Literatur Ich lese gerade
Ich lese gerade die Prosagedichte von Michael Krüger, die er während seiner Isolation geschrieben hat.
Krüger war mitten in einer Chemotherapie seiner Leukämie, als die Corona-Pandemie ausbrach. Da er keinerlei Immunkräfte mehr hatte, musste er sich radikal in einem Waldhaus isolieren, seine Frau begleitete ihn dabei.
In dieser Zeit schrieb er einen Gedichtzyklus, der teilweise im SZ-Magazin veröffentlicht wurde. Nun ist das Buch "Im Wald., im Holzhaus" bei Suhrkamp erschienen, es sind auch noch einige andere Gedichte jenseits dieses Zyklus drin.
Was ich bisher gelesen habe (ca. 2/3), ist sprachlich hervorragend, und sie gefallen mir richtig gut, sofern man das bei diesem Thema sagen kann.
Krügers Gedichte sind höchst subjektiv, aber sie sagen meiner Meinung nach mehr über das pandemische Geschehen für den Einzelnen aus als so manches "objektive" Bericht. Vor allem setzen sie sich ganz allgemein mit Krankheit, Vergänglichkeit und Tod auseinander, was sicherlich für manche Leserinnen und Leser abschreckend sein könnte. Dennoch (oder gerade deshalb) sind das Texte, die m.M.n. ihre Aktualität und Bedeutung nicht verlieren werden, wenn die Pandemie mal vorbei sein sollte.
Mit gleicher Post kamen auch weitere drei Bücher von Kent Haruf an, auf deren Lektüre ich mich schon sehr freue.
Schönen Gruß
DW
Ich habe alle die Gedichte von Michael Krüger gelesen, die im SZ-Magazin erschienen, weil ich ein Wochenend-Abo der SZ habe.
Die waren sehr beeindruckend, und der Mann musste ja, wie du richtig erwähnst, wegen seiner schweren Krebserkrankung extrem aufpassen, konnte z. B. erst dann die Zeitungen lesen, wenn sie einige Stunden im Backofen gelegen hatten etc. etc., wie ich in Erinnerung habe. Er ist sowieso eine ganz besondere Persönlichkeit, den ich immer bewundert habe. Hoffentlich bewältigt er diese Krankheit einigermaßen, zumal er schon so alt ist.
Von Kent Haruf habe ich jetzt zwei Bücher gelesen, aber ich höre jetzt damit auf, obwohl ich ihn sehr gern gelesen habe. Ich habe noch so viel anderes Ungelesenes bei mir rumliegen, was endlich mal dran ist.
Denn sie könnte hier durchaus Beifall von der falschen Seite kriegen, und man könnte dazu neigen, Nazis wieder zu verharmlosen. Was bestimmt nicht ihre Absicht war, aber ich sehe ein bisschen diese Gefahr und hoffe, dass die unbegründet ist.Das Buch ist eine gewisse Kokettierung mit einer äusserst heiklen Angelegenheit, find ich.
geschrieben von Rispe
Gruss Val
Autor: Mahmood Mamdani
Der 1946 in Kampala geborene Autor ist Anthropologe und Politikwissenschaftler. Mamdani lehrt als Inhaber der Herbert-Lehman-Professur am Institut für Anthropologie an der Columbia University in New York City.
Mahmood Mamdani ist als Sohn indischer Einwanderer in der ugandischen Hauptstadt Kampala aufgewachsen. Er lebt mit seiner Frau, der Filmregisseurin Mira Nair und ihrem gemeinsamen Sohn in New York City und Kampala
Aus dem Klappentext
Mamdani deckt die Lügen, Stereotypisierungen und leichtfertigen Generalisierungen auf, mit denen die USA ihr Verhalten gegenüber der muslimischen Welt begründen. Bestürzend, aber essentiell.‘
Das Buch erschien bereits 2006, aber erst jetzt bin ich dazu gekommen, es zu lesen .Ein, wie ich finde, nicht nur sehr provokantes und wichtiges Buch. Beim Lesen habe ich mich durchaus in so manchen westlich geprägten Stereotypen wiedergefunden und meine ganz persönliche Kompassnadel kam ganz schön ins Kreiseln - aber ich habe sie neu justiert und in vielen Dingen meine Meinung und mein verständnis für globale Zusammenhänge ändern können.
Ich möchte es allen empfehlen, die sich Gedanken zu den weltweiten politischen Probleme machen und die bereit sind, sich auch auf eine andere Meinung als die von den USA geprägte, oft als die "gute Meinung" angesehene, einzulassen.
Leseprobe aus der Infoseite "Münchner Friedensbündnis"
Wir haben soeben ein Jahrhundert der Gewalt hinter uns, eines, das möglicherweise gewalttätiger war als jedes andere, soweit die Geschichtsschreibung zurückreicht: Weltkriege und koloniale Eroberungen; Bürgerkriege, Revolutionen und Konterrevolutionen. Obwohl das Ausmaß dieser Gewalt erschütternd ist, erstaunt es uns nicht. Das moderne politische Empfinden betrachtet die meisten Formen politischer Gewalt als Voraussetzung für historischen Fortschritt. Seit der Französischen Revolution ist man es gewohnt, in der Gewalt die Hebamme der Geschichte zu sehen. Die Französische Revolution bescherte uns den Terror, und sie bescherte uns eine Bürgerarmee. Das wahre Geheimnis von Napoleons glänzenden Erfolgen auf dem Schlachtfeld lag darin, dass seine Armee nicht aus Söldnern bestand, sondern aus Patrioten, die um einer Sache willen töteten und von Nationalgefühl beseelt waren – oder, wie wir inzwischen sagen würden, von der Bürgerreligion des Nationalismus. Das moderne Empfinden reagiert angesichts tiefgreifender Gewalt keineswegs verstört. Die Weltkriege haben das nur zu deutlich offenbart. Was uns in unserem modernen Empfinden allerdings verstört, ist Gewalt, die sinnlos erscheint, die sich nicht durch den Fortschritt rechtfertigen lässt ...
