Literatur Ich lese gerade
Ich wünsche Dir eine gute Unterhaltung und viel Freude!
LG Sirona
Liebe Rispe,
mir ergeht es ähnlich (aber so weit wie Sie bin ich noch nicht, bin halt doch eine langsamere Leserin). Mir gefällt so gut, dass sich Franzen für diese Familiengeschichte und der literarischen Beschreibung der einzelnen Personen so viel Zeit nimmt und geschickt von der Gegenwart in deren Vergangenheit blickt.Gerade bin ich bei der Mutter Marion.
Man kann dann sicher später die Personen und ihre Handlungen besser verstehen.
Ein Buch für die Tonne ist das wahrlich nicht. Der"Tonnenbetreiber" Dennis SCheck erklärte ja schon sehr omptimistisch, er würde ich auf die Fortsetzungen dieser Franzen-Familiengeschichte freuen. Bin da für mich im Zweifel, wenn Herr Franzen nur jeweils nach 10 Jahren wieder ein neues Buch vorlegt..... LG Olga
Nee @Olga, Sie sind ganz bestimmt keine langsamere Leserin als ich, im Gegenteil: Sie lesen viel mehr als ich. Ich habe einfach viel früher angefangen als Sie, das Buch zu lesen, deshalb bin ich da schon weiter.
Aber da ich nur abends und nachts im Bett lese, brauche ich immer ziemlich lange, bis ich ein Buch ausgelesen habe. Einige Nächte in letzter Zeit habe ich - zum Glück für das Buch -😉 so schlecht geschlafen, dass ich nachts mehrere Stunden gelesen habe.
Das Kapitel über Mutter Marion und ihre Verirrungen in der Jugend fand ich übrigens besonders spannend. Aber ich habe das Buch ja noch lange nicht aus, bin jetzt auf S. 375, deshalb kann ich da noch kein Fazit ziehen, welches Schicksal das interessanteste von allen ist. 😉
Ich lese auch im Bett und je nach Müdigkeitsgrad sind das dann mal so durchschnittlich 50 Seiten. Ich ertappe mich auch mit zunehmendem Alter immer mehr ,dass ich zwischendrin über das Buch nachdenken muss (sollte ich besser auf hinterher verschieben).
Mir sind natürlich engere Grenzen gesetzt, da ich nach ca 28 - 30 Tagen das Buch zurückgeben muss und das pünktlich bei so gefragten Titeln - hier ist keine Verlängerung möglich.
Lassen Sie uns immer wieder auf der Strecke mal darüber schreiben, wie wir das Buch erleben? Das fände ich auch sehr spannend. LG Olga
Gern! Ich habe sonst niemanden in meinem Bekanntenkreis, mit dem ich darüber reden kann. Und es ist immer interessant, wenn man das Gleiche liest oder gelesen hat und sich darüber mal austauschen kann. So etwas gibt es ja gar nicht so oft. 😉
Das mit dem Nachdenken kenn ich gut. Manchmal muss ich das Buch an die Seite legen, nur um in meinem Kopf die Gedanken zu ordnen. Aber ich finde das auch durchaus wichtig, sonst läuft es auf ein bloßes Lesen und manches Nichtverstehen hinaus. So ein Buch ist für mich keine Konsumware, sondern jedes Einzelne etwas Besonderes, das ich beim Lesen entsprechend würdigen will. Man würde auch dem Autor Unrecht tun, wenn man es nur runterschlingt wie Fast Food ohne Verständnis für die handelnden Personen. Darum sollte man sich zumindest bemühen, auch wenn man dann länger braucht, um es auszulesen.
M. NDiaye zieht in ihrem Roman der Hauptfigur und den Lesern kunstvoll den Boden unter den Füßen weg. Alle Sicherheiten lösen sich für Me Susane auf. Die alleinstehende, nicht erfolgreiche Anwältin in Bordeaux soll überraschend einen Aufsehen erregenden Fall übernehmen: die Verteidigung einer Mörderin von drei Kindern.
