Literatur Ich lese gerade
Du hast recht, Roxanna. Vor allem bei der Malerei empfinde ich das ganz genauso. 😉
Allerdings ist die ja auch oft sehr vieldeutig, wogegen Texte dann schon manchmal durchaus konkreter werden.
Das alles ist ein weites Feld. Belassen wir es dabei! Sonst kommen wir vom Höcksken aufs Stöcksken, um es mal auf Rheinisch zu sagen. 😊
Ich lese gerade, was mir beim Räumen und Sortieren in die Finger gefallen ist. 30 oder 40 Jahre nicht gelesen und habe das Gefühl, ich würde es zum ersten Male lesen. Da waren zunächst einige Bücher von William S. Maugham und jetzt bin ich bei Patricia Highsmith angekommen. Ich begann mit "Venedig kann sehr kalt sein", dann "Lösegeld für einen Hund" und bin jetzt bei den "Leuten, die an die Tür klopfen". Sie schreibt psychologisch ausgefeilte Handlungen, fängt alles ganz harmlos an und man fragt sich, warum schreibt sie sowas. Und plötzlich stimmt was nicht, wird spannend, die von ihr gezeichneten Charaktere sind plötzlich nicht mehr harmlos sondern hintergründig subtil und es fügt sich ein Detail zum anderen bis zum überraschenden Ende.
Weltbekannte Regisseure haben Romane von ihr verfilmt: Claude Chabrol, Alfred Hitchcock, Anthony Minghella, Rene Clement, Hossein Amini, um nur einige zu nennen.
Kann Ihnen nur zustimmen. Ich habe auch in den 70er Jahren meine Leidenschaft für Patricia Highsmith entdeckt und alles gelesen, was es von ihr gab.
Sie ist ja leider schon mehr als 25 Jahre tot.
Als eines ihrer letzten Bücher (kein Krimi) las ich Carol, das sie bereits 1952 unter Pseudonym schrieb, aber erst 1990 ihre Autorenschaft outete. Es handelt von lesbischen Frauen, zu denen sie ja selbst gehörte.
Wie oft bei Büchern, gefielen mir die Filme später nur teilweise, was ich mir aber immer so erkläre, dass ich mein eigenes Kopfkino bei Büchern habe,das oft nicht mit späteren Filmen übereinstimmen kann. Olga
@Michiko
oh wie schön, Patricia Highsmith habe ich damals auch gern gelesen, leider sind ihre Bücher meinen ständigen Umzügen zum Opfer gefallen.
Jetzt habe ich gerade folgendes Buch angefangen:
"Verlassen" von Tahar Ben Jelloun, der Schriftsteller wurde 1944 in Fès Marokko geboren und gilt als bedeutendster Vertreter der französischsprachigen Literatur des Maghreb und hat schon einige Preise gewonnen.
Quote
Tahar Ben Jelloun erzählt den massenhaften Exodus aus Nordafrika in die feindliche Festung Europa als figurenreiche und schonungslose Tragödie. Der Spiegel
Quote Ende
Liebe @Rispe ,
Lieber @Der-Waldler ,
ich bin froh, dass ihr euch als "Gelegentlich-ein-Gedicht-Nichtversteher" geoutet habt 😁, so fällt es mir leicht, dies ebenfalls zuzugeben. 😊
Vor allem die Gedichte des Herrn Rilke, die ich sehr schätze, finde ich häufig sehr schwierig. Aber auch an Gedichten, die ich nicht komplett verstehe, habe ich meine Freude, kann über das Nichtverstandene "hinweglesen" und das Gedicht trotzdem genießen. Manche Gedichte verstehe ich intuitiv, bin dann aber nicht in der Lage, dieses intuitive Verstehen in für Andere verständliche Worte umzusetzen. Na ja, muss ich ja auch nicht. 😁
Guten Morgen, @Maikel!
Ich glaube, der Waldler ist mehr als ein "Gelegentlich-ein-Gedicht-Nichtversteher", das betrifft dann nur noch uns beide. 😉 Aber das mit dem Intuitiv-Erfassen und Genießen kenne ich auch.
@Der-Waldler nämlich beschäftigt sich viel mit Lyrik und ist da eine Stufe weiter als wir.👴 😉
Aber wir machen ja keinen Wettbewerb auf, nicht wahr? Das wär schade und würde die Freude verderben.
Einen schönen Tag wünscht Dir
Rispe
Lieber @Maikel,
ich denke, dass ein Gedicht etwas im Leser berühren muss, sei es seelisch, geistig, rational. @Roxanna und @Rispe haben ja schon auf die Malerei verwiesen.
Für mich gilt das besonders für die abstrakte und vor allem für die gegenstandslose Malerei. Als ich vor Jahren mal in der Foundation Beyeler nahe Basel war, und dort vor einem Gemälde von Mark Rothko stand, war ich sehr tief, fast zu Tränen berührt. Dabei waren dort nur zwei ungenau gemalte Rechtecke, ich glaube, ein rotes und ein graues, die übereinander auf einen noch etwas dunkler als grauen Grund gemalt waren.
