Literatur Ich lese gerade
Und wieder bin ich bei Julian Barnes hängen geblieben ;-)
Als Hörbuch, von Frank Arnold vorgelesen,
mache ich jetzt einen Ausflug in die "Belle Epoque" mit
Der Mann im Roten Rock
Adoma
Oh , den liebe ich auch, den Julian Barnes - wie wahrscheinlich auch Du habe ich seinen Roman " Flauberts Papagei" als erstes gelesen und sein Erzählstil hat mich gleich fasziniert. "Der Mann im roten Rock" steht auf meiner Leseliste. An Hörbücher werde ich mich aber nie gewöhnen :-)
Jilian Barnes lese ich auch gerne - ich mag diesen ziemlich zynischen SChreibstil sehr gerne.
In den 80er Jahren las ich schon seine Krimis, die er unter dem Pseudonym Dan Kavanagh veröffentlichte. Olga
Schön zu lesen, dass eine Anregung so gut ankommt, danke. 😉
Ich bin auch für solche Anregungen dankbar und habe mir deshalb gerade gestern das von Olga empfohlene Buch von Helga Schubert "Vom Aufstehen" besorgt.
Wenn ich es gelesen habe, äußere ich mich nochmal dazu. 😉
Hier bin ich wieder und habe nun das Buch „Vom Aufstehen“ gelesen.
Ich habe mich etwas schwer damit getan, wie war das bei Ihnen, Olga? Mir war nicht immer alles ganz verständlich, weil zum Teil etwas kryptisch geschildert, ohne die Hintergründe zu beleuchten.
Erschütternd fand ich die geschilderte Beziehung zwischen ihrer Mutter und ihr. Wie die Mutter sie abgelehnt und als Kind schon behandelt hat, das war heftig zu lesen. Z. B., dass diese verschwenderische Frau, die nicht mit Geld umgehen konnte, mit ihrer Tochter drei Monate lang kein Wort gesprochen hat, weil sie von dem bisschen Praktikums-Geld, was sie als junges Mädchen verdiente, nicht die Schulden der Mutter bezahlen konnte.
Und dann die große Liebe der Mutter zu der Urenkelin, die sie mit allem bevorzugte und mit ihrer unwürdigen Tochter, die sie total ablehnte, verglich. Das war alles harter Tobak.
Dass sie an der DDR gelitten hat, war da fast nebensächlich, die Beziehung zu ihrer Mutter stand ja im Vordergrund und war für mich manchmal wirklich schwer verdaulich.
Trotzdem hat sie ihr am Ende verziehen. Vielleicht musste sie das tun, um endlich Ruhe zu finden. Ich bewundere sie dafür und überhaupt für den Mut, dieses Buch geschrieben zu haben, was erst nach dem Tod de Mutter möglich war.
Hier eine interessante, sehr ausführliche Rezension: Die Kälte mit Erinnerungen bekämpfen
Liebe Rispe,
Sie haben das gut rezensiert - ich habe es ähnlich empfunden, zumal ich aus persönlichen Gründen immer sehr an SChilderungen von Mutter-Tochter-Beziehungen interessiert bin, die in unserer Generation ja sehr oft sehr kompliziert waren.
Im Gedächtnis wird mir hier auch der Satz dieser Mutter bleiben, die ihrer Tochter erklärt, ihre grösste Tat sei es gewesen, die Tochter (und sich) beim Einmarsch der Russen nicht zu erschiessen.
Es geht wahrscheinich wirklich nur aus der Perspektive der Tochter, irgendwann den "Deckel zuzumachen", um das ganze zu beenden, damit es nicht bis zum eigenen Lebensende das beherrschende Thema bleibt.
Bei der Autorin kam auch noch hinzu, dass der langjährige und geliebte Lebenspartner am Ende ein Pflegefall wird, um den sie sich (mit Personal) so kümmert, dass noch ein Restfunken der glücklichen Beziehung übrig bleibt.
Ich bewundere die Autorin auch sehr und bin froh, dass ihr Buch so erfolgreich ist. Denn bei früheren Bucherscheinungen usw. erlebte sie es ja in der DDR schon anders, wo ihr die Entgegennahme von Preisen versagt wurde und auch die Möglichkeit, ihre Bücher im eigenen Land erscheinen zu lassen. Olga
Hallo @Olga, vielen Dank für ihre interessante Rückmeldung mit wichtigen Ergänzungen, die bei mir fehlten. Ich stimme Ihnen in allem zu, was Sie schreiben, in Gedanken beschäftige ich mich immer noch mit ihr und ihrem Leben.