Me Susane – Me für Maître, Anwältin – ist gleich doppelt irritiert: Der Ehemann der Mörderin, Gilles Principaux, scheint vom Verlust seiner Kinder kaum mitgenommen. Und er kommt ihr bekannt vor. Als Zehnjährige begleitete sie ihre Mutter, die bei der reichen Familie Principaux putzte, und folgte dem etwas älteren Sohn des Hauses in sein Zimmer. Steht er jetzt wieder vor ihr?
Damals veränderte er das Leben der Zehnjährigen. Nur wodurch? Was geschah damals im Zimmer? Etwas Traumatisches? Etwas Wunderbares? Me Susane weiß es nicht mehr und ihre Eltern wollen an nichts erinnert werden. Der Vater lässt aber durchblicken, dass sie damals vergewaltigt worden sei – und bricht den Kontakt zur Tochter ab, um nicht mehr behelligt zu werden.
Das war mal etwas ganz Besonderes. In Frankreich wird dieses Buch hoch gelobt. Mir hat es auch gut gefallen, wenn ich auch zweimal ziemlich genervt war, denn die Autorin hat einmal die Anwältin und dann den Principaux in jeweils langen Monologen mit einer ziemlich verrückten Sprache reden lassen. Und - das Ende hätte ich mir anders gewünscht.
Und nun lese ich „Barbara stirbt nicht“. Wunderbar, diese Empfehlung, liebe Olga, dieser Übergang in diese ruhige einfache Sprache nach dem aufregenden Thriller.
Liebe @Olga, ich bin noch sehr viel unterwegs, und wenn ich dann zurück bin, bin ich oft sehr erschöpft, so dass der PC warten muss. Aber schön zu wissen, dass Sie mich "im Auge haben".
Alles Gute Ladouce
Liebe Ladouce,
danke für Ihre so freundliche Mitteilung.
Das Buch "Rache" steht auch bei mir auf derListe und ich freue mich, dass auch Ihnen die nicht sterbende Barbara ähnlich gut gefiel wie mir. Das Buch ist wirklich zu empfehlen.
In meiner Bücherei hatte ich vorbestellt:
Vermutlich das letzte Buch von Kent Haruf "Ein Sohn der Stadt" u n d
von Bernhard Schlink "Die Enkelin".
Beide Bücher werde ich noch vor Weihnachten erhalten, darüber freue ich mich.
Aufgrund der sich wieder zuspitzenden Pandemie sehe ich an mir die bekannte Tendenz, mich wieder mit Büchern und viel Schlaf zurückzuziehen - . Olga
Ich lese auch im Bett und je nach Müdigkeitsgrad sind das dann mal so durchschnittlich 50 Seiten. Ich ertappe mich auch mit zunehmendem Alter immer mehr ,dass ich zwischendrin über das Buch nachdenken muss (sollte ich besser auf hinterher verschieben).
Mir sind natürlich engere Grenzen gesetzt, da ich nach ca 28 - 30 Tagen das Buch zurückgeben muss und das pünktlich bei so gefragten Titeln - hier ist keine Verlängerung möglich.
Lassen Sie uns immer wieder auf der Strecke mal darüber schreiben, wie wir das Buch erleben? Das fände ich auch sehr spannend. LG Olga
Nun habe ich den Franzen also ausgelesen, und ich muss sagen, ich bin jetzt doch froh darüber. 😉
Das Buch hat mich irgendwann regelrecht süchtig gemacht, es ist sehr packend und psychologisch interessant. All die Verirrungen und Verwirrungen der Protagonisten und dann diese endlosen Dialoge! Das alles zieht einen sehr in den Bann. Das Ganze soll ja der Auftakt zu einer Trilogie sein, die nächsten Bände davon werde ich mir trotzdem ersparen. Dieser religiöse, fast fanatische Wahn gleich von mehreren Mitgliedern der Familie, gemischt mit sexuellen Obsessionen, ist mir irgendwann doch zu viel geworden. Ich bin ja selber religiös erzogen worden und habe nichts gegen fromme Menschen, im Gegenteil. Aber hier ist das einfach alles zu übersteigert und grenzt dann schon manchmal an Hysterie.
