😊
Klara ist eine KF/B2, eine „Künstliche Freundin“, die nur dafür hergestellt und geschaffen wurde, um einem jungen Menschen als gute Kameradin zu begleiten. Sie wurde auf Loyalität, Freundlichkeit und auf das Dienen ihres Menschenfreundes programmiert. Zusätzlich besitzt sie außergewöhnliche Fähigkeiten. Ihre Lebensnahrung und Kraft erhält sie von der Sonne. Klara verehrt sie deshalb auch demütig wie eine Göttin.
Endlich, nach vielen Tagen, erhält Klara den besten und begehrtesten Platz im hellen Schaufenster. Mit großer Freude kann Klara nun endlich mal einen Blick auf die lebendige Welt werfen, denn der Laden liegt direkt an einer großen und lauten Taxistraße.
Von hier aus verfolgt sie interessiert den Tagesablauf ihrer geliebten Sonne, wie sie des morgens aufsteht und am Abend müde hinter einem riesigen Bürogebäude wieder zu Bett geht. Auch hat sie eine gute Sicht auf die emsigen Fußgänger, die alle an dem Laden vorbei hasten. Manchmal bleibt einer stehen, um sie neugierig zu mustern. Klara wundert sich besonders über die Leute, die von einem Hund an einer langen Leine gezogen werden.
Fast ist die schöne Schaufensterzeit für Klara um, als ein junges Mädchen begeistert zu ihr ans Fenster tritt und sie anspricht. „Hallo, ich bin Josie. Möchtest Du vielleicht meine Freundin werden und zu mir nach Hause kommen?“ Klara strahlt und nickt ihr begeistert zu.
Josie ist aber in Eile, denn ihre Mutter wartet schon im Auto auf sie. Der Teenager verspricht aber bald wieder zu kommen, um dann Klara zu kaufen und mitzunehmen.
Klara ist glücklich und sehnt sich auf ein baldiges Wiedersehen mit Josie.
Es stört sie auch nicht, als sie das Schaufenster wieder verlassen muss, denn niemand hatte sie gekauft. Nun wird Klaras Verkaufspreis reduziert und die Verkaufsmanagerin platziert ihr „Sonderangebot“ wie einen alten Ladenhüter in einem ungünstigeren Bereich des Ladens, denn die neue Ware ist bereits eingetroffen. Es sind die brandneue KF`s aus der Serie B3! Diese B3-Innovationen sind mit sagenhaften Neuerungen ausgestattet, und deshalb werden diese drei hübschen Jüngelchen auch sofort im Schaufenster präsentiert.
Klara gibt die Hoffnung aber nicht auf und wartet geduldig auf ihre Josie, denn sie hatte es ja versprochen. Doch Josie kommt einfach nicht.
Die Managerin versucht Klara mit den Worten zu trösten: „Kinder versprechen oft alles Mögliche, um es dann entweder zu ignorieren oder schnell wieder zu vergessen.“
Klara ist leider als letztes Modell der KF2-Serie übriggeblieben, und muss sich nun mit der hintersten Ladennische begnügen. Genauso gut könnte sie auch unsichtbar sein, denn kein Kunde würde sie dort bemerken.
Das ist nur ein winzige Passage der Einleitung, die ich mit eigenen Worte versuchte zu beschreiben.
Den Rest der Geschichte kann jeder, der möchte, in dem Buch „Klara und die Sonne“, von Kazuo Ishiguro nachlesen.
Ishiguro ist ein wundervoller Erzähler, der in seinem Werk mit Empathie und Tiefe über menschliche Unzulänglichkeiten berichtet. Das Buch hat mich richtig gefesselt, deshalb habe ich es wohl in nur knapp zwei Tagen fertig gelesen.
Rosi65
Soeben beendet: Kent Haruf: Unsere Seelen bei Nacht.
Und ich bin traurig. Ich habe nun alle fünf Bücher von Haruf gelesen, die es in deutscher Übersetzung gibt. Einer seiner Romane ist bisher unübersetzt, sein preisgekrönter Erstling.
Ich bin traurig, weil ich nun alles von diesem grandiosen Erzähler gelesen habe, und ich mich nicht mehr auf das nächste Buch auf dem Stapel freuen kann, denn es gibt keines mehr. Und es wird auch kein neues mehr geben, denn Haruf starb 2014.
Und ich bin traurig, weil ich nun die mittelamerikanische imaginäre Kleinstadt "Holt" verlassen muss, in der alle seine Bücher spielen. Haruf erzählt schnörkellos und leicht, aber eindringlich und empathisch vom Leben in dieser Stadt, vom Leben, wie es ist. Es ist nichts geschönt, keine Friede-Freude-Eierkuchen, das Ende ist meistens offen, Happy Ends so gut wie nie, und wenn, dann auch ein bisschen bitter...