Was gibt es da zu "verstehen"? Wenn ich da rein rational ran ginge, würde ich sagen: Ja, gut, zwei Rechtecke auf einem anderen Rechteck. Viele andere würden vielleicht sogar sagen "Na, das kann meine fünfjährige Tochter auch". Und vermutlich hat er nicht Unrecht. Und dennoch berührte mich dieses Bild (wie viele andere gegenstandslose Bilder auch) in einer Tiefe, die ich fast spirituell nennen möchte. Und genauso geht es mir mit manchem schwierigen Gedicht.
Ich war 17, als ich das erste Mal ein "schwieriges Gedicht" las, in der Schule, bei einem Deutschlehrer, dem ich bis heute dankbar bin, weil er meine Liebe zur Literatur weckte und mir auch den Weg zum Buchhändlerberuf ebnete. Wir bekamen von diesem Herrn K. das Gedicht "Verlorenes Ich" von Gottfried Benn vorgelegt, und mich traf fast der Schlag! Eine solche Sprache, ja eine solche Sprachmacht hatte ich vorher noch nie gelesen. Ich verstand kaum etwas, und war doch hin und weg! Heute denke ich, dass wir damals als Obersekundaner, alle zwischen 16 und 17 Jahre jung, noch viel zu jung waren, um ein solches Meisterwerk auch nur ansatzweise zu "verstehen". Aber es weckte in mir nicht nur die o.g. Liebe zur Literatur, auch meine lebenslange Liebe zur modernen Lyrik (wobei ich durchaus auch die "Alten", Hölderlin, Novalis, Droste-Hülshoff, Gryphius u.a. sehr schätze) und auch zu Gottfried Benn, den ich trotz seiner 13 Nazi-Monate hoch verehre. Zwei Regale hier am Schreibtisch sind Büchern von und über Benn vorbehalten... ;-)
Aber ich gerate jetzt ins Schwärmen, hier sollten ja nur Werke vorgestellt werden.
Wer aber das "Verlorene Ich" nachlesen will, kann dies hier (Klick!) tun.
LG
DW
Guten Morgen, @Maikel!
Ich glaube, der Waldler ist mehr als ein "Gelegentlich-ein-Gedicht-Nichtversteher", das betrifft dann nur noch uns beide. 😉 Aber das mit dem Intuitiv-Erfassen und Genießen kenne ich auch.
@Der-Waldler nämlich beschäftigt sich viel mit Lyrik und ist da eine Stufe weiter als wir.👴 😉
Aber wir machen ja keinen Wettbewerb auf, nicht wahr? Das wär schade und würde die Freude verderben.
Einen schönen Tag wünscht Dir
Rispe
Liebe @Rispe,
nachdem ich meinen Beitrag abgeschickt habe, las ich Deinen. Das ist zu viel der Ehre, aber ich danke 😊 Es gibt viele Gedichte, die ich nicht verstehe. Aber ich schrieb ja, das muss ich auch nicht, ich will auf einer der drei Ebenen Bauch, Herz, oder Kopf berührt werden. Dann passt's, wie man hier in Bayern sagt.
Liebe Grüße und guten Morgen
DW
Lieber @Der-Waldler,
ich habe das Gedicht nicht verstanden, vor allem die erste Strophe, um ehrlich zu sein. Aber ich kann mir vorstellen, dass das Gedicht gerade jemanden in der Pubertät anspricht, weil es ein Pathos enthält, für das man dann empfänglich ist, zumal es in einer ganz anderen Epoche entstand, wo ein solches Pathos noch ankam.
Ich war in dieser Zeit an Prosawerken fasziniert von Hesses "Steppenwolf" oder Dostojewski: "Schuld und Sühne".
Darf ich ehrlich sein? Ich weiß nicht, wie ich das Gedicht von Benn damals gefunden hätte, wenn es mir vorgestellt worden wäre. Aus heutiger Sicht und mit meinem heutigen Geschmack kann ich damit nichts anfangen, abgesehen von meinem mangelnden Verständnis. Es ist sogar so, dass dieses Pathos mich heute regelrecht abstößt.
Ich hoffe, das enttäuscht dich jetzt nicht, ich mag aber auch nicht lügen.
Ja, lieber Waldler, damit musst du jetzt leben. Ich kann aus meinem Herzen keine Mördergrube machen, sei mir nicht böse. 😉
Liebe @Rispe,
nein, das enttäuscht mich nicht. Ich denke, gerade was Kunst und Literatur angeht, sind die Vorlieben so verschieden, so individuell, dass man da auch als Autor über Kritiken nicht allzu "beleidigt" sein darf. Ich habe immer mit Schmunzeln verfolgt, wie Reich-Ranickis Kritiken Martin Walser bis aufs Blut gereizt haben... 😉
Liebe Grüße und danke für Deine Gedanken.
DW