Es stimmt, ihr „war die Entgegennahme von Preisen versagt“, sie war nämlich 1980 schon einmal für den Bachmann-Preis nominiert, den sie 2020 mit der Geschichte „Vom Aufstehen“ erhalten hat. Damals durfte sie ihn nicht annehmen, weil (ich zitiere mal aus dem ‚Tagesspiegel‘) „der ‚antikommunistische‘ Marcel Reich-Ranicki Vorsitzender der Jury war und man daran ja erkennen könne, so die Begründung des SED-Staats damals, ‚dass der gesamte Wettbewerb keine österreichische, sondern eine bundesdeutsche Unternehmung war‘.“
Sie hat ja in dem Buch darüber berichtet, ohne Namen zu nennen, interessant ist für mich jetzt, die entsprechenden Namen aus der Rezension vom ‚Tagesspiegel‘ zu erfahren. Auch dass es der Juror Günter Kunert war, der sie 1980 zum Bachmann-Preis eingeladen hatte.
Abr sie durfte immerhin im Westen veröffentlichen und auch zu Lesungen ausreisen, insofern war sie dann schon privilegiert gegenüber manchen anderen.
Eigentlich kann man das ganze Buch nur verstehen, wenn man sich mal mehr mit ihrem Leben beschäftigt, deshalb habe ich jetzt einiges über sie nachgelesen. Und ich dachte mal wieder wie so oft bei Büchern, die ich gelesen habe, dass man es ein zweites Mal lesen müsste, um es richtig zu verstehen. Nachdem ich es ausgelesen habe, bin ich gleich wieder an den Anfang zurückgegangen und habe die ersten Seiten nochmal gelesen, da wurde mir sofort alles klar, was ich beim ersten Lesen nicht so ganz genau verstanden hatte.
Ihre Lesereisen in andere Länder waren wohl der hohe Preis,den sie dafür bezahlen musste, dass ihre Bücher in der DDR nicht erscheinen durften usw.
Abr sie durfte immerhin im Westen veröffentlichen und auch zu Lesungen ausreisen, insofern war sie dann schon privilegiert gegenüber manchen anderen.
Im Gedächtnis geblieben ist mir auch die Szene, wo sie einenjungen Mann kennenlernte, der ihr erzählte, seine Freundin promoviere aktuell über Uwe Johnson und müsse dazu von Mecklenburg umständlich nach Leipzig fahren, weil dort das Gesamtwerk von Uwe Johnson in einer Bücherei wäre. Sie durfte dann nur unter Aufsicht die für sie relevanten Bücher und Stellen lesen, aber nie eines mitnehmen.
Frau Schubert bot dann an, dass sie bei einem nächsten Westbesuch das Gesamtwerk kaufe und an sich selbst schicken würde, was dann auch klappte. der junge Mann fuhr dann zu ihr, nahm die Bücher in Empfang, bezahlte mit Westgeld, das er sich vorher zusammensparte und die Freundin konnte ihre Dissertation bequermer anfertigen. Diese Dame ging dann aber später in die USA und aus ader Beziehung mit diesem anscheinend sehr netten Mann wurde wohl nichts..... Olga
Sie haben ein gutes Gedächtnis, Olga. Das ist alles richtig, was Sie schreiben. 😉
Man könnte noch viel mehr Einzelheiten ausbreiten, aber ich hör jetzt mal lieber damit auf.😉
Auf jeden Fall finde ich es schön, dass man sich hier austauschen kann und nicht allein mit seinen Eindrücken ist, wenn jemand anders das Gleiche gelesen hat.
So.
Soeben zu Ende gelesen: Kent Haruf: "Lied der Weite". Und wieder bin ich tief berührt von dem, was diesen Menschen in "Holt" so alles widerfährt (dabei ist es "nur" ihr Alltag, an dem Haruf seine Leserinnen und Leser teilhaben lässt) und immer noch und mehr denn je begeistert von der Erzählkunst dieses wirklich Großen, den ich noch nicht kannte *schäm* und den mir @Rispe und @olga64 nahe gebracht haben.
Nun liegen "nur" noch zwei ungelesene Romane von ihm auf meinem Schreibtisch, ein dritter erscheint im Oktober. Und dann? Leider ist Haruf 2014 verstorben, so dass ich sehr dosiert lesen muss, um noch LANGE etwas von den dann drei Büchern zu haben.
Nach wie vor begeistert:
Der Waldler
Wieso "schäm"? Was meinste, was ich alles nicht kenne und man eigentlich kennen müsste! 😉
Ich habe mich z. B. geschämt, als ich hier über "Oliver Twist" las und nicht mehr genau wusste, ob ich dieses wichtige Buch der Weltliteratur mal gelesen habe. Meine, mich zu erinnern, das mal als junges Mädchen getan zu haben, aber wenn, dann habe ich alles vergessen. Also *auch schäm*! 😉
Ich tröste mich damit, dass man nicht alles kennen kann. Dafür gibt es anderes, auf das ich stolz sein kann und wofür ich mich nicht schämen muss. 😉