Ich habe die Bewohner von Holt lieb gewonnen, sie sind mir ans Herz gewachsen, jedenfalls die meisten. Und nun vermisse ich sie.
DW
Ein Nachtrag: Ich habe das o.g. Buch "Unsere Seelen bei Nacht" zum zweiten Mal gelesen, weil ich in der Zwischenzeit die wunderbare Verfilmung gesehen habe, und es dann nochmal lesen MUSSTE. Die Verfilmung ist sehr sehr gut, auch wenn die "Lösung" im Buch ja doch ein wenig anders ist...
Lieber DW,
da hast Du mich neugierig gemacht und ich hab mir flugs das Buch ausgeliehen!
LG
Bernd
Hallo Rosi65,
ich kenne von Kazuo Ishiguro die beiden Romane: "Alles was wir geben mussten" (bedrückendes Szenarium) und "Was vom Tage übrig blieb", beides mMn hervorragend verfilmt. Jetzt habe ich Deine Empfehlung für "Klara und die Sonne" gelesen, es liest sich interessant und macht neugierig. Scheint auch ein typischer Ishiguro zu sein, ich werde es mir besorgen. Danke.
Michiko
Moin @Der-Waldler,
das hast du so gut ausgedrückt. Mir geht es mit Herrn Haruf genauso. Du sprichts mir aus der Seele. Auch ich bin traurig. Können wir uns auf die Übersetzung des Erstlingswerkes freuen?
Lesegrüße Karolena
Hallo, @Karolena,
ich denke nicht, dass der Erstling nochmal übersetzt werden wird, obwohl er laut Wikipedia preisgekrönt sein soll. Leider ist mein Englisch miserabel...
Schönen Gruß
DW
Ich lese gerade ein wunderbares Buch von einem ukrainischen Autor, Andrij Kurkow: „Graue Bienen“.
Der Autor ist zwar russischsprachig, aber auf der Seite der Ukraine und hat Putins Krieg von Anfang an verurteilt.
Das Buch wurde geschrieben vor dem großen Krieg, als dieser nur im Osten der Ukraine wütete. Die Handlung spielt im Jahr 2016 in einer sogenannten „Grauen Zone“ im Donbass, ein Kampfgebiet zwischen der ukrainischen Armee und den prorussischen Separatisten. Hier kann man exemplarisch die Zerrissenheit der pro-ukrainischen und pro-russischen Bevölkerungsteile an zwei Männern studieren. Der eine, ein Bienenzüchter, der im Mittelpunkt des Romans steht, fühlt sich der ukrainischen Seite zugehörig, der andere hat Sympathien für die russischen Kämpfer, d. h., um genau zu sein, hatte ich den Eindruck, dass er sie vor allem deshalb unterstützt, weil es ihm dabei besser geht und er ab und zu etwas von ihnen zugesteckt bekommt. Der Witz (eigentlich ein schlechter Witz) ist nämlich, dass die beiden die einzig Übriggebliebenen in einem Dorf sind, aus dem mittlerweile alle anderen Einwohner geflohen sind. Ausgerechnet die beiden, die als Kinder schon Feinde waren, weil der Bienenzüchter als Kind von dem anderen in der Schule gequält wurde, sind nun gezwungenen, miteinander auszukommen. Der andere Mann wird nun neuerdings als „Freundfeind“ bezeichnet, denn jetzt helfen sie sich trotz allem gegenseitig und machen einiges gemeinsam wie z. B. Fenster in einem zerbombten Haus neu einsetzen etc., auch laden sie sich gegenseitig zum Essen ein, wenn einer von beiden mal etwas ergattern konnte.
An einem Tag im Frühling, nachdem das Dorf wieder intensiver beschossen wurde, macht sich der Bienenzüchter auf in den Westen, um die Bienen zu retten und dort ausfliegen zu lassen. Er befürchtet, dass sie in seinem Dorf zu Schaden kommen, und man stellt fest, dass ihm mehr an seinen Bienen als an seinem eigenen Leben gelegen ist, denn nur für sie ergreift er die Flucht.
Ich bin jetzt in der Mitte des Buches, wo er nach vielen anstrengenden Passagen durch Checkpoints, an denen er genau und misstrauisch kontrolliert wurde, im Westen mit seinen Bienen angekommen ist und sie dort liebevoll herauslässt aus ihren Bienenstöcken, auf denen er sogar manchmal schläft.
Dort erlebt er auch eine Begegnung mit einer Frau, und nun kommt eine kleine Liebesgeschichte, und ich bin gespannt, wie es weitergeht und ob er eines Tages zurückkehrt in sein Dorf.
Das Buch ist trotz Kriegsbeschreibungen mit einem subtilen Humor geschrieben, man liebt diesen Bienenzüchter geradezu, und ich erlebe alle seine Handlungen mit großer Sympathie mit.
Sehr zu empfehlen.
Hier noch ein Link: Andrej Kurkow: „Graue Bienen