Ansonsten sind mir die Insider-Kenntnisse des Autors über die Drogen- und Rockszene aufgefallen.
Ein Drogenrausch, der fast mit dem Tod geendet hätte, wird derart plastisch und realistisch beschrieben, dass man fast auf die Idee kommen könnte, der Autor selber sei mal süchtig gewesen, habe so etwas zumindest mal erlebt. Das alles ist in einer großartigen Sprache beschrieben.
Eins steht fest: Mit Leidenschaften und Süchten kennt er sich auf alle Fälle gut aus, die werden in jeder Hinsicht - fast zu detailliert - dargestellt.
Ich meine, das Buch hätte auf die Hälfte gekürzt werden können, das hätte ihm gutgetan. Es ist in Teilen viel zu langatmig, maches wird zu dick ausgewalzt; ich glaube, es hätte durch Kürzungen gewonnen.
Aber ich habe es im Großen und Ganzen gern gelesen, fand es sehr spannend und die Sprache beeindruckend. Und nun ist es auch gut, und die liebe Seele hat Ruh! 😉
Ich lese aktuell "Wie wir jetzt leben. Erzählungen" von Susan Sontag, 2020 im Hanser-Verlag erschienen.
Das Buch enthält 5 Erzählungen der großen amerikanischen Intellektuellen und Preisträgerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, die vor allem durch ihre Essays und sozialphilosophischen Werke bekannt wurde.
Die Erzählungen sind streckenweise sehr sperrig geschrieben. Eine erzählt von den hilflosen Reaktionen von Menschen der New Yorker intellektuellen Schicht, deren Freund (der namenlos bleibt!) an AIDS erkrankt ist, und dem sie "gute Ratschläge" von manchmal erschütternder Hilflosigkeit geben.
Eine weitere Erzählung ist sprachlich fast schon experimentell zu nennen, aber ich komme nicht an diese Geschichte ran, weiß nicht, was Sontag damit "will"
Eine weitere Erzählung ist autobiographisch und handelt davon, wie Sontag als 14- oder 15jährige Lesesüchtige ihr Idol Thomas Mann, der damals in Palisades, Kalifornien, lebte, besuchte und von der Banalität dieses Besuches bzw. des Besuchten sehr enttäuscht ist. Die beiden anderen Erzählungen habe ich noch nicht gelesen.
Mich faszinieren diese Erzählungen LÄNGST nicht so wie mich die essayistischen Arbeiten von Sontag faszinieren. Ich glaube, sie wusste oder ahnte selbst, dass fiktionale Texte NICHT ihre Stärke sind, denn sie hat wenig Fiktionales geschrieben.
Ich weiß nicht, ob ich hier schon berichtete, dass ich vor einigen Wochen das Buch des Sohnes von Susan Sontag las, in welchem er das Sterben seiner Mutter schilderte. David Reiff: Tod einer Untröstlichen, Hanser Verlag.
Beide Bücher zeigen, sich ergänzend, wie hilflos manche Intellektuelle mit Emotionen, Nichtintellektuellem, Ängsten usw. umgehen, die sie intellektuell einfach nicht zu fassen bekommen. So banal-verstörrt wie die Propagandisten in besagter Erzählung von Susan Sontag mit dem Sterben des AIDS-kranken Freundes umgehen, geht sie selbst mit ihrem eigenen Sterben um. Diese "Kohärenz", wenn man das so nennen mag, ist erschütternd.
DW
Barbara stirbt nicht, diesen Titel hätte ich gerne mit vertauschten Rollen gelesen, also gerade andersherum. Mann stiebt und Frau muß sich neu finden. Denn oft geht es doch so, dass wir übrig bleiben und der männliche Partner zuerst geht.
Kennt Ihr vielleicht einen Roman, der sich mit dem empty nest Syndrom beschäftigt? Ich schlage mich nämlich gerade damit herum.
Liebe Grüße
Ruthlinde