Ja, das ist Michael Krüger nur zu wünschen.
Meine Frau und ich glauben anscheinend an die Unsterblichkeit, denn wir kaufen immer noch und wieder Bücher, dabei gibt es noch hunderte Ungelesene in diesem Haushalt. Buch-Maniker... 😉
Liebe Rispe, liebe Val,
ich freue mich,dass evtl. Val nun ebenfalls ein Fan von Juli Zeh wird.
Anfangs dachte ich ja auch,dass sie für die Schilderung des "guten Nazi" Beifall von der falschen Seite bekommen könnte. Das ist aber m.W bis jetzt nicht eingetreten. Vermutlich habe ich hier "die falsche Seite" überschätzt - ich denke, die lesen solche Bücher überhaupt nicht. Dauert zu lange, man muss sich damit auseinandersetzen und sich dann natürlich auch noch einer Autorin stellen, die recht wortgewaltig ist und sicher Gegenargumente hat.
In der SZ war kürzlich an einem Wochenende eine verspätete Rezension zu diesem Buch. Die war kritisch, nicht nur wegen des Focus "Nazi", sondern generell über den Stil von Frau Zeh.
Das finde ich gut und richtig - damit setze ich mich gerne auseinander, weil mir als Fan natürlich auch manchmal andere Blickwinkel gut tun. Viel Spass weiterhin mein Lesen - Olga
Ich arbeitete ab 1966 (damals als Praktikantin) bis 1970 in einem Münchner Verlag (Gräfe und Unzer). Mein damaliger Chef war ein Freund von Michael Krüger, der damals als Lektor im Hanser Verlag anfing.
Wir waren alles recht junge Leute, vergnügungssüchtig und mitten drin in Schwabing. Da wurde auch mit Michael Krüger viel gefeiert und natürlich auch viel über Bücher geredet und diese auch gelesen.
Als ich erstmals von seiner schweren Erkrankung erfuhr, hat es mich zutiefst beeindruckt, wie er dagegen ankämpft, wenn er diesen Krebs auch noch in einer Pandemie erleiden muss.
Ich hoffe sehr, dass er uns noch lange erhalten bleibt. Olga
Liebe Olga,
ich habe Michael Krüger mal bei einer Buchhändler-Veranstaltung Ende der 1980er Jahre in Frankfurt kennengelernt. Er ist ein wirklich ausgesprochen netter Mensch. Und er engagierte sich enorm für die Autoren, die er schätzte. So verdankt der große schwedische Lyriker Tomas Tranströmer vor allem Michael Krüger seine Bekanntheit ausserhalb Schwedens. Als Tranströmer 2011 dann den Nobelpreis bekam, war das meiner Meinung nach auch ein kleiner Verdienst für Michael Krüger.
Liebe Grüße
DW
Michael Krüger spricht über Tomas Tranströmer:
Ich lese gerade den Debütroman "Das flüssige Land" der jungen österreichischen Schriftstellerin Raphaela Edelbauer. Das Buch schaffte es 2019 gleichzeitig auf die Shortlist des österreichischen und des deutschen Buchpreises.
hier mal ein link dazu
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_fl%C3%BCssige_Land
Ich habe es schon vor einiger Zeit gelesen, möchte aber aus aktuellem Anlass auf dieses Buch hinweisen:
Wo Mut die Seele trägt
Wir Frauen in Afghanistan
von Nahid Shahalimi
Seit ihrer Flucht aus Afghanistan hat Nahid Shahalimi in Pakistan, Indien, Kanada, den USA, Spanien und Deutschland gelebt. In Montreal studierte sie u.a. Bildende Kunst und Politik. Seit 2000 lebt sie mit ihren beiden Töchtern in München, wo sie als Künstlerin, Autorin und Aktivistin tätig ist. Dieses Buch erschien 2017 und wohl kein anderer Mensch wäre so legitimiert wie sie, über die Frauen Afghanistans zu schreiben.
KLAPPENTEXT
Frauen und Mädchen in Afghanistan lieben ihr Land, und keine von ihnen würde es freiwillig verlassen. Sie sind mutig, neugierig, sportlich, wissbegierig und wollen nur eines: Frieden. Die Autorin ist für dieses Buch mehrfach nach Afghanistan gereist, hat Frauen und Mädchen getroffen und mit ihnen über ihre Träume, über Mut, Trauer, aber auch Lebensfreude gesprochen. Wir erfahren von Skateboard fahrenden Mädchen; von Frauen, die im Krieg gekämpft haben oder sich politisch engagieren ohne Angst; aber wir hören auch von Frauen, die Opfer wurden und deren Familien erzählen. Obwohl der Weg dieser Frauen gefährdet ist, ist die Autorin auf eine Welt der Hoffnung gestoßen, und sie erzählt authentische und beeindruckende Lebensgeschichten voller Stärke und Zuversicht.